Leben & sterben in LA (nachbearbeitet u. ergänzt)

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
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Leben & sterben in LA (nachbearbeitet u. ergänzt)

Beitrag von Cinefreak » 24.10.2010, 00:53

Leben und sterben in L. A.

Bild

OT: To Live and Die in L.A.
Jahr: 1985
Herstellungsland: USA
Regie: William Friedkin
Cast: William Petersen, Willem Dafoe, Darlanne Fluegel, Debra Feuer, John Torturro, Michael Greene, Robert Downey u. a.

Inhalt:

Zwei Tage vor seiner Pensionierung wird ein Secret Service-Agent ermordet. Sein Partner Richard Chance verdächtigt den skrupellosen Geldfälscher Eric Masters, dem der ermordete Jimmy Hart auf der Spur war. Doch um ihn zu überführen, verwickelt Chance seinen Partner in ein tödliches Katz- und Mausspiel, aus dem es kein Entrinnen gibt...

Review:

(Anmerkung: Wer den Film nicht kennt, sollte die Story wirklich nur anlesen, da ich diesen Review nicht ohne Spoiler schreiben wollte)

Der Film beginnt mit einem spannenden Secret Service-Einsatz, bei dem ein islamischer Terrorist damit droht, sich selbst auf einem Gebäude in die Luft zu sprengen. Das missglückt nur, weil der Partner von Richard Chance den Mann von dem Gebäude herunterreißt. Die Bemerkung von Jimmy Hart dazu: Ich werd langsam zu alt für diese Scheiße!“ - Kennen wir das nicht irgendwoher? ;)

Eine Szene zeigt dann Richard Chance, wie er am Rande einer Autobahnbrücke steht und offensichtlich springen will. Man fragt sich, was das soll, er ist todessüchtig? - Nein, aber lebensmüde, wie der folgende Bungeesprung verrät. Bereits diese Szene verrät Chances draufgängerische Risikobereitschaft und seinen leichten Hang zum Verrückten bzw. Gefährlichem.

Sieben Jahre waren sie Freunde, da findet der besorgte Richard Chance seinen älteren Partner Jimmy Hart zwei Tage vor dessen Pension brutal zusammengeschossen in einem Abfallcontainer auf dem Gelände des berüchtigten und skrupellosen Geldfälschers Eric Masters. Damit beginnt für Chance, der den Killer überführen will, und das um jeden Preis, eine knallharte Ermittlungsarbeit. Bereits in den ersten Tagen bricht er viele moralische und gesetzliche Regeln dabei, so lässt er nach einer missglückten Observation eines Verdächtigen heimlich Beweise mitgehen, hat ein Verhältnis mit einer seiner Informantinnen, droht dieser, wenn sie sich eines Tages weigern sollte, für ihn die Schnüfflerin zu spielen, damit sie wieder einzusperren...Doch das ist nicht alles. Als das Department sich weigert, die erforderlichen 30000 Dollar für einen Köder für Masters herauszugeben, verwickelt er seinen neuen Partner John Vukovich in ein halsbrecherisches Unternehmen.

Von seiner Informantin erfuhr Chance, dass ein Mann auftauchen würde, der in einen Diamantenhehl verwickelt sei. Chance setzt seinen neuen Partner moralisch unter Druck und geht dabei tief unter die Gürtellinie, so dass dieser sich wider besseren Wissens in die Sache verwickeln lässt. Kurz nachdem sie den Gangster überfallen haben, fallen plötzlich Schüsse.

Was William Friedkin dann serviert, ist eine der besten Szenen, die die 80er zu bieten haben. Die beiden Cops fliehen, nachdem der Mann unter Beschuss zusammenbrach, mit ihrem Wagen. Während der 7-minütigen Autoverfolgungsjagd verfolgt die Kamera geradezu die dahinrasenden Autos. Waghalsige Ausweichmanöver, nach einer rasenden Verfolgungsfahrt direkt an den Bahnschienen entlang, scheint ist es überstanden. Doch in den tiefergelegenen Wasseraquädukten kommt es zu weiteren Angriffen gegen die beiden Freunde. Autos schießen aus allen Richtungen auf sie zu, bewaffnete Männer eröffnen ohne Warnung das Sperrfeuer auf sie. Die Lage scheint aussichtslos, Vukovich beginnt auf dem Rücksitz durchzudrehen, während Chance, wie die Gedanken an seinen waghalsigen Bungeesprung wohl zeigen, von Adrenalinschüben und Überlebenswillen angetrieben wird. Als letzten Ausweg sieht Chance die selbstmörderische Geisterfahrt auf den Highway, bei dem es ihnen nach einigen Crashs und Beinahe-Frontalzusammenstößen endlich gelingt, sich ihrer Verfolger zu entledigen...

Bild

Bei einer Dienstbesprechung erfahren Vukovich und Chance, dass der Ermordete ein FBI-Agent war und dass das Geld, dass sie ihm abgenommen haben, Regierungsgelder waren. Vukovich bekommt Panik, doch Chance, der mittlerweile die Kontrolle verloren zu haben scheint, will den Deal mit Masters trotzdem durchziehen.Am 30. Januar um 05:15 Uhr kommt es zur Übergabe mit Masters. Seit dem Tod von Chance Partner sind bereits rund anderthalb Monate vergangen, was zeigt, wie besessen Chance bereits von Masters ist.

Live and Die in L. A. beginnt – insbesondere musikalisch - eigentlich fast wie ein typisches Feelgood-Buddy-Movie - und doch verweigert der Actionthriller von William Friedkin dieses Subgenre mit fortlaufender Spielzeit immer mehr. Zu konsequent, zu blutig, zu düster geht der harte Actionkrimi seinen eigenen Weg und zeigt die Schattenseiten der Polizeiarbeit, verzichtet dabei allerdings – bis auf die legendäre Verfolgungsjagd - auf die in den 80ern typische Larger than Life-Action und konzentriert sich ganz auf die Charaktere seiner Protagonisten und seines Antagonisten. Lediglich einige Hetzjagden zu Fuß, die rasant gefilmt sind und bereits in einigen Szenen zeigen, wie weit Chance bereit ist zu gehen, um den Tod seines Partners zu rächen, bietet die erste Hälfte des knallharten Polizeithrillers.

Wie weit geht ein Cop, um den Mörder seines Partners der gerechten Strafe zu überführen, wenn seine Vorgesetzten Gelder limitieren und deshalb der Verdächtige dadurch munter weitermorden könnte? Und wann steigert er sich in seinen eigenen Wahnsinn hinein, wenn es keinen anderen Weg gibt als den, selbst zum Kriminellen zu werden. Mit allen Konsequenzen...

Vieles an diesem Thriller aus dem Jahre 1985 ist anders. Das ist nicht Lethal Weapon, wo es zwar auch um Mord und Totschlag geht, aber die Action immer wieder durch witzige Einlagen unterbrochen wird. Allenfalls Sarkasmus und bittere Ironie sowie ein paar wenige witzige Dialoge werden dem Film gegönnt, der vor allem den tiefen Fall eines Polizeihelden zeigt, der nichts weiter will als Gerechtigkeit. Viel konsequenter könnte die Entwicklung kaum sein. Zudem gelang Regisseur William Friedkin eine selbst aus heutiger Sicht noch aufregende Autoverfolgungsjagd mit sehr vielen Hindernissen, die noch um einiges aufregender ausfiel als bei „French Connection“. Die waghalsige Jagd durch ein Aquädukt gipfelt schließlich in einer Geisterfahrerfahrt auf dem vollen Freeway. Diese etwa siebenminütige Jagd ist das Highlight des Films und ist hervorragend inszeniert und geschnitten, verzichtet dabei auf Effekthascherei und ist sehr gut in die Geschichte integriert.

Auch der Soundtrack der New Wave-Band Wang Chung verfolgt das Ziel des Filmes, Düsternis und tragische Atmosphäre zu erzeugen perfekt - und klingt zwar einerseits eingängig, andererseits sehr melancholisch.

Was auch sehr gut gelungen ist durch die Zeiteinblendungen, ist, dass der Film klar macht, wie lange und hart Polizeiarbeit sein kann, dass es nicht – wie man oft bei anderen Filmen denken könnte – durch zwei Zufälle zum großen Showdown kommt und danach springt der Held mit seiner Flamme ins Bett...

Zum Cast:

John Torturro (später bekannt aus „Collateral Damage“ & „Transformers“ 1&2) ist hier in einer seiner früheren Kinorollen als Handlanger des Bösewichts zu sehen. Der Hauptprotagonist William Petersen dürfte CSI-Fans bestens bekannt sein. Daniel Defoe bringt einen überzeugenden Antagonisten rüber, der offenbar wahnsinnig geworden ist, was die Jagd nach ihm nicht gerade vereinfacht...



Weitere Hintergründe zur Filmentstehung (quelle engl. Wikipedia)

-Der Regisseur William Friedkin übernahm das Buch von Gerald Petievich und plante einen Independent-Film daraus zu machen.

-das angesetzte Budget lag bei rund 6 Mio. US-Dollar, weshalb Friedkin mit ausgesuchten Leuten arbeitete und sowohl Cast als auch Crew für relativ geringe Gagen arbeiten mussten.

-Die Geisterjagd auf dem Highway wurde als eine der letzten Szenen gefilmt, dafür wurden rund sechs Wochen benötigt. Von diesem Punkt an, arbeitete Friedkin nur noch mit einer sehr begrenzten Crew zusammen. Die Inspiration zu dieser Szene war die Selbsterfahrung Friedkins, als er 1963 auf der Rückfahrt von einer Hochzeit einschlief und in den Gegenverkehr geriet. Von da ab überlegte er zwanzig Jahre lang, wie er das Erlebte filmisch verwenden könnte. Er besprach mit seinem Stuntkoordinator Buddy Joe Hooker, wenn es möglich sei, dass Live and let die in L. A. eine bessere Autojagd bieten könnte als "French Connection", dann würde sie im Film auch vorkommen. Wenn nicht, dann nicht. Petersen übernahm einen Großteil dieser Fahrszenen selbst, und die Reaktionen von John Pankow waren ziemlich real...

Durch einige Verzögerungen, wurde das Budget auf sieben Millionen insgesamt überzogen.


Unterschiede des ursprgl. Buches mit dem fertigen Film:


Der Hauptplot, Charaktere und ein großer Teil der Dialoge wurden aus dem Buch übernommen, Friedkin fügte die Terroristen-Szene, die Autoverfolgung und eine frühere, klarere Fokussierung auf den Showdown zwischen Masters und Chance hinzu.


Den Film gibt es Uncut auf DVD oder blu-Ray, mit einer FSK 16. Er war längere Zeit nur in einer leicht gekürzten Fassung zu sehen.

:liquid9:
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Beitrag von Wallnuss » 24.10.2010, 10:01

Also ich fand den auch sehr unterhaltsam aber es gab schon weit aus bessere Actionfilme.

:liquid8:

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Beitrag von Cinefreak » 24.10.2010, 11:01

Hatte ja auch geschrieben, dass die Action hier eher der Story untergeordnet wurde. Fand den jedenfalls ziemlich packend und hab den jetzt bestimmt viermal gesehen oder so.
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Beitrag von Wallnuss » 24.10.2010, 11:08

Cinefreak hat geschrieben:Hatte ja auch geschrieben, dass die Action hier eher der Story untergeordnet wurde. Fand den jedenfalls ziemlich packend und hab den jetzt bestimmt viermal gesehen oder so.
Nicht nur die Action.Auch eins,zwei Längen trüben etwas den Spaß

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Beitrag von Cinefreak » 24.10.2010, 11:16

Wallnuss hat geschrieben:
Cinefreak hat geschrieben:Hatte ja auch geschrieben, dass die Action hier eher der Story untergeordnet wurde. Fand den jedenfalls ziemlich packend und hab den jetzt bestimmt viermal gesehen oder so.
Nicht nur die Action.Auch eins,zwei Längen trüben etwas den Spaß
ist ja auch, wie oben beschrieben, kein Fun-Film. Im Grunde genommen würde ich den Film als klaustrophobischen Action-Thriller bezeichnen, der zwar nicht auf extrem begrenztem Raum spielt, bei dem die Protagonisten allerdings durch ihr eigenes Handeln immer mehr in die Enge gedrückt werden...sicher nicht jedermanns Sache, aber mit Sicherheit ein Klassiker des Actionkinos.
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Beitrag von gelini71 » 24.10.2010, 11:28

Etwas Kritik von meiner Seite an Deiner Review:

1. Du verlierst kein Wort über die Kameraarbeit von Robby Müller , alleine schon die Tatsache das der sonst im Arthaus Kino arbeitende Müller einen Mainstream Actionfilm fotografiert sollte erwähnt werden & auch wie die Kamera von ihm eingesetzt wird - siehe Verfolgungsjad wo die Kamera auf der Motorhaube sitzt & es dabei sogar noch einen Schwenk gibt ist extrem ungewöhnlich.

2. Du hättest auch mehr auf die Musik eingehen können , es gibt ja überhaupt keinen klassischen Score. Das eine Popband einen gesamten Soundtrack machen darf & dies sogar richtig gut hinbekommt & so zur wesentlichen Atmo des Filmes beiträgt ist imo schon einige Zeilen wert.

3. Es fehlt die Erwähnung das der Film Jahrelang in Deutschland nur cut zu sehen war & erst durch die DVD VÖ endlich uncut hier zusehen ist.

4. Und ganz ehrlich: mir ist das ganze zu sehr eine vertiefte Inhaltsangabe statt einer Review was man alleine schon im Verhältnis Inhaltsangabe - Kritik sieht.
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Beitrag von Cinefreak » 24.10.2010, 11:44

Deine Kritik ist wohl berechtigt, allerdings wüsste ich nicht, was ich noch weiter zum Film schreiben soll, da ich leider in diesem Falle kein weiteres Zusatzmaterial habe. Werde aber mal zu forschen versuchen. Für Nachträge bin ich natürlich dankbar, denn z. B. zu dieser Kameratechnik, die bei der Autojagd benutzt wurde, wusste ich nichts. leider...dass das großartige Stunt- u. Kameraarbeit war, geht glaube ich aus meinem Review hervor, scheint auch, wenn ich deine Anmerkungen zum Rev. lese, nicht gerade der einfachste Film für eine Kritik zu sein, den ich mir da vorgenommen habe. Aber so ist ein Anfang schon mal gemacht...erschreckenderweise kennen den Film einige noch nicht, wie ich feststellen musste... :wink:
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Beitrag von gelini71 » 25.10.2010, 06:46

Cinefreak hat geschrieben:wenn ich deine Anmerkungen zum Rev. lese, nicht gerade der einfachste Film für eine Kritik zu sein, den ich mir da vorgenommen habe.
Das stimmt in der Tat - nicht umsonst hänge ich schon länger an einer Review zu diesem Film & komme nicht weiter weswegen ich es sogar fast aufgegeben habe.
Viele gute Zusatzinfos gibt es noch im Englischsprachigen Wikipedia Artikel. Die Code 1 DVD soll neben einem Audiokommentar von Friedkin noch ein Making-of an Bord haben - beides fehlt leider auf der Europäischen DVD.
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Beitrag von Cinefreak » 25.10.2010, 09:12

dann bin ich gespannt auf deine Nachtragungen und füge sie, wenn das ok ist für dich, gerne mit ein. Gerade der Dreh der Verfolgungsjagd interessiert mich brennend
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Sir Jay
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Re: Leben & sterben in LA (nachbearbeitet u. ergänzt)

Beitrag von Sir Jay » 22.06.2021, 09:24

Gestern im Rahmen meiner Friedkin-Aufarbeitungsmission nachgeholt.

Dabei sind mir folgende Dinger über Friedkin klar geworden:

Der Mann ist sehr vielseitig und behrrscht unterschiedliche Genres: Großstadt-Cop-Thriller, Abenteuer, Horror... überall geht er fokussiert vor und schafft es den Zuschauer in die Handlung einzusaugen indem er beinahe dokumentarisch vorgeht (hier z.B. die Stelle in der Masters das Falschgeld druckt) und sich Zeit nimmt, um Charaktere mit dem was sie tun zu präsentieren.

Friedkin kann verdammt nochmal Autoverfolgungsjagden inszenieren. Zwar hat mir jene aus "The French Connection" dennoch einen Tick besser gefallen, in jedem Fall ist das in "...L.A." nochmal eine Steigerung, was das Arrangement von HIndernissen und Einbezug der Stadt angeht.

In vielerlei Hinsicht ist Friedkin auch seiner Zeit voraus und ganz offensichtlich ein Quell der Inspiration gewesen, u.a. sowohl für Michael Mann (Inszenierung einer Großstadt als weiteren Charakter) als auch Tony Scott (Sonnenuntergänge und Farbfilter :lol:). Und schließlich wäre da noch die Tatsache, dass er zu einer Zeit, wo das Buddycop Movie gearde erst dabei ist Fahrt aufzunehmen und mit Leathal Weapon noch ein großer Meilenstein bevor steht, Friedkin bereits das Genre dekonstruiert und eine ganz andere Partner-Dynamik etabliert, die auch ein überraschendes Ende nimmt.

Über die Musik will ich nicht viele Wort verlieren, außer dass sie natürlich gut dazu beiträgt in die Handlung und die Atmo eingesaugt zu werden.
Muss aber auch zugeben, dass "Wang Chung" für mich kein etablierter Name ist, der abseits dieses Films in meiner Blase nie vorkommt - ich denke da eher gleich an einen südchinesischen Kampfstil :lol:

Eine Sache, die mich etwas störte - Vorsicht Spoiler...
Die unvorsichtigkeit einiger Figuren in Gefahrensituationen. Mehrfach kommt es vor, dass Figuren sich überwältigen lassen aufgrund fahrlässig schlechter Vorsichtsvorkehrungen bzw. einfach nicht aufpassen und sich dumm überrumpeln lassen:

Der Kerl, der von Willem DAfoe mit einer Pistole bedroht wird und einen Safe öffnen soll, schafft es diesen niederzuschlagen, doch statt nach seiner Waffe zu greifen, die in unmittelbarer Nähe liegt, kramt er hektisch im Safe herum, nur um erwartungsgemäß vom sich wieder aufraffenden Dafoe erschießen zu lassen...

Am Ende in der Umkleide, wo Chance und Vukovich die beiden Masters und seinen Bodyguard stellten, schafft es Vukovich doch mal wieder dumm wegzusehen, was dem Leibwächter die Gelegenheit gibt schnell zur Waffe zu greifen.

Am Ende im brennenden Warenhaus schafft es Vukovich einfach mal beinahe einzupennen, nur damit Masters ihm dann auch ein mit dem Holzbalken über die Birne schlagen kann.

Das sind alles Szenen, die imo besser geschrieben und glaubhafter inszeniert hätten werden können.

Und eine SAche, die ich nicht verstanden habe: Wenn Masters am Ende Vukovich eröffnet, dass er das Angebot vom Anwalt hätte annehmen müssen und damit offen legt, dass er die Identität seiner beiden vermeintlichen Kunden kennt, warum hat er sich dann dennoch so überwältigen lassen?

Vllt gibt es sogar gute Erklärungen für diese Fragen - bis dahin
:liquid8:

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Re: Leben & sterben in LA (nachbearbeitet u. ergänzt)

Beitrag von McClane » 23.06.2021, 23:52

Sir Jay hat geschrieben:
22.06.2021, 09:24
überall geht er fokussiert vor und schafft es den Zuschauer in die Handlung einzusaugen indem er beinahe dokumentarisch vorgeht (hier z.B. die Stelle in der Masters das Falschgeld druckt) und sich Zeit nimmt, um Charaktere mit dem was sie tun zu präsentieren.
Friedkin kommt ja auch ursprünglich vom Dokumentarfilm, was man vor allem "French Connection" anmerkt. Den hat er ja teilweise im Guerilla-Stil ohne Drehgenehmigung gedreht, wodurch er unmittelbarer und authentischer wirkt.
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