Kung Fu Yoga
Hätte man noch Ryu und Dhalsim aus "Street Fighter" eingeladen, wäre die Klischeeparade perfekt gewesen. "Kung Fu Yoga", das soll die Verquickung chinesischer und indischer (Körper-)Kultur sein, aufbereitet für ein modernes, weltoffenes Publikum. Schon lange wollte Jackie Chan in die bunte Welt des Bollywood-Kinos eintauchen, nun darf er also endlich ausgelassen in den Filmabspann tanzen, umringt von kreisenden Bauchnabeln und mit dem Filmbösewicht als Tanzpartner. Das Höhlenset bebt vor Künstlichkeit, das Konfetti steht in der Luft und alle haben Spaß.
Sieht man einmal vom Hauptdarsteller ab, der sich seine Eintrittskarte in den Film durch eine lange, harte Filmkarriere verdient hat, hatten offenbar nur schöne, junge Menschen Zugang zum Casting. Chan bewegt sich über den gesamten Film in einer Gruppe von Akteuren, die nicht einmal halb so alt sind wie er selbst. Die hübscheste seiner Begleiterinnen inszeniert Stanley Tong immer wieder in Zeitlupe unter albernem Anbetungsgedudel, das dazu auffordert, vor der Perfektion in die Knie zu gehen; ihr Haar schwebt glänzend in der Luft, ihr Kleid wirft schwungvoll Falten, derweil der Rest mit Unterkiefer am Boden auf das Schauspiel starrt.
Einmal aus der Schockstarre befreit, werden dann Pläne für Indiana-Jones'sche Abenteuer in Eishöhlen und an anderen exotischen Orten vorbereitet. Der Zitierfinger verweist reflexartig auf den Archäologen mit Hut und Peitsche. Dabei versucht man sich eigentlich betont emanzipiert zu zeigen vom amerikanischen Kino. Insbesondere in Sachen High-Tech und Gadgets wird fortlaufend betont, wie fortschrittlich und modern China ist. Die Präsentation von Zukunftstechnologie scheint dem Film beinahe so wichtig wie schicke Fahrzeuge und Parties in teuren Luxushotels. Die Sonne brüllt stets vom Himmel und wirft künstliche Kontraste auf die in Ultra High Definition gefilmten Sets, die für das Auge so offensichtlich aus Studiobauten zusammengesetzt sind, wie man es eigentlich nur von pompösen Historienepen der 50er Jahre gewohnt ist. Grobschlächtig und kantig computeranimierte Wildtiere, darunter Löwen (eingebaut in einen völlig absurden Sportwagen-Gag), Hyänen und Wölfe, machen dem angepeilten State-Of-Art-Digitallook aber ebenso wenig Ehre wie die hundsmiserabel vollanimierte Prologsequenz, die in den ersten Minuten beinahe schon einen Animationsfilm unterster Güteklasse befürchten lässt.
Und wo ist Chan in diesem Chaos? Drückt sich altersgemäß verständlicherweise um die größeren Actionszenen, versucht hier und da, den jüngeren Semestern zu imponieren (mitsamt einer peinlichen Kopfstandszene an einem Wooden Man) und ist ansonsten damit beschäftigt, eine gewisse Seriosität auszustrahlen. Wie jedoch der Abspann zeigt, ist der alte Mann eigentlich das größte Kind von allen.
