Originaltitel: Death Race
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2008
Regie:
Paul W.S. Anderson
Darsteller:
Jason Statham, Joan Allen, Ian McShane, Tyrese Gibson, Natalie Martinez, Max Ryan, Justin Mader, Robert LaSardo, Robin Shou, ...
Trailer:
http://www.imdb.com/video/screenplay/vi4041736473/
Paul W.S. Anderson´s „Death Race“ (2008) ist im Grunde genommen nichts weiter als eine zeitgemäß angegangene, aufwändige, unterhaltsame, nicht nur in diesem speziellen Kontext betrachtet weitestgehend gelungene Hommage an trashige Exploitation-Flicks vergangener Tage – ein lautes, dröhnendes, Testosteron-getränktes Big-Budget-B-Movie, welches die (u.a.) von seinem Titel heraufbeschworenen (simplen wie begrenzten) Erwartungen im Prinzip allesamt erfüllt. Wer sich Dinge wie Anspruch, Subtilität, feine Nuancen, darstellerische Höchstleistungen, komplexe Charakterzeichnungen, ausgefeilte Dialoge und/oder eine intelligente Story-Beschaffenheit erhofft, sitzt von Anfang an sprichwörtlich im falschen Film und trägt zudem die volle Verantwortung für seinen eigenen vorangegangenen Irrtum. Wer hingegen auf ein ohrenbetäubend rockendes, mit coolen Typen, sexy Ladies, lässigen One-Linern und brachialer Action prall gefülltes cineastisches Werk aus ist, bei dem man sein Gehirn getrost mal eine Auszeit gönnen kann bzw gar sollte – der ist vorliegend genau richtig aufgehoben!
Wir schreiben das Jahr 2012: Die amerikanische Wirtschaft ist inzwischen nahezu gänzlich zusammengebrochen, Unternehmen müssen reihenweise schließen und ihre Mitarbeiter kündigen, sowohl die Erwerbslosenquote als auch Verbrechensrate steigt jeweils unentwegt an – entsprechend hart sind die Zeiten fürs Land und seine Einwohner. Einer jener ist der Stahlarbeiter Jenson Ames (Jason Statham), welcher nach dem Verlust seines Jobs nun aktuell mit der schwierigen Situation bzw Frage konfrontiert wird, wie er unter diesen Umständen seine kleine Familie künftig anständig weiterernähren soll – leicht wird es nicht, darüber ist er sich mit seiner Ehefrau Suzy (Janaya Stephens) einig, doch gemeinsam werden sie es schon irgendwie schaffen, sich und ihrer jungen Tochter im Säuglingsalter ein würdiges Leben zu ermöglichen. Leider ist ihr Schicksal allerdings ein anderes: Am Abend nach seiner endgültigen Entlassung, in deren Rahmen selbst der finale Lohn deutlich geringer als eigentlich rechtens ausfällt, dringt eine unbekannte Person in ihre Wohnung ein, tötet Suzy auf brutale Weise in der Küche und lässt ihn, der ihr nicht mehr zu helfen vermochte, infolge einer kurzen Auseinandersetzung verwundet und besinnungslos auf dem Boden liegend zurück. Als er schließlich einigermaßen wieder zu sich kommt, stehen herbeigerufene Polizisten bereits mit gezückten Waffen in der Tür – und er selbst hält ein blutiges Messer in Händen, das sich schnell als Tatwaffe herausstellt…
Nachdem ein Gericht seiner Version der Geschichte keinen Glauben schenken wollte, ihn daraufhin für den Mord an seiner Frau verurteilte und seine Tochter in die staatliche Obhut übergab, findet sich Jenson schon bald auf „Terminal Island“ wieder – einer berüchtigten Gefängnisinsel, welche nur durch eine einzige (natürlich stark gesicherte) Brücke mit dem Festland verbunden ist und (wie die meisten anderen Haftanstalten der USA auch) von einem privaten Konzern geführt wird. Unter der Leitung und Aufsicht der knallharten Direktorin Hennessey (Joan Allen), die selbst seitens der übelsten Insassen höchsten Respekt genießt, hat sich diese betreffende Institution nicht nur aufgrund ihres Sicherheitsgrads und der Gefangenen-Zusammensetzung einen nachhaltigen Ruf erworben, sondern in erster Linie dank einer erschreckend beliebten wie äußerst fragwürdigen Veranstaltung, deren Einnahmen die komplette Finanzierung sichern und dem Betreiber zusätzlich einen beträchtlichen Profit bescheren: „Death Race“ – ein via Internet übertragenes „Pay-per-View“-Event, bei dem einige auserwählte Häftlinge in hochgezüchteten sowie schwer gepanzerten und bewaffneten Fahrzeugen im Zuge eines in drei Etappen gefahrenen Autorennens auf einer mit Fallen und Hindernissen gespickten Piste gegeneinander antreten. Sollte ein Partizipant insgesamt fünfmal gewinnen, winkt ihm die Freiheit – bloß gelangen die meisten nicht einmal in die Nähe dieses Ziels und kommen stattdessen auf dem Weg dorthin ums Leben…
Im letzten Rennen hat der infolge zahlreicher Unfälle grässlich entstellte (und daher stets in der Öffentlichkeit eine Maske tragende) Publikumsliebling und viermalige Sieger „Frankenstein“ (David Carradine) den Tod gefunden – was Hennessey allerdings strikt geheim hält, da sie ansonsten einen Einbruch der Zuschauerquoten befürchtet. Es ist demgemäß kein Zufall, dass Ames, der sich vor seiner Stahlarbeiter-Zeit als „Nascar“-Champion einen Namen erwarb, ausgerechnet ihrer Zuständigkeit zugewiesen wurde, und so schlägt sie ihm einen Deal vor – nämlich im anstehenden Rennen Frankenstein´s Stelle einzunehmen. Im Falle eines Sieges würde er ja begnadigt werden und könnte sich „draußen“ erneut um sein Kind kümmern – und sollte er dabei sterben, würde es ebenso nicht unbedingt viel verändern oder ausmachen. Widerwillig lässt er sich darauf ein – zumal er sich in Gestalt einer Auseinandersetzung mit einem Angehörigen der „Aryan Brotherhood“ (Max Ryan) gleich am ersten Tag jene Gruppierung zum Feind gemacht hat. Neben seiner kleinen Pit-Crew, die aus dem cleveren Lists (Frederick Koehler), Mechaniker Gunnar (Jacob Vargas) sowie dem erfahrenen Coach (Ian McShane) besteht, ist (selbstverständlich) auch Jensen´s weibliche „Navigatorin“ Case (Natalie Martinez) eingeweiht, welche aus einem anderen (Frauen-) Gefängnis stammt und ihn vom Beifahrersitz aus unterstützt. Ihr größter Feind auf der Piste ist zweifellos Frankenstein´s Erz-Rivale Machine Gun Joe (Tyrese Gibson), der seinerseits schon dreimal gewonnen hat und unter allen Umständen möglichst schnell raus aus dem Knast will. Tja, und als wäre all das nicht bereits genug, stellt sich irgendwann außerdem heraus, dass Hennessey in so ziemlich allen Bereichen und Belangen ihre Finger (manipulierend) mit im Spiel hat – einschließlich des Verbrechens, das man Jenson zur Last legte. In diesem Sinne:
Gentlemen, start your Engines – it´s on!
Wer es von sich aus bislang noch nicht gewusst hat: „Death Race“ (2008) basiert auf dem 1975er Kult-Streifen „Death Race 2000“, der in Deutschland unter dem Titel „Frankensteins Todesrennen“ bekannt ist und welchen Regisseur Paul Bartel damals für (den hier übrigens ebenfalls als Produzent in den Credits aufgeführten) B-Movie-Papst Roger Corman inszenierte. Während man das kostengünstig realisierte Original problemlos als eine „satirisch-überzogene Trash-Granate erster Güte“ bezeichnen kann, handelt es sich bei dieser Neuversion (ihres Zeichens mehr „Re-Imagining“ als „Remake“) hingegen um eine zirka 45 Millionen Dollar teuere Studio-Veröffentlichung aus dem Hause „Universal“ (u.a. in Zusammenarbeit mit „Cruise/Wagner Productions“), die relativ ernsten Tones daherkommt, den heutigen Sehgewohnheiten angepasst ist und auf handwerklich hohem Niveau umgesetzt wurde. Weniger bunt, humorvoll und unfreiwillig komisch, steht bei diesem Herangehen bzw Anlauf kein Cross-Country-Rennen mehr im Zentrum der Geschehnisse, sondern eins, das sich rein entlang eines auf die Inselfläche beschränkten (Rund-) Parcours entfaltet, der jedoch wahrlich nicht ohne ist und selbst durch einige Lagergebäude hindurchführt. Angesichts des Fehlens von Zuschauern und Unbeteiligten in Streckennähe, da diese dem Spektakel ja aus sicherer Entfernung per Datenübertragung beiwohnen, können schon allein deshalb keine Punkte mehr für das Überfahren von Passanten vergeben werden – allerdings „erwischt“ es gelegentlich durchaus mal den einen oder anderen seinem Wagen entstiegenen Fahrer (beabsichtigt) oder schaulustigen Mitinsassen (aus Versehen)…
Hennessey´s „Death Race“-Eventpaket umfasst jeweils die drei Etappen eines Rennens, welche an aufeinander folgenden Tagen stattfinden und gewissermaßen im Stile eines Video-Games konzipiert wurden: Die Wagen sind keine primär auf Äußerlichkeiten oder Geschwindigkeit fixierten Protz- oder Proll-Schlitten, wie sie etwa in der „Fast&Furious“-Franchise vorkommen, sondern zweckmäßig ausgerichtete sowie wuchtig gepanzerte und bewaffnete Kampffahrzeuge – Ames beispielsweise sitzt (hinter Spiegelglas) am Steuer eines 2006er Ford Mustangs mit einer mehrere Zentimeter dicken Stahlpatte am Heck und zwei Mini-Guns auf der Motorhaube, ferner gibt es u.a. noch einen „modifizierten“ 2004er Dodge Ram, einen 1966er Buick Riviera und einen 2006er Chrysler 300C zu bestaunen. Unmittelbar nach dem Start sind alle Waffensysteme allerdings erst einmal deaktiviert, weshalb es in jener Phase in erster Linie auf fahrerisches Geschick ankommt. Entlang der Strecke gibt es aber diverse so genannte „Power Up“-Felder im Boden, und wenn man nun als erstes über eine dieser (gekennzeichneten) Flächen fährt, erhält man entweder eine passive Schutzfunktion (Öl, Rauch, Krähenfüße, Napalm etc) oder seine aktive Bewaffnung (á la Maschinengewehre oder Raketen) freigeschaltet – einige lösen jedoch auch tödliche Blockaden aus, die dann plötzlich mitten auf der Fahrbahn direkt vor der Konkurrenz auftauchen. Die Rennen, Stunts und gesamten Action-Sequenzen wurden hervorragend choreographiert: Angenehm altmodisch (sprich: ohne CGI-Eskapaden) und ungemein effektiv – kein Wunder, wo doch Spiro Razatos („Vantage Point“) daran beteiligt war. Unterlegt mit einem energischen Score, den Paul Haslinger („Crank“) beisteuerte, sowie einem schallend rockenden Soundtrack, auf dem sich u.a. Stücke von „Nine Inch Nails“ oder den „Stereophonics“ hören lassen, verbindet sich all dies zu einem wilden Ritt, der im Kino (bzw unter Ausreizung einer adäquaten Soundanlage daheim) so richtig Laune macht! Besonders Männern dürfte der Anblick dieses mit Fallen, Explosionen und unzähligen abgefeuerten Projektilen auf die Spitze getriebenen „Demolition Derbys“ unweigerlich ein Grinsen ins Gesicht treiben...
Man mag ja von Regisseur Paul W.S. Anderson („Shopping“/„Event Horizon“) halten, was auch immer man will – geradezu unbestritten sehe ich allerdings die Gegebenheit an, dass ihn seine Vorkenntnisse im Bereich aufwändiger B-Movies (vgl. „Soldier“) und Videospiel-Adaptionen („Mortal Kombat“/„Resident Evil“/„Alien vs Predator“) zu der perfekten Wahl für die Umsetzung dieser Materie werden ließen. Genauso wie bei seinen vorangegangenen Regiearbeiten, serviert er dem Publikum hier ebenso einen lauten, unterhaltsamen, weitestgehend substanzlosen und optisch ansprechend dargebotenen Zeitvertreib ohne störende Längen. Seine Inszenierung ist gewohnt straff, modern und professionell – enthusiastisch arrangierte er die Action-Sequenzen und legte speziell in jenen Momenten, die immerhin einen Großteil der Laufzeit ausfüllen, ein wahrhaft mörderisches Tempo vor. Bereits beim ersten Rennen drückt Anderson das Gaspedal bis zum Bodenblech durch – und um das im zweiten dann gar nochmal (beinahe locker anmutend) zu toppen, bringt er einen von Hennessey „Dreadnaught“ genannten „Quoten-Pusher“ ins Spiel: Einen mit Flammenwerfer, MG-Station und Panzerkanone bestückten Truck, der eine regelrechte Schneise der Verwüstung durch die Reihen der klar unterlegenen Fahrer schlägt – und der letztliche Ausgang dieses brachialen Intermezzos ist durchaus schon eines Szenenapplauses würdig. Die „dritte Etappe“ geht schließlich nahtlos in den Showdown über, welcher zusätzlich mit zwei Helikoptern und etlichen Fahrzeugen des Sicherheitsdienstes aufwartet – einzig der direkt daran anknüpfende Epilog gefiel mir nicht so gut, denn diese finalen Minuten vorm Abspann waren mir schlichtweg nicht „
bad-ass“ genug (zu sehr auf Mainstream getrimmt sowie inklusive eines im Kontext fast haarsträubenden Monologs, auf den ich aber nicht weiter eingehen werde). Egal – den positiv-spaßigen Eindruck der Zerstörungsorgie zuvor vermochte mir das jedenfalls nicht zu vermiesen, zumal wir es vorliegend mit einem „echten R-Rating“ zutun haben (blutige Einschüsse, brechende Knochen, stark in Mitleidenschaft gezogene Körper etc) und sowohl Scott Kevan´s („Cleaner“) Kameraarbeit als auch Niven Howie´s („Dawn of the Dead“) frenetische Editing-Kompositionen dienlich zum ungezügelt voranpreschenden Feeling des Streifens beitragen…
In der Hauptrolle ist der in London geborene Jason Statham („the Transporter“/„Revolver“) zu sehen – und zwar mal wieder in einer dieser Parts, wie er sie im Prinzip in (mindestens) jedem zweiten seiner Filme verkörpert: Entsprechend routiniert und ordentlich bringt er seine Sache über die Bühne, wobei er erneut eine Menge davon profitiert, dass er die nötigen physischen Attribute genauso ausgeprägt aufweist wie dieses markante (sympathisch-raue) Charisma, welches mich des Öfteren an das eines jüngeren Bruce Willis erinnert und meist stärker darüber hinwegzusehen hilft, dass er mimisch nicht gerade viel zu bieten hat. Als seine „Beifahrerin“ stellt die feurige Natalie Martinez (TV´s „Saints & Sinners“) quasi den Inbegriff von „Eye Candy“ dar: Sie muss nicht mehr tun, als in ihren knappen Klamotten möglichst attraktiv auszuschauen – was sie stets mit Bravour meistert. Ian McShane (TV´s „Deadwood“) reißt seine Szenen allesamt genüsslich an sich und holt das Optimum aus dem ihm gebotenen limitierten Material heraus, Tyrese Gibson („Four Brothers“) agiert solide in der Rolle des Machine Gun Joe, der als homosexuell gilt und einen extrem hohen „Verschleiß“ an Streckenführer hat, was einen amüsanten Running-Gag markiert. Letzterer wurde im Original übrigens von Sylvester Stallone gespielt – als Frankenstein trat damals David Carradine in Erscheinung, welcher jenem maskierten Champion auch in dieser Version im Rahmen des anfänglichen Prologs seine Stimme leiht: Eine nette Verbeugung seitens der Macher, die in der „Post-Production“-Phase noch fix eingebaut wurde. Aus der Gruppe der anderen Fahrer, unter ihnen Justin Mader („Going West“) und Robin Shou („Beverly Hills Ninja“), ragen höchstens der herrlich fies auftretende Max Ryan („Thr3e“) sowie der aus etlichen Serien und B-Movies bekannte Robert LaSardo („In Hell“) hervor, welcher von allen am coolsten „abtreten“ darf. Und dann wäre da noch die mehrfach preisgekrönte, äußerst talentierte Joan Allen („the Contender“/„Pleasantville“), welche Hennessey´s eisige Dominanz in makelloser Perfektion präsentiert. Man mag sich (berechtigt) fragen, was zur Hölle sie in einem Werk wie diesem hier zu suchen hat – vielleicht wollte sie ja ihren Part der Pamela Landy aus den „Jason Bourne“-Filmen aufs nächste Level heben oder einfach mal etwas anderes ausprobieren? Vollkommen egal, denn obgleich gnadenlos unterfordert, hatte sie anscheinend ihren Spaß – und wir als Betrachter ebenfalls, besonders an einer Stelle, als man auf akustischem Wege Zeuge einer ziemlich vulgären Drohung aus ihrem Munde wird. Ich denke, niemand hätte sich wohl je vorstellen können, Frau Allen mal beim Aussprechen eines solchen Satzes zu erleben…
Seine Variante der Geschichte siedelte Anderson ganz bewusst im Jahre 2012 an: Angesichts des Zustands der Wirtschaft in der heutigen amerikanischen Gegenwart wirkt der Gedanke, dass diese in nicht allzu ferner Zukunft weitestgehend zusammenbrechen könnte, keinesfalls sonderlich weit hergeholt. Die Arbeitslosigkeit, hohe Kriminalitätsrate, allgemeinen Sorgen und Ängste sowie der daraus resultierende Drang nach Eskapismus haben dazu geführt, dass diese modernen „Reality-Entertainment-Gladiatorenspiele“ derart beliebt wurden: Um sich von ihrer eigenen Situation abzulenken, ist die leidgeplagte Bevölkerung durchaus bereit, 99 Dollar fürs Beiwohnen dieses grausamen Events zu zahlen. Werke wie „Running Man“ (1987) oder „Rollerball“ (2002) haben sich diesem Thema zuvor bereits gewidmet – aber auch in diesem Fall fungieren die satirisch-kritischen Elemente in erster Linie nur als Aufhänger für die zur Schau gestellte Action. Dies ist allerdings beileibe nicht verurteilungswürdig schlimm, da der Film nie wirklich den Anspruch erhebt, eine tiefgründige Botschaft vermitteln zu wollen – er möchte nichts weiter als unterhalten, und das gelingt ihm auf dem Niveau eines „Guilty Pleasures“ erfreulich gut. Demgemäß hat Anderson sein klar abgestecktes Ziel auf einem schnörkellosen Pfad erreicht, der sich von dem seines 1975er „Vorgängers“ teils auffällig unterscheidet: Beim Verfassen des Skripts behielt er nur recht wenige der ursprünglichen Inhalte und Details bei – etwa verschiedene Hintergedanken (z.B. das Bedienen der Sensations- bzw Blutlust des Publikums) und Figuren (wie Frankenstein, Machine Gun Joe oder die eigentlich ja überflüssigen weiblichen Navigatoren, welche jedoch zwecks Zuschauerquoten-Steigerung mit von der Partie sind). Die Charakterzeichnungen wurden eindimensional und oberflächlich konzipiert, Dialoge und Motive ebenfalls – „köstlich“ fand ich beispielsweise Hennessey´s Argument, warum Ames seine Tochter besser bei deren neuen Pflegeeltern leben lassen und stattdessen mit ihr kooperieren sollte: „
It would be the most unselfish Act of Love I´ve ever seen“. Einfach „klasse“, strikt in einem zwiespältigen Sinne – wie auch die Beobachtung, dass das Drehbuch offenkundig mit Frank Darabont´s Stephen King Adaption „the Shawshank Redemption“ im Hinterkopf entstand, da diverse Ähnlichkeiten nicht von der Hand zu weisen sind...
In Anbetracht der grundlegenden Intention der Macher dieser Produktion, handelt es sich bei vielen der aufgeführten Faktoren im Prinzip um „Nebensächlichkeiten“, wenn es unterm Strich um das Bilden einer wertenden Summe geht – was einige weitere (auch positiv anzumerkende) Dinge und Zusätze ebenfalls mit einschließt, etwa die sporadischen Beigaben zynischen Humors, Jenson´s Tätigkeit als Stahlarbeiter (der Streifen ist ja quasi das cineastische Gegenstück dieses Jobs), der Knast-Background vom Coach oder dem in diesem Genre ungewöhnlichen in Frage stellen der sexuellen Neigung eines der Hauptprotagonisten. Der simpel gestrickte Plot, einschließlich all seiner Komponenten, ist nichts weiter als ein Mittel zum Zweck: Er dient rein dazu, dem Publikum ohne jeglichen Reibungsverlust genau das zu bieten, was ihm (u.a.) der Titel und der (eh schon fast alle „Wendungen“ preisgebende) Trailer zuvor versprochen hatte – und das möglichst effektiv. Wohlwissentlich lässt Anderson den Verlauf nie zur Ruhe kommen: Eröffnet wird in Gestalt einer harten Auseinandersetzung zwischen streikenden Arbeitern und einem herbeigerufenen Polizeikommando, noch am selben Abend geschieht der Mord, am ersten Tag im Knast wird „der Neue“ gleich in die obligatorische Prügelei im Speisesaal verwickelt – und zwischen den (beim besten Willen nicht zu knapp abgehandelten) Rennen kommt es (erwartungsgemäß) zu weiteren Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Parteien. Es gibt keine ruhige Minute, jede Form des Nachdenkens ist hier definitiv überflüssig – aber der Kopf soll ja ohnehin nicht angesprochen werden, sondern der Bauch, welcher dann letzten Endes darüber entscheidet, ob einem das Gebotene mundet oder nicht. Ich persönlich hatte jedenfalls meine helle Freude an diesem cineastischen Junk- bzw Fast-Food-Gericht…
Fazit: Paul W.S. Anderson´s „Death Race“-Re-Imagining ist ein klassischer „No-Brainer“ der besseren Sorte, welcher mit einem Minimum an Handlung auskommt, kaum ein Klischee auslässt, ohne mit der Wimper zu zucken auf Logik, Anspruch, Zurückhaltung und Nachhaltigkeit pfeift, stattdessen geradezu vor Testosteron, Action und Gewalttätigkeiten strotzt sowie seine Exploitation- und B-Movie-Wurzeln in jeder Minute seiner Laufzeit stolz zur Schau trägt – ein lautes, ungehobeltes, primitives, ungemein männliches wie kurzweilig-unterhaltsames Werk, das schlichtweg rockt, sofern man auf Entertainment dieser Marke bzw Ausrichtung steht…
knappe
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Ed Hunter meint:
Zwar hat sich Paul W.S. Anderson mit kurzweiligen Genrewerken wie „Mortal Kombat“, „Event Horizon“ und „Resident Evil“ seit Mitte der 90er-Jahre als verlässlicher Mann für kurzweilige Sci-Fi-, Horror- und Actionware etabliert, seine Ankündigung eines Remakes des hierzulande als „Frankensteins Todesrennen“ bekannten 70er-Jahre-Trashklassikers „Death Race 2000“ bot dennoch reichlich Grund zur Skepsis, lebte der von B-Movie-Papst Roger Corman produzierte Klassiker doch zu weiten Teilen von seinem der Dekade eigenen Schund-Charme und den Hauptdarstellern David Carradine und Sylvester Stallone. Anstatt eine originalgetreue Neuauflage der SF-Rennfahrerstory um Racerkönig Frankenstein anzuvisieren, entschied sich Anderson, großer Fan des Originals, glücklicherweise für ein eher lose auf der Vorlage basierendes Update, das abgesehen vom Autorenn-Sujet, der Ansiedlung des Plots in der Zukunft und den Namen der Charaktere wenig mit dem numehr über 30 Jahre alten Ursprungsfilm zu tun hat. Weniger als ironisch-trashiger, dezent gesellschaftskritischer B-Fun à la „Death Race 2000“ ist „Death Race“ im Jahre 2008 ein straighter, im Vergleich düsterer, moderner, dabei aber glücklicherweise handwerklich absolut oldschooliger Actionkracher für einen vergnüglichen Männerabend.
USA 2012: Ex-Nascar Champion Jensen Ames (Jason Statham), jüngst arbeitslos geworden, wird die Ermordung seiner Ehefrau angehängt und er in ein Hochsicherheitsgefängnis verfrachtet. Die Intention der Drahtzieher: Jensen soll hinter die Maske des mittlerweile verstorbenen, sagenumwobenen Racer-Königs „Frankenstein“ (im englischen Original gesprochen von Urdarsteller David Carradine) schlüpfen und die Legende in regelmäßig veranstalteten mörderischen Autorennen am Leben halten, die auf der Anlage der Gefängnisinsel aufgetragen und als begehrtes Reality-Pay-TV weltweit übertragen werden. Einem fünfmaligen Gewinner des heimtückischen „Death Race“ winken die Entlassungspapiere – doch Jensen findet schnell heraus, dass von Verantwortlichenseite keinerlei Interesse daran besteht, dass jemals ein Gewinner die Knastmauern hinter sich lässt…
Als inhaltlich äußerst straighte und schnörkellose Mixtur aus Storybausteinen des Original-„Death Race“, Future-Gladiatorenaction der Marke „Running Man“ und allen etablieten konventionell-klischeehaften Knastfilmstandards sprüht Andersons Drehbuch nicht eben vor Originalität, darauf kommt es in „Death Race“ aber auch nicht an: So zweckdienlich sein Skript, so souverän ist Andersons Arbeit auf dem Regiestuhl, macht er seinen Film doch zum formidabel unterhaltenden Krawallorkan. Während gegenüber dem Original deutlich hochgeschraubte Düsternis und eine atmosphärisch tolle optische Symbiose aus Endzeit-Sleaziness und Hochglanz den perfekten Rahmen für die ausufernde Action des Films bieten, erfreut selbige mit bewusst intendiertem und im Wechelspiel mit der modernen, von hoher Schnittfrequenz dominierten Inszenierung eine wundervolle Gratwanderung zwischen Alt und Neu meisterndem Oldschool-Charakter: Anderson, Fan klassischer Autojagden aus Kultfilmen wie „French Connection“ und „The Road Warrior“, wollte die Rennszenen unter Verzicht auf CGI-Gecheate so handgemacht wie möglich haben und bekam mit PM-Koryphäe Spiro Razatos den perfekten Fachmann für spektakulären Car-Crash-Eyecandy zur Seite gestellt. So geraten die vier groß angelegten, abgesehen von einigen kurzen Prügeleien den alleinigen Actionfokus bildenden Racing-Orgien zur großartigen Materialschlacht, deren sensationelle Autostunts dem Genrefan die Augen übergehen lassen. Dazu sorgen die von Napalm bis auf der Motorhaube montierten MGs reichenden James-Bond-liken Gadgets der involvierten Endzeit-Vehikel für reichlich Munitionsverbrauch und Pyrozauber, lediglich die vereinzelt eingeflochtenen Splatter-Spitzen enttäuschen mit teils billigem Look und halbgarer Zeigefreudigkeit.
Die gesellschaftskritischen Untertöne und der kreative, sarkastische Zynismus des Originals à la Extrapunkte für überfahrene Fußgänger kommen im Nonstop-Krawall dabei leider weitgehend unter die Räder, wenngleich einige schwarzhumorige Momente und durch den Internetübertragungsbackground der Rennen etwas Medienkritik auch im Remake Platz gefunden haben. Auf Darstellerseite rult „Transporter“-Star Jason Statham einmal mehr als coolster Motherfucker on earth alles weg, zementiert seine Reputation als charismatischster und genretreuster Actionstar des neuen Jahrtausends und meistert seinen Part beinahe im Schlaf, während Tyrese Gibson als Gegenspieler Machine Gun Joe die Sly-Stallone-Nachfolge antritt und den „2 Fast 2 Furious“-Modus reaktivieren kann sowie mit Natalie Martinez ein attraktiver Blickfang ihr Filmdebüt hinlegt.
Fazit: Sci-Fi-Actionspezi Paul W.S. Anderson reanimierte den 70er-Jahre-Roger-Corman-Kultklassiker „Frankensteins Todesrennen“ als lediglich lose ans Original angelehnten, kurzweiligen Krawallorkan, der ironische oder kritische Storynuancen einem straighten Actioninferno unterordnet, das dank Spiro Razatos’ grandiosen, dankenswerter Weise vollkommen oldschoolig aufgezogenen Car-Crash-Zaubereien und Andersons dynamischer Inszenierung als kurzweilige, von Genrestar Jason Statham souverän getragene Popcorn-Unterhaltung beste Kurzweil garantiert. Mehr als Hochglanz-Krachbumm-Fastfood hat „Death Race“ fraglos nicht zu bieten – das jedoch auf einem wenige Wünsche offen lassenden Niveau.
bis