
Originaltitel: Jing mo ga ting
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 2005
Regie: Stephen Fung
Darsteller: Anthony Wong Chau-Sang, Gillian Chung, Stephen Fung, Daniel Wu, Charlene Choi Cheuk-Yin, Michael Wong, Josie Ho, Wu Ma, Winnie Leung, Philip Ng Wan-Lung, Law Kar-Ying, Lee Ka Ting, Asuka Higuchi u.a.
Jackie Chan, der unlängst mit seinem letzten Werk New Police Story einen großen Teil unserer kleinen Gemeinschaft in helle Aufregung versetzt hat, hat sich längst diverse andere Standbeine im Filmbusiness geschaffen. Nicht nur führt er bei einem Großteil seiner eigenen Filme Regie und spielt eben die Hauptrolle, nein, der umtriebige kleine Chinese hat sich längst auch im Bereich der Produktion umgetan. Als Produzent versucht er sich vor allem als Förderer junger Talente, was er mit Streifen wie Twins Effect oder Gen X-Cop bereits hinlänglich bewiesen hat.
Ähnlich verhält es sich nun auch mit House of Fury, in dem er altgedienten Recken wie Wu Ma und Anthony Wong ebenso ein Forum bietet wie aufstrebenden Talenten wie Daniel Wu, Gillian Chung oder Stephen Fung. House of Fury erzählt von Siu Bo, seines Zeichens eigentlich Chiropraktiker, der einem gefährlichen Zweitjob nachgeht. Als Agent mit nahezu übermenschlichen Martial Arts Fähigkeiten vertrimmt er diverse Bäddies unserer Welt ohne mit der Wimper zu zucken. Mit der Geheimhaltung nimmt er es dabei nicht allzu genau und erzählt jedem, der es nicht wissen will, von seinen haarsträubenden Abenteuern. Nur glaubt ihm diese keiner! Sogar seine Kinder Natalie und Nicky rücken seine Erzählungen ins Reich der Sagen und Mythen, was den Zusammenhalt der kleinen Familie (die Mutter ist unlängst verstorben) auf eine harte Bewährungsprobe stellt. Denn während Siu Bo zur Problemlösung am liebsten immer wieder mit seinen Geschichten loslegt, fühlen sich die Kinder zutiefst missverstanden von ihrem Vater und schämen sich für seine Lügengeschichten.
Eines Tages verschwindet Siu Bo plötzlich spurlos! Ein Mann namens Rocco hat ihn entführt und möchte von ihm den Aufenthaltsort eines Mannes namens Tai Chi Lung erfahren, habe dieser ihn doch einst in den Rollstuhl gebracht! Und Siu Bo soll ebenjenem Tai Chi Lung eine neue Identität verschafft haben ... in seiner Aufgabe als AGENT! Alle angeblich erfundenen Geschichten von Siu Bo stellen sich als absolut wahr heraus und nun ist es an seinen Kindern den Vater und damit das Glück der kleinen Familie zu retten ...


House of Fury bietet absolut astreine Blockbusterunterhaltung ohne jegliche Haken und Ösen. Die Story funktioniert und bietet einen netten Mix aus Sentiment, der Beschwörung von Werten wie dem Zusammenhalt der Familie und krachlederner, wahrlich furioser Martial Arts Action. Auch der Humor kommt bei dem Streifen wahrlich nicht zu kurz, erschließt sich aber ohne Probleme auch einem westlichen Publikum. Was immer wieder verwundert im Zusammenhang mit Familyentertainment aus dem Land des Lächelns, ist, dass es in diesen Streifen auch immer einen ordentlichen Gewaltanteil zu bestaunen gibt: Folterungen, Aufspießungen, Blutlachen und und und ... nichts was die Chinesen aufzuregen scheint. In unseren Breiten scheinen derartige Verknüpfungen von Gewalt und locker flockiger Unterhaltung nicht ganz so gut anzukommen, wie die FSK 16 Einstufung von House of Fury eindeutig belegt.
Optisch präsentiert sich der Film in einem wahrlich modernen, hochenergetischen Look. Dies sowohl in den Kampfeinlagen als auch in den Handlungsszenen. Rasante Kamerafahrten, elegante Zeitlupen, Zeitrafferaufnahmen, Reißschwenks, Farbfilter, Split Screens, Verfremdungseffekte und eine Kamera, die immer in Bewegung zu sein scheint, dominieren den Hochglanzlook von House of Fury und wissen wirklich zu begeistern. Die wenigen Special Effects wurden überzeugend umgesetzt und präsentieren seit langem mal wieder die Romeo must Die Röntgenaufnahmen gebrochener Knochen. Auch soundtechnisch gibt es einiges um die Ohren. Dabei weiß vor allem der Score von Peter Kam zu gefallen, der treibende Abschnitte gerne mit tollen Ethnotrommeleinlagen anheizt und auch in ruhigen Momenten angenehme Themen auffährt.


Darstellerisch herrscht hier ein absolut solides Niveau vor. Anthony Wong als Siu Bo (Big Bullet, Infernal Affairs) agiert souverän, wird aber leider ein wenig zu früh für relativ lange Zeit aus dem Spiel genommen. Stephen Fung als Nicky agiert ein wenig farblos, war aber eventuell auch von seiner Zweitbelastung als Regisseur ein wenig zu sehr gefordert. Die wunderschöne Gillian Fung (Twins Effect) wirbelt wie ein kleiner Derwisch und muss darstellerisch eigentlich auch nicht viel zeigen. In kleineren Rollen treten Daniel Wu (One Nite in Mongkog, New Police Story) als Freund von Natalie und der große Wu Ma (Chinese Ghost Story I+II) als Tai Chi Lung auf. Ein kleines Ärgernis ist aber Michael Wong als Rocco. Nicht weil er schlecht spielen würde, mitnichten. Sein Charakter ist nur einfach nicht als Bäddie geeignet. Ein Rollstuhlfahrer als Endgegner ist eben irgendwo echt ein Witz und so sieht der Endfight zwischen ihm und Stephen Fung zum Haare raufen trashig aus - ist aber auch im Handumdrehen überstanden.
Vor allem ein Mann lässt so gut wie ALLE Darsteller - abgesehen von Wong - gut aussehen. Sein Name: Yuen Woo Ping. Der Chinese avancierte aufgrund seiner Arbeit an Matrix international zu einer Ikone der Martial-Arts-Kampftechnik-Choreographie und arbeitet in seiner Heimat Hongkong zudem als Regisseur. In dieser Funktion lancierte er die Martial Arts Kracher Tai Chi, Wing Chun oder den fast schon legendären Iron Monkey. Bei House of Fury fungierte er auf speziellen Wunsch von Stephen Fung hin erneut als Choreograph und stemmte in dieser Funktion die Eye Candys des Filmes. Im Vorfeld wurde viel darüber berichtet, dass sich House of Fury eher bodenständig präsentieren sollte, im Endergebnis ist es ein Mittelweg aus knochentrockener down to earth full contact Martail Arts und hochfliegenden Wire Work Einlagen geworden. Wirklich ohne Wire Work kommt offensichtlich kein einziger Kampf aus, überbordend viel geflogen und dergleichen wird allerdings glücklicherweise nicht. Die Fights sind dabei wunderbar lang und verspielt geraten, ungemein elegant anzusehen und wirklich eine Abfolge herrlich fließender Bewegungen. Anthony Wong sieht man dabei am deutlichsten den mangelnden Kampfsporthintergrund an ... glaubt man dem Making Of, war so gut wie keiner der Darsteller wirklich des Kämpfens mächtig ... dafür ist das Ergebnis dann aber wahrlich gelungen. Die Fights und damit die Action wurden obendrein optimal über den Film verteilt, was keinerlei Langeweile aufkommen lässt.


Gelungenes, kurzweiliges Blockbusterentertainment aus der ehemaligen Kronkolonie, dass mit einen namhaften - teils leider unterforderten - Cast aufwarten kann und in seinen Martial Arts Einlagen förmlich zu explodieren scheint. Einzig der harmlose Bad Ass schmälert das Vergnügen deutlich.

Die uncut DVD (FSK 16) von der Firma MFA+ Filmdistribution bietet den Film in ordentlicher Bild- und Tonqualität in einer äußerst gelungenen Synchronisation. Für die O-Tonfanatiker kommt der Streifen in Kantonesisch mit deutschen Untertiteln. Das farbstarke und mit diversen Farbfiltern versehene, auf Hochglanz getrimmte Bild wird durch die DVD gut transportiert. Leider liegt genau im Bereich der Bildtechnik auch der Hase im Pfeffer bei dieser DVD. Woran dies liegt, vermag ich freilich nicht zu sagen. Ob falsches Ausgangsmaterial geliefert wurde oder was auch immer, schade ist es in jedem Fall: House of Fury, in breitem 2,35:1 gedreht, kommt im vollkommen falschen Bildformat daher, was vor allem bei den furiosen Fights durchaus die Bildkomposition spürbar beeinträchtigt. Sehr schade! Die Extras setzen sich aus einer kleinen Trailershow, einer Bildergalerie und diversen Texttafeln zusammen. Herzstück bildet ein knackig kurzes Making Of, dass das Destillat aus den unkommentierten Behind the Scenes Szenen und den arg lang geratenen Interviews der chinesischen Special Edition darstellt. Die Kaufversion (erscheint im Juni) wird obendrein als Burgopackversion den Weg in den deutschen Handel finden ... ein Bild dieser interessanten Verpackungsvariante seht ihr ja oben.
Die DVD wurde uns freundlicherweise von der MFA+ zur Verfügung gestellt ...
In diesem Sinne:
freeman