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Midnight Heat

Verfasst: 23.11.2006, 22:06
von Cyborg Cop
Midnight Heat

Bild

Originaltitel: Black Out
Produktionsjahr: 1996
Herstellungsland: USA
Regie: Allan A. Goldstein
Darsteller: Brian Bosworth, Brad Dourif, Claire Yarlett, Marta DuBois

Der Film beginnt mit einer actionreichen Kaperung eines Gefangenen-Transports. Szenenwechsel. John Gray (Brian Bosworth) bei seiner Arbeit als Bankangestellter. Auf dem Weg nach Hause wird er von einem Auto überfahren und verliert dabei sein Gedächtnis. Als er aus dem Krankenhaus entlassen wird, hat er Mühe, sich im Alltag zurechtzufinden. Seine Frau hilft ihm nach Kräften dabei, seinen Alltag zu bewältigen und ermuntert ihn schließlich, wieder zur Arbeit zu gehen. Gray leidet sehr unter der Amnesie, hat aber auch starkes Interesse daran, sein Gedächtnis vollständig wieder zu erlangen. Warum arbeitet er bei dieser Bank? Er kann seine Arbeit bei der Bank nicht mit seiner Vergangenheit in Einklang bringen. Irgendetwas passt nicht zusammen. Das Einzige, an das er sich noch erinnern kann, ist eine Tätowierung und eine Telefonnummer. Als er die Telefonnummer anruft, ist man ihm nicht wohlgesonnen, man droht ihm sogar mit dem Tod. Bald darauf folgt auch schon der Mordanschlag.

Genauso, wie die Grundidee des Undercover-Cops (etwa bei Stone Cold) hat auch hier die Grundidee Mann-ohne-Gedächtnis-auf-der-Suche-nach-seiner-Vergangenheit eine fast schon zwangsläufige Auswirkung auf den gesamten Film. Beim Undercover-Cop wird eine permanente Atmosphäre der Bedrohung geschaffen, hier wird durch die nach und nach wiederkehrenden Bruchstücke der Erinnerung eigentlich schon zwangsläufig die Handlung interessant und ständig vorwärts getrieben. Bei solchen Filmen ist der Zuschauer auf besondere Weise am Filmgeschehen beteiligt. Er puzzelt mit. Sofern der Zuschauer Sympathien für den an Amnesie leidenden Hauptdarsteller hat, wird er zwangsläufig dasselbe tun, wie der Hauptdarsteller im Film. „Midnight Heat“ gehorcht diesem Mechanismus sehr routiniert, natürlich gibt es ganz am Ende des Films die Auflösung, die zwar überraschend ist, aber niemanden wirklich vom Hocker hauen dürfte. Die wiederkehrenden, bruchstückhaften Erinnerungen werden immer als s/w-Rückblende eingeschoben.

Schauspielreisch und inszenatorisch hat der Film seine stärksten Momente in der Zeit nach dem Krankenhausaufenthalt. Bosworth gelingt es, die Unsicherheit, die man hat, wenn man sich an seine Vergangenheit nicht mehr erinnern kann, überzeugend rüber zu bringen. Bei der zweiten Sichtung fiel mir sogar auf, dass Bosworth eigentlich den ganzen Film über sehr überzeugend spielt. Welch ein Kontrast zu seiner Rolle in Stone Cold! Leider ist der Rest des Films von der Inszenierung her nicht immer auf derselben Höhe. Durch Zufall lernt Bosworth bei seiner Suche nach der eigenen Vergangenheit eine Frau kennen (Claire Yarlett, sieht imho recht gut aus), die ihm von nun an hilfreich zu Seite steht. Es entwickelt sich sogar so etwas, wie eine Beziehung zwischen den beiden. Bemerkenswert, dass in den Dialogszenen zwischen den beiden immer ein recht lockerer Tonfall herrscht, der im Kontrast zum Rest des Films steht.

Natürlich ist der Film eher kein Psychodrama, auch für eine gute Portion Action ist gesorgt. Man sollte aber bei den Actionszenen keine Big-Budget-Erwartungen haben. Der Film reiht sich nahtlos in die zahlreichen preiswerten Genrefilme der 90er ein. Aber die Action ist grundsolide, alles handgemacht, keine Computertricks, kein Stockfootage. Dennoch muß man sagen, dass die Action absolut im genreüblichen Rahmen bleibt, nichts sonderlich Spektakuläres zeigt (Ausnahme sind vielleicht die Explosionen im Showdown) oder nichts, was zu spontanem Beifall verleitet. Nach der Kaperung des Gefangenen-Transports verlaufen die nächsten 20 Minuten recht ruhig, bevor es zu einer kurzen Prügelei kommt. Dann folgt ein Mordversuch auf John Gray, auch sehr kurz und endet mit einem Autocrash. Als nächstes gibt es eine kurze, aber recht unspektakuläre Autoverfolgungsjagd, die in einer Explosion gipfelt. Dann noch ein kurzer, aber unblutiger Shootout auf freiem Feld und zu guter Letzt der Showdown zwischen einigen abrissreifen Industriegebäuden. Wie schon gesagt, hier gibt es einige schicke Explosionen zu sehen, aber insgesamt sollte man in puncto Masse und Klasse nicht zuviel erwarten.

Gelegentlich wird es sogar richtig spannend, etwa bei der Szene im Waffenlager, als Bosworth und seine Partnerin sich vor einigen Gangstern in Sicherheit bringen müssen, um nicht entdeckt zu werden.
Wirklich negativ sind mir auch bei der zweiten Sichtung Teile der Musik aufgefallen, die oft viel zu theatralisch, fast schon schwermütig wirkt. Dadurch kommt der Film viel zu ernst rüber, noch ernster, als es eigentlich nötig ist.

Letzten Endes muß man sagen, dass es sich hier doch nur um einen weiteren Genre-Beitrag der 90er-Jahre handelt, der vorwiegend bei Freunden des Actionfilms oder Actionthrillers Anklang finden dürfte. Diese können getrost mal einen Blick riskieren und werden mit Sicherheit gut unterhalten.

:liquid5: ,5

In Deutschland ist der Film auf einer billig gemachten DVD von AVU zu haben, aber wenigstens ungeschnitten und im richtigen Bildformat. Die DVD gibt es schon für weit unter 10€

Verfasst: 24.11.2006, 00:22
von freeman
Ist echt Ewigkeiten her, dass ich den gesehen habe. Kann mich eigentlich irgendwie nur noch an die Busszene und den Showdown um nen Hubschrauber drumrum erinnern und freilich an den kaputten Brad Dourif. Wollte den letztens mal koofen für 3 Euro, hat den der Versand net mehr gehabt. Und woanders mag ich net gucken ... Sagt ja viel über meine Liebe zu dem Film aus :lol:

Review hat bei mir auch ne Midnight Heat aufkommen lassen *auf die Forenuhr guckend* ... auf deutsch: Heisses Ding ;-)

In diesem Sinne:
freeman

Verfasst: 24.11.2006, 11:35
von Vince
Mensch, ich würd ja so gerne auch mal was sagen, aber ich kenne ja nie die Dinger, die ihr besprecht. :wink:

Verfasst: 24.11.2006, 11:36
von Samir
Vince hat geschrieben:Mensch, ich würd ja so gerne auch mal was sagen, aber ich kenne ja nie die Dinger, die ihr besprecht. :wink:
manchmal kann unwissenheit auch ein Segen sein ;)

Verfasst: 24.11.2006, 11:38
von Vince
Samir hat geschrieben:
Vince hat geschrieben:Mensch, ich würd ja so gerne auch mal was sagen, aber ich kenne ja nie die Dinger, die ihr besprecht. :wink:
manchmal kann unwissenheit auch ein Segen sein ;)
Da haste wohl Recht. :lol:

Verfasst: 24.11.2006, 13:14
von kami
Hatte mir den leththin auch mal bei Tele 5 gegeben, da ich den Bosworth mag, war aber enttäuschend, vor allem, da ich vor Jahren in der damals noch existenten Actiongüllerubrik der SPLATTING IMAGE eine sehr positive Rezi gelesen hatte. Kann man sich anschauen, aber weder ist die Story übermäßig spannend, noch wird das durch spektakuläre Action ausgeglichen, der kompetent gemachte Soundtrack passt wie schon erwähnt auch nicht zum eher banalen Geschehen.
Film bekommt von mir gute 4/10 Punkten.

Verfasst: 24.11.2006, 16:17
von freeman
Zumindest der von dir kritisierte Actionpunkt, lieber kami, kann dahingehend entschärft werden, dass Tele 5 wahrlich nur eine Rumpffassung des Filmes gezeigt hat. Wobei ich echt nicht weiß, warum die sich bei dem Film so haben, sonderliche Härten hat es da keine und dennoch wird der immer massiv verstümmelt ...

In diesem Sinne:
freeman

Verfasst: 24.11.2006, 18:45
von kami
freeman hat geschrieben:Zumindest der von dir kritisierte Actionpunkt, lieber kami, kann dahingehend entschärft werden, dass Tele 5 wahrlich nur eine Rumpffassung des Filmes gezeigt hat. Wobei ich echt nicht weiß, warum die sich bei dem Film so haben, sonderliche Härten hat es da keine und dennoch wird der immer massiv verstümmelt ...
Klar, es schienen einige Gewaltspitzen zu fehlen, aber es war doch genug Action enthalten, um die Mittelmäßigkeit selbiger erkennen zu können.