
Originaltitel: Shi mian mai fu
Herstellungsland: China, Hongkong
Erscheinungsjahr: 2004
Regie: Zhang Yimou
Darsteller: Takeshi Kaneshiro, Andy Lau, Zhang Ziyi, Song Dandan u.a.
House of Flying Daggers von Zhang Yimou, der zuletzt mit Hero unsere Sinne erfreute, erzählt von der blinden Tänzerin Mei, die in einem Bordell arbeitet und auf die Jin angesetzt wird. Sein Kollege Leo hat nämlich den Auftrag erhalten, den Anführer der Flying Daggers zu töten und er vermutet, dass Mei irgendwas mit dem Anführer dieser Rebellengruppe, die den unfähigen Kaiser bekämpft, zu tun haben könnte. Und es gelingt, Jin erschleicht sich Meis Vertrauen und will sich von ihr zu den Flying Daggers bringen lassen. Doch nach und nach wird die Liebe seine Ansichten und Einstellungen verändern und auch sonst hält die Geschichte einige Überraschungen bereit ...
Wie man an dieser Zusammenfassung sehen kann, ist House of Flying Daggers bedeutend weniger komplex als Hero und das gereicht ihm zum Vorteil. Weniger verkopft und verschachtelt, erzählt er eine im Grunde simple Liebesgeschichte. Allerdings bekommt diese zum Ende dann doch noch einen ziemlichen Unterbau verpasst und wird auch noch ganz schön komplex. Doch Yimou bringt nur die Liebesgeschichte zu Ende, die großen Zusammenhänge klärt er nicht ... Wunderschön, solche Enden liebe ich!
Auch sonst ist ihm House of Flying Daggers brillant gelungen. Ein besonders glückliches Händchen hatte er bei den Darstellern:
Takeshi Kaneshiro gibt den jugendlichen, teils unbedacht handelnden Heißsporn ebenso überzeugend wie den sich vor Liebe Verzehrenden.
Andy Lau ist vor allem zu Beginn fast schon ein wenig zu bemüht zurückhaltend. Doch mit zunehmender Tiefe, die seine Figur erhält, wandelt sich auch seine Darstellung und gipfelt in einem brillanten Ende für ihn. Toll.
Zhang ZiYi. Ja, die hat mich schon mit Tiger & Dragon hochgradig von sich abhängig gemacht. Ich gebe es unumwunden zu, damals hab ich mich echt in sie verschossen. Es war einfach toll, wie sie ihren Charakter in Crouching Tiger angelegt hatte. Die Nachfolgefilme – insbesondere der grausame Rush Hour 2 – reduzierten sie leider ein wenig zu sehr auf ihren trotzigen Blick. Erst in Hero hat sie wieder ein wenig zeigen können, was für eine talentierte kleine Person sie doch ist. Und in House of Flying Daggers darf sie auch auf der gesamten Gefühlsklaviatur spielen und tut dies auf wahrlich beeindruckende Art. Hach, ich bin wieder verliebt.
Ein weiteres Plus ist der unglaublich schöne Soundtrack. Ein riesiger Negativpunkt bei Hero, der sich ungeniert der Melodien und Themen von Tiger & Dragon bediente. Doch dieser Soundtrack setzt wieder Maßstäbe: Treibend an den richtigen Stellen und herzergreifend sehnsüchtig in dem Thema „Lovers“. Fantastisch!
Optisch ist der Film Hero ebenbürtig. Er hat zwar nicht diese unglaublich ausgefeilte und teils mit Bedeutung überladene Farbdramaturgie wie der Vorgänger, setzt die Farben aber trotzdem gekonnt ein, um einzelne Themen und Motive zu verdeutlichen. Die Landschaftsaufnahmen sind ein Traum und die Schauplätze intelligent gewählt. Ein absolutes Highlight sind, wie nicht anders zu erwarten, die von Ching Siu Tung choreographierten Kämpfe. Er findet einen gelungen Mix aus Nahaufnahmen und Totalen, streut wunderbar stylishe Slow Motion Szenen ein UND gestaltete die Kämpfe bodenständiger als in Hero. Hero präsentierte zwar auch viel Schwertkampfaction (Wushu), verschenkte aber viel von seinem Potential. Wer sich Hero mal unter dem Gesichtspunkt des Vollkontaktes zwischen den Kombattanten anschaut, wird wissen was ich meine. In House of Flying Daggers wird endlich richtig hingelangt! Die Schwerter kreuzen sich nicht nur mal zufällig, sondern sind immer am Klirren! Auch die restliche Kampfchoreographie rockt ordentlich!
Yimou selber hat sich bei seinem zweiten Wuxia Streifen deutlich verbessert! Die Story funktioniert besser, alles greift besser ineinander und vor allem ist die politische Seite von Hero vollkommen verschwunden. Diese hatte mit ihrer: „Das Individuum hat sich dem Wohle des Kollektivs unterzuordnen“ Moral einen bitteren Nachgeschmack bei mir hinterlassen, vor allem, weil Yimou, als meistzensierter Regisseur Chinas, bisher nicht unbedingt für systemkonforme Filme gestanden hat. In House of Flying Daggers braucht er keine politischen Moritaten zu erzählen und nutzt die damaligen Hintergründe nur, um seine Geschichte anzuschieben. Und diese präsentiert die wohl schönste Liebesgeschichte seit Jahren. Natürlich Bigger than Life, wie wir es aus den asiatischen Filmen kennen und lieben, aber dennoch, oder gerade deswegen, wunderschön.
:5of5:
Die DVD von Highlight ist freilich uncut, leistet sich bei der Originaltonspur aber einen bösen Fauxpas: KEINE Untertitel!!! Ansonsten ist die DVD ebenfalls ein kleiner Traum geworden und hat einen Ehrenplatz in meiner Sammlung erhalten, alleine das Cover ist mal unheimlich stylish!
In diesem Sinne:
freeman