Little Big Soldier
Little Big Soldier
Little Big Soldier
Originaltitel: Little Big Soldier / Dà Bīng Xiǎo Jiāng
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 2010
Regie: Ding Sheng
Darsteller: Jackie Chan, Leehom Wang, Steve Yoo, Lin Peng, Wu Yue, Xiao Dongmei
Nach zwanzig Jahren Vorproduktion erwartet man wahrscheinlich eine gewisse Reife des Produktes. Das ausbalancierte Epos, das man sich hinter einer solch beachtlichen Zeitspanne vorstellen mag, stellt sich bei der Umsetzung von Jackie Chans Originalstory nur in seltenen Momenten ein, doch eine solche Art von Reife ist eine Tugend, die hier ganz bewusst keine hohe Priorität genießt: "Little Big Soldier" ist ein drolliger kleiner Film geworden, der sich bewusst von auskomponierten Schlachtengemälden und penibel ausgearbeiteten Kampfchoreografien fernhält. Im Grunde meidet er die gesamte Ära der "Streitenden Reiche", in der er spielt. Die Geschichte des alten Kämpfers (Chan), der einen jungen General (Leehom Wang) von der Gegnerseite gefangen nimmt, bewegt sich am Rande der Berge und Täler, in denen sich chinesische Geschichte schreibt und bleibt dabei selber kaum mehr als eine kleine Fußnote.
Befreit davon, die damaligen wirren Strukturen von Politik und Gesellschaft nachzeichnen zu müssen, entfaltet Regisseur Ding Sheng auf den Nebenschauplätzen sein eigenes kleines Reich der Anarchie. Durchbrochen von Tagträumen, die zunächst nicht als solche erkennbar sind, und von unerwarteten Begegnungen mit Söldnertruppen, greift das Road Movie das Chaos der kriegerischen Dynastien auf und legt ihre Spuren aus. Treffend eröffnet der Film auf einem Schlachtfeld voller Leichen; die Schlacht selbst ist bereits Geschichte, der Film verlegt sein Metier eher auf den Widerhall.
Dass der Schauplatz der Handlung jederzeit bewusst darauf ausgelegt ist, dem eigentlichen Ereignis immer einen Schritt nachzuhinken, verleiht ihm ein besonderes Moment, in dem sich Anteile von schwarzer Komödie und Drama auf besondere Weise zu einem atmosphärischen Schleier vermischen. Dieser Schleier hat Anteil daran, dass Jackie Chans Humor wohl so hintergründig wie noch nie inszeniert wird: als Meister des Totstellens nährt Chan ein vordergründiges Motiv des Films. Pfeilattrappe und Blutpäckchen sind Symbole für das Spiel im Ernst. Zweifellos ist "Big Soldier" eine alberne Figur, doch die Inszenierung lässt dies nicht – wie sonst üblich in Chans Komödien - als Albernheit stehen, vielmehr entkräftet sie die Willkür des Tötens in dieser Zeit auf angenehme Weise und stellt damit ganz ohne erhobenen Zeigefinger die Sinnlosigkeit des Krieges heraus.
Während man bei der Synopse des Plots noch unzweifelhaft die Möglichkeit eines typischen Buddy Movies in Betracht ziehen muss, ist "Little Big Soldier" weniger ausgeglichen als man denken sollte. Neben Chan bleibt der von Leehom Wang gespielte junge General relativ blass. Womöglich hätte das anders ausgesehen, wenn der ursprünglich in Betracht gezogene Daniel Wu die Rolle bekommen hätte (oder wenn Jackie Chan den jungen General vor zwanzig Jahren noch selbst gespielt hätte), doch so entwickelt sich ein ebenso interessantes, die Dominanzverteilung betreffend unausgeglichenes Katze-gegen-Maus-Spiel, das frappierend an Orlando Bloom und Johnny Depp in "Fluch der Karibik" erinnert. Chans Figur ist ohnehin aufgeladen mit typischen Jack-Sparrow-Charakteristika wie Opportunismus, Egozentrik und Feigheit, selbst die Gestik beim Davonrennen weist erstaunliche Parallelen auf. Und doch bleiben die Jackie-Chan-Eigenarten, die stets suggerieren, dass der Schauspieler sich selbst spielt, erhalten, was der Rolle zu einer Besonderheit verhilft, die aus der annähernd 100 Filme langen Karriere herausragt.
Die sich gelegentlich in die kauzige Comedy einschleichenden Kampfsequenzen sind einmal solide inszeniert, außerdem werden sie nicht als filmisches Zentrum präsentiert, was den Ambitionen des Hauptdarstellers entgegenkommen dürfte, nicht mehr länger als Martial Artist, sondern als Schauspieler wahrgenommen zu werden. Der Preis für die unerwartete Größe eines kleinen Filmes ist es letztendlich, dass wirkliche Schauwerte fehlen – kein "Hero"-Spektakel, keine "Tiger & Dragon"-Flüge. Ein lachhaftes Opfer .
Erschienen als Blu-Ray und Doppel DVD von New KSM.
Originaltitel: Little Big Soldier / Dà Bīng Xiǎo Jiāng
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 2010
Regie: Ding Sheng
Darsteller: Jackie Chan, Leehom Wang, Steve Yoo, Lin Peng, Wu Yue, Xiao Dongmei
Nach zwanzig Jahren Vorproduktion erwartet man wahrscheinlich eine gewisse Reife des Produktes. Das ausbalancierte Epos, das man sich hinter einer solch beachtlichen Zeitspanne vorstellen mag, stellt sich bei der Umsetzung von Jackie Chans Originalstory nur in seltenen Momenten ein, doch eine solche Art von Reife ist eine Tugend, die hier ganz bewusst keine hohe Priorität genießt: "Little Big Soldier" ist ein drolliger kleiner Film geworden, der sich bewusst von auskomponierten Schlachtengemälden und penibel ausgearbeiteten Kampfchoreografien fernhält. Im Grunde meidet er die gesamte Ära der "Streitenden Reiche", in der er spielt. Die Geschichte des alten Kämpfers (Chan), der einen jungen General (Leehom Wang) von der Gegnerseite gefangen nimmt, bewegt sich am Rande der Berge und Täler, in denen sich chinesische Geschichte schreibt und bleibt dabei selber kaum mehr als eine kleine Fußnote.
Befreit davon, die damaligen wirren Strukturen von Politik und Gesellschaft nachzeichnen zu müssen, entfaltet Regisseur Ding Sheng auf den Nebenschauplätzen sein eigenes kleines Reich der Anarchie. Durchbrochen von Tagträumen, die zunächst nicht als solche erkennbar sind, und von unerwarteten Begegnungen mit Söldnertruppen, greift das Road Movie das Chaos der kriegerischen Dynastien auf und legt ihre Spuren aus. Treffend eröffnet der Film auf einem Schlachtfeld voller Leichen; die Schlacht selbst ist bereits Geschichte, der Film verlegt sein Metier eher auf den Widerhall.
Dass der Schauplatz der Handlung jederzeit bewusst darauf ausgelegt ist, dem eigentlichen Ereignis immer einen Schritt nachzuhinken, verleiht ihm ein besonderes Moment, in dem sich Anteile von schwarzer Komödie und Drama auf besondere Weise zu einem atmosphärischen Schleier vermischen. Dieser Schleier hat Anteil daran, dass Jackie Chans Humor wohl so hintergründig wie noch nie inszeniert wird: als Meister des Totstellens nährt Chan ein vordergründiges Motiv des Films. Pfeilattrappe und Blutpäckchen sind Symbole für das Spiel im Ernst. Zweifellos ist "Big Soldier" eine alberne Figur, doch die Inszenierung lässt dies nicht – wie sonst üblich in Chans Komödien - als Albernheit stehen, vielmehr entkräftet sie die Willkür des Tötens in dieser Zeit auf angenehme Weise und stellt damit ganz ohne erhobenen Zeigefinger die Sinnlosigkeit des Krieges heraus.
Während man bei der Synopse des Plots noch unzweifelhaft die Möglichkeit eines typischen Buddy Movies in Betracht ziehen muss, ist "Little Big Soldier" weniger ausgeglichen als man denken sollte. Neben Chan bleibt der von Leehom Wang gespielte junge General relativ blass. Womöglich hätte das anders ausgesehen, wenn der ursprünglich in Betracht gezogene Daniel Wu die Rolle bekommen hätte (oder wenn Jackie Chan den jungen General vor zwanzig Jahren noch selbst gespielt hätte), doch so entwickelt sich ein ebenso interessantes, die Dominanzverteilung betreffend unausgeglichenes Katze-gegen-Maus-Spiel, das frappierend an Orlando Bloom und Johnny Depp in "Fluch der Karibik" erinnert. Chans Figur ist ohnehin aufgeladen mit typischen Jack-Sparrow-Charakteristika wie Opportunismus, Egozentrik und Feigheit, selbst die Gestik beim Davonrennen weist erstaunliche Parallelen auf. Und doch bleiben die Jackie-Chan-Eigenarten, die stets suggerieren, dass der Schauspieler sich selbst spielt, erhalten, was der Rolle zu einer Besonderheit verhilft, die aus der annähernd 100 Filme langen Karriere herausragt.
Die sich gelegentlich in die kauzige Comedy einschleichenden Kampfsequenzen sind einmal solide inszeniert, außerdem werden sie nicht als filmisches Zentrum präsentiert, was den Ambitionen des Hauptdarstellers entgegenkommen dürfte, nicht mehr länger als Martial Artist, sondern als Schauspieler wahrgenommen zu werden. Der Preis für die unerwartete Größe eines kleinen Filmes ist es letztendlich, dass wirkliche Schauwerte fehlen – kein "Hero"-Spektakel, keine "Tiger & Dragon"-Flüge. Ein lachhaftes Opfer .
Erschienen als Blu-Ray und Doppel DVD von New KSM.
Little Big Soldier
Bei Jackies neuestem Film wurde ich permanent das Gefühl nicht los, hier einer arg gestrafften internationalen Fassung des Filmes beizuwohnen, denn der Streifen wirkt teils arg fragmentarisch und will ausser Jackies bauernschlauer Figur keinem Charakter irgendeine Form von Tiefe erlauben. Obendrein tauchen immer wieder mal Figuren auf, die reizvoll erscheinen, gleich darauf aber wieder verschwinden ... für immer. Von Jackies Slapstick Martial Arts Einlagen gibt es ebenfalls nicht viel zu sehen, dafür punktet er durchaus mit ein zwei darstellerisch guten Momenten. Die Bebilderung biss sich imo ein wenig mit dem Historienfilmansatz. Zuviel HD, zu wenig Atmo. Und das etwas unentschlossene Lavieren zwischen Komödie und ernstem Streifen ließ einen auch etwas ratlos zurück. Zumindest wird aber klar, dass Jackie in den USA nur noch den Massengschmack bedient, während er in der Heimat definitiv versucht, neue Wege zu gehen ... vielleicht sucht er so nach einem würdevollen Ende für seine Karriere, denn in 5-10 Jahren sollte es endgültig vorbei sein mit den wilden Actioneskapaden ...
In diesem Sinne:
freeman
Bei Jackies neuestem Film wurde ich permanent das Gefühl nicht los, hier einer arg gestrafften internationalen Fassung des Filmes beizuwohnen, denn der Streifen wirkt teils arg fragmentarisch und will ausser Jackies bauernschlauer Figur keinem Charakter irgendeine Form von Tiefe erlauben. Obendrein tauchen immer wieder mal Figuren auf, die reizvoll erscheinen, gleich darauf aber wieder verschwinden ... für immer. Von Jackies Slapstick Martial Arts Einlagen gibt es ebenfalls nicht viel zu sehen, dafür punktet er durchaus mit ein zwei darstellerisch guten Momenten. Die Bebilderung biss sich imo ein wenig mit dem Historienfilmansatz. Zuviel HD, zu wenig Atmo. Und das etwas unentschlossene Lavieren zwischen Komödie und ernstem Streifen ließ einen auch etwas ratlos zurück. Zumindest wird aber klar, dass Jackie in den USA nur noch den Massengschmack bedient, während er in der Heimat definitiv versucht, neue Wege zu gehen ... vielleicht sucht er so nach einem würdevollen Ende für seine Karriere, denn in 5-10 Jahren sollte es endgültig vorbei sein mit den wilden Actioneskapaden ...
In diesem Sinne:
freeman
Gute Rezi, ein augezeichneter Film, der meiner bescheidenen Meinung nach schon über einige Schauwerte verfügt, allerdings weder in Form von Massen- noch von spektakulären Kampfszenen, aber die Landschaften sind sehr reizvoll, gleichwohl realistisch anmutend eingefangen, Bauten und Ausstattung sind gediegen und attraktiv gestaltet.
Von mir gibts auch
Von mir gibts auch
Recht so Timo, meckern kannste anschließend immer noch! Hab den übrigens bei Real für nen 10er (die DVD) mitgenommen, ist ja nicht teuer für nen neuen Film.
Seh ich, falls es nicht so rausgekommen ist, genauso. Mir hat das auch in Sachen Optik sehr gut in den Kram gepasst, gerade weil es eben nicht so geschniegelt daherkam. Zu freeman, die Punkte kann ich nachvollziehen, zumindest das mit dem Fragmentarischen, allerdings kommt da auch sehr schön raus, dass man irgendwie noch Szenen von den Schlachtfeldern erwarten würde, erst die würden dazu führen, dass sich "Little Big Soldier" "vollständig" anfühlt - aber das würde den Sinn des Filmes imo ad absurdum führen. Finde das toll, so wie es ist.kami hat geschrieben:, der meiner bescheidenen Meinung nach schon über einige Schauwerte verfügt, allerdings weder in Form von Massen- noch von spektakulären Kampfszenen, aber die Landschaften sind sehr reizvoll, gleichwohl realistisch anmutend eingefangen, Bauten und Ausstattung sind gediegen und attraktiv gestaltet.
Ist ja auch absolut in Ordnung so ;-) ... mir haben - und darum vielleicht auch der fragmentarische Eindruck - beispielsweise Szenen gefehlt, die das recht düstere und vor allem Jackieuntypische Ende etwas abgefedert hätten. Denn eigentlich hätte zur ganzen Anlage der Figur ein anderes Ende besser gepasst ...
In diesem Sinne:
freeman
In diesem Sinne:
freeman
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