Kiltro
Originaltitel: Kiltro
Herstellungsland: Chile
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Ernesto Díaz Espinoza
Darsteller: Marko Zaror, Caterina Jadresic, Miguel Angel De Luca, Daniela Lhorente, Luis Alarcón, Alejandro Castillo, Man Soo Yoon, Roberto Avendano, Ximena Rivas, Alex Rivera u.a.
Stellt euch vor, ihr habt eine Frau vor einer Vergewaltigung bewahrt. Stellt euch vor, ihr habt euch in sie verliebt. Stellt euch vor, sie dankt euch ihre Errettung und eure Zuneigungsbekundungen mit Missachtung und macht euch lächerlich wo sie nur kann! Was macht ihr? Ihr weiter hinterrennen wie ein liebestoller Dackel oder sie in den Wind schießen? Nun, Zamir, der Held aus Kiltro, bleibt eisern dran. Und so wird er mitten in ein seltsames Abenteuer gezogen, in dessen Verlauf er an einen eigentümlichen Zwerg gerät, von einem Hardcoresäufer neue Kampfsportarten beigebracht bekommt und irgendwann mal nackt in der Wüste erwacht. Und obwohl er letztendlich sogar den südkoreanischen Vater der beinahe vergewaltigten Kim vor einem blindwütigen Rächer beschützt, ist alles, was er von ihr an Zuneigung erhält, ein Faustschlag ins Gesicht. Müßig zu erwähnen, dass er nebenbei auch noch eine private Vendetta regeln kann, von der er bisher gar nichts wusste. Zufälle gibt’s, die gibt’s gar nicht ...
Kiltro ist das, was man landläufig als schräge oder auch obskure Melange aus allen möglichen und unmöglichen Zutaten beschreiben würde. Die stark geraffte Inhaltsangabe legt davon schon einmal Zeugnis ab und vertraut mir, wenn ich sage, dass der Film wirklich in derart schrägen Bahnen verläuft, wie sich das oben andeutet. Im Gegensatz zu manch anderem ähnlich gelagerten Streifen funktioniert dieser wilde Mischmasch aus unterschiedlichsten Genres hier hervorragend und geht immer wieder recht unerwartete und zur Spannung beitragende Wege. Da ist zunächst der tumbe, liebenswert naive Trottel Zamir, der Kim ohne Wenn und Aber hinterher steigt und alle ihre Love Interests amtlichst verzimmert. Hier funktioniert Kiltro als wirklich ordentliche Komödie. Dann nehmen die Soapelemente überhand. Kim will nicht, Zamir schon, die Umgebung verlacht den Einen und unterstützt den anderen. Und *zack* taucht eine Type auf, die verschiedene Mitglieder einer ehemaligen „Sekte“ eiskalt und brutal meuchelt. Also geht es ab in die Wüste, wo die Martial Arts Trainingssession steigt. Ein totes Familienmitglied später prallt Zamir auf den Oberbösewicht des Streifens. Warum weiß er selber nicht so recht. Wird schon irgendwas mit Kim zu tun haben. Die chilenische Produktion treibt diesen wilden Genremischmasch mit viel Witz und Verve voran und ist vor allem deshalb so sympathisch, weil sich der Film nie verstellt und sich nie gewollt schräg, trashig oder abgefahren gibt. Er ist, wie er ist und er steht dazu. Dass das von einer Hollywoodhochglanzproduktion meilenweit entfernt ist, sollte klar sein. Die Production Values für diesen Film dürften mühelos im einstelligen Millionenbereich liegen und dennoch wirkt der Streifen nie billig oder abgewichst. Man holte aus den zur Verfügung stehenden Mitteln das Maximum heraus (auch wenn die schwachen CGI Blutwolken nicht hätten sein müssen, auch wenn sie recht stylisch dahinwabern und dem Film zusätzlich etwas comiceskes verleihen). Das Maximum holt auch Hauptdarsteller Marko Zaror aus seiner Rolle heraus. Der in westlichen Breiten bisher nur als Stuntman von The Rock aufgefallene Mime hat sich zumindest in seiner Heimat Chile eine Karriere als kickender Schauspieler aufbauen können. Der imposant große Kerl ist eine wahre Offenbarung. Ihm geht der töffelig liebestolle Part genauso gut von der Hand wie die dramatischen Elemente und eben die Action. Oh ja, die Action. Also ich sage mal so: Wenn er einmal von der Leine gelassen wird, haben die Gelenke um die Kinnpartie Pause und lassen den Mund einfach mal offen stehen. Schon vor dem Showdown bekommt man immer einmal kurz eine Ahnung, was da auf einen zukommen könnte, doch dann darf er so richtig aufdrehen. Und das macht er auch. Schaut man sich dann das überraschend umfangreiche Bonusmaterial zum Film an, sieht man auch noch, dass der Mann seine High Fly Manöver ohne jegliche Tricks und doppelte Böden absolviert und während seinen Fights nur seine Gegner in den Seilen hängen, während er sich meterweit in den chilenischen Luftraum schraubt und von da seine wie wild herumwirbelnden Arme und Beine auf die Gegner hernieder regnen lässt. Dabei ist der Effekt ähnlich wie bei Scott Adkins in Undisputed II, wenn sich der hier sehr kräftig und groß wirkende Adkins auf einmal wie schwerelos durch die Lüfte schraubt. Und, na ja, ich erwähnte ja in Sachen Größe schon, wen Zaror sonst doubelt! Krass! Die Fights nehmen dabei leider erstaunlich wenig Raum im Film ein und vor allem der große Endfight offenbart, dass die Chilenen in Sachen Choreografie noch weit hinter den Thais oder Chinesen liegen. Denn der Kampf wird immer wieder unterbrochen, die Pace herausgenommen und es wird zuviel gelabert zwischen den Aktionen. Das lässt den in Einzelaktionen geil spektakulären Fight immer wieder verdammt unrund erscheinen. Allerdings muss man auch einräumen, dass man nur zwei Minuten vorher zusehen durfte, wie Zaror knapp 30 Leute in wenigen Augenblicken umgeknüppelt hat ... dagegen kann ein Mano a Mano Kombat freilich nur verlieren.
Was bleibt ist eine mehr als beeindruckende Duftmarke eines neuen und jungen Talentes im Actiongenre. Zaror ist eine sympathische Type mit beeindruckenden Kampfsportfähigkeiten, der in diesem wilden Genrecocktail beweist, dass er nicht nur auf dem Actionsektor über die Maßen versiert ist. Insbesondere sein humoristisches Timing weiß mehr als zu beeindrucken. Das gilt unisono für Kiltro, der alles mögliche sein mag, nur nicht gewöhnlich. Dieser Film hat Cochones ... sehr dicke Cochones und er hat das Herz am rechten Fleck!
Die DVD von MIG kommt mit einer FSK 16 uncut und in guter Bild- und Tonqualität mit überraschend umfangreichen Extras und belegt, dass sich das kleine Label allmählich macht, ist doch vor allem die Synchro des Streifens richtiggehend gut geworden! Weiter so!
In diesem Sinne:
freeman
Kiltro
Re: Kiltro
Heißen die Dinger nicht Cojones?freeman hat geschrieben: Dieser Film hat Cochones ... sehr dicke Cochones und er hat das Herz am rechten Fleck!
Gleichwohl eine schöne, informative und vor allem ehrlich um Sympathie werbende Rezi für einen Film, den ich mir trotz des Lobes wohl nur anschauen werde, wenn er mir durch Zufall in die Hände geraten sollte.
Re: Kiltro
Jupp, das stimmt, aber irgendwie haben sich wohl beide Schreibweisen eingebürgert, warum auch immer und ich mag die hier mehr, einfach weil die geschrieben wird, wie sie klingt ...kami hat geschrieben:Heißen die Dinger nicht Cojones?
Danke für die Worte zur Rezi und ich denke ja, dass der dich aus unserer Gemeinschaft mit am Ehesten erreichen sollte ... also prinzipiell ... Irrtümer immer vorbehalten *lach*
In diesem Sinne:
freeman
Dann pack ich einfach mal meinen Tagebucheintrag dazu. Bilder und Infos gibt's ja schon vom freeman.
Kiltro - Fass sie an und du stirbst!
Zamir ist der härteste Typ der Stadt. Zusammen mit seiner Gang, den Kiltros, hat er sich einen Ruf als der beste Straßenkämpfer erarbeitet und nimmt es sogar mit 20 Teakwondo-Schülern auf. So vermöbelt er jeden, der es wagt Kim, in die er total verknallt ist, zulange anzusehen. Kim wurde zwar von dem Straßenkämpfer im Raverlook vor einer Vergewaltigung gerettet, hat aber dennoch nichts für ihn übrig. Gerade als Zamir, nach weisen Ratschlägen eines alten Mannes, reinen Tisch macht und Kim seine Liebe gesteht, taucht Max Kalba auf. Kalba war eigentlich mit Kims Mutter liiert, die ging dann aber eine Affäre mit einem Koreaner ein. Der Koreaner ist Mitglied einer Kampfsport-Sekte, der auch Zamirs Vater angehörte. Doch dieser starb, als Kalba vor 17 Jahren die Sekte erledigen wollte. Nun taucht Kalba, der Mann mit dem Todeskrallengehstock wieder auf und will seine Rache vollenden indem er alle Sektenmitglieder töten will und Kim entführt. Also muss Zamir ein Zeta werden um es mit Kalba aufnehmen zu können, dafür muss er, wie üblich, bei einem heruntergekommenen Meister todbringende Techniken lernen.
Das Ganze ist natürlich an den Haaren herbeigezogen bzw. schon ziemlich ausgelutscht. Auf dem Cover der DVD ist vermerkt: „Kiltro ist eine Mischung aller genretypischen Gepflogenheiten, ein Must-See für Fans!“ Der erste Teil stimmt auf jeden Fall. Der Plot erinnert stark an alte Martial-Arts Filme. Was diesen Film aber einzigartig macht, ist, dass die absolut typischen Szenen mit Melodien unterlegt sind, die mehr als offensichtlich aus berühmten Western ausgeliehen sind. Den Rest des Scores kann man auch nicht wirklich als gelungen bezeichnen. Dafür hat der Film einige Momente, bei denen man einfach laut loslachen muss. Z.B. wenn Zamir nach der Einnahme eines Kräutertees, um sich selbst zu finden, nackt in der Wüste aufwacht oder sein romantischer Abschied von Kim sehr abrupt endet. Dann sind da noch einige Zitate aus dem Westerngenre, James Bond und Star Wars, wie etwa der Zetameister Nik Nak, ein Kleinwüchsiger mit ausgeprägten Yoda-Anleihen.
Die Fights sind akzeptabel, von der Schlägerei in der Kampfschule, einem kurzen Schwertkampf, eine 50-gegen-Einen-Szene und dem obligatorischen Showdown ist alles geboten. Negativ fällt jedoch auf, dass die Fights recht kurz sind und viel getrickst wurde. Marko Zaror, The Latin Dragon, geht zwar ziemlich ab, aber bei den übermenschlichen Powerkicks wurde doch mehr als offensichtlich nachgeholfen. Angesichts der Unmengen an CGI-Blut und einer Foltereinlage ist die 16er Freigabe fast verwunderlich.
Unvergesslich bleiben Zamirs Trainingsstunden bei seinem Meister, vor „malerischen“ Hintergründen, dem der Sonnenuntergang am Ende die Krone aufsetzt. Insgesamt wirkt die Inszenierung von Ernesto Diaz Espinoza zwar bemüht, aber noch stark ausbaufähig. Zu oft machen sich Anschlussfehler, Effekthascherei und das schwache Drehbuch bemerkbar. Die Darsteller spielen ihre stereotypen Rollen routiniert ohne größere Ausfälle. Man hat hier einen Beitrag zum Martial-Arts-Kino geschaffen, der zwar noch B-Niveau entspricht, aber auf weitere Veröffentlichungen aus Chile hoffen lässt.
Sicherlich kein Must-See, aber, wegen seiner Besonderheiten, besser als übliche B-Kicker.
Kiltro - Fass sie an und du stirbst!
Zamir ist der härteste Typ der Stadt. Zusammen mit seiner Gang, den Kiltros, hat er sich einen Ruf als der beste Straßenkämpfer erarbeitet und nimmt es sogar mit 20 Teakwondo-Schülern auf. So vermöbelt er jeden, der es wagt Kim, in die er total verknallt ist, zulange anzusehen. Kim wurde zwar von dem Straßenkämpfer im Raverlook vor einer Vergewaltigung gerettet, hat aber dennoch nichts für ihn übrig. Gerade als Zamir, nach weisen Ratschlägen eines alten Mannes, reinen Tisch macht und Kim seine Liebe gesteht, taucht Max Kalba auf. Kalba war eigentlich mit Kims Mutter liiert, die ging dann aber eine Affäre mit einem Koreaner ein. Der Koreaner ist Mitglied einer Kampfsport-Sekte, der auch Zamirs Vater angehörte. Doch dieser starb, als Kalba vor 17 Jahren die Sekte erledigen wollte. Nun taucht Kalba, der Mann mit dem Todeskrallengehstock wieder auf und will seine Rache vollenden indem er alle Sektenmitglieder töten will und Kim entführt. Also muss Zamir ein Zeta werden um es mit Kalba aufnehmen zu können, dafür muss er, wie üblich, bei einem heruntergekommenen Meister todbringende Techniken lernen.
Das Ganze ist natürlich an den Haaren herbeigezogen bzw. schon ziemlich ausgelutscht. Auf dem Cover der DVD ist vermerkt: „Kiltro ist eine Mischung aller genretypischen Gepflogenheiten, ein Must-See für Fans!“ Der erste Teil stimmt auf jeden Fall. Der Plot erinnert stark an alte Martial-Arts Filme. Was diesen Film aber einzigartig macht, ist, dass die absolut typischen Szenen mit Melodien unterlegt sind, die mehr als offensichtlich aus berühmten Western ausgeliehen sind. Den Rest des Scores kann man auch nicht wirklich als gelungen bezeichnen. Dafür hat der Film einige Momente, bei denen man einfach laut loslachen muss. Z.B. wenn Zamir nach der Einnahme eines Kräutertees, um sich selbst zu finden, nackt in der Wüste aufwacht oder sein romantischer Abschied von Kim sehr abrupt endet. Dann sind da noch einige Zitate aus dem Westerngenre, James Bond und Star Wars, wie etwa der Zetameister Nik Nak, ein Kleinwüchsiger mit ausgeprägten Yoda-Anleihen.
Die Fights sind akzeptabel, von der Schlägerei in der Kampfschule, einem kurzen Schwertkampf, eine 50-gegen-Einen-Szene und dem obligatorischen Showdown ist alles geboten. Negativ fällt jedoch auf, dass die Fights recht kurz sind und viel getrickst wurde. Marko Zaror, The Latin Dragon, geht zwar ziemlich ab, aber bei den übermenschlichen Powerkicks wurde doch mehr als offensichtlich nachgeholfen. Angesichts der Unmengen an CGI-Blut und einer Foltereinlage ist die 16er Freigabe fast verwunderlich.
Unvergesslich bleiben Zamirs Trainingsstunden bei seinem Meister, vor „malerischen“ Hintergründen, dem der Sonnenuntergang am Ende die Krone aufsetzt. Insgesamt wirkt die Inszenierung von Ernesto Diaz Espinoza zwar bemüht, aber noch stark ausbaufähig. Zu oft machen sich Anschlussfehler, Effekthascherei und das schwache Drehbuch bemerkbar. Die Darsteller spielen ihre stereotypen Rollen routiniert ohne größere Ausfälle. Man hat hier einen Beitrag zum Martial-Arts-Kino geschaffen, der zwar noch B-Niveau entspricht, aber auf weitere Veröffentlichungen aus Chile hoffen lässt.
Sicherlich kein Must-See, aber, wegen seiner Besonderheiten, besser als übliche B-Kicker.
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