Dass "Honest Thief" ein Liam-Neeson-Vehikel von der Stange ist, pfeifen die Spatzen ja von den Dächern, aber dazu noch ein eher unspektakuläres, begrenzt interessantes. Der Mime ist immerhin wieder eine Bank, wenn er markige Drohungen in Richtung seiner Gegner knurrt, aber das fortschreitende Alter des spätberufenen Actionstars lässt sich bei mancher Handgreiflichkeit nur noch schwer kaschieren. Robert Patrick wertet den Film auf, hat aber viel zu wenig Screentime, Jeffrey Donovan schaut die ganze Zeit wie ein begossener Pudel mit Weltschmerz und Jai Courtney darf als charismafreie Zone einen schwachen Antagonisten geben. Anthony Ramos als Schurke wider Willen im Zwiespalt schlägt sich da nach Neeson noch am besten, Kate Walsh als Love Interest und Motivation für den ehrlichen Dieb ist brauchbar.
Hier gibt es dann halt die übliche Nummer des Bauernopfers, welche sich nicht opfern lassen möchte und zurückschlägt, während es von seinen Häschern gejagt wird. Da die Antagonisten von Anfang an feststehen, sind da keine Überraschungen im Gepäck, stattdessen läuft die Hatz immerhin routiniert und mit einigem Tempo ab, so richtig packend wird es nicht. Auch die klein skalierte Action mit ein paar Wemmsereien, etwas Schusswaffengebrauch, einigen Verfolgungsjagden und einer mau getricksten CGI-Explosion am Ende sorgt da nur für ein leichtes Anheben des Pulses - wo der längere Shootout in dem Haus gewesen sein soll, von dem freeman in seiner Kritik spricht, kann ich mich schon drei Tage später nicht mehr erinnern. Oder freeman und ich haben andere Definitionen, was "längerer" sein soll.* Dazu wird es zwischendurch auch schon mal recht blöde. Etwa wenn Tom, sonst der coole Profi, sich auf der Flucht entscheidet, mit seinem Auto in die Karre der beiden fiesen FBI-Agenten zu crashen: Es ist ganz klar, dass er sie damit nicht ausschaltet, kann dafür aber mit hoher Wahrscheinlichkeit abgeknallt oder verhaftet werden - einziger Grund dafür war wohl der Wunsch nach einer weiteren kleinen Actionsequenz. Und wenn das Drehbuch dann einen Grund herbeikonstruieren muss, warum Tom einerseits ein brillanter Bankräuber ist, aber andrerseits nie einen Cent des Geldes ausgegeben hat, da rascheln die Drehbuchseiten schon sehr. Immerhin: Bis auf die CGI-Explosion sieht "Honest Thief" schon professionell gefertigt aus und läuft ganz flott runter, aber kleben bleibt angesichts der mäßig spektakulären 08/15-Action und des 08/15-Plots fast nichts.
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* EDIT: Hab mich gerade nochmal durchgeklickt, ehe er bei Netflix weggeht. Vermutlich sind es unterschiedliche Definitionen von "längerer", denn sonderlich ausgiebig finde ich das nicht, wenn Person A ein paar Kugeln hinter dem Sofa liegend verschießt, Person B das gleiche aus dem Türrahmen hinaus macht und dann davonrennt.
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