DAS A-TEAM - DER FILM
Originaltitel: The A-Team
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2010
Regie: Joe Carnahan
Darsteller: Liam Neeson, Bradley Cooper, Sharlto Copley, Quinton "Rampage" Jackson, Jessica Biel, Patrick Wilson, Henry Czerny, Gerald McRaney, Dirk Benedict, Dwight Schultz
John Clark stellt mal klar:
Seit gut zehn Jahren macht das Gerücht eines A-Team Films die Runde. Mel Gibson war als Hannibal im Gespräch, Ving Rhames als B.A. und Jim Carrey als Murdock. Leider wurde dieses Projekt nie realisiert - bis jetzt.
Inhalt:
Hannibal Smith, Templeton Peck, Bosco Baracus und Howling Mad Murdock bilden das A-Team, eine Elite-Einheit, die sich in über achtzig Missionen bewährt hat. Im Irak stationiert, nimmt das Team eine Black Ops-Mission an mit dem Inhalt Druckplatten zur Falschgeldproduktion zu stehlen. Bei Rückkehr ins Camp wird das Team jedoch verhaftet und zu zehn Jahren Haft verurteilt. Das Team entkommt der Haft und versucht seinen Namen wieder reinzuwaschen...
Hört sich doch sehr nach der Originalserie an. Ist jedoch weit weg davon.
Als erstes, ein Vergleich mit der TV-Serie ist eigentlich nicht fair. Das alte A-Team waren ultrasymphatische und witzige Actionhelden, die sich selbst nicht immer ernst nahmen. Die Stories waren stets dieselben, der Ablauf jeder Episode ziemlich berechenbar und Gewalt gab es äusserst selten (tatsächlich starben einige wenige Menschen in der Serie). Wie kann eine Serie wie diese in einen heutigen Actionfilm mit den selben Attributen verwandelt werden?
Die Antwort ist einfach: Es geht nicht. Der schmale Grat zwischen Action und Comedy war zu schmal für Filmemacher Joe Carnahan, der sich hier mehr der Action als der Comedy verschrieb. Ist "Das A-Team" nun ein Misserfolg?
Dies liegt gewiss im Auge des Betrachters. Wer wirklich erwartete, dass ein Film mit demselben Flair der Serie nochmals entstehen kann, der muss einfach der Realität ins Auge sehen, dass dies so nicht mehr funktionieren würde. Die Zeiten der harmlosen Gewalt und der sexlosen Liebe sind vorbei. Hannibal und seine Mannen sind im 21. Jahrhundert angekommen.
Gesagt werden darf, dass der Cast sicherlich gut gewählt wurde. Liam Neeson ist ein würdiger Hannibal. Man nimmt ihm den Leader sofort ab und seit "96 Hours" ist er als Actionheld sowieso etabliert. Jedoch fehlt im diese symphatische Arroganz, die George Peppard damals ausgestrahlt hat. Neesons Hannibal ist viel strenger, weniger Humorvoll. Bradley Cooper ist für mich der ideale recast des Faceman. Während des Films sah ich in seiner Darbietung wirklich einen absolut würdigen Ersatz für Dirk Benedict. Weniger gut besetzt fand ich leider B.A. (wirkt zu nett und weich) und Murdock (wirkt zu wenig crazy). Aber trotzdem, das Team macht als Ganzes einen guten Eindruck. Kann man so stehen lassen.
Ich bin ehrlich, der Rest des Casts interessierte mich herzlich wenig. Das war wie früher beim Schauen der Serie. Castdarsteller XYZ war mir wurst, mir gings nur ums Team. Jessica Biel war anwesend. Da ich der Dame noch nie viel abgewinnen konnte, war mir das relativ egal. Schade fand ich, dass es keine zweite Amy Allen gab. Aber diese kann in einem eventuellen zweiten Teil ja noch folgen.
Äusserst symphatisch finde ich bei solchen Remakes stets die Auftritte der Altstars. Der Auftritt von Original-Starsky und Original-Hutch im Remake von 2004 war für mich der Highlight des Films. Der Zuschauer muss äusserst viel Geduld aufbringen und den Abspann abwarten, um noch den Auftritt von Dirk "Face" Benedict und Dwight "Murdock" Schultz geniessen zu können. Mehr als ein kleiner Schmunzler bewirkt dieses Cameo zwar nicht, aber es rundet den Film doch gut ab.
Actionmässig geht bei "Das A-Team" richtig gut die Post ab. Also, langweilig wirds dem Liebhaber des lauten Kinos auf keinen Fall. Es kracht an allen Ecken und Enden. Ich bin in diesem Falle sogar der Meinung, weniger wäre hier mehr gewesen. Genervt hat mich der (zu) häufige Einsatz von CGI. Wer den Showdown gesehen hat, weiss Bescheid. Ich hätte hier solide Handwerksarbeit sehr geschätzt. Aber man muss einfach langsam damit leben, dass Hollywood ein Gebäude günstiger in die Luft jagt, wenn es dasselbige nicht wirklich zum explodieren bringt....
Fazit: "Das A-Team" ist ein guter Actionfilm, den man problemlos schauen kann. Nostalgie-Feeling pur kommt nicht auf, dafür kracht es gewaltig auf der Leinwand. Und ganz unlustig ist der Film ja auch nicht. Was jedoch fehlt, ist die Herzlichkeit, welche jede Folge der Serie ausstrahlte, diese doch sehr positive Message, seinen Mitmenschen zu helfen, wird komplett ignoriert. No matter what, eine Fortsetzung darf kommen. Punkt.
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Freeman teamt mit:
Das A-Team. Zu DDR Zeiten ein Pflichttermin im Vorabendprogramm des Klassenfeindsenders ARD, da sich die Serie doch deutlich von dem unterschied, was man im Osten sonst so zu sehen bekam. Dementsprechend war jede Folge am nächsten Tag auch Pausenhofgesprächsthema Numero Uno. Doch wie wir alle wissen, wurde die Mauer irgendwann weggerissen und der gemeine Ossi mit Actionfutter ganz anderer Art versorgt. Und mit einem Rambo, Rocky, Terminator oder Running Man konnte kein A-Team der Welt mithalten. Zwar versuchte ich in der Folgezeit ein paar der Episoden, die ich noch nicht kannte, auf RTL mitzunehmen, doch es ging einfach nicht mehr. Der Lack war komplett ab, die Serie zu harmlos, die ewig gleichen Handlungsabläufe zu belanglos. Der Pflichttermin wurde zu einer bloßen Erinnerung. Als die Pläne um einen A-Team Streifen aufkamen, war die Freude dementsprechend eher verhalten. Ich weiß eigentlich nur noch, dass ich dachte: Na hoffentlich trimmen die das alte Schlachtross amtlich auf neu ...
Und na ja, man hat es zumindest versucht. Ob nun zwingend zum Vorteil des Stoffes oder doch eher zu dessen Nachteil, dass wollen wir uns jetzt einmal anschauen. Worum geht’s eigentlich? Zunächst einmal ist der Film der Versuch, sowohl Prequel als auch Sequel zur Serie zu sein. Wir erfahren endlich einmal, wie das Team eigentlich zusammengefunden hat (Prequelteil) und nach einem achtjährigen Zeitsprung sind wir dabei, was das Team gemeinsam alles erlebt. Da das alles in der Jetztzeit stattfindet, passt der Film rein zeitlich gesehen nicht einmal ansatzweise mit der Timeline der Serie zusammen und mutiert in seiner Gesamtheit dann eben zu einer Art Sequel. Oder auch nicht … Egal wie verwirrend das auch klingen mag, zumindest spürt man hier schon, dass die Macher den Muff vergangener Serienjahre gerne abschütteln wollen. Von diesem löblichen Ansatz abgesehen, wird’s nun erst recht megakompliziert.
Schon in den ersten Minuten der eigentlichen Handlung wird eine erste, wirklich wesentliche Abweichung von der Serie offenkundig. Diese war nämlich immer eher charaktergetrieben, lebte also vor allem von der Interaktion der vier Hauptfiguren und scherte sich einen Dreck um die Handlungen, die sich eh immer wieder wiederholten. Der Film zum Franchise legt nun ein deutlich größeres Augenmerk auf die Handlung. Darin geht es um Geldplatten, skrupellose Söldnertruppen, in die eigenen Taschen arbeitende Agenten, Verrat, eine hochrangige Armeeangehörige, die das A-Team jagt, und und und. Fast schon planlos (bei einer Figur wie Hannibal Smith ein echtes Kuriosum ;-) ) hetzt der Film von Schauplatz zu Schauplatz, immer in der Hoffnung, die kurz darauf folgende Szene schon irgendwie ins große Ganze einzuordnen.
Das ist irgendwann einfach nur noch wirr und viel zu umständlich erzählt. Obendrein funktionieren manche als Wendung gedachte Momente nicht wirklich, da sie alles andere als subtil heranrollen. Hier vergaloppiert sich der Film teils grandios und wäre da nicht ein ordentliches Pfund an Action, man würde sich vermutlich grandios langweilen. Doch die Action rollt immer genau passend an und holpert auch über diverse Plotlöcher hinweg. Die Gewaltlosigkeit der Serie (starb in der Serie eigentlich jemals eine Figur?) wird dabei in einem netten Moment um den weich gewordenen B.A. augenzwinkernd ironisiert, wenn man dann aber sogar ein Gandhizitat heranzieht, um die folgende Gewalt zu rechtfertigen, wird es doch ziemlich lächerlich. Daraufhin türmt man Leichenberg auf Leichenberg und schlägt der Bodycount ziemlich flott Purzelbaum. Bei der Action gehen dem Regisseur Joe Carnahan dann leider alle Pferde durch. Größtenteils herrscht komplette Orientierungslosigkeit vor, die durch einen überhektischen Schnitt und zuviel Mittendrin statt nur dabei Kamerasperenzchen nur noch verstärkt und auf die Spitze getrieben wird. Dabei ist die transportierte Action eigentlich ganz nett. Teilweise zwar extrem übertrieben und mit einigem CGI Einsatz aufpoliert, grundsätzlich hat man aber das Gefühl, dass die Art der aufgefahrenen Action noch am ehesten einer Art Modernisierung der Serie entspricht. Zwar ist die fliegender Panzer Szene in dem Zusammenhang immer noch unentschuldbar, ABER rein vom Komikpotential und dank der extrem spektakulären Anlage der ganzen Idee macht die Szene durchaus Laune und ist erstaunlich stark getrickst!
Das setzt sich in dem Showdown unisono fort, der ein zwar altbekanntes Szenario auffährt (der Showdown steigt an einem Schiffspier), dort aber Bilder präsentiert, die man so in noch keinem Actionfilm gesehen hat. Hier fuhren die Jungs von Peter Jacksons Effektschmiede Weta sichtlich Überstunden und weiß das Ergebnis um ein mit Raketen beschossenes Güterschiff und umherfliegende Güterwagons absolut zu begeistern. Zwischen den überdrehten Actionmomenten gibt es noch ein paar kleinere Scharmützel und Big Bang Explosionen, die ebenfalls ordentlich Spaß bringen, aber wie alle Szenen unter Carnahans hektischer Inszenierung leiden. Witzig sind die Carnahanschen Versuche, deutsche Szenerien in den Film zu integrieren. Da stehen Gebäude aus Köln auf einmal in Frankfurt und mutet die Natur um die deutsche Stadt an, als befände man sich in einer anderen Klimazone mit Bergen, Wäldern, Bergseen und extrem rau wirkenden klimatischen Bedingungen. Im Abspann ist dann auch von keinerlei deutschen Schauplätzen die Rede, eher von einigen kanadischen ...
Darstellerisch würde ich persönlich von einer durchwachsen wirkenden Neubesetzung der Rollen sprechen. Liam Neeson macht als Hannibal eigentlich einen soliden Job, leidet aber wie fast alle Rollen unter der zu ernst angelegten Figurenzeichnung. Wenn er infolgedessen alle fünf Minuten anfängt, über Patriotismus zu schwafeln und die Dialoge allgemein ziemlich mit der überzogenen und überhöhten, sich also nicht ernst nehmenden Actionanlage kollidieren, schaltet man innerlich ziemlich schnell ab, bzw. verdreht irgendwann nur noch die Augen. Ähnlich ergeht es Bradley Cooper als Faceman, bei dem man förmlich spürt, dass da im Drehbuch richtig gute One Liner gestanden haben müssen. Leider sind die dann irgendwo verloren gegangen und so kommt Face irgendwann rüber wie ein Schwanz auf Beinen ... und zwar auf die eher tumbe Art. Quinton Jackson müht sich als B.A. sichtlich, stinkt aber im Vergleich zum deutlich lockereren und cooleren Mr. T ordentlich ab. Dafür rockt Sharlto Copley als Murdock richtig die Bühne. Der District 9 Darsteller macht sich die Figur des verrückten Murdock vollkommen zu Eigen und wirkt nicht eine Sekunde, als würde er sklavisch seinem Rollenvorbild folgen. Er hat dementsprechend die besten Szenen abbekommen und macht jeden seiner Auftritte zu einem echten Vergnügen. Wem hier irgendwie zu wenige Darsteller der Originalserie vorkamen, dem sei empfohlen, bis nach dem Abspann sitzen zu bleiben, dann gibt es ein Wiedersehen mit zumindest zwei Recken der alten A-Team-Serienbesetzung.
Vergessen darf man im Darstellerbereich aber nicht die Bösewichte. Highlight ist ganz sicher Brian Bloom als böser Söldnerguy, der ein paar herrliche Szenen abbekommen hat, in denen er auch wirklich einen ziemlich miesen Dreckslump entwerfen darf. Leider wird er in einer unfassbar dämlichen Szene, während der er auf dem Rücksitz eines Regierungswagens liquidiert werden soll, fast entzaubert, da er sich dem Niveau der Szene anpasst und einfach nur bescheuert rüberkommt. Nicht klar zuordnen (zumindest wenn man nicht spoilern möchte) lassen sich Patrick Wilson als schmieriger Geheimdienstagent, der mit zunehmender Laufzeit deutlich an Profil und Klasse gewinnt, und Jessica Biel als das A-Team jagende Armeeangehörige. Frau Biel gerät bei der Testosteronshow aber ziemlich unter die Räder und kann nichts wirklich Gewinnbringendes zum Film beisteuern. Nicht mal eine schöne Nacktszene oder so ;-)
Für die Hardliner unter den A-Team Fans gibt es im Übrigen auch einiges zu schmunzeln: Das Musikthema klingt mehrere Male im Film an, eine Film im Film Szene (auf einer Leinwand laufen Ausschnitte eines deutlich vom A-Team inspirierten Filmes) verdient einen extra Humorpunkt, zumal sie in einem genialen 3D Effekt endet, B.A.’s Flugangst bleibt Bestandteil der Mythologie und wird erstmals erklärt, Murdocks Kumpel Lefty kommt zum Einsatz und Hannibal liebt es einfach, wenn ein Plan funktioniert.
Kurzum, der Anknüpfungspunkte an die Urserie gibt es viele und man nimmt sie auch dankbar hin. Wirklich viel Neues fällt Joe Carnahan aber leider nicht ein. Die Story ist viel zu kompliziert und verschwurbelt. Die Action ist spektakulär, wurde aber kaputt inszeniert. Die Chemie zwischen den Figuren scheint noch nicht so recht zu stimmen und so mancher patriotische Einschlag tut einfach verdammt weh und wirkt obendrein dumm und überflüssig. Was auch auf diverse Dialoge zutrifft. Dennoch wird einem eigentlich über zwei Stunden hinweg nicht langweilig und so manche Bilder sind dann doch ziemlich spektakulär geraten. Als Hommage an die Serie - geschweige denn als Neuinterpretation - funktioniert das Ganze meines Erachtens daher noch nicht, ABER der Boden für weitere Teile, die eventuell mehr reißen können, ist bereitet. Hannibal würde es wohl weniger schmeichelhaft auf den Punkt bringen mit: Leute, wir brauchen einen Plan B ...
In diesem Sinne:
freeman
Vince möchte auch mal:
"Sie nehmen sich selbst nicht so ernst", heißt es im Vorspann zur US-Actionserie "Das A-Team". Daraus abgeleitet hatte die Kinoadaption gleich einen Faktor zu bedenken, der bei anderen Serien-Verfilmungen nicht unbedingt bedacht werden muss: "A-Team – Der Film" würde nicht die erste Reflektion der Serie sein, nein, die Serie hatte sich schon längst selbst reflektiert, als sie noch lief. Nur die wenigsten Serien begannen als ambitioniertes Projekt und verwandelten sich quasi aus sich selbst heraus in etwas, das man fast schon als "postmodern" bezeichnen könnte. "Howling Mad Murdock"-Darsteller Dwight Schultz brachte es einmal auf den Punkt: er sei Protagonist einer Kinderserie, ließ er in einem Interview verlauten. Die Produzenten trauten ihren Ohren nicht, doch traf diese Feststellung millimetergenau die Entwicklung des Vier-Mann-Teams von in Ungnade gefallenen Ex-Militärs. Es genügt ein Blick in die Gesichter des verrückten Murdock, des verspielten Face (Dirk Benedict), des verpeilten B.A. (Mr. T) und des verschmitzten Hannibal (George Peppard), und eine Sache wird klar: Vietnam ist nicht mehr das Trauma, das Sylvester Stallone 1982 mit "Rambo" nachzeichnete. Schon 1983 erreichte die Heilung der amerikanischen Vietnamwunden mit Instant-Explosionen, Trampolinstunts, Bud-Spencer-Prügeleien, Platzpatronenballereien und blöden Witzen ein gesundendes Stadium.
Für Joe Carnahan ergibt sich dadurch eine recht komfortable Situation: er hat mehr oder weniger sturmfreie Bude, was seine Interpretation des ohnehin recht inhaltsarmen Stoffes angeht – solange er ein paar Markenzeichen hinüberrettet, und sich dabei nicht zu einem comichaften Schmierentheater hinreißen lässt, wie beispielsweise die jüngste "Lucky Luke"-Verfilmung eines war – mit Abstrichen auch, um im Metier zu bleiben, die "Charlie's Angels"-Verfilmungen oder wenigstens die zweite von ihnen.
Sah man Liam Neeson, der zwar zuerst als Abräumer in "96 Hours" beeindruckte, sich dann aber in "Kampf der Titanen" blamierte, mit erblichenem Haar und dicker Zigarre vom Poster grinsen, so war beagtes Schmierentheater zu befürchten. Ohnehin bergen die insbesondere im Zusammenspiel comichaft anmutenden Originalfiguren viel Gefahr, sie zu sehr auf die Spitze zu treiben. Das Ergebnis neckischer Spielchen zwischen B.A. (jetzt Quinton "Rampage" Jackson) und Murdock (jetzt Sharlto Copley) hätte eine gewaltige Peinlichkeit werden können, Facemans (jetzt Bradley Cooper) Casanovismus unfreiwillig komisch und Hannibals (jetzt Liam Neeson) Alphastatus schlichtweg unsympathisch.
So tat Carnahan gut daran, die potenziell fatale Gruppendynamik des Teams mit einer Mischung aus 1. Bourne'schem Authentizitätsanspruch und 2. mundwerkversiegelnden Over-The-Top-Actionsequenzen zu erden.
Viel Kritik kam erwartungsgemäß aus dem Lager der Konventionsbewahrer, die Abweichungen vom Original grundsätzlich ablehnen. Zu "modern", heißt es hier, sei die gesamte Bildsprache, zu wenig erinnere an die 80er Jahre und die Story sei eine einzige wirre Zumutung, die den simplen Schablonen der TV-Serie wortwörtlich gegen den Strich liefe; wo George Peppards Pläne, um es bildhaft zu sagen, auf einem Bierdeckel Platz gefunden hätten, da braucht es bei Liam Neesons Einfällen schon eine Papierfabrik. Und wirklich tut das Drehbuch dem Film keinen Gefallen, betrachtet man ihn isoliert; als moderner Actionfilm gesehen weiß "A-Team – Der Film" sich nicht zwischen klassischem und modernen Stil zu entscheiden.
Dass die neuen Hauptfiguren aber vermutlich erst dadurch funktionieren, dass man sie mit der Regie überzeichnet, wird erst klar, wenn man sich vorstellt, welche Auswirkungen ein komödienlastigerer Ansatz hätte haben können. Die Verschleierungsmittel des schnellen Schnitts und des mit Prequel-, Sequel- und Jetztzeitelementen aufgeplusterten Drehbuchs bauen stattdessen ein Hindernis auf, gegen das die vier Mann starke Alphaeinheit sich gemeinsam die Zähne ausbeißen darf. So gelingt das Kunststück, die alten Figuren mit neuem Geist aufzufrischen, sie angesichts der Modernität ihres Umfelds aber ähnlich "analog" wirken zu lassen wie John McClane in "Stirb Langsam 4".
Jeder der Schauspieler zeigt in der Interpretation seiner Rolle ausgeglichene Stärken und Schwächen, was das prinzipielle Gelingen der Neuauflage unterstreicht. Liam Neeson ist beileibe nicht die Karikatur, die er im Promomaterial noch zu sein scheint, legt seine Rolle auch angenehm anders, nämlich ernster aus als George Peppard, steht aber eindeutig am tiefsten im Schatten seines Vorgängers. Das hatte man eigentlich von UFC-Fighter Quinton Jackson annehmen müssen, der als filmisches Leichtgewicht Fanliebling Mr. T beerben musste. Tatsächlich erweist sich B.A. Baracus jedoch als leicht anzueignende Rolle. Mit seiner zwischenzeitlichen Abkehr von der Gewalt eignet ausgerechnet Jackson sich die großen Fußstapfen fast spielend an, sicherlich auch bevorzugt dadurch, dass er Hauptträger des augenzwinkernden Kommentars zur Eigenschaft der Serie ist, praktisch keine Toten auszuweisen und dies erst recht nicht on screen. Bradley Cooper macht aus der leichtfüßig-galanten "Mich-interessieren-andere-Dinge-mehr-als-unsere-Aufträge,-zum-Beispiel-Frauen"-Einstellung Dirk Benedicts etwas Genussvolles, ja fast Hedonistisches. Der Elan, mit dem Cooper hinter den Frauen und seinen Gegnern her ist, überträgt sich spielend auf den Zuschauer, allerdings läuft er gleichzeitig auch am meisten Gefahr, zu der anfangs angesprochenen Karikatur zu werden. Dies wiederum hätte man noch am ehesten dem Paradiesvogel "Howling Mad" Murdock zugetraut. Sharlto Copley, dem man die Rolle nach "District 9" unbedingt zutraute, hält sich aber erstaunlich stark zurück mit Spirenzchen und ist vielleicht noch am nächsten am Original dran. Sowohl Schultz als auch Copley wählen die nicht ganz offensichtliche Wahnsinnigkeit als Ausdrucksmittel und gehen mit rationalem Gesichtsausdruck an ihr teuflisches Werk. An Schultz' Murdock muss man sich letztendlich die Zähne ausbeißen, wenngleich es vermutlich umgekehrt wäre, hätte Schultz Copley beerben müssen.
Im Supportcast gelingt Jessica Biel nicht sonderlich viel, womit sie sich allerdings nur in das traditionelle weibliche Rollenbild der Serie begibt, hübsch, tough und intelligent sein zu dürfen, dies aber eben nur als Schein, der von den Fähigkeiten der Männer überstrahlt wird. Patrick Wilson derweil ist beileibe nicht die Reinkarnation von Lynch, als die er im Film hingestellt wird, muss das aber auch nicht; schleichend wird seine Präsenz von Minute zu Minute größer.
Gemeinsam mit diesen ambivalenten Figuren, so ambivalent wie das Filmkonstrukt, dem sie angehören, geht es in ein wirres Abenteuer, das sich aus hektischen Schnitten, zwischen Ernst und überdrehtem Wahnsinn pendelndem Dialog, Zeitsprüngen und fließend eingebauten Krawumm-Abschnitten speist und alles mit Relikten aus der Urquelle garniert. Da begegnet uns der schwarze GMC Van mit dem roten Streifen, um wenige Minuten später gnadenlos zertrümmert zu werden; da kehrt B.A.'s Flugangst zurück und bekommt eine Entstehungsgeschichte spendiert; da werden Szenarien mit klassischen Hafencontainer-Sets aufgefahren; da wird mit Freude die catch phrase "I love it when a plan comes together" gesprochen. Wenig davon – die 3D-Szene vielleicht – ist herausragend, bis auf Schlüsselreize erinnert auch nur noch wenig an die fast schon dreißig Jahre alte Actionserie, Kritik ist viel zu üben, doch derart unverbindliches Actionkino wird der diesjährige Spätsommer nicht mehr bieten.
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