Hard Target 1&2 (Harte Ziele)
Hard Target 2
Und so lief das bei John Woo. Pfeil hier, Explosion da, fieses Baddie-Grinsen und Tauben aus der Asche, wenn der Held unverhofft für den finalen Arschtritt zurückkehrt. Hard Target, dieses 90er-Andenken aus Schmalzlocke und Feuerball, bietet sich zur Ausschlachtung geradewegs an – ein Wunder, dass es bis in die Niederungen der B-Abpause so lange gedauert hat. Kritik an einer Wegschaugesellschaft, die muss man heute nicht mehr erwarten (die B-Action-Riege hat sich in den letzten Jahren kurioserweise durchaus ein Herz für Gesellschaftskritisches behalten, spezialisiert sich mit Filmen wie „Lethal Warrior“, „Skin Trade“ oder „A Pound Of Flesh“ aber eher auf Themen wie Organ- und Menschenhandel), aber das Konzept Menschenjagd ist nach wie vor begehrt, darf man nach dem Spießumdrehen selbigen doch in den Arsch eines verabscheuungswürdigen Individuums rammen, das nur durch eine Menschensafari noch etwas fühlt. Oder eben durch den guten alten Arschtritt.
Van Dammes Thronfolge tritt immerhin ein Scott Adkins an, der nach wie vor gut in Form ist, obgleich auch ihn das klassische Problem aller Actionhelden betrifft, in emotionalen Sequenzen recht unbeholfen auszusehen. Derer gibt’s glücklicherweise nicht viele, stattdessen wird der Dschungel auseinandergenommen und ein ganzes Drecksackkartell mit dazu. Die Mischung aus Nahkampf und Schusswaffenduellen zieht bei weitem nicht so mächtig rein wie das Original, ist aber auf eine ähnliche Wirkung ausgelegt. Vielleicht ist gerade dies das Problem: „Hard Target 2“ repräsentiert jene Art Sequel, die genau wie ihre Vorlage sein will, aber ein Adkins ist nun mal kein Van Damme und erst recht ist ein Robert Knepper kein Lance Henriksen. Das Intro nachzuäffen macht auch die Variation in der Auflösung nicht wett und weiße Tauben fliegen lassen darf man auf einer Hochzeit oder wenn man John Woo heißt, aber doch bitte nicht als flache Hommage an den Ballettmeister, der sich seit langem schon mit Hommages an sich selbst versorgt.
Aber gut, handwerklich gibt es weitaus schwerer erträgliche Einträge ins große Buch der Action. Kann man damit leben, dass hier lediglich die Grundidee ausgebeutet wird, bleibt wenigstens ein brauchbarer Minikracher zurück, der die Adrenalinzufuhr allerdings so verzögert in Gang bringt wie ein Töfftöff auf dem Weg zum Gipfel des Berges. Die orangen Bälle auf grünem Land sind eben eine Nummer kleiner geworden, aber man ist ja genügsam geworden dieser Tage.
Und so lief das bei John Woo. Pfeil hier, Explosion da, fieses Baddie-Grinsen und Tauben aus der Asche, wenn der Held unverhofft für den finalen Arschtritt zurückkehrt. Hard Target, dieses 90er-Andenken aus Schmalzlocke und Feuerball, bietet sich zur Ausschlachtung geradewegs an – ein Wunder, dass es bis in die Niederungen der B-Abpause so lange gedauert hat. Kritik an einer Wegschaugesellschaft, die muss man heute nicht mehr erwarten (die B-Action-Riege hat sich in den letzten Jahren kurioserweise durchaus ein Herz für Gesellschaftskritisches behalten, spezialisiert sich mit Filmen wie „Lethal Warrior“, „Skin Trade“ oder „A Pound Of Flesh“ aber eher auf Themen wie Organ- und Menschenhandel), aber das Konzept Menschenjagd ist nach wie vor begehrt, darf man nach dem Spießumdrehen selbigen doch in den Arsch eines verabscheuungswürdigen Individuums rammen, das nur durch eine Menschensafari noch etwas fühlt. Oder eben durch den guten alten Arschtritt.
Van Dammes Thronfolge tritt immerhin ein Scott Adkins an, der nach wie vor gut in Form ist, obgleich auch ihn das klassische Problem aller Actionhelden betrifft, in emotionalen Sequenzen recht unbeholfen auszusehen. Derer gibt’s glücklicherweise nicht viele, stattdessen wird der Dschungel auseinandergenommen und ein ganzes Drecksackkartell mit dazu. Die Mischung aus Nahkampf und Schusswaffenduellen zieht bei weitem nicht so mächtig rein wie das Original, ist aber auf eine ähnliche Wirkung ausgelegt. Vielleicht ist gerade dies das Problem: „Hard Target 2“ repräsentiert jene Art Sequel, die genau wie ihre Vorlage sein will, aber ein Adkins ist nun mal kein Van Damme und erst recht ist ein Robert Knepper kein Lance Henriksen. Das Intro nachzuäffen macht auch die Variation in der Auflösung nicht wett und weiße Tauben fliegen lassen darf man auf einer Hochzeit oder wenn man John Woo heißt, aber doch bitte nicht als flache Hommage an den Ballettmeister, der sich seit langem schon mit Hommages an sich selbst versorgt.
Aber gut, handwerklich gibt es weitaus schwerer erträgliche Einträge ins große Buch der Action. Kann man damit leben, dass hier lediglich die Grundidee ausgebeutet wird, bleibt wenigstens ein brauchbarer Minikracher zurück, der die Adrenalinzufuhr allerdings so verzögert in Gang bringt wie ein Töfftöff auf dem Weg zum Gipfel des Berges. Die orangen Bälle auf grünem Land sind eben eine Nummer kleiner geworden, aber man ist ja genügsam geworden dieser Tage.
Ich mag einfach Fantrailer, wenn sie denn so gut inszeniert und geschnitten sind wie dieser hier:
https://www.youtube.com/watch?v=buvCU7fXBVQ
https://www.youtube.com/watch?v=buvCU7fXBVQ
- Fist_of_Retro
- Action Fan
- Beiträge: 2689
- Registriert: 03.11.2012, 12:31
- Wohnort: Vorarlberg, Österreich
Re: Hard Target 1&2 (Harte Ziele)
Ne Frage ist bekannt warum Jean Claude da eine Beule auf der Stirn hatte. Sieht man gut war das eine Stuntverletzung? Komische ist das er die auch schon hat als er das erste Mal im Film zu sehen ist.
Re: Hard Target 1&2 (Harte Ziele)
Gibt eine urban legend über eine Verletzung als Kind durch einen Poolsprung. Für mich sieht es einfach wie ein Lipom (Fettgeschwulst) aus.
- Fist_of_Retro
- Action Fan
- Beiträge: 2689
- Registriert: 03.11.2012, 12:31
- Wohnort: Vorarlberg, Österreich
Re: Hard Target 1&2 (Harte Ziele)
Jetzt erst gesehen das hatte er schon bei früheren Filme das ist mir eh nicht aufgefallen.
Ich habe zu Hard Target auch ein sehr interessantes deutsches Review gesehen wo auch gesagt wurde das Whoo hier Western-Elemente einbaute. Das stimmt auch irgendwie, so heißt ja Arnold Vosloo im Film Pik van Cleef eine Hommage an Lee van Cleef.
Ich habe zu Hard Target auch ein sehr interessantes deutsches Review gesehen wo auch gesagt wurde das Whoo hier Western-Elemente einbaute. Das stimmt auch irgendwie, so heißt ja Arnold Vosloo im Film Pik van Cleef eine Hommage an Lee van Cleef.
Re: Hard Target 1&2 (Harte Ziele)
Vergleichsreview:
Hard Target 1 & 2
Im Jahre 1993 gab eine Ikone des Hongkong-Actionfilms, der König des Todesballett, sein herausragendes US-Debüt!
Und HARTE ZIELE war sicher für viele mehr als nur irgendein stupider Actionfilm. Mit einem für US-Verhältnisse eher schmalem Budget von gerade mal 18 Mio. Dollar inszenierte Woo einen Streifen, der zynisch, blutig und kompromisslos daherkam, der aber trotz aller Gewalt und Action Zeit ließ für ruhigere Passagen, Gefühle und eine handvoll One-Liner.
Chuck Pfarrer schrieb ein herausragendes Drehbuch, und es ist für mich fast unverständlich, wenn ich sehe, wie wenig nennenswerte Filme danach noch in seiner Biografie auftauchen. Die Bedrohlichkeit und die düstere Atmosphäre der Handlung wurde durch die Musik von Graeme Revell unterstrichen, und Jean Claude Van Damme (der sicher mehr Stinker in seiner Biografie hat als wirklich gute Filme) gab hier eine beeindruckende Vorstellung in einem Actionfeuerwerk, das John Woo mit einem viertelstündigen Nonstop-Showdown in einer Lagerhalle krönt.
Auch die Nebenfiguren empfand ich als toll geschrieben, Van Dammes weiblichen Sidekick hätte man vielleicht manchmal etwas mehr Acting gewünscht, aber sonst war die Figur toll geschrieben, klasse auch die Todesszenen, die durch die wirklich gut erzählten Figuren jedesmal mitreißen. Allen voran sicher der erste Gejagte und natürlich die Figur von Kasi Lemmons, deren Tod ich immer wieder sehr traurig und berührend finde. Für Humor sorgt natürlich Onkel Douvee.
Zudem hat der Film packende, zynische, aber auch diabolische bis charismatische Bösewichte zu bieten gehabt, allen voran natürlich das Duo Lance Henriksen und Arnold Vosloo.
Kurzum: ein Kultfilm für viele Actionfans
2016 dann eine Fortsetzung, und da der Film sich auch noch frech HARD TARGET 2 nennt, komme ich nicht umhin ihn in direkten Vergleich zu stellen. Und dann ist es ein echter Stinker mit nur wenigen wirklich guten Actionszenen aus meiner persönlichen Sicht. Keine Frage, wer B-Movies, Scott Adkins oder Actioner mag, in denen der Schwerpunkt auf körperlichen Auseinandersetzungen liegt, könnte sich gut bedient fühlen. Bis auf zwei, drei kleinere Explosionen bleibt hier aber für mich nichts, das auch nur annähernd das Feeling des ersten Teils aufkommen ließ.
Am Anfang hatte ich noch das Gefühl, Roel Reiné versuche hier, Woos Stil, vor allem in der Anfangssequenz ein wenig zu kopieren, als nicht besonders gut gemachte, aber vielleicht noch gut gewollte, Hommage an den Kult-Vorgänger. Spätestens aber bei den dümmlich eingesetzten Taubenszenen ( in einer Szene sogar ein Schmetterling :-D ) und dem völlig vergeigten Finale kann man sich als Fan des Originals, der selbiges bei jeder Sichtung aufs neue zelebriert hat, allerdings nur an den Kopf fassen. Ich weiß nicht, wer auf die bescheuerte Idee gekommen ist, eine solche Dummpfeife wie diese schwache Henriksen-Kopie zu schreiben, der sich erstmal gemütlich hinsetzt, während er fünf Leute auf den Gejagten einkloppen lässt. Henriksen und Vosloo waren da eben viel mehr Mittendrin statt nur dabei.
Fazit:
Teil 1 ist Kult und für mich mit Abstand Van Dammes beste Performance, Teil 2 als direkte Fortsetzung eine Katastrophe geworden, die vermutlich nur harte B-Movie-Fans feiern werden können. Wirklich brauchbar war hier nur der Score und einige nette Ansätze
Bewertung: Teil 1 bekommt von mir volle 10/10 Punkten
(Irgendwie hoffe ich ja noch, dass der deutlich längere Directors Cut, von dem im Netz manchmal die Rede ist, irgendwann nochmal ausproduziert werden wird...;)
Teil 2 wohlwollende 4 von 10 Punkten, insgesamt ist das aber jämmerlich vergeigt und man sieht, dass offenbar keiner der Beteiligten des ersten Teils so richtig auf den Streifen Bock hatte wohl mit gutem Willen - kein Interesse, den nochmal zu sehen
Hard Target 1 & 2
Im Jahre 1993 gab eine Ikone des Hongkong-Actionfilms, der König des Todesballett, sein herausragendes US-Debüt!
Und HARTE ZIELE war sicher für viele mehr als nur irgendein stupider Actionfilm. Mit einem für US-Verhältnisse eher schmalem Budget von gerade mal 18 Mio. Dollar inszenierte Woo einen Streifen, der zynisch, blutig und kompromisslos daherkam, der aber trotz aller Gewalt und Action Zeit ließ für ruhigere Passagen, Gefühle und eine handvoll One-Liner.
Chuck Pfarrer schrieb ein herausragendes Drehbuch, und es ist für mich fast unverständlich, wenn ich sehe, wie wenig nennenswerte Filme danach noch in seiner Biografie auftauchen. Die Bedrohlichkeit und die düstere Atmosphäre der Handlung wurde durch die Musik von Graeme Revell unterstrichen, und Jean Claude Van Damme (der sicher mehr Stinker in seiner Biografie hat als wirklich gute Filme) gab hier eine beeindruckende Vorstellung in einem Actionfeuerwerk, das John Woo mit einem viertelstündigen Nonstop-Showdown in einer Lagerhalle krönt.
Auch die Nebenfiguren empfand ich als toll geschrieben, Van Dammes weiblichen Sidekick hätte man vielleicht manchmal etwas mehr Acting gewünscht, aber sonst war die Figur toll geschrieben, klasse auch die Todesszenen, die durch die wirklich gut erzählten Figuren jedesmal mitreißen. Allen voran sicher der erste Gejagte und natürlich die Figur von Kasi Lemmons, deren Tod ich immer wieder sehr traurig und berührend finde. Für Humor sorgt natürlich Onkel Douvee.
Zudem hat der Film packende, zynische, aber auch diabolische bis charismatische Bösewichte zu bieten gehabt, allen voran natürlich das Duo Lance Henriksen und Arnold Vosloo.
Kurzum: ein Kultfilm für viele Actionfans
2016 dann eine Fortsetzung, und da der Film sich auch noch frech HARD TARGET 2 nennt, komme ich nicht umhin ihn in direkten Vergleich zu stellen. Und dann ist es ein echter Stinker mit nur wenigen wirklich guten Actionszenen aus meiner persönlichen Sicht. Keine Frage, wer B-Movies, Scott Adkins oder Actioner mag, in denen der Schwerpunkt auf körperlichen Auseinandersetzungen liegt, könnte sich gut bedient fühlen. Bis auf zwei, drei kleinere Explosionen bleibt hier aber für mich nichts, das auch nur annähernd das Feeling des ersten Teils aufkommen ließ.
Am Anfang hatte ich noch das Gefühl, Roel Reiné versuche hier, Woos Stil, vor allem in der Anfangssequenz ein wenig zu kopieren, als nicht besonders gut gemachte, aber vielleicht noch gut gewollte, Hommage an den Kult-Vorgänger. Spätestens aber bei den dümmlich eingesetzten Taubenszenen ( in einer Szene sogar ein Schmetterling :-D ) und dem völlig vergeigten Finale kann man sich als Fan des Originals, der selbiges bei jeder Sichtung aufs neue zelebriert hat, allerdings nur an den Kopf fassen. Ich weiß nicht, wer auf die bescheuerte Idee gekommen ist, eine solche Dummpfeife wie diese schwache Henriksen-Kopie zu schreiben, der sich erstmal gemütlich hinsetzt, während er fünf Leute auf den Gejagten einkloppen lässt. Henriksen und Vosloo waren da eben viel mehr Mittendrin statt nur dabei.
Fazit:
Teil 1 ist Kult und für mich mit Abstand Van Dammes beste Performance, Teil 2 als direkte Fortsetzung eine Katastrophe geworden, die vermutlich nur harte B-Movie-Fans feiern werden können. Wirklich brauchbar war hier nur der Score und einige nette Ansätze
Bewertung: Teil 1 bekommt von mir volle 10/10 Punkten
(Irgendwie hoffe ich ja noch, dass der deutlich längere Directors Cut, von dem im Netz manchmal die Rede ist, irgendwann nochmal ausproduziert werden wird...;)
Teil 2 wohlwollende 4 von 10 Punkten, insgesamt ist das aber jämmerlich vergeigt und man sieht, dass offenbar keiner der Beteiligten des ersten Teils so richtig auf den Streifen Bock hatte wohl mit gutem Willen - kein Interesse, den nochmal zu sehen
Unser neuestes Projekt: https://open.spotify.com/show/35s3iDdkQ12ikEFT9hOoTP - Talk rund um Filme und Serien
Re: Hard Target 1&2 (Harte Ziele)
Ausführlicher Schnittbericht... Unrated-Fassung vs Workprint:
https://www.schnittberichte.com/schnitt ... ?ID=156074
https://www.schnittberichte.com/schnitt ... ?ID=156074
Re: Hard Target 1&2 (Harte Ziele)
Das ist schon krass, wie sehr sich Filme dann im weiteren Verlauf noch ändern. Die zahllosen anderen Perspektiven und Einstellungen, die da anders sind... da kann man ja schon sagen, dass Hard Target mit dem Workprint nur noch den groben Ablauf gemein hat. Während ansonsten nur ein paar Szenen echt übereinstimmen. Schon interessant.
In diesem Sinne:
freeman
In diesem Sinne:
freeman
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast