Die Legende von Beowulf
Verfasst: 18.11.2007, 17:22
Die Legende von Beowulf
Originaltitel: Beowulf
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2007
Regie: Robert Zemeckis
Darsteller: Angelina Jolie, Anthony Hopkins, Ray Winstone, Robin Wright Penn, Crispin Glover, John Malkovich, Alison Lohman, Brendan Gleeson
Freeman spuckt Gift und Galle:
Die Legende von Beowulf
König Hrothgar und sein Volk der Geatas wird von einem Monster terrorisiert, das sich alsbald als eine Jugendsünde des umtriebigen Königs erweisen soll. In ganz Dänemark wird Hrothgar daraufhin für seine Unfähigkeit, dieses Monster zu besiegen, verlacht. Eines Tages tauchen der riesige Krieger Beowulf und seine vierzehn besten Männer am Hofe Hrothgars auf und versprechen das Monster zu besiegen. Schon am nächsten Morgen scheint das Land befreit von seiner Plage. Doch das Monster Grendel war erst der Anfang, denn nun bekommen es Beowulf und seine Mannen mit der tobsüchtigen Mutter zu tun. Beowulf stellt sich auch diesem Kampf, wird allerdings durch das anmutige Äußere der Mutter von Grendel geblendet und geht mit ihr einen unheilvollen Pakt ein, der ihn, wie einst Hrothgar, bis ins Grab verfolgen soll ...
Beowulf (der Bienenwolf oder eben auch Bär) ist eines der wuchtigsten Heldengedichte aus dem hohen Norden, das bisher erstaunlich wenig in der Filmwelt beachtet wurde. Christopher Lambert war einer der Ersten, der das Monster Grendel und seine Mutter in Beowulf zu bezwingen versuchte. Das Ergebnis war hochtouriger und sehr unterhaltsamer Fantasytrash. Leonidas Darsteller Gerard Butler durfte sich in Beowulf und Grendel in einer etwas ernsthafteren Annäherung mit dem "Monster" auseinandersetzen. Viel mehr Verfilmungen kennt die Filmhistorie nicht (Maximal der 13. Krieger könnte noch als eine Art Annäherung betrachtet werden). Zeit also, sich dem Heldenepos einmal richtig aufwändig zu nähern. Diese Aufgabe übernahm nun Robert Zemeckis auf Grundlage eines Drehbuchs von Roger Avary (Pulp Fiction) und Neil Gaiman (Autor der Vorlage des Fantasystreifens "Der Sternwanderer"). Klangvolle Namen, die zumindest auf dem Papier für ein Gelingen des Projektes sorgen zu können schienen. Doch wie so oft kommt es zumeist anders, als man glaubt ...
Denn Robert Zemeckis semmelt seine Fantasymär vollkommen vor die nordische Eiche. Sein Beowulf will hinten und vorne nicht zusammengehen und fast scheint es, als habe der vor allem in technischer Hinsicht immer wegweisende und innovative Regisseur sein Gespür für ergreifende und spannende Storys komplett verloren. Bar jeder Atmosphäre schleicht sein Heldenepos über die Leinwand, lässt keinerlei Form eines vorhandenen Spannungsbogens erkennen und quält sich mühsam von Höhepunkt zu Höhepunkt. Davon gibt es in Beowulf genau drei. Reichlich wenig für einen knapp zweistündigen Film. Dabei wird Zemeckis von seinen Drehbuchschreibern vollkommen allein gelassen. Hirnrissige Dialoge, viel zu wenig Pathos und Heldengefasel, keinerlei Hinterfragen der Motive und Handlungsantriebe und so gut wie keine Charakterzeichnung scheinen die Seiten von Avarys und Gaimans Drehbuch auszumachen und schlagen sich in einem katastrophal langsamen und öden Zelluloiderlebnis nieder. Dass dabei dann auch noch Figuren ihren "Charakter" ändern wie das sprichwörtliche Fähnlein im Wind und sich innerhalb eines Augenblickes um 180 Grad in ihrer Gesinnung drehen, verwundert dann wirklich keinen mehr. Katastrophal und der beste Beweis dafür, dass vor allem John Malkovich für Geld derzeit anscheinend jeden Mist mitmacht. Denn insbesondere sein Unferth ist ein katastrophal schlechter Witz!
Doch Beowulf scheitert beileibe nicht an seinen handlungstechnischen Defiziten. Mitnichten. Beowulf scheitert schon formal auf ganzer Linie! Verfilmt mit einer Technik, die Zemeckis bereits für seinen in Animationskreisen bahnbrechenden Trickfilm Der Polarexpress anwendete (in meinem Review zum Polarexpress gibt es einen kurzen Exkurs zu dieser faszinierenden Technik) und von Gil Kenan in Monster House weiterentwickeln ließ, gelangt der in technischen Belangen immer voranpreschende Regisseur massiv an die Grenzen. Nicht seine eigenen, wohl aber die seiner Techniken. Denn Beowulf bekommt sein Genick vom Paradoxon der Animation gebrochen. Dieses besagt, dass egal wie realistisch eine Sache auch animiert ist, sobald der Mensch deren Vorbild aus dem eigenen Erfahrungshorizont her kennt, wird die KLEINSTE Abweichung von diesen Erfahrungen dazu führen, dass die Animation nicht als realistisch empfunden wird. So wirken Spielbergs Dinos für uns nur realistisch und perfekt, weil wir die Vorbilder nicht kennen. Ganz anders sieht das nun freilich bei der Animation von Menschen aus. Hier kennt JEDER die Vorlage! Und da man dieses Problem in Animationskreisen nur zu gut kennt, versuchte man vor allem die fotorealistische Animation von Menschen - meist mittels Stilisierungen - zu umgehen. Ausnahmen bildeten eigentlich nur der auf hohem Niveau gescheiterte Final Fantasy und eben der Polarexpress, der vor allem die Kinderdarsteller originalgetreu zu reproduzieren suchte.
In Beowulf ging Robert Zemeckis nun in die Vollen und wollte den ganzen Film fotorealistisch umsetzen. Das Ergebnis ist katastrophal. Denn sein Beowulf scheitert nun nicht wie Final Fantasy an Kleinigkeiten sondern wirklich im großen Maßstab! Was wurde im Umfeld von Beowulf mit neuen Technikentwicklungen geprahlt. So hat man eine neue Technik entwickelt, die den Figuren endlich Glanz in die Augen zaubert und somit den Toren zur Seele ein Leben verleiht. Leider gehen diese spektakulären Neuerungen in einem Wust an anderen Problemen komplett unter. Schauen wir uns dazu einfach mal Freund Beowulf genauer an: Ok, auf Standbildern oder Pressefotos sieht der Kamerad wirklich lebensecht aus. Leider entsteht beim Animationsfilm/Film erst durch das Aneinanderreihen von mehreren verschiedenen Bildern Bewegung ... und da kann es dann schnell vorbei sein mit dem schönen ersten Eindruck. Immerhin sehen wir in Realität auch nicht auf jedem Foto gleich geil aus (außer freilich ich ;-)). Und genau da beginnen die Probleme für Beowulf. Beginnen wir im Gesicht: Ok, die Augen glänzen. Und sie reagieren auf ihre Umwelt. Top! Auch die Gesichtszüge von Ray Winstone erkennt man hervorragend. Stark! Doch das war es dann auch schon. Die Haare pappen förmlich am Kopf fest und bewegen sich nur in stärksten Stürmen. Wenn Beowulf spricht, bewegen sich nur die Lippen und ein wenig die Augenbrauen. Die restlichen Gesichtspartien sind vollkommen tot! Da ist keinerlei Bewegung in den Wangenbereichen/Wangenknochen. Auch ist die Haut von Beowulf wirklich porentief rein und bar jeglicher Schönheitsfehler. Zum Glück hat man seiner Haut wenigstens ein paar Fältchen spendiert, um ihn nicht gänzlich wie eine Puppe oder ein FHM Model wirken zu lassen.
Zoomen wir aus dem Gesicht heraus. Hier sehen wir einen makellosen Six Pack Oberkörper, wie er männlicher kaum sein könnte. Witzigerweise scheint dieser Körper ohne Atemluft leben zu können, denn hier hebt und senkt sich nichts! Vor allem in Dialogen und in Momenten, in denen Beowulf schreit, entsetzt die starre Bauchdecke gar formidabel. Ist Beowulf gar ein Zombie? Und verdammt, was hatten die damals wohl für Hautcremes? Kein einziger Leberfleck, Mitesser, Pickel unterbricht die wächsern wirkende Haut. Daran sollten sich Nivea und Co. mal ein Beispiel nehmen. Und schaut man sich dann Beowulf im Ganzen an, wird es richtig katastrophal. Seine Bewegungen wirken ungelenk, unrealistisch und vor allem so schwer. Beowulf und Co. laufen keinen federnden Gang. Nein, sie stapfen - oder besser schleppen sich - von Schauplatz zu Schauplatz, als trügen sie tonnenschwere Gewichte auf den Schultern. Frappierend wird das Problem bei den Pferden im Film, die eher wie Steinwalzen denn wie anmutige Tiere wirken. Und sie lösen sich zu keiner Sekunde mehr als zwei bis drei Zentimeter vom Boden! Und diese Probleme gelten für alle Figuren im Film! Insbesondere die von Robin Wright Penn "gespielte" Königin Wealthow ist eine echte Katastrophe, wirkt sie doch eher wie Prinzessin Fiona aus Shrek denn wie ein echter Mensch. So wirkt letztendlich keiner der Charaktere (nicht einmal die Fantasiefiguren Grendel und Angelina Jolies Figur der Mutter von Grendel) irgendwie realistisch oder greifbar. Und es fällt auch verdammt schwer, sich einfach zurückzulehnen und den restlichen optischen Overkill zu genießen, denn Beowulf versagt nicht nur in der Königsdisziplin der Animation! Auch in anderen Belangen sieht es arg schlecht aus. Die Lichtquellen wirken die meiste Zeit des Filmes ungünstig positioniert und berechnet. Partikeleffekte wie lodernde Feuer setzen zum einen die optischen Highlights im Film, sorgen bei der Darstellung von Gischt aber für herzliche Lachanfälle, denn derartige Effekte bekommt heutzutage jede PC Gamesengine besser hin. So kann man aus technischer Hinsicht maximal die grenzgenialen Kamerafahrten hervorheben, doch das ist letztendlich viel zu wenig. Und was sich die Charakterdesigner bei dem lachhaften Grendelmonster gedacht haben, will ich glaube gar nicht wissen.
Die Summe dieser formalen Probleme sorgt für einen vollkommen kalten Film, dem gegenüber man als Zuschauer eine unglaubliche Distanz aufbaut, aufgrund derer man zum Einen nicht in den Film und zum Anderen nicht in die Figuren hineinfindet. Ein kompromissloseres Todesurteil für einen Film ist mir ehrlicherweise nicht bekannt. Wenn der Film dann auch noch als erwachsener Animationsfilm verkauft wird und sich dahingehend mit Austin Powers "Ich versteck mein Gemächt hinter langen, harten Gegenständen" Witzen blamiert und unter "erwachsen" nur Bilder von Ratte am Stiel, wenig Licht und ein paar schlechte Zähne versteht, wird es dann doch arg peinlich. Vielleicht kann in diesem Bezug eine Unrated Fassung mehr reißen. Soll doch Beowulf wegen seiner anfänglich offensiven Nacktheit ziemlich verändert wurden sein. Aber ob Bilder von hüpfenden Pimmeln, wogenden Testikelsäcken und der einen oder anderen Moppe diese Katastrophe aufwerten können? Ich glaube eher nicht. Und so bleibt der einzig positive Punkt an Beowulf der mächtige, einem Heldenepos mehr als gerecht werdende, brachiale Überscore von Alan Silvestri. Wenigstens einer, der sich mit diesem Film nicht blamiert ...
In diesem Sinne:
freeman
----------------------------------------------------------------------
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Der Living Dead röchelt:
Die Legende von Beowulf
Computeranimationen, so gelungen sie auch seien, haben immer etwas Affektiertes an sich. Sie wirken steril. Auch wenn mit modernster Animationstechnik versucht wird, die Realität nachzubilden, so sind diese Versuche allein schon durch den Umstand zu scheitern verurteilt, dass ein Rechner niemals die Mannigfaltigkeit der Natur zu reproduzieren im Stande sein wird. Egal mit wie vielen Bits und Bytes berechnet wird. Die Bilder bleiben in ihrer Wirkung auf den Betrachter unnatürlich. Bestes Beispiel hierfür ist der 2001 erschienene Animationsstreifen „Final Fantasy – Die Mächte in Dir“, welcher erstmals versuchte durch aufwendiges Performance-Capturing-Verfahren die Schauspieler in ihren Bewegungsabläufen zu kopieren und dies auf die computergenerierten Figuren zu übertragen, um damit einen abendfüllenden Spielfilm ins Kino zu bringen. Damals ein Meilenstein in Sachen Animation, war das Ergebnis vielleicht erstaunlich, aber dennoch ließ sich in jeder Szene, in jeder Einstellung erkennen, dass es eben doch „nur“ ein Produkt aus dem Rechner ist. Zudem verließen sich die Macher zu sehr auf die Bildgewalt und vernachlässigten leichtfertig die Geschichte, welche hier einmal mehr im Sumpf des Style over Substance an Bedeutung verlor. Doch das Publikum ließ sich nicht so leicht an der Nase herumführen und bewirkten einen Dämpfer für die Folgejahre: Sollte „Final Fantasy“ nur den Anfang einer Reihe solcher Filme bilden (viele befürchteten gar die Ablösung echter Schauspieler durch computeranimierte Figuren), so verkam der Film zu einem mittelschweren Flop. Realität blieb weiterhin in.
Sechs Jahre später, und somit sechs Jahre Entwicklungszeit, versucht sich Regisseur Zemeckis erneut an dieser Sisyphosarbeit (sein zweiter Animationsfilm nach dem recht gelungenen Weihnachtsfilm „Der Polarexpress“), welche schon im Vorhinein als gescheitert zu betrachten ist. Doch die Animationen sind überdeutlich besser geworden; und ja, es ist schwer in einigen Einstellungen zu unterscheiden, ob das Gesehene nun „echt“ ist oder doch nur ein Gerüst aus Nullen und Einsen. Die Animationen wirken nahezu fotorealistisch. Aber was taugt nun der Film? Der Reihe nach…
Robert Zemeckis ist ein begnadeter Regisseur. Um seine Vielfältigkeit und Wandlungsfähigkeit können ihn viele nur beneiden. Seien es Dramen, Horrorfilme, Komödien, Sci-Fictioner oder Kinderfilme. In so gut wie allen Genres liefert er solide bis großartige Arbeiten im Mainstreambereich ab, die sich immer durch beständige Qualität vom Gros absetzen. Doch bei all der Fülle an Output gibt es immer wieder Konstanten in seinen Filmen. Vor allem seine Liebe zu visuellen Effekten macht sich in jedem seiner Arbeiten bemerkbar. Stets modernste Animationen bietend, verewigte er sich mit Klassikern wie „Back to the Future“ und „Contact“ in den Annalen der Filmgeschichte. In den letzten Jahren ist es wesentlich ruhiger um ihn geworden, doch mit dem Film „Der Polarexpress“ meldete er sich zurück und das Publikum dankte es ihm. Zwar konnte Zemeckis mit dem Streifen niemanden vom Hocker reißen, doch als Weihnachtsfilm ging der „Polarexpress“ ziemlich gut durch.
Vier Jahre später, um genau zu sein in diesem Jahr, gibt es mit „Die Legende von Beowulf“ den nächsten Trickfilm Marke Zemeckis. Anders als der weihnachtliche Kinderfilm „Der Polarexpress“ spricht Bob Zemeckis diesmal ein wesentlich älteres Publikum an und erzählt ihnen die Geschichte um Beowulf, einer Heldenfigur eines angelsächsischen Stabreims aus dem Mittelalter, welcher sich Trollen, Drachen und seinen Gelüsten entgegenstellen muss…
Wie ich bereits erwähnte, stellt „Die Legende von Beowulf“ tatsächlich auf evolutionäre Weise eine Darstellung des an die Grenzen des Machbaren gehenden Zurschaustellung der Animationstechnik dar. Da die Geschichte – allein schon durch die Vorlage – nichts Überraschendes bietet, konzentrierte man sich auch hier mal wieder auf die Technik, womit abermals der gleiche Fehler wie vor sechs Jahren mit „Final Fantasy“ begangen wurde. Doch erweist sich dies als nicht ganz so tragisch, da es einen Unterschied gibt. Einen gewaltigen Unterschied; und gerade dies macht „Die Legende von Beowulf“ in Sachen realistischer Animationsfilm so evolutionär und verblüffend:
Der Fotorealismus an sich ist schon enorm und es fällt schwer sich an ihm satt zu sehen, doch eines blieb der Animationstechnik bis dato verwehrt: Emotionen. Es war nie wirklich möglich gewesen die realen Emotionen realer Schauspieler auf animierte Figuren zu übertragen. In „Final Fantasy“ wirkte es geradezu lächerlich, wenn diese „Programme“ plötzlich begannen zu lachen oder zu weinen. Doch vergleicht man dies einmal mit den Modellen in „Beowulf“, so mag man kaum glauben, dass es sich nur um Figuren aus dem Rechner handelt, die dort „agieren“. Vielleicht ist es auch der Umstand, dass sich echte Schauspieler vor der Kamera bewegten und sich diese durch das Capturing-Verfahren auf den Rechner duplizierten; doch das Ergebnis bleibt verblüffend. Von der Realität ist das Ganze natürlich immer noch meilenweit entfernt und irgendwie schafft es auch dieser Film nicht, jene Affektiertheit abzulegen, die schon immer dazu führte, dass realistisch angehauchte Animationsfilme nie auch nur ansatzweise den Grad menschlicher Emotionen fühlbar machten, als dass sie die Zuschauer je wirklich berührt hätten. Doch in einigen Nahaufnahmen, wenn sich Hautpartikel nahezu greifbar auf der Leinwand manifestieren, ist es doch unglaublich, wie schnell sich die Animationsarbeit entwickelt hat und ein Lachen oder Weinen wirkt nicht mehr ganz so lächerlich.
Wer sich davon jedoch nicht beeindrucken lässt und nach der Geschichte im Hintergrund Ausschau hält, wird schnell ernüchtert werden, denn diese erweist sich als ziemlich plump und vorhersehbar. Beowulf ist letzten Endes nichts weiter als eine richtig spaßige Demonstration des aktuell Machbaren in Sachen Animationstechnik. Zwar kann Zemeckis handwerklich einige Akzente setzen und zeigt einige wunderschöne Kamerafahrten und „Naturaufnahmen“, wie es sie teils wirklich nur aus dem Computer geben kann, doch auch das tröstet nicht über die vielen Aussetzer abseits der zahlreichen Actionszenen hinweg. Erst im letzten Drittel scheint der Film – auch inhaltlich – richtig in Fahrt zu kommen und die unterkühlte mit leichtem Witz aufgelockerte Atmosphäre weicht einer ziemlich melancholisch angehauchten Grundstimmung mit einigen dramatischen Spitzen. Leider verzichtet Zemeckis auf eine Vertiefung dieser Ansätze und lässt sie schnell in der nächsten Actionsequenz vergessen machen.
Letztlich muss man unterscheiden: Wer auf Animationsfilme für Erwachsene steht und sich vollkommen von Eye-Candy und Action berieseln lässt, der fährt mit „Beowulf“ absolut richtig und bekommt genau das geboten, was er erwartet. Sucht man jedoch nach einer spannenden, mitreißenden Geschichte, die mit vielen Wendungen und Überraschungen gespickt ist (ja, teils versucht auch „Beowulf“ diese Anforderungen zu erfüllen), der wird schnell enttäuscht sein und sich spätestens nach 20 Minuten nach dem Abspann sehnen.
Originaltitel: Beowulf
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2007
Regie: Robert Zemeckis
Darsteller: Angelina Jolie, Anthony Hopkins, Ray Winstone, Robin Wright Penn, Crispin Glover, John Malkovich, Alison Lohman, Brendan Gleeson
Freeman spuckt Gift und Galle:
Die Legende von Beowulf
König Hrothgar und sein Volk der Geatas wird von einem Monster terrorisiert, das sich alsbald als eine Jugendsünde des umtriebigen Königs erweisen soll. In ganz Dänemark wird Hrothgar daraufhin für seine Unfähigkeit, dieses Monster zu besiegen, verlacht. Eines Tages tauchen der riesige Krieger Beowulf und seine vierzehn besten Männer am Hofe Hrothgars auf und versprechen das Monster zu besiegen. Schon am nächsten Morgen scheint das Land befreit von seiner Plage. Doch das Monster Grendel war erst der Anfang, denn nun bekommen es Beowulf und seine Mannen mit der tobsüchtigen Mutter zu tun. Beowulf stellt sich auch diesem Kampf, wird allerdings durch das anmutige Äußere der Mutter von Grendel geblendet und geht mit ihr einen unheilvollen Pakt ein, der ihn, wie einst Hrothgar, bis ins Grab verfolgen soll ...
Beowulf (der Bienenwolf oder eben auch Bär) ist eines der wuchtigsten Heldengedichte aus dem hohen Norden, das bisher erstaunlich wenig in der Filmwelt beachtet wurde. Christopher Lambert war einer der Ersten, der das Monster Grendel und seine Mutter in Beowulf zu bezwingen versuchte. Das Ergebnis war hochtouriger und sehr unterhaltsamer Fantasytrash. Leonidas Darsteller Gerard Butler durfte sich in Beowulf und Grendel in einer etwas ernsthafteren Annäherung mit dem "Monster" auseinandersetzen. Viel mehr Verfilmungen kennt die Filmhistorie nicht (Maximal der 13. Krieger könnte noch als eine Art Annäherung betrachtet werden). Zeit also, sich dem Heldenepos einmal richtig aufwändig zu nähern. Diese Aufgabe übernahm nun Robert Zemeckis auf Grundlage eines Drehbuchs von Roger Avary (Pulp Fiction) und Neil Gaiman (Autor der Vorlage des Fantasystreifens "Der Sternwanderer"). Klangvolle Namen, die zumindest auf dem Papier für ein Gelingen des Projektes sorgen zu können schienen. Doch wie so oft kommt es zumeist anders, als man glaubt ...
Denn Robert Zemeckis semmelt seine Fantasymär vollkommen vor die nordische Eiche. Sein Beowulf will hinten und vorne nicht zusammengehen und fast scheint es, als habe der vor allem in technischer Hinsicht immer wegweisende und innovative Regisseur sein Gespür für ergreifende und spannende Storys komplett verloren. Bar jeder Atmosphäre schleicht sein Heldenepos über die Leinwand, lässt keinerlei Form eines vorhandenen Spannungsbogens erkennen und quält sich mühsam von Höhepunkt zu Höhepunkt. Davon gibt es in Beowulf genau drei. Reichlich wenig für einen knapp zweistündigen Film. Dabei wird Zemeckis von seinen Drehbuchschreibern vollkommen allein gelassen. Hirnrissige Dialoge, viel zu wenig Pathos und Heldengefasel, keinerlei Hinterfragen der Motive und Handlungsantriebe und so gut wie keine Charakterzeichnung scheinen die Seiten von Avarys und Gaimans Drehbuch auszumachen und schlagen sich in einem katastrophal langsamen und öden Zelluloiderlebnis nieder. Dass dabei dann auch noch Figuren ihren "Charakter" ändern wie das sprichwörtliche Fähnlein im Wind und sich innerhalb eines Augenblickes um 180 Grad in ihrer Gesinnung drehen, verwundert dann wirklich keinen mehr. Katastrophal und der beste Beweis dafür, dass vor allem John Malkovich für Geld derzeit anscheinend jeden Mist mitmacht. Denn insbesondere sein Unferth ist ein katastrophal schlechter Witz!
Doch Beowulf scheitert beileibe nicht an seinen handlungstechnischen Defiziten. Mitnichten. Beowulf scheitert schon formal auf ganzer Linie! Verfilmt mit einer Technik, die Zemeckis bereits für seinen in Animationskreisen bahnbrechenden Trickfilm Der Polarexpress anwendete (in meinem Review zum Polarexpress gibt es einen kurzen Exkurs zu dieser faszinierenden Technik) und von Gil Kenan in Monster House weiterentwickeln ließ, gelangt der in technischen Belangen immer voranpreschende Regisseur massiv an die Grenzen. Nicht seine eigenen, wohl aber die seiner Techniken. Denn Beowulf bekommt sein Genick vom Paradoxon der Animation gebrochen. Dieses besagt, dass egal wie realistisch eine Sache auch animiert ist, sobald der Mensch deren Vorbild aus dem eigenen Erfahrungshorizont her kennt, wird die KLEINSTE Abweichung von diesen Erfahrungen dazu führen, dass die Animation nicht als realistisch empfunden wird. So wirken Spielbergs Dinos für uns nur realistisch und perfekt, weil wir die Vorbilder nicht kennen. Ganz anders sieht das nun freilich bei der Animation von Menschen aus. Hier kennt JEDER die Vorlage! Und da man dieses Problem in Animationskreisen nur zu gut kennt, versuchte man vor allem die fotorealistische Animation von Menschen - meist mittels Stilisierungen - zu umgehen. Ausnahmen bildeten eigentlich nur der auf hohem Niveau gescheiterte Final Fantasy und eben der Polarexpress, der vor allem die Kinderdarsteller originalgetreu zu reproduzieren suchte.
In Beowulf ging Robert Zemeckis nun in die Vollen und wollte den ganzen Film fotorealistisch umsetzen. Das Ergebnis ist katastrophal. Denn sein Beowulf scheitert nun nicht wie Final Fantasy an Kleinigkeiten sondern wirklich im großen Maßstab! Was wurde im Umfeld von Beowulf mit neuen Technikentwicklungen geprahlt. So hat man eine neue Technik entwickelt, die den Figuren endlich Glanz in die Augen zaubert und somit den Toren zur Seele ein Leben verleiht. Leider gehen diese spektakulären Neuerungen in einem Wust an anderen Problemen komplett unter. Schauen wir uns dazu einfach mal Freund Beowulf genauer an: Ok, auf Standbildern oder Pressefotos sieht der Kamerad wirklich lebensecht aus. Leider entsteht beim Animationsfilm/Film erst durch das Aneinanderreihen von mehreren verschiedenen Bildern Bewegung ... und da kann es dann schnell vorbei sein mit dem schönen ersten Eindruck. Immerhin sehen wir in Realität auch nicht auf jedem Foto gleich geil aus (außer freilich ich ;-)). Und genau da beginnen die Probleme für Beowulf. Beginnen wir im Gesicht: Ok, die Augen glänzen. Und sie reagieren auf ihre Umwelt. Top! Auch die Gesichtszüge von Ray Winstone erkennt man hervorragend. Stark! Doch das war es dann auch schon. Die Haare pappen förmlich am Kopf fest und bewegen sich nur in stärksten Stürmen. Wenn Beowulf spricht, bewegen sich nur die Lippen und ein wenig die Augenbrauen. Die restlichen Gesichtspartien sind vollkommen tot! Da ist keinerlei Bewegung in den Wangenbereichen/Wangenknochen. Auch ist die Haut von Beowulf wirklich porentief rein und bar jeglicher Schönheitsfehler. Zum Glück hat man seiner Haut wenigstens ein paar Fältchen spendiert, um ihn nicht gänzlich wie eine Puppe oder ein FHM Model wirken zu lassen.
Zoomen wir aus dem Gesicht heraus. Hier sehen wir einen makellosen Six Pack Oberkörper, wie er männlicher kaum sein könnte. Witzigerweise scheint dieser Körper ohne Atemluft leben zu können, denn hier hebt und senkt sich nichts! Vor allem in Dialogen und in Momenten, in denen Beowulf schreit, entsetzt die starre Bauchdecke gar formidabel. Ist Beowulf gar ein Zombie? Und verdammt, was hatten die damals wohl für Hautcremes? Kein einziger Leberfleck, Mitesser, Pickel unterbricht die wächsern wirkende Haut. Daran sollten sich Nivea und Co. mal ein Beispiel nehmen. Und schaut man sich dann Beowulf im Ganzen an, wird es richtig katastrophal. Seine Bewegungen wirken ungelenk, unrealistisch und vor allem so schwer. Beowulf und Co. laufen keinen federnden Gang. Nein, sie stapfen - oder besser schleppen sich - von Schauplatz zu Schauplatz, als trügen sie tonnenschwere Gewichte auf den Schultern. Frappierend wird das Problem bei den Pferden im Film, die eher wie Steinwalzen denn wie anmutige Tiere wirken. Und sie lösen sich zu keiner Sekunde mehr als zwei bis drei Zentimeter vom Boden! Und diese Probleme gelten für alle Figuren im Film! Insbesondere die von Robin Wright Penn "gespielte" Königin Wealthow ist eine echte Katastrophe, wirkt sie doch eher wie Prinzessin Fiona aus Shrek denn wie ein echter Mensch. So wirkt letztendlich keiner der Charaktere (nicht einmal die Fantasiefiguren Grendel und Angelina Jolies Figur der Mutter von Grendel) irgendwie realistisch oder greifbar. Und es fällt auch verdammt schwer, sich einfach zurückzulehnen und den restlichen optischen Overkill zu genießen, denn Beowulf versagt nicht nur in der Königsdisziplin der Animation! Auch in anderen Belangen sieht es arg schlecht aus. Die Lichtquellen wirken die meiste Zeit des Filmes ungünstig positioniert und berechnet. Partikeleffekte wie lodernde Feuer setzen zum einen die optischen Highlights im Film, sorgen bei der Darstellung von Gischt aber für herzliche Lachanfälle, denn derartige Effekte bekommt heutzutage jede PC Gamesengine besser hin. So kann man aus technischer Hinsicht maximal die grenzgenialen Kamerafahrten hervorheben, doch das ist letztendlich viel zu wenig. Und was sich die Charakterdesigner bei dem lachhaften Grendelmonster gedacht haben, will ich glaube gar nicht wissen.
Die Summe dieser formalen Probleme sorgt für einen vollkommen kalten Film, dem gegenüber man als Zuschauer eine unglaubliche Distanz aufbaut, aufgrund derer man zum Einen nicht in den Film und zum Anderen nicht in die Figuren hineinfindet. Ein kompromissloseres Todesurteil für einen Film ist mir ehrlicherweise nicht bekannt. Wenn der Film dann auch noch als erwachsener Animationsfilm verkauft wird und sich dahingehend mit Austin Powers "Ich versteck mein Gemächt hinter langen, harten Gegenständen" Witzen blamiert und unter "erwachsen" nur Bilder von Ratte am Stiel, wenig Licht und ein paar schlechte Zähne versteht, wird es dann doch arg peinlich. Vielleicht kann in diesem Bezug eine Unrated Fassung mehr reißen. Soll doch Beowulf wegen seiner anfänglich offensiven Nacktheit ziemlich verändert wurden sein. Aber ob Bilder von hüpfenden Pimmeln, wogenden Testikelsäcken und der einen oder anderen Moppe diese Katastrophe aufwerten können? Ich glaube eher nicht. Und so bleibt der einzig positive Punkt an Beowulf der mächtige, einem Heldenepos mehr als gerecht werdende, brachiale Überscore von Alan Silvestri. Wenigstens einer, der sich mit diesem Film nicht blamiert ...
In diesem Sinne:
freeman
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Der Living Dead röchelt:
Die Legende von Beowulf
Computeranimationen, so gelungen sie auch seien, haben immer etwas Affektiertes an sich. Sie wirken steril. Auch wenn mit modernster Animationstechnik versucht wird, die Realität nachzubilden, so sind diese Versuche allein schon durch den Umstand zu scheitern verurteilt, dass ein Rechner niemals die Mannigfaltigkeit der Natur zu reproduzieren im Stande sein wird. Egal mit wie vielen Bits und Bytes berechnet wird. Die Bilder bleiben in ihrer Wirkung auf den Betrachter unnatürlich. Bestes Beispiel hierfür ist der 2001 erschienene Animationsstreifen „Final Fantasy – Die Mächte in Dir“, welcher erstmals versuchte durch aufwendiges Performance-Capturing-Verfahren die Schauspieler in ihren Bewegungsabläufen zu kopieren und dies auf die computergenerierten Figuren zu übertragen, um damit einen abendfüllenden Spielfilm ins Kino zu bringen. Damals ein Meilenstein in Sachen Animation, war das Ergebnis vielleicht erstaunlich, aber dennoch ließ sich in jeder Szene, in jeder Einstellung erkennen, dass es eben doch „nur“ ein Produkt aus dem Rechner ist. Zudem verließen sich die Macher zu sehr auf die Bildgewalt und vernachlässigten leichtfertig die Geschichte, welche hier einmal mehr im Sumpf des Style over Substance an Bedeutung verlor. Doch das Publikum ließ sich nicht so leicht an der Nase herumführen und bewirkten einen Dämpfer für die Folgejahre: Sollte „Final Fantasy“ nur den Anfang einer Reihe solcher Filme bilden (viele befürchteten gar die Ablösung echter Schauspieler durch computeranimierte Figuren), so verkam der Film zu einem mittelschweren Flop. Realität blieb weiterhin in.
Sechs Jahre später, und somit sechs Jahre Entwicklungszeit, versucht sich Regisseur Zemeckis erneut an dieser Sisyphosarbeit (sein zweiter Animationsfilm nach dem recht gelungenen Weihnachtsfilm „Der Polarexpress“), welche schon im Vorhinein als gescheitert zu betrachten ist. Doch die Animationen sind überdeutlich besser geworden; und ja, es ist schwer in einigen Einstellungen zu unterscheiden, ob das Gesehene nun „echt“ ist oder doch nur ein Gerüst aus Nullen und Einsen. Die Animationen wirken nahezu fotorealistisch. Aber was taugt nun der Film? Der Reihe nach…
Robert Zemeckis ist ein begnadeter Regisseur. Um seine Vielfältigkeit und Wandlungsfähigkeit können ihn viele nur beneiden. Seien es Dramen, Horrorfilme, Komödien, Sci-Fictioner oder Kinderfilme. In so gut wie allen Genres liefert er solide bis großartige Arbeiten im Mainstreambereich ab, die sich immer durch beständige Qualität vom Gros absetzen. Doch bei all der Fülle an Output gibt es immer wieder Konstanten in seinen Filmen. Vor allem seine Liebe zu visuellen Effekten macht sich in jedem seiner Arbeiten bemerkbar. Stets modernste Animationen bietend, verewigte er sich mit Klassikern wie „Back to the Future“ und „Contact“ in den Annalen der Filmgeschichte. In den letzten Jahren ist es wesentlich ruhiger um ihn geworden, doch mit dem Film „Der Polarexpress“ meldete er sich zurück und das Publikum dankte es ihm. Zwar konnte Zemeckis mit dem Streifen niemanden vom Hocker reißen, doch als Weihnachtsfilm ging der „Polarexpress“ ziemlich gut durch.
Vier Jahre später, um genau zu sein in diesem Jahr, gibt es mit „Die Legende von Beowulf“ den nächsten Trickfilm Marke Zemeckis. Anders als der weihnachtliche Kinderfilm „Der Polarexpress“ spricht Bob Zemeckis diesmal ein wesentlich älteres Publikum an und erzählt ihnen die Geschichte um Beowulf, einer Heldenfigur eines angelsächsischen Stabreims aus dem Mittelalter, welcher sich Trollen, Drachen und seinen Gelüsten entgegenstellen muss…
Wie ich bereits erwähnte, stellt „Die Legende von Beowulf“ tatsächlich auf evolutionäre Weise eine Darstellung des an die Grenzen des Machbaren gehenden Zurschaustellung der Animationstechnik dar. Da die Geschichte – allein schon durch die Vorlage – nichts Überraschendes bietet, konzentrierte man sich auch hier mal wieder auf die Technik, womit abermals der gleiche Fehler wie vor sechs Jahren mit „Final Fantasy“ begangen wurde. Doch erweist sich dies als nicht ganz so tragisch, da es einen Unterschied gibt. Einen gewaltigen Unterschied; und gerade dies macht „Die Legende von Beowulf“ in Sachen realistischer Animationsfilm so evolutionär und verblüffend:
Der Fotorealismus an sich ist schon enorm und es fällt schwer sich an ihm satt zu sehen, doch eines blieb der Animationstechnik bis dato verwehrt: Emotionen. Es war nie wirklich möglich gewesen die realen Emotionen realer Schauspieler auf animierte Figuren zu übertragen. In „Final Fantasy“ wirkte es geradezu lächerlich, wenn diese „Programme“ plötzlich begannen zu lachen oder zu weinen. Doch vergleicht man dies einmal mit den Modellen in „Beowulf“, so mag man kaum glauben, dass es sich nur um Figuren aus dem Rechner handelt, die dort „agieren“. Vielleicht ist es auch der Umstand, dass sich echte Schauspieler vor der Kamera bewegten und sich diese durch das Capturing-Verfahren auf den Rechner duplizierten; doch das Ergebnis bleibt verblüffend. Von der Realität ist das Ganze natürlich immer noch meilenweit entfernt und irgendwie schafft es auch dieser Film nicht, jene Affektiertheit abzulegen, die schon immer dazu führte, dass realistisch angehauchte Animationsfilme nie auch nur ansatzweise den Grad menschlicher Emotionen fühlbar machten, als dass sie die Zuschauer je wirklich berührt hätten. Doch in einigen Nahaufnahmen, wenn sich Hautpartikel nahezu greifbar auf der Leinwand manifestieren, ist es doch unglaublich, wie schnell sich die Animationsarbeit entwickelt hat und ein Lachen oder Weinen wirkt nicht mehr ganz so lächerlich.
Wer sich davon jedoch nicht beeindrucken lässt und nach der Geschichte im Hintergrund Ausschau hält, wird schnell ernüchtert werden, denn diese erweist sich als ziemlich plump und vorhersehbar. Beowulf ist letzten Endes nichts weiter als eine richtig spaßige Demonstration des aktuell Machbaren in Sachen Animationstechnik. Zwar kann Zemeckis handwerklich einige Akzente setzen und zeigt einige wunderschöne Kamerafahrten und „Naturaufnahmen“, wie es sie teils wirklich nur aus dem Computer geben kann, doch auch das tröstet nicht über die vielen Aussetzer abseits der zahlreichen Actionszenen hinweg. Erst im letzten Drittel scheint der Film – auch inhaltlich – richtig in Fahrt zu kommen und die unterkühlte mit leichtem Witz aufgelockerte Atmosphäre weicht einer ziemlich melancholisch angehauchten Grundstimmung mit einigen dramatischen Spitzen. Leider verzichtet Zemeckis auf eine Vertiefung dieser Ansätze und lässt sie schnell in der nächsten Actionsequenz vergessen machen.
Letztlich muss man unterscheiden: Wer auf Animationsfilme für Erwachsene steht und sich vollkommen von Eye-Candy und Action berieseln lässt, der fährt mit „Beowulf“ absolut richtig und bekommt genau das geboten, was er erwartet. Sucht man jedoch nach einer spannenden, mitreißenden Geschichte, die mit vielen Wendungen und Überraschungen gespickt ist (ja, teils versucht auch „Beowulf“ diese Anforderungen zu erfüllen), der wird schnell enttäuscht sein und sich spätestens nach 20 Minuten nach dem Abspann sehnen.