Heatseeker

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
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Heatseeker

Beitrag von freeman » 24.02.2011, 08:58

Heatseeker

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Originaltitel: Heatseeker
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1995
Regie: Albert Pyun
Darsteller: Keith Cooke, Tina Cote, Gary Daniels, Hazel Huelves, Tony Mabesa, Norbert Weisser u.a.

Gary Daniels war gerade mit den Dreharbeiten zu Albert Pyuns „Knights“ (Cyborg Warriors) beschäftigt, als ihn die Mitteilung erreichte, dass Jackie Chan ihn für seinen „City Hunter“ verpflichten wolle. Anstandslos entließ Albert Gary aus dem Vertrag und ermöglichte ihm die Arbeit mit einem seiner Idole. Aus Dank für diese selbstlose Geste wirkte Gary in Pyuns „Heatseeker“ mit.

Hier präsentiert Pyun ein Konglomerat aus seinen damaligen Lieblingsthemen: Turnierkampfsport und Cyborggedöhns. Genauer geht es um die Sianon Corporation. Eine Firma, die in der Zukunft auf dem Markt für biomechanoide Ersatzteile tätig ist und die weltweite Vorherrschaft auf diesem Gebiet anstrebt. Um diese Marktmacht zu beweisen, beschließt Tong, der Marketingdirektor der Firma, ein Kampfsportturnier abzuhalten, in dem die Cyborgs der verschiedensten Firmen für Biotechnologie aufeinandertreffen. Um die Vorherrschaft seines Kämpfers Xao absolut offensichtlich zu belegen, will Tong auch den vollkommen menschlichen US Champ Chance O’Brien auf die Teilnehmerliste hieven. Doch dieser weigert sich, gegen mechanisch aufgerüstete Menschen anzutreten. Als Tongs Mannen Chances Frau entführen und ihn zur Teilnehme erpressen, sieht er keinen anderen Ausweg, als diversen Cyborgs im Turniermodus die Platinen aus den Schädeln zu dreschen ...

Ein Bloodsportklon erweitert um eine Cyborgkomponente. Ich gebe zu, diese Idee hat etwas und ist insgesamt gesehen auch das reizvollste Motiv an „Heatseeker“, geht aber leider weitgehend unter. Zwar wird im Verlauf des Streifens viel von biomechanoiden Ersatzteilen gelabert (man muss bei einem Pyunfilm einfach dieses Wort benutzen!) und werden vor den Fights die Fantasiefirmen hinter den Kämpfern auch ausführlichst vorgestellt, wirklich sichtbare Auswirkungen auf die Kampfsportfähigkeiten haben die Cyborg-Erweiterungen allerdings nicht. So gestalten sich die Fights ähnlich geerdet und auf pure Effizienz ausgerichtet, wie in allen Martial Arts Streifen amerikanischer Prägungen. Zwar schaut am Ende immer wieder einmal ein mechanisches Bauteil aus einer offenen Wunde oder wird schon mal ein Roboterkopf komplett zertreten, insgesamt werden hier aber vor allem Fans von Turnierfilmen wie „Shootfighter“ und „Bloodsport“ bedient und Roboterfightfans enttäuscht ;-). Ähnlich wie diese Vorbilder versucht Pyun möglichst viele verschiedene Kampfsportarten in seinem Film zu vereinen, scheitert aber ein wenig an den Skills seines Personals, denn irgendwie kann man kaum Unterschiede zwischen den verschiedenen Fightern und deren Stilen ausmachen. Und Pyun macht in dem Fightmodus noch einen gewichtigen Fehler: Er etabliert kaum andere Charaktere im Kämpferlager neben Xao und Chance, die einem wichtig wären. Außerdem spart er ausgerechnet einige Fights der beiden wichtigsten Kontrahenten aus. So gehen mit Eintreten des Turniermodus zwar in kürzester Folge diverse Kämpfe auf den Zuschauer nieder, diese rangieren aber meist unter dem Label „egal“, da einen keiner dieser anderen Fighter wirklich interessiert. Obendrein sind diese Kämpfer auch deutlich schwächer in ihren Fähigkeiten als die sehr spektakulär auftretenden Opponenten Gary Daniels als Xao und Keith Cooke als Chance.

Dabei hat leider vor allem der mit seltsamen Kontaktlinsen ausstaffierte Gary Daniels ein bisschen wenig zu tun. In den Kampfverlauf greift er erst mit den Viertelfinals ein, kickt dann aber gewohnt spektakulär und ungemein flüssig in seinen Bewegungsabläufen. Ansonsten wird um ihn herum ein Subplot um Chances Frau errichtet, die von Tong nach ihrer Entführung gezwungen wird, Xao in Liebesdingen gefällig zu sein und dies auch macht, als man ihr verspricht, dass ihr geliebter Chance das Turnier so halbwegs unbeschadet überstehen wird. Dabei scheint sie Xao ab und an deutlich näher zu kommen, als es sich „gehört“. Es sind gerade Momente wie dieser, in denen sich Heatseeker storytechnisch von anderen Filmen dieser Art freizustrampeln vermag, da Pyun immer wieder einmal kleine Überraschungen parat hat, die neben dem Dauergekicke durchaus auch storytechnisch für Bewegung sorgen. Auch und vor allem dahingehend, wer auf Chances Seite steht und wer nicht. Und auch die Liebesgeschichte um Chance, Xao und Chances Frau sorgt hier und da für ordentlich Bewegung im Figureninterieur. Dabei macht Tina Conte als Chances Frau nicht wirklich viel verkehrt und darf sich auch mal nackert über die Kampfsportmatten wälzen und so was nehmen wir ja immer gern mit. ;-) Hauptdarsteller Keith Cooke ist für mich zum Zeitpunkt des „Heatseeker“ Guckens ein vollkommen unbeschriebenes Blatt gewesen (inzwischen begegnete er mir zumindest im Rothrock Kicker China O’Brien), überzeugte aber mit enormer Körperbeherrschung und einem durchaus sehr sympathischen Auftreten, was es leicht macht, sich auf seine Seite zu schlagen. Ansonsten stolpert man auch hier über die Pyun Regulars Tim Thomerson und Norbert Weisser, von denen vor allem letzterer einige Male ordentlich über die Stränge schlagen darf, was sein Schauspiel angeht.

Technisch geht „Heatseeker“ ebenfalls komplett in Ordnung. Pyun arbeitet bei Außenansichten wie gewohnt ausgiebigst mit Farbfiltern und schafft es so immer wieder seinen Streifen optisch ganz interessant aussehen zu lassen. In den Fights findet er immer genau die richtigen Perspektiven, um seinem Gekicke die notwendigen Härten angedeihen zu lassen und einige sehr spektakuläre Einlagen wiederholt er gerne einmal per Zeitlupe oder macht sie durch eine gekonnte Montage verschiedenster Kamerawinkel noch einen Zacken cooler, als sie es vermutlich waren. Gerade auch im Turniermodus erkennt man, dass „Heatseeker“ wohl durchaus auch ein ordentliches Budget zur Verfügung hatte, drehte man doch in einem ungemein weitläufigen Areal, das man fast vollständig mit grölendem Statistentum bevölkerte. Unter diese gekonnt eingefangenen Bilder bastelte Tony Riparetti einen sehr atmosphärischen, genial vor sich hin pumpenden Score, der für ordentlich Stimmung sorgt und das Geschehen immer treffend untermalt.

Was bleibt ist ein Bloodsportklon mit einem eigentlich interessanten (Technik)Kniff, den er allerdings nie so richtig auszuspielen versteht. Trotz dieses Mankos zieht Heatseeker sein Programm geradlinig durch, hat ein paar sympathische Figuren bei der Hand und hätte eigentlich im Großen und Ganzen nur noch ein paar mehr Fighter von der Qualität seiner beiden Hauptdarsteller Keith Cooke und Gary Daniels gebraucht, um deren coole Kampfsporteinlagen wenigstens halbwegs interessant mit No Name Fights zu flankieren. So geht nämlich das Tempo einige Male empfindlich in die Knie. Dennoch ein durchaus gelungenes Pyun Werk ...
:liquid5:

In Deutschland kommt Heatseeker uncut auf VHS von dem Label New Vision mit einer FSK 18. Eine uncut DVD findet man beispielsweise in Australien von dem Label Rainbow Entertainment (Regionalcode 0) und seit neuestem von Voulez Vous Film (Intergroove) ab 18 auf deutschsprachiger DVD.

In diesem Sinne:
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Beitrag von Kruger » 24.02.2011, 14:47

Nettes Review, ist schon Ewigkeiten her, seit ich denn gesehen hab.

Würde dem Film vielleicht eher

:liquid6:

geben, da die Kämpfe doch recht gelungen sind.

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Re: Heatseeker

Beitrag von StS » 25.02.2011, 07:31

freeman hat geschrieben:Gary Daniels war gerade mit den Dreharbeiten zu Albert Pyuns „Knights“ (Cyborg Warriors) beschäftigt, als ihn die Mitteilung erreichte, dass Jackie Chan ihn für seinen „City Hunter“ verpflichten wolle. Anstandslos entließ Albert Gary aus dem Vertrag und ermöglichte ihm die Arbeit mit einem seiner Idole. Aus Dank für diese selbstlose Geste wirkte Gary in Pyuns „Heatseeker“ mit.
Hmmm, wusste ich gar nicht - zumal der Gary ja noch immer in "Knights" zu sehen ist. Zum vorliegenden Werk: Einer der vielen mäßigen Pyuns (immerhin keiner seiner miesen flicks), an den sich heute kaum mehr jemand wirklich erinnert... :wink:

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Beitrag von freeman » 25.02.2011, 08:00

zumal der Gary ja noch immer in "Knights" zu sehen ist
Jip, die wenigen gedrehten Szenen sind dann ja auch drin ... er ist ja auch net wirklich oft/lange zu sehen in Knights.

In diesem Sinne:
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Beitrag von Waxman » 25.02.2011, 17:39

Vielen Dank für dein Review Freeman :D
War etwas ernüchternd,hatte doch etwas mehr erwartet.
Aber egal - da ich Tunierfilm Allesgucker bin hab ich ihn trotzdem
bestellt und bin sehr gespannt auf den Film.Zumal ich Mr.Daniels
auch ganz gerne sehe.
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Beitrag von McClane » 26.02.2011, 10:35

In meinen Augen ein ausgesprochen solider Pyun-Klopper, gerade die Actionszenen lassen schon mit der Zunge schnalzen, denn an spektakulären Moves ist hier schon mehr zu sehen als in manch anderem Turnierfilm. Cooke und Daniels können nicht nur kloppen, sondern sind auch ziemlich sympathisch, das Cybersetting ist ganz gut umgesetzt, nur der einfallslose Plot ist ein großes Minus für "Heatseeker" - zwischen den Wemmsereien inner- und außerhalb des Films fällt es Albert teilweise schwer die Zeit zu füllen. Dabei gibt er sich ja mal wieder Mühe für einen Philosophiexkurs, nämlich ob Cyborg von bionischen Schafen träumen können und Liebe empfinden, also Liebe für die entführte Freundin des großen Rivalen. Ein Element, das wie so häufig bei Albert ebenso ambitioniert wie unnötig und unfreiwillig komisch wirkt. Dank der Action und der Darsteller macht der Film dann aber durchaus Laune.

:liquid6:
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Beitrag von Waxman » 06.03.2011, 12:36

Mittlerweile hab ich den Film auch gesehen...nichts Weltbewegendes,
aber dennoch solide Kickerware die Laune macht.Schade nur das Gary
nit soooo oft zeigen kann was er drauf hat.

:liquid6:

PS:Warum merkt bei denen eigentlich keiner wenn die falsche Bilder
auf das Back Cover machen!?
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Beitrag von freeman » 07.03.2011, 08:00

Ich denke, zu den Filmen wird einfach kein brauchbares Material in Druckauflösung da sein ... das große Bild vom Gary aus dem Isaac Florentine Kicker wird dann besonders gerne zu Rate gezogen ...

In diesem Sinne:
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Beitrag von Waxman » 07.03.2011, 13:23

Hm,da könntest du recht haben.
Aber ich find das trotzdem immer blöd wenn da Pics aus anderen
Filmen auf'm Cover sind.
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Re: Heatseeker

Beitrag von StS » 28.08.2024, 08:07

„Heatseeker“ (1995) ist ein in nur 11 Tagen gedrehtes B-Movie von Albert Pyun, das sich in der „Zukunft“ des Jahres 2019 entfaltet, in welcher verschiedene mächtige Konzerne viel Geld mit kybernetischen Implantaten verdienen. Als große Demonstration, was sie dahingehend können, wird ein weltweit in den Medien übertragenes Kampfsport-Turnier veranstaltet, an dem entsprechende Entsandte teilnehmen, die bis zu 50% Roboter-Komponenten im Körper haben dürfen…

Um zu beweisen, dass entsprechende „Modifikationen“ besser sind als „rein natürlich“ zu sein, soll auch der „100%ig menschliche“ Champion Chance O'Brien (Keith Cooke) antreten. Als der das allerdings ablehnt, lässt der Organisator (Norbert Weisser) kurzerhand seine Trainerin/Freundin (Tina Coté) entführen – also reist Chance umgehend nach Asien und stellt sich der Herausforderung und Gefahr, denn die meisten Kämpfer überleben ihre Fights nicht…

„Heatseeker“ reichert quasi Filme wie „Bloodsport“ mit Cyborg-Sci-Fi-Komponenten an – bekommt aber weder das eine noch das andere des Konzepts zufrieden stellend hin. Neben Chance und seinem Hauptgegner Xao (Gary Daniels) hat der Film den übrigen Kontrahenten (unter ihnen Chad Stahelski) kaum „Profil“ zugestanden – und trotz unterschiedlicher Kampftechniken entfalten sich die Kämpfe eher unspektakulär und reizarm (u.a. weil die Kamera oft nicht nahe genug am Geschehen dran ist und man eh weiß, wer im Finale aufeinandertreffen wird)…

Abseits des Rings ebenfalls „nicht hilfreich“: Cooke mangelt es an Charisma und Daniels spielt gewohnt ausdrucksarm. Zudem wird Chance zu oft von irgendwelchen Baddies verprügelt, um wirklich als „Meister-Fighter“ durchzugehen, präsentieren sich die finsteren Hintermänner (primär: Weisser und Tim Thomerson) recht Comic-haft trashy und leidet der Subplot um Chance´s entführte Freundin unter einigen „merkwürdigen Ausprägungen“ des Skripts – á la dass Xao´s Chef unbedingt will, dass sich Xao in sie verliebt, um so seine Motivation im Turnier zu steigern…

Obendrein wird einem Budget-bedingt auch nicht viel im Bereich der „biomechanischen Komponenten“ geboten: Im Prinzip wirken die Fighter immer wie normale Menschen. Da hätte Pyun wesentlich mehr draus machen können – z.B. wilde Moves wie etwa bei „Knights“. Stattdessen wird mehr über die betreffenden Eingriffe und die wirtschaftliche Lage der jeweiligen Konzerne geredet. Und so entfaltet sich der Verlauf weder packend noch sonstwie (z.B. optisch) aufregend bis hin zu seinem abrupten Ende und bleibt einem außer einem krassen Spagat von Daniels nichts wirklich in Erinnerung…

gute :liquid3:

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