Ultra Force 2
Originaltitel: In the line of Duty 2/Yes, Madam/Huang gu shi jie
Herstellungsland: Hong Kong
Erscheinungsjahr: 1985
Regie: Corey Yuen-Kwai
Darsteller:
Michelle Yeoh,
Cynthia Rothrock, John Sham, Meng Hoi,
Tsui Hark
Ein paar allgemeine Worte vorweg:
Dieser Film ist zwar offiziell der zweite Teil der Reihe, wurde allerdings als erstes gedreht. Ich weiß nicht, was genau die Gründe waren, ob man sich nicht sicher war, dass der Film an der Kinokasse ein Erfolg wird. Vielleicht weiß da jemand mehr zu. Man kann den Film als eines der ersten Beispiele eines Girls-with-Guns-Films anführen, da hier zwei Frauen die Hauptrolle spielen und bei den Fights oft männliche Gegner haben. Die Kampfkonstellation Mann gegen Frau ist hier die Regel und wurde durch diesen Film richtig salonfähig gemacht.
Ein paar Worte zum Inhalt:
Nach zwei einleitenden Szenen (darauf gehe ich später noch kurz ein) beginnt der Hauptfilm. Michelle Yeoh, Polizistin bei der Polizei von Hong Kong, bekommt eine Einladung ihres damaligen Mentors Richard Nornan (wird von irgendeinem Gweilo gespielt), den sie im Rahmen ihrer Ausbildung in England kennen gelernt hat. Nornan checkt in einem Hongkonger Hotel ein. Was mir nicht so ganz klar geworden ist, wie er an diesen Mikrofilm eines hochdotierten Kaufvertrages gekommen ist (vielleicht hat er sich aus dem Polizeidienst verabschiedet und ist jetzt in der Wirtschaft aktiv). Wie auch immer, dieser Mikrofilm ist hier das Objekt der Begierde eines Gangsterbosses, Mr. Tin. Unter einem Vorwand schickt dieser seine rechte Hand, Mr. Dick (Dick Wei), zu Nornan, um ihm den Mikrofilm abzukaufen. Dieser zeigt sich recht unkooperativ und wird kurzerhand von Dick erschossen. Gleichzeitig sind die beiden Kleinganoven Aspirin und Strepsil (Meng Hoi und John Sham) in dem Hotel aktiv. Als Hotelbedienstete getarnt verschaffen sie sich Zutritt zu Nornans Hotelzimmer und klauen seinen Paß und ein bisschen Geld. Michelle Yeoh erscheint nun auch noch auf der Bildfläche, trifft allerdings nur noch einen der beiden Kleinganoven an. Natürlich schöpft sie zunächst keinen Verdacht, weil der Ganove ja in der Uniform eines Hotelbediensteten grade aus Nornans Hotelzimmer kommt und sie den toten Nornan noch nicht entdeckt hat. Kurz darauf entdeckt sie ihn jedoch und hat natürlich gleich den Kleinganoven im Verdacht, Nornan getötet zu haben. Der und sein Partner sind allerdings längst über alle Berge.
Was die Kleinganoven nicht wissen: Nornan hat vor seinem Tod den Mikrofilm hinter seinem Passbild versteckt, das die Kleinganoven (samt Paß) jetzt in ihrem Besitz haben. Es dauert auch eine ganze Weile, bis sie das bemerken. Da scheint es aber fast schon zu spät zu sein, denn die Bluthunde von Mr. Tin sind ihnen bereits auf den Fersen.
Ein bisschen Kritik zum Inhalt:
ITLOD 2 (oder Ultra Force 2) ist wohl der Film der Reihe, der mit dem meisten Humor und der meisten Komik aufwartet. Das kann nun nervig sein, muß es aber nicht. Eigentlich ist der Film eine reinrassige Actionkomödie, da doch beide Parts gleichermaßen vertreten sind, vielleicht überwiegt sogar die Komik etwas. Bei mir ist es oft unterschiedlich, wie ich die Komik empfinde. Mal hab ich sie als störend und nervig empfunden, bei der jetzigen Sichtung wirkte der Film jedoch sehr kurzweilig. Man sollte also keinen allzu ernsten Actionfilm erwarten. Der häufige Humor ist oftmals sehr spezifisch kantonesisch, dennoch gibt es noch genug Humor, der sich auch dem westlichen Zuschauer erschließen dürfte und für nicht geringe Erheiterung sorgen dürfte. Mit dem Humor einher geht eine insgesamt recht dichte Handlung, die mit vielen Haken, Wendungen und Überraschungen auftrumpft. Das jetzt hier alles wiederzugeben, würde den Rahmen sprengen und sicher auch zuviel vom Film spoilern.
Noch zwei Aspekte der Handlung: Die Kleinganoven haben noch eine Art Boß, nämlich Panadol (Tsui Hark), für den sie die Pässe ranschaffen und der sie dann für seine „Kunden“ präpariert. Da gibt’s auch schon mal Ärger. Ziemlich am Anfang kommen nämlich drei seiner Kunden zu ihm, weil auf den präparierten Pässen die neuen Bilder ausgebleicht sind. Das sorgt für eine zünftige und witzige Keilerei.
Cynthia Rothrock (als englische Polizistin Carrie Morris) tritt erst nach einer halben Stunde auf den Plan. Sie wurde von Mr. Wong, dem Vorgesetzten Michelle Yeohs, zur Verstärkung aus England angefordert, da sie eine Vertraute Richard Nornans war. Zuerst gibt es zwischen ihr und Michelle Yeoh einige Differenzen bezüglich der Art und Weise, wie man die Polizeiarbeit zu verrichten habe, aber spätestens zum Showdown sind sich die beiden Powerfrauen dann einig.
Die Action im Film:
Das ist jetzt der eigentliche Grund, sich diesen Film anzusehen. Ich sagte es bereits: Der Film ist eher eine Actionkomödie, dennoch kommt die Action hier nicht zu kurz. Neben einer ganzen Reihe weniger spektakulären Szenen sind besonders die Szene am/im Flughafen und der Showdown wirklich sehr gut gelungen, super choreographiert (von Corey Yuen-Kwai, einer der Top-Kampf- und Actionchoreographen in Hong Kong) und sehr schön rasant und dynamisch. Nur bitte keine zu hohen Erwartungen haben. Der Film ist keine US-Big-Budget-Produktion, die wirklich das gesamte Spektrum an Möglichkeiten abfeiert. Die Stärke der Hong-Kong-Chinesen bei Actionfilmen sind eindeutig Martial Arts und Shootouts. Schusswaffen kommen hier nur vereinzelt zum Einsatz, der Schwerpunkt liegt hier auf qualitativ wirklich guten Zweikämpfen.
Der Film beginnt mit einer recht witzigen Szene, als Michelle Yeoh in einer Buchhandlung einen Exhibitionisten dingfest macht. Dann geht’s krachmäßig auch schon gleich in die Vollen, als Yeoh mal eben im Alleingang ein paar Gangster hochnimmt, die es auf einen Geldtransporter abgesehen habe. Sehr geile Szenen und absolut hong-kong-typisch gemacht.
Nächste spektakuläre Szene ist für mich die Szene am Flughafen, als Eddie Maher dort für Chaos sorgt und schließlich von Cynthia Rothrock (quasi als Einstand) mit unglaublichem Elan (und ohne Unterwäsche) ordentlich verkloppt wird.
Richtig geil ist aber dann der Showdown. Das ist wirklich allererste Sahne, was dort geboten wird. Wird wohl noch lange eine meiner absoluten Lieblingsactionszenen aus Hong Kong bleiben. Die Situation hat sich mittlerweile so zugespitzt, dass eine direkte Konfrontation mit Mr. Tin unausweichlich geworden ist. Bevor es richtig losgeht, wird noch lange palavert, aber dann werden die Türen in Mr. Tins Haus verriegelt und Michelle Yeoh und Cynthia Rothrock treten gegen mindestens 15 Bad Guys an. Also ich kann nur raten: Wenn man den Rest des Filmes vielleicht nicht mag…den Showdown sollte man sich als Actionfan auf keinen Fall entgehen lassen. Da gibt es Kung Fu modern vom allerfeinsten, inklusive einiger krasser Stunts. Fällt z. B. ein Typ von einer Brüstung und schlägt mindestens noch zweimal irgendwo an, bevor er auf dem Boden aufkommt. Auch klasse die Szene, als sich Michelle Yeoh, auf der Brüstung sitzend, nach hinten fallen lässt, durch die Glasscheibe der Brüstung kracht und anschließend zwei von den bösen Jungs von selbiger runterschmeißt.
Nachdem das ganze Fußvolk erledigt ist, gibt’s noch mal einen mindestens genauso langen Kampf 2 gegen 2 (Cynthia Rothrock vs. Dick Wei, Michelle Yeoh gegen Mad Dog, ein Saddam-Hussein-Verschnitt).
Der Showdown ist wirklich Unterhaltungskino aus Hong Kong in seiner reinsten Form, fast schon ein Idealfall.
Nicht zu vergessen auch die Glasstunts, von denen es im Showdown mindestens zwei gibt.
Fazit: Klassisches Actionkino aus dem Hong Kong der 80er Jahre. Zwar ist der komödiantische Anteil recht hoch, noch die eine oder andere spektakuläre Actionszene wäre toll gewesen, aber dennoch macht der Film riesigen Spaß. Gehört für mich zu den besseren Teilen der In-the-line-of-Duty-Reihe.
Hab den Film für das Review nur auf Video-CD gesehen, für einen schönen Filmabend ist das natürlich nicht so prickelnd. Klar vorne liegen dürfte die UK-DVD von Hong Kong Legends. Sie bietet jedenfalls das beste mir bekannte Bild, natürlich uncut, im richtigen Bildformat plus O-Ton mit optionalen englischen Untertiteln. Erschienen ist die HKL-DVD unter dem Titel Police Assassins. Auch noch recht gut ist die Hong-Kong-DVD von Universe. In Deutschland gibt es den Film bislang nicht auf DVD.