Firewall

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
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freeman
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Firewall

Beitrag von freeman » 31.03.2006, 23:59

Firewall

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Originaltitel: Firewall
Produktionsjahr: 2006
Regie: Richard Loncraine
Darsteller: Harrison Ford, Paul Bettany, Virginia Madsen, Mary Lynn Rajskub, Robert Patrick, Robert Forster, Alan Arkin, Nikolaj Coster-Waldau u.a.

Jack Stanfield arbeitet als Sicherheitschef einer Bankgesellschaft und hat für deren gesamtes Netz an Bankfilialen ein quasi unhackbares Sicherheitssystem installiert. Demnächst soll seine Bankgesellschaft mit einer größeren Gesellschaft fusionieren. Das Problem: Jack mag den sich dadurch für sich ankündigenden neuen Vorgesetzten in Sicherheitsfragen überhaupt nicht und hält ihn gar für inkompetent. So fährt er guter Dinge zu einem von seinem Kumpel Harry anberaumten Geschäftsessen mit einem jungen Geschäftsmann namens Bill Cox, der darüber nachdenkt, sich Jacks Know How für seine Geschäfte zu sichern. Das Gespräch verläuft aus Jacks Sicht sehr erfolgreich und insgeheim hat er auch schon mit seiner alten Firma abgeschlossen. Er macht sich auf gen Familie, um ihr von den Neuigkeiten zu berichten, als der junge Mann, mit dem sich Jack gerade noch so angeregt unterhalten hat, auf seinen Rücksitz springt und ihm ein Handyfoto von Jacks panisch schreiender Tochter präsentiert ...

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Bill Cox zwingt Jack mit ihm als Fahrgast nach Hause zu fahren, wo sich Jack ein Bild des Schreckens bietet. Seine ganze Familie liegt gefesselt am Boden, um sie herum schwerbewaffnete Männer, die zudem sein Haus vollkommen elektronisch überwachen und die ihm ums Verrecken nicht mitteilen wollen, was sie eigentlich vor haben. Erst am nächsten Tag weihen sie Jack in ihre Pläne ein. Er soll sein eigenes Sicherheitssystem knacken und von den Konten der 10 000 reichsten Bankkunden jeweils 10 000 Dollar auf eines ihrer Konten transferieren! 100 Millionen Dollar ... virtuell geraubt ... im Grunde ein Husarenstreich, der allerdings dadurch behindert wird, dass die Bankräuber nicht wirklich so hervorragend informiert sind, wie sie meinten und dass Jack sich als alles mögliche, nur nicht als kooperative Geisel entpuppt ...

Wie der geneigte Leser sicher festgestellt hat, klingt das ganze Storykonstrukt nach allem Möglichem, nur nicht nach einer innovativen oder gar neuen Thrillerhandlung. Wer sich nach der Inhaltsangabe nicht zusammenreimen kann, wie der Hase in diesem Film laufen wird, der hat die letzten 20 Jahre vermutlich im Koma gelegen. Und so viel sei gesagt: Der Film bietet wahrlich keine Überraschungen oder wilde Wendungen, nein, er liefert schlicht und ergreifend altmodische Thrillerkost von bestem Schrot und Korn, die geradlinig und ohne Schnörkel auf den Showdown zusteuert. Dass seine Handlung alles andere als einfallsreich daherkommt, scheint insbesondere Regisseur Richard Loncraine mehr als bewusst gewesen zu sein, denn er macht von Anbeginn an das einzig Richtige: er drückt mit aller Macht unwahrscheinlich aufs Tempo. Aktion folgt auf Reaktion. Keine störenden Nebenhandlungen, kein aufblähendes Bla Bla und so ist der Film spätestens nach seiner Halbzeit aufgrund seiner teils unglaublichen Pace mehr und mehr zu einem reinrassigen Actioner mutiert, der Adrenalinschub auf Adrenalinschub türmt. Da wurde ich in diversen Thrillerergüssen der letzten Zeit schon wesentlich mehr gelangweilt ...

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In diesem Szenario fühlt sich einer freilich pudelwohl: Harrison Ford, der Minimalist unter den letzten großen Superstars Hollywoods, der wahrlich nicht dank mimischer oder gestischer Meisterleistungen zum Star wurde, sondern aufgrund seiner ungeheuren, charismatischen Leinwandpräsenz, die den Charmebolzen mühelos zum Nachbarn von nebenan mutieren lässt, obwohl er immer ein wenig knurrig und mürrisch wirkt, was ihn aber menschlicher und nahbarer wirken lässt, als viele vom Status her gleichwertige Stars. Und dieser Charme greift auch hier wunderbar, zumal die Rolle des zum Beschützertiers mutierenden Normalos eh Fords Paraderolle überhaupt ist. Ein Umstand, der eine Schreiberin von Europas größter Kinozeitschrift in deren aktueller Ausgabe zu einem regelrechten Pamphlet gegen den Star ermutigte, bei dem sie sich von Zeile zu Zeile mehr in Rage schrieb und man sich fragte, ob ihr Ford mal ein Eis geklaut hat! Diese Wut übertrug sich dann sogar auf ihre Kritik, bei der sie den Film ziemlich unfair auf ihr Anti Harrison Niveau runterprügelte ... Ein Umstand, der bei Ansicht des fertigen Thrillers ziemlich belustigt mit den Kopf schütteln lässt und es mir nun erlaubte auch mal einen Kollegen zu bashen. Und das ohne seine Familie zu entführen ;-). Denn schon der Kontrahent Fords und das daraus resultierende Duell hätte zu einer durchschnittlichen Bewertung reichen müssen, denn was der unglaublich genial agierende Paul Bettany für einen Bösewicht erschaffen kann, ist aller Ehren wert! Sein Bill Cox ist keines dieser Weicheier, mit denen man in letzter Zeit immer gequält wurde, sondern ein wirklich abgrundtief hassenswerter Bad Ass! Macht er sich mit seiner zunächst arroganten, versnobbten und überheblichen Art mühelos alle Zuschauer zum Feind, ist es dann der wahre, eiskalte, berechnende, knallharte und immer souveräne Charakter seiner Figur, der zutiefst verängstigt. Das ganze transportiert Bettany ohne jedes Overacting, ohne jedes Übertreiben, genau und präzise auf den Punkt. Bei diesem Duell werden die restlichen Darsteller schnell zur bloßen Staffage degradiert und selbst gestandene Mimen wie Alan Arkin, Virginia Madsen oder Robert Forster können keine bleibenden Akzente setzen ... Loncraine braucht ihre Figuren nur, um in die Handlung hineinzuführen oder um eben eine neue Spannungsspitze zu lancieren ...

Dahingehend ist das Mitwirken von Robert Patrick, DEM Terminatorgegner überhaupt, interessant, der wahrlich nur aufgebaut wird, um in einer jener Spannungsspitzen für zusätzlichen Druck zu sorgen. Er gibt den Typ, der dank der Bankenfusion zu Jacks neuem Chef werden würde. Am Ende dieser Sequenz wird er von Jack aus dem Bild und damit auch aus dem Film gekugelt .... Kaum zu glauben, aber in A - Filmen ist es noch immer keine Schandtat eine Charakterfresse wie Robert Patrick komplett zu verheizen!

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Technisch bietet der Film solides Thrillermittelmaß. In manchen Szenen setzte Loncraine auf nervöse Handkamerabilder, um die Pace noch mehr zu erhöhen, auch bei der Action ist er unmittelbar dabei, was viel Respekt abwürdigt, da hier deutlich sichtbar wird, dass auch bei den krasseren Stunts Ford und Bettany am Werk sind und nicht irgendwelche Doubles. Ansonsten setzt Richard Loncraine auf eine effektive Bildkomposition und einen immer übersichtlichen Schnitt. Aufgrund des recht modernen Sujets des Filmes baut Loncraine ab und zu auch Webcam- und Handycamaufnahmen in den Film ein. Ein Manöver, das fast ein wenig befremdlich wirkt, denn obwohl es um Cyberdiebstahl und ähnlich abstrakte Vorgänge geht, präsentiert sich der Film ungemein bodenständig, frei von Technikblabla und mit verblüffend wenig Tastaturgetippe, da hätte man die Webcameinlagen auch rauslassen können. Das actionreiche Treiben untermalt der neue Stern am Soundtrackhimmel, der nach dem Mädchen mit dem Perlenohrring und Syriana wie bei seinem Soundtrack zu Hostage klarmacht, dass ihm nicht nur anspruchsvolle Töne gut von der Hand gehen, sondern auch Actionscores. Und so lanciert er hier einen ungemein treibenden, Blässer- und Geigerintensiven Score vom allerfeinsten! Spitze.

So bleibt ein geradliniger Thriller, der den Mangel an Innovationen mit einem Heidentempo mehr als wett macht! Und das Duell Ford vs. Bettany ist allein schon den Eintrittspreis wert ...
:liquid7:

In diesem Sinne:
freeman
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John Woo
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Beitrag von John Woo » 09.04.2007, 23:01

Hab ihn nun auch gesehen und kann der obgenannten Besprechung leider in keinster Weise zustimmen.

Dass der Film auf einen Showdown zusteuert mag ja sein, aber von "Aktion - Reaktion", "Tempo" oder gar einem "reinrassigen Actioner" (LOL freeman, was hast du bitte für einen Film gesehen?) ist hier überhaupt nichts zu spüren. :lol:

Stattdessen eine ausgelutschte Thriller-Story mit einigen Logiklöchern und vor allem in der ersten Hälfte viel Geschwafel und Längen. Da hätte man aus diversen Situationen mehr Nervenkitzel herausholen können!

Stattdessen ist wirklich nur der Showdown einigermassen temporeich, aber kann in keinster Weise für den ausgelutschten Verlauf des drögen Thrillerchens entschädigen.

Fazit: Trotz solidem Ford ein ausgelutschter 08/15 Thriller, der wegen dem schwachen Drehbuch mehr langweilt als thrillert. Wenigstens technisch gesehen solide heruntergedreht, so reicht es noch knapp zum Durchschnitt.
:liquid5:

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Beitrag von StS » 10.04.2007, 06:48

Hab den inzwischen auch mal gesehen und muß gestehen, entsetzt zu sein, was für unterdurchschnittliche Drehbücher die Major-Studios heutzutage noch mit Stars und Kapital künstlich zu retten versuchen (siehe aktuell den Willis/Berry-Thriller) ... und heraus kommt ein nahezu reinrassiger Langweiler. Wenn man jeden Punkt der Story ne Meile im Voraus sieht, kann man auch nicht mehr von einem annehmbaren Thriller sprechen (Halsband, guter Böser etc). Lahm, vorhersehbar, klischeehaft ... das ist "Firewall"!

Ich stimme John auf jeden Fall zu (Tempo = nö! ... 08/15 = fast schon untertrieben!) ... :wink:

knappe :liquid4:
(die technischen Aspekte rechne ich dem Film auf keinen Fall an, denn er ist routiniert (ohne Highlights) inszeniert worden - der Rest ist bei dem Budget eh Pflicht, also Mindestmaß)

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Beitrag von kami » 10.04.2007, 09:58

Ich fand den schon milde spannend, mich hat neben dem Fehlen von Highlights jeglicher Coleur vor allem die Unglaubwürdigkeit von Harrison Ford als supersmarter Computercrack gestört. Ansonsten nette Sonntagnachmittagsunterhaltung.
:liquid6:

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Beitrag von wolfman » 10.04.2007, 10:20

kami hat geschrieben:Ansonsten nette Sonntagnachmittagsunterhaltung.
Yepp, das trifft es. Allerdings würde ich nur :liquid4: vergeben.

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