Die ursprüngliche Vorlage zu „Ballerina“ war ein eigenständiges, spaßig-überdrehtes Werk mit einer Menge graphic bloody Violence & gratuitous Nudity. 2019 kam man dann aber auf die Idee, das Ganze heftig umzuschreiben und daraus ein John-Wick-Spinoff zu basteln. Diverse Rewrites von mindestens sechs Autoren später wurde der Streifen schließlich gedreht – worauf das Ergebnis furchtbar bei Test-Screenings abschnitt und etliche Reshoots und Überarbeitungen im Editing-Room folgten… bis es schließlich 2025 in die Kinos gebracht wurde und übel floppte…
Unverkennbar merkt man dem Film an, dass man in Sachen Inhalt irgendwann wohl einfach aufgegeben und diese Elemente so weit wie möglich rausgeschnitten hat – um nur noch eine seelenlose Aneinanderreihung von Action-Sequenzen übrig zu behalten. Die Motivation der Titel-Protagonistin ist hochgradig unoriginell und ihr wird keinerlei Tiefe verliehen, so dass auch nie eine „emotionale Bindung“ zu ihr entsteht (selbst bei John Wick hat das im ersten Teil wesentlich besser geklappt). Dennoch gehört Ana de Armas zu den klaren Pluspunkten dieser Produktion…
Es ist ungünstig, dass sich die Story der „Welt von John Wick“ unterordnen muss – was u.a. in einer an sich völlig unnötigen Einbindung des Baba Yagas himself gipfelt. Interessante und/oder potentiell reizvolle Nebenfiguren werden dafür indes vernachlässigt: Schade. Immerhin war es cool, Leute wie Catalina Sandino Moreno, Lance Reddick (RIP) und Gabriel Byrne mal wieder zu Gesicht zu bekommen (leicht verdientes Geld für sie). Und sich bei dieser Franchise über Unglaubwürdigkeiten (á la die schnellste Straßenbahn auf Erden) aufzuregen, lohnt sich bekanntlich ohnehin nicht…
Gekleidet einer erwartbar stylishen Optik, entfaltet sich die Action kompetent realisiert und flott – allerdings ohne einen wirklichen Eindruck hinterlassen zu können, da man alles bereits woanders (häufig schon mehrfach) gesehen hat… bis auf die Einbindung von Flammenwerfern im finalen Viertel: Diese Momente sind die einzigen, die wirklich grandios sind und länger in Erinnerung bleiben. Insbesondere im Kontext der Franchise ist der Rest geradezu generisch geraten. Zum Glück ist die Lauflänge nicht ganz zu exzessiv ausgefallen wie bei den letzten John Wick Flicks…
Zum Schluss nun noch zwei Nachträge zu zwei zuvor von mir genannten Punkten: Da „Ballerina“ im Grunde eh nur eine „Nikita“-Variante ist, war Anne Parillaud´s Cameo natürlich ne nette Sache – und was mir auch noch im Gedächtnis bleib, war das schöne verschneite Setting des Ösi-Örtchens Hallstatt… obgleich es durchaus schräg ist, dass man im Film den echten Namen für diese idyllische Zufluchtsstätte für Kultisten/Killer nutze, und nicht z.B. „Sunnyvale“, so wie von ursprünglichen Skript her gedacht. Kurzum: Eine oberflächlich-solide unterhaltsame, wenig interessante Origin-Story…
