Jolt

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
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freeman
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Jolt

Beitrag von freeman » 27.07.2021, 20:03

Jolt

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Originaltitel: Jolt
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2021
Regie: Tanya Wexler
Darsteller: Kate Beckinsale, Stanley Tucci, Jai Courtney, Laverne Cox, Bobby Cannavale, David Bradley, Christian Brassington, Lili Rich, Ori Pfeffer, Constantine Gregory u.a.

Kate Beckinsale spielt Lindy, die ihr gewaltiges Impulskontrollproblem nur mit einer Elektroschockweste im Zaum halten kann. Als jedoch ihr verheißungsvolles Date ermordet wird, lässt Lindy die Weste Weste sein und packt die Samthandschuhe aus, um ihre Liebe zu rächen.
:liquid4:

Zur Kritik von "Jolt"

In diesem Sinne:
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kami
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Re: Jolt

Beitrag von kami » 28.07.2021, 20:15

Super Film, hat mir richtig gut gefallen, trotz eher unspektakulär Action. Das richtige für Leute mit Zorn im Wanst.
:liquid8:

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Re: Jolt

Beitrag von Vince » 29.07.2021, 06:53

Wie praktisch: Ein Ausraster-Trigger, der als Gimmick direkt in die Hauptfigur eingebaut ist. So muss man als Drehbuchautor nicht erst mühsame Wege finden, das wohl älteste Motiv des Kinos zu schüren, die gute alte Rache. Man kann sie einfach nach Belieben situativ per Knopfdruck als Instant-Reaktion auslösen: Im Restaurant, beim Psychiater oder eben dann, wenn es ganz besondere Befriedigung verschafft: Beim Vermöbeln böser Buben.

Die blondierte Kate Beckinsale dient in diesem Baukastenmodell als ferngesteuertes Objekt, das ähnlich wie Scarlett Johannson in „Lucy“ oder Logan Marshall-Green in „Upgrade“ als willenlose Ragdoll-Puppe durch das lineare Skript stolpert. Weil der Märchentanten-Off-Kommentar von Susan Sarandon im Prolog so vernünftig klingt wie der Ratschlag einer alten Freundin, nimmt man als gegeben hin, was anschließend folgt: Baby-Football, gebrutzelte Eier über der Autobatterie und die versaute Ausdrucksweise einer erwachsenen Pippi Langstrumpf, eingebettet in ein postpunkig-schrilles Set- und Kostümdekor und, natürlich, der in Großbuchstaben geschriebenen Powerfrau-Piraterie, die ein weiteres von Männern besetztes Schiff mit Messer in den Zähnen kapern möchte. Darüber sagen nicht zuletzt die Nebenrollen einiges aus: Ein romantischer und einfühlsamer Jai Courtney beispielsweise (eine zutiefst merkwürdige Casting-Wahl, oder etwa nicht?), ein treudoofer Bobby Cannavale, ein kauziger Stanley Tucci und eine Laverne Cox, die zupackender daherkommt als die drei Herren zusammen.

Unter seiner von zuckenden Blitzen umspielten Energieausstoß-Verkleidung ist „Jolt“ aber letztlich nur ein weiterer erfolgloser Jäger der heiligen „WTF“-Plakette, die einst von Filmen wie „Crank“ in Beschlag genommen wurde, welche tatsächlich in ihren waghalsigsten Momenten noch mit Normen brachen. So etwas scheint heute nicht mehr möglich. Beckinsale gelingt es zwar, unter einem zur Wachsmaske verhärteten Gesicht etwas Verletzliches zum Ausdruck zu bringen, das sie von der sozialen Normalität absondert, doch ihre Regisseurin weiß damit rein gar nichts anzufangen. Am Ende ist Problemkind Lindy nur ein weiteres Exemplar jener Sorte, von der die aktuelle Filmlandschaft ohnehin viel zu viel hat: Noch eine Superheldin, die sich von Ihresgleichen nur in der Wahl des Sidekicks und des Outfits unterscheidet.
:liquid4:

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Re: Jolt

Beitrag von SFI » 29.07.2021, 06:58

Jolt ist einer der Filme, welcher im Trailer einiges suggerierte und dann nicht lieferte. Das trifft mindestens auf die Action zu, die wenig ansehnlich choreografiert ist, weniger Raum als angenommen einnimmt und oft nur aus kurzen Gewaltspitzen mit Hilfe herumliegender Gegenstände besteht. Das ist schade, denn die Prämisse erinnert sofort an Crank und Lucy, hätte also mit den drei Komponenten Kate, Wahnwitz, Action einiges reißen können. Kate ist natürlich eine Bank und die Charakterfacetten aus emotionaler Verletzlichkeit, fehlender Impulskontrolle und dem Wunsch nach Normalität sind gelungen, so dass man ihrer Rolle trotz inszenatorischer Schwachpunkte gerne folgt. David Bradley hat einen kurzen Auftritt als ein Walder Frey Spin-Off und ein überraschender Twist sorgt wenigstens für einen gelungenen Wow-Moment.

:liquid6:
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Re: Jolt

Beitrag von freeman » 29.07.2021, 19:57

Das richtige für Leute mit Zorn im Wanst.
Vor deinem Zorn habe ich keine Angst mehr :lol:

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Re: Jolt

Beitrag von Cinefreak » 04.11.2021, 20:26

leider so schwach wie Freeman hier sagt...hätte mich gerne besseren belehren lassen. Immerhin, Lutz Mackensy höre ich immer wieder gerne, den Doc Brown - schade, Potential im Film war da, bis die Actionsause gezündet wurde, hatte ich durchaus noch Hoffnung ;) Danach regierte leider der Stumpfsinn und lediglich der Schlusstwist vor dem "Big" Bang hat mich noch kurz überrascht...insgesamt war das aber zuwenig
:liquid4: bis :liquid4:,5 vielleicht
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McClane
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Re: Jolt

Beitrag von McClane » 25.09.2023, 13:55

Eine Art "Crank" unter umgekehrten Vorzeichen: Die Hauptfigur zügelt ihre Aggression durch Stromstöße anstatt sich damit erst so richtig anzutreiben. Das hat zu Beginn einen satirisch-komödiantischen Ton, der dummerweise nirgendwohin führt. Wenn Lindy zum x-ten Mal irgendwelchen Nervensägen in der Realität oder vor dem inneren Auge ein paar Watschen verteilt, dann hat sich das bald abgenutzt. Immerhin: Beckinsale spielt das sehr überzeugend, ebenso die vollkommen überzogenen Glücksgefühle, wenn sie nach der ersten Nacht mit ihrem neuen Lover den Mann fürs Leben gefunden zu haben glaubt. Dass der a) ausgerechnet von dem eh schon mäßig talentierten Jai Courteney gespielt wird und b) wie ein Lackaffe rüberkommt, nehmen dagegen wenig für den Film ein. Dabei soll das doch der Anlass für den großen Rachefeldzug in Hälfte zwei sein.
Wobei: Hier gibt es wenig Rache und noch weniger Feldzug. Action ist absolute Mangelware, beschränkt sich meist auf sekundenkurze Parts, in denen Lindy irgendwen niederschlägt. Ansonsten gibt es einen mäßig choreographierten Fight gegen drei Untergrundfighter, der einem nur ein seliges Lächeln beschert, wenn dort tatsächlich ein Depp mit gepiercten Nippeln (und den zu erwartenden Folgen) antritt; den vergleichsweise schnell abgehandelten Kampf gegen die rechte Hand des Gangsterbosses und als ansatzweise Ehrenrettung noch eine ganz brauchbare Konfrontation mit ein paar Anzugträger-Henchmen, deren Inszenierung jedoch Fragen aufwirft: Da sieht Lindy quasi nur von hinten und möchte von extremer Doublelei ausgehen, doch beim kompliziertesten Wurf ist dann Beckinsales Gesichtz zu erkennen, was wiederum darauf deutet, dass sie wohl doch selbst am Start war. Ansonsten gibt es noch ein völlig lahme Autojagd.
Und sonst? Die Cops schwanken zwischen einem notgeilen Deppen (Cannavale) und einer Daueraggressiven, die vor lauter Verdächtigungen ihre Thesen nie hinterfragt (Cox), was schon mal für schwaches Nebenfigureninventar sorgt. Die Schurken sind kaum präsent und können kaum Wirkung entfalten. Im Finale kommt noch ein großer Twist, der das Kunststück hinbekommt sowohl komplett erwartbar als auch hanebüchen-doof zu sein. Wenn dann am Ende noch mögliche Fortsetzungen angeteasert werden, dann klingt das eher nach einer Drohung als nach einem Versprechen. Da helfen auch die nette Grundidee und die schicke Bebilderung dieses actionarmen Stinkers nicht.

:liquid3:,5
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