Deadly Revenge - Das Brooklyn Massaker
Verfasst: 29.07.2006, 17:28
Originaltitel: Out For Justice
Regie: John Flynn
Darsteller: Steven Seagal, William Forsythe, Jerry Orbach, etc.
Was für ein archaischer Titel für einen Film! Dabei stellt sich mir nur die Frage, warum man für den deutschen Markt einen englischen Titel wählt, wo es der Originaltitel doch auch getan hätte. Darüber hinaus trifft es „Out For Justice“ doch schon ganz gut. Aber auch „Deadly Revenge“ ist nicht verkehrt wobei der deutsche Untertitel doch ein wenig weit hergeholt ist. Ein Massaker gibt’s hier dann doch nicht zu sehen, eher einen abgedrehten aber sehr unterhaltsamen Amoklauf. Da stellt sich doch nur die Frage, wer hier Amok läuft. Der Bösewicht oder eher doch Seagal?
Gleich in der Anfangssequenz werden die Fronten geklärt. Der italienischstämmige Cop Gino Felino (Steven Seagal] gefährdet einen Einsatz, indem er einem Zuhälter, der eine seiner Nutten verprügelt, die Unsinnigkeit seiner Taten vor Augen führt. Dieses tut er auf die übliche knochenknackende Art.
Sein ehemaliger Jugendfreund Richie Madano (William Forsythe – Stone Cold, The Rock) hat sich dagegen für den kriminellen Lebensweg entschieden und verdient seinen Lebensunterhalt mit Drogen und ähnlichen Eskapaden. Dabei ist er ein richtiger Psychopath geworden. Scheinbar grundlos erschießt er auf offener Straße den Polizisten Bobby Lupo, ebenfalls ein Freund aus Kindertagen von Richie und Gino, vor dessen Frau und Kind. Dies soll nicht der einzige Mord von Richie an diesem Tag bleiben. So zieht er also eine blutige Spur durch New York.
Da Gino seiner Meinung nach der Einzige ist der Richie aufspüren kann (schließlich ist er in der Szene aufgewachsen..) bekommt er von seinen Vorgesetzten Narrenfreiheit, schnappt sich ne Flinte und ein Auto und macht sich auf die Jagd nach dem Killer. Seine Connections bei der italienischen Mafia helfen ihm dabei. Aber auch die „Familie“ ist hinter Madano her, da er nur seine eigenen Interessen verfolgt.
Gino in der Fleischerei
Gino ist einigermaßen dicht dran, und nimmt auf seinem Weg unter Anderem eine Fleischerei und einen Billardschuppen auseinander. Des Weiteren gibt’s ne halsbrecherische Verfolgungsjagd durch die Straßen Brooklyns. Bevor er Richie allerdings stellen kann findet er noch heraus, dass sein Partner Bobby nicht das weiße Schäfchen war, dass er vorgab zu sein. Das nur aber so am Rande, ist für den Film und seine Aussage auch nicht weiter wichtig...
Alles läuft auf die finale Konfrontation zwischen Richie und Gino hinaus. Und jeder, der je einen Film mit Steven Seagal Film gesehen hat, kann sich vorstellen, wer in dieser Auseinandersetzung der Sieger bleibt. „Das ist ein Jammer! So ein paar Kugeln hätten dir eine Menge Schmerzen erspart.“ Und dieses Zitat ist wirklich nicht übertrieben...
Deadly Revenge ist der ultimative Seagal-Streifen. Nie war er so kompromisslos wie hier. Was hier in 88 Minuten an Action geboten wird, konnte er in keinem späteren Streifen wiederholen. Dabei ist der Plot selten dumm und die Aussage des Films sehr zweifelhaft. Otto Normalactionfan ist dies aber egal, denn dieser kann sich an wirklich gut fotografierter Action erfreuen. Der Subplot um den korrupten Polizisten dient dann auch nur dazu, den Film auf eine kinotaugliche Lauflänge zu strecken. Denn an der Grundaussage und vor allem am Ausgang des Streifens ändert die Tatsache, dass Bobby nicht sauber war, wirklich gar nichts.
Denn hier geht es nur um den Rachefeldzug Ginos und seinem Wunsch, Richie die Lebenslichter auszublasen. Und wie er dabei vorgeht, ist einmalig brutal und wird nie langweilig.
Gino in der Billardhalle
Es geht schon damit los, dass seine Vorgesetzten ihn gewähren lassen. Das ist zwar völlig unrealistisch, eröffnet aber ungeahnte Freiheiten in der Polizeiarbeit. So darf neben seiner Dienstwaffe und der obligatorischen Pumpgun auch ein Fleischerbeil, ein Billardqueue, eine Billardkugel und zu guter Letzt ein Korkenzieher als Waffe herhalten. Dementsprechend wird das Auge auch mit relativ drastischen Gewalttaten „verwöhnt“. Zarte Gemüter dürften schon bei abgeschossenen und zerhackten Gliedmaßen die Schnauze voll haben. Unvergesslich auch die Szene, wo ein Badguy nach Bearbeitung mit einer Billardkugel seine Zähne ausspuckt. Regisseur John Flynn hält auch bei diesen Szenen voll drauf. Kein Wunder also, dass es den Film hier in Deutschland lange Zeit nur geschnitten (ja, auch die 18er VHS war cut!) gab. Erst auf DVD konnte der Film dann seine ganze Pracht entwickeln. Die drei größeren Kampfszenen in der Fleischerei in der Billardhalle und der finale Shootout in der Wohnung zeigen Seagal dann auch von seiner besten Seite. Das ist der Seagal, wie ihn seine Fans lieben. Hier gibt’s keine gedoubelten Szenen wie in seinen letzten Streifen und auch Wirework ist hier fehl am Platz. Dafür aber gibt’s die geliebten Knochenbrecherszenen zuhauf.
Die schauspielerischen Leistungen sind bei einem Film dieser Machart durchaus zu vernachlässigen. Seagal verrichtet Dienst nach Vorschrift und sieht in den Kampfszenen , wie bereits angesprochen sehr gut aus. Schauspielern konnte er schon damals nicht und wird es wohl auch nicht mehr lernen. Ist aber auch egal, das Manko konnte er damals durch körperlicher Fitness und gut choreographierter Martial Arts Szenen wieder wettmachen.
William Forsythe gibt in seiner Rolle als abgedrehter Psychopath alles und kommt auch als Ekelpaket ganz gut rüber. Einzig die deutsche Synchro, in der er wie Elmer aus der Bugs Bunny Show klingt, raubt ihm ein wenig die Glaubwürdigkeit.
Der restliche Cast taugt gerade mal als Kanonenfutter für unseren Stevie oder halt als sein Stichwortgeber. Diese Rolle übernimmt dann Jerry Orbach, der wahrscheinlich nie so unterfordert war, wie in „Out for Justice“.
John Flynn (Lock Up) inszeniert die Ein-Mann-Show routiniert und ohne Schnörkel. Viel konnte er aber bei dieser minimalistischen Handlung auch nicht falsch machen. Darüber hinaus ist der New Yorker Stadtteil Brooklyn sehr gut eingefangen und auch in den Kampfszenen behält man immer den überblick. Das waren noch Zeiten, als man Mann gegen Mann-Kämpfe noch ohne pseudocooles Schnittgewitter auf Zelluloid verewigt hat.
Der treibende Soundtrack von David Michael Frank tut sein Übriges zu einem mehr als gelungenen Film bei.
Fazit: Deadly Revenge ist für mich der beste Seagal-Film und einer der kompromisslosesten Actionfilme überhaupt. Es passt einfach alles zusammen. Und auch wenn man über die doofe Story meckern könnte, bei Deadly Revenge hätte eine besser herausgearbeitete Geschichte nur gestört. Leider schaffen es Filme dieser Art heutzutage nicht mehr ins Kino. Da müssen wir uns wohl weiter mit Pseudoaction a la The Fast And The Furious begnügen.
von 10 Punkten!
Die deutsche DVD von Warner hat ein Spio/ JK Siegel und ist auf Grund der Indizierung nicht so leicht zu bekommen. Extras sind wie fast immer bei solchen Streifen nicht vorhanden (nicht mal ein Trailer), dafür ist die Bild- und Tonqualität ausreichend.