The Ice Road
Die letzten ca. fünf Jahre an Neeson-Fließbandproduktionen sind irgendwie an mir vorbei gegangen, aber an "The Ice Road" hatte ich dank der Mitwirkung von Jonathan Hensleigh immerhin Interesse. Leider ist das Ganze so ein Durchschnittsfilm, der auf seine eigene, titelgebende Prämisse kaum vertraut. Die Eisstraße ist nach etwas fahren und einem dramatischen Zwischenfall Geschichte, ansonsten fährt man steile Hänge hinauf und duelliert sich mit Baddies, die allerdings reichlich gesichtslos bleiben. Da Neeson und Co. hier die Helden der Arbeit geben, wird realistischerweise auf spektakuläre Fights und Shoot-Outs verzichtet, es ist eher der rohe Überlebenskampf, der zwar ganz gut inszeniert ist, aber doch eher Dutzendware. Ähnlich sieht es dann beim Plot aus, der früh Verdacht für einen Verräter in den eigenen Reihen schürt, wobei schnell nur eine Person aus dem kleinen Verdächtigenkreis in Frage kommt.
Dass der Konzernhansel, der eher wie ein Versicherungsvertreterbubi aussieht, dann Terminator-like als Stehaufmännchen immer wiederkehrt, wirkt ein wenig befremdlich.
Mancher Subplot ist etwas halbherzig untergebracht: Das ganze Gewese um die Bergleute, die eventuell Verletzte zwecks Sauerstoffsparen umnieten wollen, ist eine eher pflichtschuldige Moraldiskussion, die wohl die Spannung für die Last Minute Rescue hochtreiben soll, was aber nicht so recht gelingt. Wesentlich besser funktionieren einige Figurenschicksale: Die Dynamik zwischen Neeson und seinem Filmbruder oder das Rebellentum von Amber Midthunders Figur. Die inszenatorischen Qualitäten von Hensleigh bei diesem Film schwanken. Einige Szenen sind schlampig montiert (etwa bei der Einleitung einer "Überraschung" beim Gerangel auf einem LKW), die CGI-Tricks sind durchwachsen, was vielleicht auch am Budget liegen mag. Dafür ist die frostige Stimmung auf der titelgebenden Eisstraße atmosphärisch dicht eingefangen, einige Szenen sind echt schweißtreibend (etwa die Aktion mit dem einbrechenden LKW) und die Verluste auf Heldenseite haben dramatischen Widerhall. Schade nur, dass am Ende nicht mehr als solide Dutzendware herausgekommen ist, die jetzt nichts wahnsinnig schlecht, aber auch nichts herausragend gut macht.
PS: Das anstehende Sequel ist natürlich weder inhaltlich noch qualitativ gerechtfertigt, aber über den Punkt ist Neeson mittlerweile eh hinaus.
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