Bloodsport: The Red Canvas
Bildercopyright: Tiberius/Savoy
Originaltitel: Red Canvas, The
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: Kenneth Chamitoff / Adam Boster
Darsteller: Ernie Reyes Jr., Ernie Reyes Sr., John Savage, George Takei, Maria Conchita Alonso, Martin C. Alvillar, Jermaine Andre, Riz Angel, Margie Betke, Adam Boster u.a.
General Krang lässt in seinem Gefangenenlager zu Zeiten des Vietnamkrieges inhaftierte GIs auf einem blutverschmierten Leinentuch (Red Canvas) um ihr Leben kämpfen. Der Champ dieser Veranstaltung leitet heute, Jahre später, einen Knast, in dem er seine hochtrainierten Wärter in Cagefights gegen einen jungen Latino namens Johnny Sanchez antreten lässt. Sein Ziel: Er will den so hoch trainierten Johnny Sanchez als seinen Kämpfer in die Red Canvas genannte Kampfsportliga Krangs, der jetzt ein stinkreicher Martial Arts Ligenvorstand ist, einschleusen und das Preisgeld als auch eine Jahre zurückliegende Wette mit Krang gewinnen, um sich so für die jahrelangen Misshandlungen in dessen Gefangenenlager zu rächen ...
Fans amerikanischer Turnierkampffilme haben ja schon einiges erlebt in Sachen „Wie kommen wir zu dem Punkt, ab dem die Handlung keine Rolle mehr spielt und Muskelberge aufeinander eindreschen?“ The Red Canvas, der nur bei uns in Deutschland ans Bloodsportfranchise angehangen wurde, mit selbigem aber nichts zu tun hat, setzt dem Ganzen aber definitiv die Krone auf. Zumal er seine Gründe fürs Kloppfest nicht bei den Inhaltsangabenteil oben belässt, sondern auch Johnny Sanchez triftige Gründe liefert, sich die Kauleiste verbiegen zu lassen. Als da wären Schulden, Schulden, Schulden, irgendwann Rache und obendrein noch ein Kind mit einer drogenabhängigen Mutter. Gründe genug also, sich mal richtig zu keilen. Sollte man meinen. Leider ist die Hinleitung zum eigentlichen Highlight des Filmes verdammt zäh, schwülstig und langatmig geraten und dauert ungelogen 60 Minuten, in denen nicht wirklich viel passieren will. Zwar wird sich zwischendurch auch mal kurz geklöppelt, rechtes Kickerfeeling will aber nie aufkommen.
Als man sich dann endlich amtlichst in die Fresse kickt, macht der Film einen weiteren Fehler. Er bekommt es nämlich nicht auf die Reihe, den Turniermodus nachvollziehbar und damit spannend zu machen. Andauernd kloppen sich irgendwelche Nasen, von denen man nicht weiß, ob sie unserem Helden gut gewogen sind oder eher nicht, weswegen alle Fights ohne Johnny vollkommen egal sind! Und die ersten Fights von Johnny sind so dunkel ausgeleuchtet, dass man ab und an erst bei der Siegerpose merkt, dass Johnny gerade dabei war. Grund dafür ist vor allem, dass sich der Film auf das gerade in den USA schwer beliebte Free Fight Martial Arts Gekeile verlässt, bei dem es mörderisch schwer fällt, stilistische Unterschiede zwischen den Kämpfern auszumachen und nicht einmal Johnny hat so etwas wie ein spezielles Move Repertoire dabei. Spannung kommt so keine auf und die berühmten Sofabrüllszenen zugunsten des Helden im Fight gegen den Oberbösen bleiben auch komplett aus. Zumal dieser eh ein wenig befremdet, wurde er doch mittels irgendwelcher Mittelchen hochgezüchtet und muss erstmal K.O. geschlagen werden, um danach richtig aufzudrehen. Mag komisch klingen, kommt auch selten dämlich rüber, wird vom Film aber ernst gemeint.
Rein optisch ist The Red Canvas sehr nett umgesetzt wurden. Ab und an ist er sogar richtig fett inszeniert und somit meilenweit vom letzten „großen“, teils schwer erbärmlich aussehenden Turnierkicker amerikanischer Prägung - Honor - entfernt. Leider meinen es die beiden Regisseure in den Fightszenen dann ein wenig zu gut, fahren sie doch alle Stilmittel auf, die sie zu kennen scheinen. So wird die Kampfchoreographie von schwarzweißen Freeze Frames, Zeitlupen, Upspeeding Sequenzen (die man dank der letzten Seagalfilme echt satt hat) und seltsamen, nur wenige Frames ausmachenden Wiederholungen besonderer Moves unterbrochen und ausgebremst, was vor allem in den Johnny Sanchez Fights massiv nervt. Auch werden die ersten Fights Ultimate Fighting mäßig in einem Stahlkäfig vollzogen, bei dem die Kamera irrigerweise VOR dem Käfig platziert wurde und so durch die Maschen filmen muss, was bei den teils recht dunkel daherkommenden Fights noch die letzte Übersicht nimmt. Die Fights selber sind geradlinig, hart und bodenständig inszeniert, lassen aber echte Highlights schmerzlich missen und man hat immer das Gefühl, dass sowohl Choreographie als auch die gebotenen Fähigkeiten der Kicker deutlich Luft nach oben haben.
Darstellerisch wird’s zumeist zappenduster, tragen doch die Darsteller viel dazu bei, dass der viel zu lahme und langweilige Handlungsteil so grandios vor den Baum geht. Dabei wird man aber zunächst von der Anlage der Figur des Johnny Sanchez überrascht. Dieser kommt nämlich als ziemlicher Unsympath daher, der unglaublich viele Ecken und Kanten hat. Blöderweise ist Hauptdarsteller Ernie Reyes Jr. (Der Kleine aus Red Sonja ) in der Folge nicht wirklich in der Lage, diesen ersten Eindruck seiner Figur so weit zu drehen, dass man mit ihm mitfiebern möchte. Die Folge dürfte klar sein: Der Zuschauer sitzt teils vollkommen unberührt und mit extrem großer Distanz vor dem Treiben. Zumindest bringen drei etwas größere Namen etwas Glanz in die Hütte, wird doch General Krang von Zulu Darsteller George Takei gegeben, sein Intimgegner von Charakterfresse John Savage (Dark Angel die Serie) und Maria Conchita Alonso (die dem Arnie in Running Man aufs Hawaiishirt kotzen wollte!) versucht sich an einer Art Comeback, das in wüstem Overacting ersäuft.
Eine echte Überraschung gibt es aber und zwar den schwer professionellen Score, der zwar ab und an zu schwülstig daherkommt, ansonsten aber wirklich zu begeistern weiß und zwischen schweren E-Gitarren und klassischen Scoreelementen hin und her switcht.
Was bleibt, ist ein in technischer Hinsicht teils erstaunlich professionell und profund inszenierter Martial Arts Klopper, der es nur in den Fightszenen mit den Stilmitteln zu gut meint. Leider kann die gelungene technische Seite die Defizite in Schauspiel, Storyführung, Charakterzeichnung, Fightchoreographie und Zuschauerinvolvement nicht verhehlen und bleibt so weit hinter den US Martial Arts Klassikern gleicher Prägung zurück.
Die deutsche DVD kommt von Savoy / Sunfilm und ist mit einer FSK 18 uncut. Die Bildqualität ist in den Handlungsszenen erstaunlich schwach, wogegen die Actionszenen richtig stark ausschauen. Der Ton ist etwas zu aggressiv abgemischt, wodurch diverse Dialogelemente verschluckt werden.
In diesem Sinne:
freeman
Bloodsport: The Red Canvas
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