Freeman ballert:
Im Fadenkreuz 3 - Einsatz in Kolumbien
Originaltitel: Behind Enemy Lines: Colombia
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Tim Matheson
Darsteller: Joe Manganiello, Ken Anderson, Channon Roe, Yancey Arias, Chris J. Johnson, Antony Matos, Keith David, Jennice Fuentes, Steven Bauer, Tim Matheson u.a.
„Im Fadenkreuz“ war gekennzeichnet durch das optische Gespür seines Regisseurs (die Kampfjetabsturzszene bildet noch heute, Jahre später, ein Highlight im Genre), die vollkommene gegen den Strich Besetzung Owen Wilsons und den wilden Hauruckpatriotismus, der aus einem Genozid den Spielplatz harter Männer machte. Der unverhofft auftauchende „Im Fadenkreuz II“ lenkte dann einige Jahre später den Fokus deutlich auf die Grundsituation der I, schickte Owen über Bord, verzichtete auf zuviel Säbelrasseln, entsagte zwangsläufig (da nur Direct to DVD produziert) den fetteren Schauwerten und ließ ein paar US-Armymänner in Korea hinter feindliche Linien geraten, um damit gerade B-Fans dank straff durchgezogener Action zu verzücken. Für die abermals eher unerwartete Fortsetzung sicherte sich die Wrestlingvereinigung WWE die Rechte und wollte den Film nutzen, um den Wrestler Mr. Kennedy (alias Ken Anderson) nach Vorbild von Steve Austin (Die Todeskandidaten) oder John Cena (The Marine) einem breiteren Publikum vorzustellen ... Das Ergebnis sollte vor allem B-Actionfans hervorragend munden!
Es geht um eine Abordnung SEALs, die nach Kolumbien geschickt wird, wo man eigentlich ein Lager der Rebellenarmee FARC auskundschaften soll, die das Land großflächig mit ihrem Terror überzieht. Die US-Army vermutet in dem Lager größere Drogen- und Waffenbestände und will diese vernichten, wodurch den Rebellen ein wichtiger Finanzierungsfaktor verloren ginge. Vor Ort bemerken die SEALs, dass sie gerade mitten in die Friedensverhandlungen der FARC mit der kolumbianischen Regierung geraten sind. Als man heimlich wieder abziehen will, um den Prozess nicht zu behindern, dringt eine vierte Partei in das Lager ein und bringt sowohl die verhandelnden Parteien als auch zwei SEALs um. Ein weiterer SEAL wird verwundet und verschleppt, während die letzten zwei Verbliebenen die Flucht antreten und erfahren müssen, dass den SEALs die Attacke und das anschließende Massaker an den Verhandlungsparteien zugeschrieben wird. Die Aufgaben sind nun klar: Man muss überleben, den verschleppten Kameraden befreien und die eigene Unschuld beweisen. Doch wem können die beiden Soldaten vertrauen?
Mit hohem Tempo und ohne große Umwege lanciert „Im Fadenkreuz III“ seine Geschichte, die über weite Strecken einen rein funktionalen Charakter hat und die Action sinnvoll miteinander verbinden soll. Das funktioniert ganz hervorragend. Doch mit zunehmender Laufzeit entwickelt auch die Geschichte einen ganz eigenen Reiz und schafft es doch tatsächlich, über den die Action verbindenden Storykitt hinaus zu fesseln und Spannung aufzubauen, die über den bloßen Überlebenskamp der beiden US-Soldaten hinausgeht und eine ganz interessante Intrige aufspannt, die wirklich erst in den letzten Minuten absolut stimmig aufgelöst wird. Chapeau!
Davon abgesehen geht es in „Im Fadenkreuz III“ natürlich vor allem um fette Spezialeinheitenaction und auch auf diesem Feld schlägt sich der Streifen mehr als ordentlich und versucht einiges an Abwechslung anzubieten. Seien es Shoot Outs im Rebellenlager, Häuserkämpfe, Scharmützel auf offenem Feld oder Mano a Mano Messerstechereien im Dschungel, Regisseur Tim Matheson versucht schon rein von den Schauplätzen her seine Action immer anders aussehen zu lassen. Inszenatorisch lehnt er sich dabei an die Bourne Filme an und arbeitet mit einer sehr unmittelbaren, sehr dynamischen Optik, die aber zu keinem Zeitpunkt die Übersicht einem allzu hektischen Inszenierungsstil opfert. Hier entsteht wirklich ein richtig cooles Mittendrin statt nur dabei Gefühl, das eigentlich keinerlei Wünsche offen lässt und selbst Gegner dieses Inszenierungsstiles niemals vergrätzen dürfte. Exemplarisch sei nur einmal der brachial brutal choreographierte, richtig geniale Messerfight gegen Ende des Filmes erwähnt, der Seagalsches Messerhandling mit Bournschen Brachialmoves vereint und mit einer wahrlich beachtlichen Schnittfrequenz umgesetzt wurde, ohne dass einem auch nur ein Detail des Fights entgehen würde.
Will man über die Action meckern, wird man vermutlich konstatieren, dass der Bodycount zwar beachtlich, der eigentliche Brutalitätsgrad aber ziemlich moderat ausgefallen ist. Erstaunlicherweise gibt es beispielsweise nur Bluteffekte, wenn die Amis sterben, der Rest fällt leider nur nach dem „Peng, du bist entseelt“ Prinzip um. Hier büßt der Film definitiv an Wucht ein und vor allem die Snipersequenzen geraten dadurch geradezu langweilig (Und das bei dem Kaliber, das man da auffährt!). Auch inszenatorisch muss man bemängeln, dass die Flugzeugausstiegssequenz zu Beginn fast schon standardmäßig aus „Navy Seals“ entlehnt wurde und dass die Raketenwerferabschusssequenzen allesamt ziemlich mies animiert wurden, dann aber zumindest immerhin in fette Old School Explosionssequenzen münden. Richtig fett ist dabei die Zersprengung eines Baumes geraten! Was man auch ein wenig vermisst, ist etwas brachialeres Kriegsgerät. Immerhin werden die FARC Rebellen als bestausgerüstete Rebellenarmee der Welt angeteasert. Da sollte doch mehr drin sein als ein läppischer Hummer ...
Darstellerisch schlägt sich „Im Fadenkreuz III“ beachtlich. Dabei fällt als erstes auf, dass Mr. Kennedy, für den man den Film letztlich ja auf die Beine gestellt hat, nur die zweite Geige hinter dem sympathisch wirkenden, aber mit einem sehr begrenzten mimischen Repertoire versehenen Joe Manganiello spielt, dabei aber darstellerisch mehr punkten kann, als seine Wrestling Kollegen John Cena oder Steve Austin und durchaus über weitere actionorientierte Rollen nachdenken sollte. Den verletzten SEAL gibt Channon Roe, der Actionfans dank seines Faschoauftrittes im Dudikoff Brett „Soldier Boyz“ ein Begriff sein sollte und mit der Attitüde eines MacGyvers, der sich mit Zahnbürste und Co. aus jedem Knast befreien könnte, ordentlich rockt und für einiges an Action im Film zuständig ist. Dass er eigentlich einen heftigen Beinschuss abbekommen hat, ist dabei dem Drehbuch keine zwei Seiten später vollkommen egal. So funktioniert das eben in Actionfilmen! ;-)
In den Nebenrollen erleben wir einen durchaus soliden Cast, der mit einem sehr souveränen Keith David als SEAL Einsatzleiter, Steve Bauer als Chef der kolumbianischen Armee und Tim Matheson als CIA Agent erstaunlich gut und effektiv besetzt ist. Dabei ist Matheson freilich irgendwo die größte Überraschung am ganzen Unternehmen, denn der Mime, der vor einigen Jahren noch Hollywoods Nummer eins in Sachen sinistrer Filmfiguren war, wechselt vermehrt auch hinter die Kamera und fungierte eben hier auch als Regisseur des Filmes, wobei er mit einer wirklich erstaunlich frischen Inszenierung erfreut. Darstellerisch gefiel mir Yancey Arias als Führer des Söldnertrupps, der die Verhandlung zu Beginn sprengt, am besten. Auch und vor allem, weil seine Figur ein echtes Motiv für ihre Handlungen bekommen hat und dieses eisern verfolgt, OHNE dabei zum Unsympathen zu mutieren, blindwütig mit dem Kopf durch die Wand zu wollen oder mit dem Denken aufzuhören. Derartige Charaktere sieht man dann doch eher selten als Gegner für die Jungs aus God’s Own Country auf ihrer Mission, der Welt den Frieden zu bringen.
Natürlich ist es nicht realistisch, wenn drei Soldaten im Alleingang ganz Kolumbien befrieden, Verletzungen weggelächelt werden und Munition niemals endet. Dafür mutet dann zumindest das Waffenhandling und das Vorgehen der SEAL-Mannen sehr realistisch und durchdacht an. Dies gilt erstaunlicherweise auch für das Drehbuch zu „Im Fadenkreuz III“, das bei Leibe keine Shakespeareschen Ausmaße erreicht, im Genre mit einem interessant gezeichneten Gegner und netter Verschwörung aber durchaus zu überraschen vermag. Dennoch geht es hier freilich vor allem um eines: Dauerfeuer aus allen Rohren. Diese Momente gibt es in hoher Schlagzahl und in solider Umsetzung. Daraus resultierend ist das Tempo angenehm hoch und Langeweile ein echtes Fremdwort. Dass es dennoch hier und da hakt, ist hoffentlich durch meine vorhergehenden Zeilen klar geworden. Dennoch wurde ich richtig gut unterhalten.
Die deutsche DVD von Fox ist mit einer FSK 18 uncut, kommt in ordentlicher Bild- und Tonqualität und hat eine ganze Menge Extras an Bord …
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In diesem Sinne:
freeman