Kritik zum Original copyright 2006 by Samir
Kritik zum Remake copyright 2005 by StS.

Assault - Anschlag bei Nacht

Originaltitel: Assault on Precinct 13
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1976
Regie: John Carpenter
Darsteller: Austin Stoker, Darwin Joston, Laurie Zimmer, Martin West, Tony Burton, Charles Cyphers, Nancy Loomis, John J. Fox u.a.
Nach einem Blutbad den die Polizei gegen einige lokale Gangmitglieder L.As begeht, schwören die Gangmitglieder Rache bis zum Tod, auf ihrem Rachefeldzug töten sie ein kleines Mädchen. Der Vater des Mädchens erschießt den Mörder und flüchtet in ein Polizeirevier, das am nächsten Tag geschlossen werden soll. Gleichzeitig kommt ein Gefangenentrasport mit dem berüchtigten Mörder Napoleon Wilson zu dem Polizeirevier. Die Gang verfolgt den Vater bis zum Polizeirevier und setzt diese unter Belagerung. Ein Psychospiel beginnt, dass den eingeschlossenen den letzten Nerv raubt, dem Diensthabenden Polizisten bleibt nichts anderes übrig als sich mit den Gefangene zusammenzuschließen um zu überleben, doch die Nacht wird lang…

John Carpenters zweiter Film nach Dark Star, gehört auch zu seinen besten. Basierend auf Howard Hawks „Rio Bravo“ schuf Carpenter, mit einem minimalen Budget von etwa 100.000 $, einen düsteren und spannenden Actionthriller, über die Belagerung einer Polizeistation durch eine auf Rache ausgehende Gang in Los Angeles. Carpenter, ein Westernliebhaber, hat mit Assault on Precinct 13 selbst, im Grunde genommen einen Western gedreht, nur in einer modernen Zeit. Draußen sind die Indianer die den Skalp der Leute wollen und drin der Sheriff, der seine Mitstreiter beschützen will. Die Szene ganz zum Anfang wo sich die Gangleader verschiedenster ethnischer Gruppen zusammen tun und dann „Blutsbrüderschaft schließen deutet am aller deutigsten an Western. Genial find ich bei dem Film vor allem die Licht und Schattenspiele die Carpenter darstellt, nachdem die Belagerer die Stromzufuhr der Polizeistation ausschalten, wird der Film von nur minimalem Lichteinsatz von außen getragen, was zu der schon bestehenden extrem düsteren Atmosphäre noch sein übriges tut. Tatsächlich wirkt der Film mehr wie ein Schwarz-weiß Film. Vor allem wie er den Schatten auf die Sekretärin Leigh setzt, die Augen die durch das Licht hervorgehoben wurden und der Rest des Gesichts im Schatten versteckt, setzt ihr etwas geheimnisvolles und mysteriöses. Wie er das macht ist wirklich große Klasse.

Auch große klasse ist, wie es Carpenter schafft die Topografie des Reviers darzustellen, wenn Bishop zum ersten Mal zum Revier kommt, sieht er sich um und der Zuschauer wird automatisch visuell mit der näheren Umgebung vertraut gemacht, genauso wie der Hinterhof wo der Gefangenentransporter ankommt. Das alles dient dazu, dass der Zuschauer sich später nicht fragt wo was gerade stattfindet, was ich z.B beim Remake vermisst habe und als eine Schwäche des Films ansah. Dies führt dazu das der Zuschauer sich ganz dem Film widmen kann und sich von der extremen unheimlichen und bedrohlichen ja auch klaustrophobische Atmosphären, die einen ja schon fast an einen Horrorfilm erinnert, führen lassen kann.
Eine andere Sache die Carpenter besser machte als Jean-François Richet im Remake, war die Spannung, die wirklich bis zum ende auf der Höhe bleibt durch 2 Sachen, die im Remake anders sind. Nummer 1 ist die Munition, während im Remake die Leute anscheinend über ein unbegrenztes Kontingent an Munition verfügen, kommt es für die Protagonisten aus dem Original schlimm, sie haben vor dem letzten Überfall nur noch 8 Kugeln übrig, wie werden sie da rauskommen? Eine Sache die den Zuschauer bewegt und interessiert und eine Sache die das Remake außen vor lässt. Die 2. Sache sind die Angreifer, während sie im Remake durch Gabrielle Byrne (den ich übrigens als Schauspieler sehr schätze und ihn im Remake auch klasse fand) das Böse ein Gesicht bekommen hat und man von einem Showdown Fishburne, Hawke und Byrne ausgehen kann, sieht die Sache beim Original ganz anders aus. Am Anfang werden zwar die Gangleader gezeigt, die alle einer anderen ethnischen Herkunft stammen, aber später sind die nur einige der schier unzähligen Angreifer. Diese Zusammenkunft verschiedener ethnischer Gruppen und das nicht zeigen eines Hauptfeindes, ist noch mal eine Steigerung auf der Spannungsskala, die der Film ohne hin schon fast sprengt. Die Angreifer erscheinen einem dadurch ja schon fast wie ne Lawine unkontrolliert und Chaos bringend. Ein genialer Einfall.

Natürlich ist die Musik von Carpenter der große Höhepunkt des Films, das Haupttheme ist genial und passt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Was für Hitchcock seine Cameos waren, ist für Carpenter die selbst gemachte Musikthemes. Ein Synonym, ein Markenzeichen auf das sich die Fans immer freuen, beide machen aus der Not eine Tugend. Die simple synthesizer Musik die Carpenter bei all seinen Filmen einsetzt, ist enorm wichtig für die bedrohliche Atmosphäre und das Tempo das der Film vorgibt, es gibt kaum jemanden der wirklich solche simplen eintönigen Ohrwürmer geschaffen hat wie er, vor allem das Theme zu Halloween, geht einem so dermaßen durch Rücken und Mark wie es höchstens ein Bernard Herrmann in Psycho oder Cape Fear gemacht hat

Carpenter und Assault on Precinct 13 als Hommage an seine Regisseuer Vorbilder. Wie wir ja schon wissen ist der Film schon eine Art Remake von Howard Hawks Rio Bravo, aber es gibt noch mehr das an Rio Bravo erinnert. Wie in vielen seiner Filme, fungierte Carpenter nicht nur als Regisseuer sondern auch als Drehbuchautor, Statist, Musikkomponist und als Cutter. Als Cutter gab er sich das Pseudonym John T. Chance, welches der Rollenname John Waynes in Rio Bravo war. Auch hat Carpenter eine Szene 1:1 aus einem Hawks Film kopiert. Und zwar handelt es sich dabei um die Szene in der Bishop, Napoleon Wilson die Schrottflinte rüber wirft und dieser direkt aus der Drehung 2 Eindringlinge abknallt. Diese Szene ist fast genau so in Red River zusehen, auch die ganzen „anybody got a Smoke“ Szenen von Napoleon sollen laut Carpenter Referenzen an Howard Hawks Filme sein in der er auch oft solche Zigaretten jokes machte. Howard Hawks ist ja sowieso der Lieblingsregisseuer Carpenters, nicht zuletzt durch sein Remake des Hawks Klassikers „Das Ding aus einer anderen Welt“ hat er das noch mal dargestellt. Die nächste Hommage galt Sergio Leone, der Charkater des Napoleon Wilson ist ganz eindeutig an Harmonica den Charles Bronson Charakter aus „Spiel mir das Lied vom Tod“, angelegt. Der Name Ethan Bishop soll eine Anspielung eines weiteren John Wayne Charakters sein, und zwar die des Ethan Edwards aus John Fords Westernklassiker „Der schwarze Falke“. Als Bishop, der Sekretärin Leigh, seine Kindheitsgeschichte erzählt, in dem er von seinem Vater mit nem Zettel, zu dem Revier geschickt wurde, auf das er in Assault aufpassen soll, und dort von der Polizei, auf bitten des Vaters festgehalten wurde. Das ist eine Hommage an eine berühmte Kindheitsanekdote Alfred Hitchcocks, in der er ebenfalls in nem jungen alter von seinem Vater mit nem Zettel zum nächstgelegene Polizeirevier geschickt wurde und ohne zu wissen warum für 5-10 Minuten in ne Zelle eingesperrt wurde, eine Sache die wohl für seine Filme über unschuldig Verfolgte ausschlaggebend war.

Eine große Stärke des Films sind auch die unbekannten Gesichter, die jedoch durch ausgezeichnete Schauspieler besetzt wurden. Die Tatsache dass sie aber alle unbekannt waren, ließ zu das der Zuschauer sich nicht sicher sein konnte ob alle Überleben werden. Napoleon Wilson wird von Darwin Joston gespielt. Er stellt für mich einen der coolsten Charaktere da, so trocken und ernst wie er das „anybody got a smoke“ aufsagt einfach nur der Hammer. Er war auch Vorbild für einen weiteren coolen Charakter Carpenters, nämlich Snake Plissken in Die Klapperschlange. Wie eben schon geschrieben basiert der Charakter auf Bronsons Charakter in Spiel mir das Lied vom Tod, dem steht er meiner Meinung in nix nach. Eine ebenfalls hervorragende Performance seitens Joston, eines tragischen Helden, dessen verbrecherische Vergangenheit umgeklärt bleibt und natürlich woher der Spitzname Napoleon kommt. Darwin Joston spielte auch ne kurze Rolle in Carpenters The Fog, und in David Lynchs Eraserhead, ansonsten fiel er nur noch in Gastauftritten einiger Serien wie Knight Rider oder Alf auf. Er ist leider am 1. Juni 1998 verstorben.
Ethan Bishop wird von Austin Stoker gespielt. Er bietet auch eine klasse Performance, genau wie bei Joston ist es schade, dass aus den nie was geworden ist. Stoker hat sich nach Assault auch nur noch in vielen TV Filmen und Serien aufgehalten. Das Schicksal der beiden traf auch Laurie Zimmer, die hier als die Sekretärin Leigh auch klasse spielt. Sie brachte es auch nur noch auf 2 Filme und davon eins für das Fernsehen. Zu den Darstellern gesellen sich 2 Darsteller die in Carpenters Filmen oft zusehen sind. Erstens Charles Cyphers der die Rolle des Starkers spielt, ist in 5 weiteren Carpenter Streifen zu sehen. Die andere ist Nancy Loomis, die in Assault Julie spielt, ist auch noch in Carpenters Filmen Halloween und The Fog zusehen. Sie ist mit Tommy Lee Wallace verheiratet, der bei den Carpenter Filme auch immer eine wichtige Rolle spielte, er war das Mädchen für alles, art Director, sound editing, stunt man und was weiß ich noch. Er gab den Sachen immer den richtigen Look in Carpenters Filmen. Ein weiterer Name den Mann später mit den Carpenter Werken zusammen sah ist der von Debra Hill, die in Assault zum ersten Mal zusammen mit John Carpenter arbeiten sollte.

Der Mord an dem Mädchen, dass zu der Eskalation förmlich führte, war damals für die MPAA und auch die dt. FSK zu brutal. Dem Film drohte in den Staaten ein X Rating, falls es nicht entschärft wurde, Carpenter kürzte die Szene und bekam ein R-Rating, der Film wurde jedoch trotzdem ungekürzt aufgeführt. Für die FSK war das trotzdem zu viel, der Film stand hauptsächlich wegen dieser Szene jahrelang auf dem Index, bis EMS in letztes Jahr Neuprüfen ließ und er dann sogar auf FSK 16 runtergestuft wurde. Aus heutiger Sicht eine mehr als verständliche Entscheidung.
Der Film flopt zunächst in den Staaten sowohl bei den Kritikern als auch an den Kassen. Erst durch die Veröffentlichung in Europa wurde der Film zu dem Klassiker und Kultfilm der er heute ist. Von den europäischen Zuschauer begeistert aufgenommen ebnete dieser Erfolg Carpenters Zukunft und führte ihn mit Moustapha Akkad zusammen, der Halloween produzierte. Kein Wunder also das die beiden Remakes (Das Tödliche Wespennest und Assault on Precinct 13 2005) auch von 2 Franzosen gemacht wurden sind
Der Titel Assault on Precinct 13 ist in dem Sinne falsch da es sich um das 9. Precinct handelt und die Division 13. Die 13 war einfach ein werbewirksamerer Titel Zusatz

Tja den Enthusiasmus für diesen Film kann ich eigentlich kaum bremsen, er zählt mit Sicherheit zu meinen Lieblingsfilmen, wenn man ein Haar in der Suppe vehement suchen würde, könnte man die etwas dünne Story rauspicken, aber das wäre wirklich übertrieben. Der Film ist ein geniales Frühwerk des Masters of Horror, mit jeder menge Anspielungen auf andere Filmemacher und 3 exzellenten Hauptdarstellern
fette

es fehlte nicht viel zur top Note
EMS brachte im letzten Jahr eine SE auf den Markt die neugepüft wurde und mit FSK 16 uncut ist. Für das alter des Films und im vergleich zu der alten Version ist Bild und Ton sehr gut, naja die DTS tonspur darf man nur nicht zu ernst nehmen.
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Assault on Precinct 13

Diese Kritik wurde uns freundlicherweise von StS zur Verfügung gestellt ...
Originaltitel: Assault on Precinct 13
Herstellungsland: Frankreich, USA
Erscheinungsjahr: 2005
Regie: Jean-François Richet
Darsteller: Ethan Hawke, Laurence Fishburne, Maria Bello, Drea de Matteo, Gabriel Byrne, John Leguizamo, Brian Dennehy u.a.
Im Jahre 1976 inszenierte John Carpenter den urbanen Thriller „Assault on Precinct 13“ mit einem Budget von nur rund 200.000 Dollar. Der Film floppte an den Kinokassen, entwickelte sich aber im Laufe der Jahre in Fankreisen zu einem Kultklassiker, der für seinen geschickten Spannungsaufbau, die düster-bedrohliche Atmosphäre sowie Carpenters interessanten Score geschätzt wird. Unabhängig davon, und vor allem neutral betrachtet, krankt der Film jedoch unter etlichen technischen Mängeln (Farbgestaltung, Schnitt, Kameraführung) und kann auch vom Gesamtbild her keinesfalls als „perfekt“ bezeichnet werden.
Die minimalistische Handlung übernahm Carpenter einer Vielzahl von Vorbildern – hauptsächlich Howard Hawks „Rio Bravo“ (´59) oder Romeros „Night of the living Dead“ (´68) – letzterer Einfluss erklärt zumindest, warum sich die Gangmitglieder so dumm/hirnlos anstellen, einer nach dem anderen durch die Fenster ins belagerte Revier einzudringen, um sich auf diese Weise „möglicht einfach“ erschießen zu lassen. Carpenter selbst variierte die Idee in anderen Genres mit „Prince of Darkness“ sowie „Ghosts of Mars“, worauf man sich in Hollywood nach der interessanten französischen Variante „Nid de guêpes“ dafür entschied, selbst eine Neuversion zu produzieren, die sich wenigstens in ihren Grundzügen stärker am Vorbild orientiert und aus diesem Grunde auch wieder dessen Titel tragen soll…
Gleich vorweg ein Wort an alle „Remake- Pessimisten“ da draußen: Carptenters Werk an sich war schon kein „Original“, weshalb man gar nicht erst auf diese Schiene aufspringen sollte! Außerdem, wie schon bei den „T.C.M.“- und „Dawn of the Dead“-Neuversionen, handelt es sich hierbei eher um ein „Re-Imagening“ als ein stringentes Remake…
In einer kalten, verschneiten Silvesternacht in Detroit wird der berüchtigte Killer Marlon Bishop (Laurence Fishburne) zusammen mit einigen anderen Kriminellen (u.a. John Leguizamo & Ja Rule) von der Polizei per Gefängnistransport verlegt. Als die Intensität des Sturms zunimmt, sieht man sich gezwungen, die Route zu ändern und einen Zwischenstopp beim nächstgelegenen Polizeirevier einzulegen. Jenes Gebäude, Precinct 13, soll in Kürze wegen Umsiedlung geschlossen werden, weshalb sich nur noch wenige Personen dort aufhalten. Da diese gerade eine Abschieds- und Neujahrsfeier vorbereiten, sind sie von dem eintreffenden Transport wenig begeistert, richten aber trotzdem alles wunschgemäß ein…
Als kurze Zeit später eine SWAT-ähnliche Spezialeinheit unter dem Kommando von Marcus Duvall (Gabriel Byrne) draußen in direkter Umgebung Stellung bezieht, erfährt Sergeant Jake Roenick (Ethan Hawke), der ranghöchste Beamte des Reviers, dass alle innerhalb des Gebäudes aufgrund von Bishops anstehenden Verfahren, bei welchem es auch um Korruption innerhalb der Polizeireihen gehen wird, in größter Gefahr schweben: Allein die Informationen bezüglich Duvall und dessen Team würden, wenn präsentiert, großen Schaden innerhalb des Departments anrichten, weshalb gewisse Personen eine Aussage unter allen Umständen verhindern wollen. Das bestätigt sich, als der schonungslose Angriff auf Precinct 13 schließlich beginnt – und so sehen sind alle dazu gezwungen, Seite an Seite die Stellung zu halten und ums blanke Überleben zu kämpfen…
Die Neuversion von „Assault on Precinct 13“ ist ein großartiger B-Film im altmodischen Sinne des Begriffs geworden – ohne Mainstream-Schnickschnack, auflockernden Humor oder Kompromisse. Charaktere und Schauspieler, die man gerne sieht und im Filmverlauf zu mögen begonnen hat – sie sterben, teils unerwartet und ohne Rücksicht. Im Gegensatz zu vergleichbaren Action-Thrillern der letzten Jahre ist die Gewaltdarstellung hier blutig, direkt und ungeschönt – was sich nahtlos der rohen, ungeglätteten Grundstimmung anpasst, welche in der fast klassisch anmutenden Anfangssequenz eines missglückten Drogendeals mit einem ziemlich expliziten Kopfschuss wegweisend eingeleitet wird…
Ethan Hawke („Taking Lives“) in der Hauptrolle sowie die Polizeikorruptions-Thematik erwecken zwangsläufig Erinnerungen an „Training Day“ – und tatsächlich steckt auch dasselbe Produzentengespann hinter diesem Film. Nun, ich will mich ja nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, doch Hawkes Rolle hier wirkt wie eine stimmige Fortführung jenes Charakters, für welchen er damals eine Oscar-Nominierung erhielt: Würde man sich vorstellen, wie jene Figur nach etlichen weiteren Jahren verzehrender Polizeiarbeit aussehen könnte – dieses Bild würde dem Eindruck der anfänglichen Undercover-Szene sicher verdammt nahe kommen. Man sieht ihm deutlich an, was er wohl schon alles durchgemacht haben muss. Den Hauptprotagonisten derart einzuführen ist ungewöhnlich und etwas irritierend, doch es passt und vermag hervorragend zu überzeugen – zumal die Rolle gut ausgearbeitet wurde.
Es handelt sich eindeutig um Ethans Film. Ich muss ehrlich sagen, dass ich eigentlich davon ausgegangen war, Fishburne würde ihm die Schau stehlen, doch dem ist nicht so: Laurence ist hier für die (Badass-) Coolness (im Sinne von Erscheinung, Charakter, Dialog) verantwortlich – genau solch einen Killer wünscht man sich in derartigem B-Film-Material zu sehen. Insgesamt spielt er in diesem Fall also eher auf „Matrix“- als auf „Mystic River“-Terrain.
Die restliche Besetzung kann ebenfalls sehr gut überzeugen: Die Charaktere bekommen mehr Raum und Hintergrund zugesprochen, was ein klarer Pluspunkt gegenüber dem Vorgänger ist. Maria Bello („the Cooler“) ist klasse als Therapeutin, die Hawkes Figur beim Überwinden seiner Traumata helfen soll, dabei aber derart selbst-analysierend ist, dass sie eigentlich selbst einen Psychiater aufsuchen müsste. Drea de Matteo (TV´s „the Sopranos“) spielt eine klassische Carpenter-Rolle – eine starke, unabhängige Frau, die sich ihrer Sexualität bewusst ist und diese nach ihren Bedingungen zu nutzen vermag. Brian Dennehy („F/X“) passt ideal als alteingesessener Cop mit unverrückbaren Ansichten.
Kommen wir nun noch einmal zu den „bösen Jungs“: Zugegeben, die Rollen von Ja Rule („Half Past Dead“) und John Leguizamo („Empire“) nerven manchmal etwas – doch derart vordergründig sind ihre Charaktere nun einmal angelegt worden. „Ja“ spielt halt einen in der dritten Person sprechenden Ghetto-Thug, Leguizamo einen Junkie mit eindeutigen psychischen Problemen.
Leider kommt Gabriel Byrne („Millers Crossing“) nicht ganz so gut weg wie die anderen (Haupt-) Beteiligten: Er ist, wie immer, auf der Höhe seines Könnens, doch sein Charakter ist stark eingegrenzt, da sich der Fokus auf die Personen innerhalb des Gebäudes konzentriert, was auch richtig so ist. Ein allzu charismatischer Villain (außerhalb) hätte vermutlich zu sehr von den entscheidenden Leuten abgelenkt. Zusätzlich tauchen übrigens auch die beiden B-Film-„Regulars“ Matt Craven („White Tiger“) und Kim Coates („Unforgettable“) in Nebenrollen auf.
Nicht nur besetzungstechnisch wirken einige Aspekte des Films kaum „politisch korrekt“ sowie auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich: Die Kriminellen sind allesamt multikultureller Herkunft (Hispanic oder African-American), während die Cops durchweg kaukasischer Abstammung sind, und De Matteo´s offene Sexualität muss selbst den anderen Charakteren erläutert werden („I don’t bed criminals, I fuck bad boys“), was einen gewissen Beigeschmack mit sich bringt.
Für den französischen Regisseur Jean-Francois Richet („De L´Amour“) und seinem Drehbuchautor James DeMonaco („the Negotiator“) galt es, der fundamentalen Ausgangslage von Carpenters Version neues Leben einzuhauchen. Dabei gab man zentrale Elemente auf oder wandelte diese gar ins Gegenteil um: Aus dem heißen Kalifornien wurde das verschneite Detroit, die Hautfarben der Hauptfiguren (Cop/Killer) wurden getauscht sowie der Rassenunruhen-Hintergrund gegen Polizeikorruption ausgetauscht. Dem „Bösen“ wurde ein Gesicht verliehen, was dem Film mehr Glaubwürdigkeit verleiht – außerdem steigert das die Spannung, denn die Gegner kommen nicht mehr hirnlos durch die Fenster, sondern gehen taktisch und spezialisiert vor, was die Story zudem realistischer wirken lässt. Natürlich gibt es kein Pendant zu der berühmt-berüchtigten „Eisverkäufer“-Szene, doch wie gesagt: Wir haben es hier mit einem Re-Imagening zutun – weshalb der Showdown dann auch getrost in einem Waldstück außerhalb des Reviers stattfinden kann ... und nein, der Wald taucht nicht einfach „aus dem Nichts auf“ sondern wird bereits nach knapp 10 Minuten das erste Mal gezeigt und in der Folgezeit ebenfalls angesprochen!
Die Inszenierung von Regisseur Richet ist absolut perfekt: Die gute Beleuchtung schafft eine stimmige Atmosphäre, die hervorragend mit dem genialen Setting des Schneesturms harmoniert. Die Actionszenen, welche niemals ausarten und immer realistisch bleiben, sind in ihrer Art sehr wirkungsvoll, und darüber hinaus gibt es noch einige Kamerafahrten, die jeden, der sich auch nur etwas mit der Materie auskennt, in Begeisterung versetzen!
Filme dieser Art beurteilt man vorwiegend aus dem Bauch heraus, wodurch Klischees und kleinere Schwächen bis zu einem gewissen Grad vernachlässigt werden können (wobei der Tunnel (zugegeben) hart an der Grenze war). Es gilt vor allem, das vorliegende Material eigenständig zu betrachten: Ja, dieses Werk hat natürlich auch seine Schwächen, doch spätestens wenn die Action richtig einsetzt, sollte der Genrefan (vor allem angesichts der Umsetzung sowie des Härtegrades) mehr als zufrieden gestellt sein. Im Endeffekt geht es aber hauptsächlich bloß um einige mit Vorurteilen belastete Personen, die sich selbst als Individuen kennen lernen, während sie sich dazu gezwungen sehen, gemeinsam als Gruppe zu agieren…
Diese Neuversion von „Assault on Precinct 13“ sollte man unbedingt unabhängig des Vorgängerfilms (den Begriff „Original“ in diesem Zusammenhang zu verwenden, wäre ja schlichtweg falsch) betrachten – dann kann man sich nämlich vorurteilsfrei an einem hervorragenden sowie knallharten Action-Thriller erfreuen …
PS: Dieses Mal spielt die Handlung tatsächlich im Gebäude „Precinct 13“ – und nicht wie „damals“ in „Precinct 9, Division 13“!
Eine deutsche DVD wurde von Highlight für Ende des Jahres angekündigt, da man wohl auf eine deutsche Kinoauswertung verzichten will. Warum auch immer!
