Death Sentence
Verfasst: 16.09.2007, 00:45
Death Sentence
Originaltitel: Death Sentence
Produktionsjahr: 2007
Herstellungsland: USA
Regie: James Wan
Darsteller: Kevin Bacon, Garrett Hedlund, Kelly Preston, Jordan Garrett, Stuart Lafferty, Aisha Tyler, John Goodman, Matt O'Leary, Leigh Whannell u.a.
Nick Hume lebt ein Bilderbuchleben. Er hat einen erfüllenden Job als Risikobewerter einer großer Firma, so dass seine Frau daheim ihrer künstlerischen Ader nachgehen kann. Seine Söhne sind wohlerzogen und schlagen nach ihren Eltern. Der Jüngere hat ein unbestreitbares Talent für die schönen Künste, der Ältere ist eine Sportskanone und führt seine Eishockeymannschaft von Sieg zu Sieg. Nick und sein älterer Sohn befinden sich eines Abends gerade auf dem Heimweg von einem dieser umjubelten Eishockeyspiele, als das Bilderbuchleben Nicks von einem Moment zum anderen komplett in Scherben liegt. Er wird Zeuge, wie seinem Sohn beim Stop an einer Tankstelle von einer Horde Ladenräuber brutal mit einer Machete die Kehle aufgeschnitten wird. Nick kann den Mörder zwar stellen, kümmert sich aber erst einmal um seinen Sohn. Dieser erliegt alsbald seinen Verletzungen und der trauernde Nick muss erfahren, dass der Mörder seines Sohnes vom Recht nur schwer zu belangen sei, gäbe es doch außer seiner Aussage keine Hinweise auf den Tathergang. Nick beschließt, sich des Problems selber anzunehmen. Aufgrund seiner Aussage kommt der Mörder frei und Nick lauert ihm auf. Eher zufällig richtet er den Mörder seines Sohnes. Doch er wird beobachtet und findet sich plötzlich in einer sich unaufhörlich weiterdrehenden Spirale der Gewalt wieder, aus der es nicht nur für ihn kein Entkommen zu geben scheint ...
Gehen sie mit Gott ... und ihrer Tasche voller Waffen ...
Im Großen und Ganzen ist Death Sentence die Verortung des Revengeklassikers Ein Mann sieht Rot in unserer Zeit und angepasst an unsere Sehgewohnheiten. Dabei macht Regisseur James Wan vor allem in der ersten Hälfte nicht den Fehler, seinen Streifen zu einem reinrassigen Remake verkommen zu lassen. Vielmehr geht er sein Thema sogar überraschend intelligent an und lässt vor allem seinen starken Hauptdarsteller Kevin Bacon ungebremst wirken. Dieser entwirft einen grandiosen Charakter, der nur zu menschlich erscheint und bei dem es leicht fällt, mitzufiebern und ihm abzunehmen, was der Verlust des innig geliebten Sohnes für ihn bedeutet. Wir werden Zeuge, wie er den Vergeltungsakt an dem Mörder abbrechen will, mit sich selbst hadernd eher zufällig in einen Konflikt mit den Mörder gerät und letztendlich den Mörder richtet, während er ausgiebig damit beschäftigt ist, sich seiner Haut zu erwehren! Doch nun stapft Nick nicht wie weiland Charles Bronson los und richtet alle anderen Verantwortlichen.
Mitnichten. Nick zieht sich zurück, vergräbt sich in seiner Trauer und seiner Schuld. Wird unnahbar für seine Familie und erfährt ganz nebenbei, was sein jüngerer Sohn bisher für ein Leben in Selbstzweifeln führen musste. Obendrein ist er mit der nun folgenden Situation vollkommen überfordert, weiß doch die Bande hinter dem Mörder an Nicks Sohn, wer den Mörder getötet hat und sie fordert ihrerseits Genugtuung. Wenn Nick eine Polizistin mit verzweifelten Blick fragt, wie man diese unaufhörliche Spirale der Gewalt beenden könne, hat Death Sentence seinen darstellerischen und gleichzeitig beklemmenden Höhepunkt erreicht. Baut danach aber immer noch nicht ab, vielmehr wird er nun noch interessanter und zeigt einen Nick, der mehr und mehr zu genau so einem Menschen zu mutieren scheint, der seinen Sohn tötete. Vollkommen sinnlos, bzw. für ein Initiationsritual! Nick weiß, dass er die Bremse ziehen muss, es dafür aber bereits zu spät ist. Diese späte Einsicht bezahlt er teuer.
Natürlich ist das hoch manipulativ und gehorcht damit den simpelsten Grundregeln des Revengemovies. Keine Frage. Denn was wäre ein stattlicher Rachefilm ohne Schwarz Weiß Zeichnung und überdämonisierte Gegner? Denn so feinziseliert wie Bacons Hume gezeichnet wird, so heuchlerisch gibt sich Death Sentence in Bezug auf die Bösewichte. Immer wieder einmal deutet er Interesse an ihren Lebensumständen an, nur um die Figuren gleich darauf wieder zu Bestien mutieren zu lassen, die schon einmal ihre eigenen Eltern umnieten. Doch genau das braucht Death Sentence irgendwo auch, denn was soll denn der Rachefeldzug eines Mannes bringen, wenn es keine wirklich fiesen Bösewichter gibt? Und wer sich mit diesem - zugegebenermaßen - recht abgeschmackten Motiv nicht abfinden kann, hat in dem Streifen eh nichts verloren.
Zumal da Death Sentence in den letzten 30 Minuten komplett in Richtung Ein Mann sieht rot umschwenkt. Hume säbelt sich die Haare ab, lädt die Waffen durch und wütet durch den Showdown, dass einem Hören und Sehen vergeht. Da werden Gliedmaßen abgeschossen, Hirne durchlüftet, fliegen Getroffene meterweit durch die Gegend, ergießen sich ihre Innereien auf den Boden und wird sogar durch Betonwände hindurch alles umgeschrotet, was nicht in Deckung gehen will. Hier fährt dann nicht nur der Film auf der Rachefeldzugsparflamme, auch Bacon wirkt plötzlich extrem reduziert in seinem Spiel und lässt jegliche Nuancen missen, die sein bisher sehr umsichtiges Spiel ausgezeichnet haben. Als sei der Regler plötzlich auf Stumpfsinn umgelegt. Harten, blutig brachialen und gnadenlos menschenverachtenden Stumpfsinn, der eigentlich nur funktioniert, weil einem Hume inzwischen sehr ans Herz gewachsen ist. Dass dieses Ende das moralische Empfinden so manchen Kinozuschauers verletzen kann, steht außer Frage, aber ich denke mal, das war irgendwo auch die Intention der Macher, denn das sie auch anders gekonnt hätten, wenn sie es denn gewollt hätten, haben sie in der Stunde zuvor bewiesen.
Und wer nun glaubt, der Einstieg sei verbrämtes Problemkino, das außer dem stark aufspielenden Kevin Bacon nichts zu bieten hat, der wird sich recht schnell getäuscht sehen. Regisseur James Wan inszeniert in jeder Minute mit unglaublichem Verve und technisch absolut exzellent. Seien es richtig lange One Shoot Sequenzen (die Eindrücklichste geschieht in, um und auf einem Parkhaus), übergangslose Kamerafahrten durch Glasscheiben hindurch oder die konsequent düstere Optik, die Bilder lanciert, die man so in dem aktuellen Terrorkino eher vermuten würde, als in einem Revengemovie und die dem Genre viele neue inszenatorische Ideen verpasst, Wan zaubert hier mit seinem Kameramann John R. Leonetti einen Nachtmahr von einem Film auf die Leinwand, der sich gewaschen hat! Dazu gerät die Actioninszenierung so brachial druckvoll, dass es einem schier aus dem Sessel bläst. Sei es die nächtliche Knallereinlage in Humes Haus, das Parkhausintermezzo oder der unglaubliche Showdown. Death Sentence hat eine rohe und unverbraucht wirkende Kraft, wie ich sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe! Ex Nine Inch Nails Mitglied Charlie Clouser lanciert unter dem brachial düsteren Treiben einen Score, der die beklemmende Atmosphäre des Filmes nur unterstreicht und in seiner Dichte und Effizienz an seinen SAW Soundtrack erinnert, ohne ihn auch nur ansatzweiße zu kopieren. Stattdessen gibt es gänsehauterregende Bild-Musik Kombinationen, die lange nachwirken (beispielsweise die Duschszene nach Nicks erstem Mord). Irre.
Death Sentence ist ein inszenatorisch brillanter, brettharter Rachefilm, der vor allem in seiner ersten Hälfte dank eines unglaublichen Kevin Bacon einige Untiefen des ausgelutscht wirkenden Genres großräumig umschifft. Gegen Ende verwöhnt Regisseur James Wan das genreaffine Publikum mit einem Hammer von einem Showdown, dem Begriffe wie Konsequenzlosigkeit, Menschenfreundlichkeit und friedliches Miteinander vollkommen abgehen, nicht ohne ganz nebenbei eine großartige Szene zwischen den eigentlichen Kontrahenten auf der Gebetsbank einer Kirche zu lancieren. Klar, der Film ist kein Pfund an Logik (die Polizei verhält sich schon arg dämlich, die simple Schwarz Weiß Zeichnung der Parteien, das etwas zu ahnungslose Umfeld Humes, ...) und dem breiten Publikum wird er wohl deutlich zu geschmacklos sein und so Manchem nur Vorschub liefern, wie verrohend doch das böse Medium Film sein kann, als mündiger Fan von Filmen der härteren Gangart wird man allerdings formidabel unterhalten. Und irgendwie hab ich auch keine Lust Amok zu laufen ... Oder? ;-)
In diesem Sinne:
freeman
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John_Clark death Sentenced:
DEATH SENTENCE
Nach "The Brave One" folgt mit "Death Sentence" ein weiterer Rache-Thriller.
Inhalt:
Nick Hume (Kevin Bacon) hat ein perfektes Leben: guter Job, attraktive Frau (Kelly Preston), zwei Söhne. Doch als sein ältester Sohn von einer Strassengang brutal ermordet wird, ist Hume bald nur noch von einem Gedanken besessen: Rache. Er wird zu Richter, Jury und Henker in einer Person, denn alle Beteiligten - und vor allem Gangleader Billy Darly (Garrett Hedlund) - sollen für das grauenvolle Verbrechen büssen, erbarmungslos und ohne Ausnahme.
"Death Sentence" schlägt eine deutlich härtere Gangart ein als "The Brave One" mit Jodie Foster. Kein Wunder, ist doch James Wan der Regisseur dieses Werks, verantwortlich für Filme wie "Saw" und "Death Silence".
Die Stories von Filmen wie "Death Sentence", "The Brave One" oder auch dem Klassiker "Death Wish" - und nimmt man noch Actionfilme wie "Hard to Kill" dazu, kann man eigentlich alle gleich oder ähnlich beschreiben. Familie des Hauptdarstellers wird ermordet - Hauptdarsteller sauer - Hauptdarsteller rächt sich. Eigentlich ein Einheitsrezept. Jedoch kann man auch dieses Rezept verschieden variieren - und mit "Death Sentence" hat uns James Wan ein richtig scharfes Gericht vorgesetzt, welches den vergleichsweise milden "The Brave One" harmlos erscheinen lässt.
Natürlich sehen wir zu Beginn die völlig intakte Familie Hume, Vater erfolgreicher Geschäftsmann mit toller Frau, zwei Söhnen, einer der Star des Eishockeyteams - toller Familienfilm in den ersten fünf Minuten... Doch mit dem äusserst gewalttätigen und sinnlosen Tod des älteren Sohnes nimmt der Film fahrt auf in dunkle Gefilde und wir erleben, wie der Bürohengst Nick Hume zum Racheengel mutiert und irgendwann eine Grenze überschreitet, von der er nicht mehr zurückkehren kann. Kevin Bacon hat mit "Death Sentence" einen weiteren grossartigen Film abgeliefert. Egal welche Szenen man nimmt, sei es die glücklichen Familienszenen oder die Szenen voller Verzweiflung, Mord und Totschlag, Bacon spielt einfach fantastisch. Auch der Rest des Casts kann sich sehen lassen. Und auch John Goodman hat eine weitere interessante Nebenrolle.
Die moralische Frage: Was will uns "Death Sentence" eigentlich genau sagen? Ist Rache gut? Ist Selbstjustiz eine akzeptable Antwort auf eine Ungerechtigkeit? "Death Sentence" ist ein sehr zweideutiger Film, der dem Zuschauer vielleicht aufzeigen will, wie kaputt einem Rache machen könnte - jedoch will der Film vielleicht auch gar nichts aussagen und einfach nur mit Gewalt den Zuschauer ekeln oder aufwecken.
James Wan hat jedenfalls mit "Death Sentence" einen Film geschaffen, der den Zuschauer, sofern er sich Gewalt in diesem Ausmasse nicht gewohnt ist, schockieren kann und andererseits gefühlsmässig beansprucht: "Wie würde ich reagieren? Was würde ich fühlen? Was würde ich machen?"
Fazit: Ein dreckiger, harter und brutaler Film, der ganz sicher polarisiert - es jedoch absolut wert ist, betrachtet zu werden.
Originaltitel: Death Sentence
Produktionsjahr: 2007
Herstellungsland: USA
Regie: James Wan
Darsteller: Kevin Bacon, Garrett Hedlund, Kelly Preston, Jordan Garrett, Stuart Lafferty, Aisha Tyler, John Goodman, Matt O'Leary, Leigh Whannell u.a.
Nick Hume lebt ein Bilderbuchleben. Er hat einen erfüllenden Job als Risikobewerter einer großer Firma, so dass seine Frau daheim ihrer künstlerischen Ader nachgehen kann. Seine Söhne sind wohlerzogen und schlagen nach ihren Eltern. Der Jüngere hat ein unbestreitbares Talent für die schönen Künste, der Ältere ist eine Sportskanone und führt seine Eishockeymannschaft von Sieg zu Sieg. Nick und sein älterer Sohn befinden sich eines Abends gerade auf dem Heimweg von einem dieser umjubelten Eishockeyspiele, als das Bilderbuchleben Nicks von einem Moment zum anderen komplett in Scherben liegt. Er wird Zeuge, wie seinem Sohn beim Stop an einer Tankstelle von einer Horde Ladenräuber brutal mit einer Machete die Kehle aufgeschnitten wird. Nick kann den Mörder zwar stellen, kümmert sich aber erst einmal um seinen Sohn. Dieser erliegt alsbald seinen Verletzungen und der trauernde Nick muss erfahren, dass der Mörder seines Sohnes vom Recht nur schwer zu belangen sei, gäbe es doch außer seiner Aussage keine Hinweise auf den Tathergang. Nick beschließt, sich des Problems selber anzunehmen. Aufgrund seiner Aussage kommt der Mörder frei und Nick lauert ihm auf. Eher zufällig richtet er den Mörder seines Sohnes. Doch er wird beobachtet und findet sich plötzlich in einer sich unaufhörlich weiterdrehenden Spirale der Gewalt wieder, aus der es nicht nur für ihn kein Entkommen zu geben scheint ...
Gehen sie mit Gott ... und ihrer Tasche voller Waffen ...
Im Großen und Ganzen ist Death Sentence die Verortung des Revengeklassikers Ein Mann sieht Rot in unserer Zeit und angepasst an unsere Sehgewohnheiten. Dabei macht Regisseur James Wan vor allem in der ersten Hälfte nicht den Fehler, seinen Streifen zu einem reinrassigen Remake verkommen zu lassen. Vielmehr geht er sein Thema sogar überraschend intelligent an und lässt vor allem seinen starken Hauptdarsteller Kevin Bacon ungebremst wirken. Dieser entwirft einen grandiosen Charakter, der nur zu menschlich erscheint und bei dem es leicht fällt, mitzufiebern und ihm abzunehmen, was der Verlust des innig geliebten Sohnes für ihn bedeutet. Wir werden Zeuge, wie er den Vergeltungsakt an dem Mörder abbrechen will, mit sich selbst hadernd eher zufällig in einen Konflikt mit den Mörder gerät und letztendlich den Mörder richtet, während er ausgiebig damit beschäftigt ist, sich seiner Haut zu erwehren! Doch nun stapft Nick nicht wie weiland Charles Bronson los und richtet alle anderen Verantwortlichen.
Mitnichten. Nick zieht sich zurück, vergräbt sich in seiner Trauer und seiner Schuld. Wird unnahbar für seine Familie und erfährt ganz nebenbei, was sein jüngerer Sohn bisher für ein Leben in Selbstzweifeln führen musste. Obendrein ist er mit der nun folgenden Situation vollkommen überfordert, weiß doch die Bande hinter dem Mörder an Nicks Sohn, wer den Mörder getötet hat und sie fordert ihrerseits Genugtuung. Wenn Nick eine Polizistin mit verzweifelten Blick fragt, wie man diese unaufhörliche Spirale der Gewalt beenden könne, hat Death Sentence seinen darstellerischen und gleichzeitig beklemmenden Höhepunkt erreicht. Baut danach aber immer noch nicht ab, vielmehr wird er nun noch interessanter und zeigt einen Nick, der mehr und mehr zu genau so einem Menschen zu mutieren scheint, der seinen Sohn tötete. Vollkommen sinnlos, bzw. für ein Initiationsritual! Nick weiß, dass er die Bremse ziehen muss, es dafür aber bereits zu spät ist. Diese späte Einsicht bezahlt er teuer.
Natürlich ist das hoch manipulativ und gehorcht damit den simpelsten Grundregeln des Revengemovies. Keine Frage. Denn was wäre ein stattlicher Rachefilm ohne Schwarz Weiß Zeichnung und überdämonisierte Gegner? Denn so feinziseliert wie Bacons Hume gezeichnet wird, so heuchlerisch gibt sich Death Sentence in Bezug auf die Bösewichte. Immer wieder einmal deutet er Interesse an ihren Lebensumständen an, nur um die Figuren gleich darauf wieder zu Bestien mutieren zu lassen, die schon einmal ihre eigenen Eltern umnieten. Doch genau das braucht Death Sentence irgendwo auch, denn was soll denn der Rachefeldzug eines Mannes bringen, wenn es keine wirklich fiesen Bösewichter gibt? Und wer sich mit diesem - zugegebenermaßen - recht abgeschmackten Motiv nicht abfinden kann, hat in dem Streifen eh nichts verloren.
Zumal da Death Sentence in den letzten 30 Minuten komplett in Richtung Ein Mann sieht rot umschwenkt. Hume säbelt sich die Haare ab, lädt die Waffen durch und wütet durch den Showdown, dass einem Hören und Sehen vergeht. Da werden Gliedmaßen abgeschossen, Hirne durchlüftet, fliegen Getroffene meterweit durch die Gegend, ergießen sich ihre Innereien auf den Boden und wird sogar durch Betonwände hindurch alles umgeschrotet, was nicht in Deckung gehen will. Hier fährt dann nicht nur der Film auf der Rachefeldzugsparflamme, auch Bacon wirkt plötzlich extrem reduziert in seinem Spiel und lässt jegliche Nuancen missen, die sein bisher sehr umsichtiges Spiel ausgezeichnet haben. Als sei der Regler plötzlich auf Stumpfsinn umgelegt. Harten, blutig brachialen und gnadenlos menschenverachtenden Stumpfsinn, der eigentlich nur funktioniert, weil einem Hume inzwischen sehr ans Herz gewachsen ist. Dass dieses Ende das moralische Empfinden so manchen Kinozuschauers verletzen kann, steht außer Frage, aber ich denke mal, das war irgendwo auch die Intention der Macher, denn das sie auch anders gekonnt hätten, wenn sie es denn gewollt hätten, haben sie in der Stunde zuvor bewiesen.
Und wer nun glaubt, der Einstieg sei verbrämtes Problemkino, das außer dem stark aufspielenden Kevin Bacon nichts zu bieten hat, der wird sich recht schnell getäuscht sehen. Regisseur James Wan inszeniert in jeder Minute mit unglaublichem Verve und technisch absolut exzellent. Seien es richtig lange One Shoot Sequenzen (die Eindrücklichste geschieht in, um und auf einem Parkhaus), übergangslose Kamerafahrten durch Glasscheiben hindurch oder die konsequent düstere Optik, die Bilder lanciert, die man so in dem aktuellen Terrorkino eher vermuten würde, als in einem Revengemovie und die dem Genre viele neue inszenatorische Ideen verpasst, Wan zaubert hier mit seinem Kameramann John R. Leonetti einen Nachtmahr von einem Film auf die Leinwand, der sich gewaschen hat! Dazu gerät die Actioninszenierung so brachial druckvoll, dass es einem schier aus dem Sessel bläst. Sei es die nächtliche Knallereinlage in Humes Haus, das Parkhausintermezzo oder der unglaubliche Showdown. Death Sentence hat eine rohe und unverbraucht wirkende Kraft, wie ich sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe! Ex Nine Inch Nails Mitglied Charlie Clouser lanciert unter dem brachial düsteren Treiben einen Score, der die beklemmende Atmosphäre des Filmes nur unterstreicht und in seiner Dichte und Effizienz an seinen SAW Soundtrack erinnert, ohne ihn auch nur ansatzweiße zu kopieren. Stattdessen gibt es gänsehauterregende Bild-Musik Kombinationen, die lange nachwirken (beispielsweise die Duschszene nach Nicks erstem Mord). Irre.
Death Sentence ist ein inszenatorisch brillanter, brettharter Rachefilm, der vor allem in seiner ersten Hälfte dank eines unglaublichen Kevin Bacon einige Untiefen des ausgelutscht wirkenden Genres großräumig umschifft. Gegen Ende verwöhnt Regisseur James Wan das genreaffine Publikum mit einem Hammer von einem Showdown, dem Begriffe wie Konsequenzlosigkeit, Menschenfreundlichkeit und friedliches Miteinander vollkommen abgehen, nicht ohne ganz nebenbei eine großartige Szene zwischen den eigentlichen Kontrahenten auf der Gebetsbank einer Kirche zu lancieren. Klar, der Film ist kein Pfund an Logik (die Polizei verhält sich schon arg dämlich, die simple Schwarz Weiß Zeichnung der Parteien, das etwas zu ahnungslose Umfeld Humes, ...) und dem breiten Publikum wird er wohl deutlich zu geschmacklos sein und so Manchem nur Vorschub liefern, wie verrohend doch das böse Medium Film sein kann, als mündiger Fan von Filmen der härteren Gangart wird man allerdings formidabel unterhalten. Und irgendwie hab ich auch keine Lust Amok zu laufen ... Oder? ;-)
In diesem Sinne:
freeman
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John_Clark death Sentenced:
DEATH SENTENCE
Nach "The Brave One" folgt mit "Death Sentence" ein weiterer Rache-Thriller.
Inhalt:
Nick Hume (Kevin Bacon) hat ein perfektes Leben: guter Job, attraktive Frau (Kelly Preston), zwei Söhne. Doch als sein ältester Sohn von einer Strassengang brutal ermordet wird, ist Hume bald nur noch von einem Gedanken besessen: Rache. Er wird zu Richter, Jury und Henker in einer Person, denn alle Beteiligten - und vor allem Gangleader Billy Darly (Garrett Hedlund) - sollen für das grauenvolle Verbrechen büssen, erbarmungslos und ohne Ausnahme.
"Death Sentence" schlägt eine deutlich härtere Gangart ein als "The Brave One" mit Jodie Foster. Kein Wunder, ist doch James Wan der Regisseur dieses Werks, verantwortlich für Filme wie "Saw" und "Death Silence".
Die Stories von Filmen wie "Death Sentence", "The Brave One" oder auch dem Klassiker "Death Wish" - und nimmt man noch Actionfilme wie "Hard to Kill" dazu, kann man eigentlich alle gleich oder ähnlich beschreiben. Familie des Hauptdarstellers wird ermordet - Hauptdarsteller sauer - Hauptdarsteller rächt sich. Eigentlich ein Einheitsrezept. Jedoch kann man auch dieses Rezept verschieden variieren - und mit "Death Sentence" hat uns James Wan ein richtig scharfes Gericht vorgesetzt, welches den vergleichsweise milden "The Brave One" harmlos erscheinen lässt.
Natürlich sehen wir zu Beginn die völlig intakte Familie Hume, Vater erfolgreicher Geschäftsmann mit toller Frau, zwei Söhnen, einer der Star des Eishockeyteams - toller Familienfilm in den ersten fünf Minuten... Doch mit dem äusserst gewalttätigen und sinnlosen Tod des älteren Sohnes nimmt der Film fahrt auf in dunkle Gefilde und wir erleben, wie der Bürohengst Nick Hume zum Racheengel mutiert und irgendwann eine Grenze überschreitet, von der er nicht mehr zurückkehren kann. Kevin Bacon hat mit "Death Sentence" einen weiteren grossartigen Film abgeliefert. Egal welche Szenen man nimmt, sei es die glücklichen Familienszenen oder die Szenen voller Verzweiflung, Mord und Totschlag, Bacon spielt einfach fantastisch. Auch der Rest des Casts kann sich sehen lassen. Und auch John Goodman hat eine weitere interessante Nebenrolle.
Die moralische Frage: Was will uns "Death Sentence" eigentlich genau sagen? Ist Rache gut? Ist Selbstjustiz eine akzeptable Antwort auf eine Ungerechtigkeit? "Death Sentence" ist ein sehr zweideutiger Film, der dem Zuschauer vielleicht aufzeigen will, wie kaputt einem Rache machen könnte - jedoch will der Film vielleicht auch gar nichts aussagen und einfach nur mit Gewalt den Zuschauer ekeln oder aufwecken.
James Wan hat jedenfalls mit "Death Sentence" einen Film geschaffen, der den Zuschauer, sofern er sich Gewalt in diesem Ausmasse nicht gewohnt ist, schockieren kann und andererseits gefühlsmässig beansprucht: "Wie würde ich reagieren? Was würde ich fühlen? Was würde ich machen?"
Fazit: Ein dreckiger, harter und brutaler Film, der ganz sicher polarisiert - es jedoch absolut wert ist, betrachtet zu werden.