Kill Switch
Verfasst: 28.07.2008, 23:59
Originaltitel: Kill Switch
Herstellungsland: Kanada, USA
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: Jeff F. King
Darsteller: Steven Seagal, Chris Thomas King, Holly Dignard, Isaac Hayes, Karyn Michelle Baltzer, Mark Collie
Detective Jacob King ist ein stadtbekannter und aufgrund der harten Vorgehensweisen berüchtigter Detektiv mit der höchsten Mordaufklärungsrate in der Mordkommission. Doch sein neuster Fall macht selbst ihm zu schaffen. Ein furchtloser, brutaler Serienkiller namens Lazerus macht die Stadt unsicher. Jacob heftet sich an seine Fersen und jagt ihn unerbittlich durch die ganze Stadt.
Nachdem der Ex-Kinoactionstar Steven Seagal bis vor über einem Jahr seine Filme sehr zum Missfallen seiner Fans zu einem grossen Teil in Rumänien, Bulgarien oder Polen drehte, und dort schliesslich zusammen mit dem deutschen Regisseur Michael Keusch, „Attack Force“, einen seiner schlechtesten und langweiligsten Filme produzierte, und danach auch mit dem Fliegerfilm (oder sollte ich sagen Stock Footage-Parade) „Flight of Fury“ alles andere als einen Volltreffer landete, war es allerhöchste Zeit für einen Locationwechsel: Zurück in die USA.
Mit dem in New Mexiko gedrehten „Urban Justice“ gelang Steven Seagal dann auch endlich einen ersten Schritt in die richtige Richtung. Der Film unterhält durch einige gute Fights und durch die geradlinige Erzählweise. Leider schien das Budget nicht sehr hoch zu sein, was unter anderem besonders in den sehr schlechten Hintergrundprojektionen bei Autofahrten ersichtlich war. Die schlechte Ausleuchtung und die verglichen mit anderen neuen Seagal-Filmen eher mässige Optik waren auch nicht gerade sehr hilfreich. Dennoch war der Film recht zackig inszeniert und konnte viele Fans überzeugen.
Der Nachfolger „Pistol Whipped“, gedreht in Connecticut, gefällt mir persönlich besser als „Urban Justice“. Die Story war mal etwas anderes, die Schauspieler überzeugten und die Optik war doch einen klaren Zacker besser als im Vorgänger. Für mich nach wie vor einer der besten der Direct-to-DVD Seagal-Streifen.
Als ich hörte, dass ein gewisser Jeff King, einer der kreativen Köpfe hinter der qualitativ anscheinend hochwertigen Serie „Black Donnellys“, im nächsten Steven Seagal Film Regie führen soll, war ich natürlich gespannt aber zeitgleich auch skeptisch, da der Mann bisher nur Serienerfahrung hatte.
Die Vorfreude war etwas getrübt als die Firma Nu Image den Film aufgekaut hatte und gleich einige Nachdrehs anordnete. Erinnerungen an „Attack Force“ kommen auf, der ein ähnliches Schicksal erfahren durfte.
Dazu war den Produzenten von Nu Image der Schnitt des Filmes anscheinend zu lahm, also wurde eine Produktionsfirma engagiert, um den Film fertig zu schneiden: Das Billig-Studio Cinetel Films.
Diese Firma ist „verantwortlich“ für solch grossartige „Filme“ wie „Sub-Zero“, „The Bone Eater“ oder „Komodo vs. Cobra“.
Und, es war fast nicht anders zu erwarten, genau diese zwei Dinge, die Reshoots und der Schnitt, sind die für mich mit Abstand ärgerlichsten Seiten dieses Filmes.
Die Fight-Szenen scheinen nachträglich noch massiv verlängert worden zu sein. Es gibt viele harte Fights und deren Längen sind eigentlich beachtlich – der zweite Fight im Film in einer Bar scheint schon gar nicht mehr enden zu wollen. Böse Buben werden herumgeschleudert, an Wände geknallt, über Tische geschmissen, nicht nur der Sachschaden ist beträchtlich. Hört sich gut an? Ja tut es, gerade verglichen mit dem Vorgänger „Pistol Whipped“, der mit ordentlicher Haue vielleicht etwas zu spärlich war.
Dummerweise werden die Fights hier nun um 70-80 % von einem Double bestritten, was oftmals auch relativ bis ziemlich klar ersichtlich ist...
Einige Fights wirken künstlich in die Länge gezogen, gerade der zweite leidet unter schrecklicher Ideenarmut und endlosen Wiederholungen. Endloses, immergleiches Gehaue, angereichert mit den üblichen Close-Ups von Seagals Gesicht kann mit der Zeit enorm ermüdend sein, wie hier „eindrucksvoll“ gezeigt wird.
Da kommen wir auch schon zum zweiten Punkt: Dem Schnitt. Anscheinend mag ich in der Hinsicht etwas zartbesaitet sein, aber was hier in einigen Fightszenen zusammengeschnitten wurde, geht über den Rahmen des Erträglichen hinaus. Jump Cuts wohin das Auge reicht, und dazu nicht enden wollende Wiederholungen. Beispiel: Wenn einer in einen Tisch knallt, geschieht das nicht nur einmal wie üblich, sondern wurde so „zurechtgeschnitten“, dass er gleich drei Mal innert kurzen Abständen in denselben Tisch fällt. Es mag Leute geben, die so was mögen, meiner Meinung nach war dies deutlich zu viel. Und wenn am Ende einer fünf Mal aus unterschiedlichen Blickwinkeln durch dasselbe Fenster geworfen wird, dann kann ich nur noch den Kopf schütteln.
Möglicherweise gibtg es aber Leute, die mit dem Stil etwas anfangen können…mein Fall wars nicht...
Der beste Fight im Film ist noch der Endfight, der nicht ganz so schlimm geschnitten wurde, und an dem Seagal noch am meisten beteiligt war und einige nette Moves zu bieten hat.
Wenigstens etwas kann man sagen: Die Fights haben durch den abstrusen Schnitt natürlich zugegebenermassen enorm Speed und Energie, mit Kaffee und Red Bull braucht man sich nicht so wie in Streifen wie „Attack Force“, „Black Dawn“ oder „Out of Reach“ einzudecken, stattdessen kriegt man’s wohl eher mit Augenkrebs zu tun.
Denn der Film unterhält absolut ordentlich.
Das Drehbuch, aus der Feder vom Meister persönlich, ist bis auf den etwas peinlichen Anfang mit der Bombenentschärfung durchaus in Ordnung und streut die Actionszenen recht geschickt über die gesamte Lauflänge. Es gab schon besseres, aber auch schon schlechteres.
Der Film hat einen recht düsteren Stil und wird durch die erneut sehr gelungene Musikuntermahlung passend unterstützt.
Die Schauspieler sind überraschend gut. Am erfreulichsten ist, dass man Seagal einen Partner (Schauspieler und Sänger Chris Thomas King) zur Seite gestellt bekommt, der gänzlich ohne nervige Sprüche und pseudocoolem Gequatsche auskommt, sondern sich sehr gut in den recht ernsten Grundton des Films integriert und mit einem recht gut aufgelegten Seagal hervorragend harmonisiert. War schön, Steven Seagal wieder einmal als Polizist resp. Detektiv zu sehen, statt einem sonst üblichen 08/15 –Ex-Agenten unbekannter Herkunft und Vergangenheit.
Überzeugend waren auch Isaac Hayes (Hustle & Flow) als Coroner und Mark Collie (der Gitarrensänger im „Punisher“-Remake“) als schmierig-böser Verbrecher.
Die restlichen Darsteller spielen auf solidem B-Niveau, Totalausfälle konnte ich nicht entdecken.
Abgesehen von den derb misslungenen Fight-Szenen ist der Schnitt ansonsten zugegebenermassen gar nicht mal soo unpassend und lässt den Film eigentlich recht stylisch rüberkommen, auch wenn es teilweise überreizt wird. Fastmotion, Slowmotion, Reissschwenks und andere Spielereien geben dem Film einen sicherlich sehr modernen Look.
Apropos Look: Die Optik ist für ein B-Movie von nur 10 Millionen Budget (gleich „teuer“ wie Urban Justice und Pistol Whipped) absolute spitzenklasse. Nicht nur die Kameraarbeit ist hervorragend und abwechslungsreich, auch die Ausleuchtung ist endlich mal wieder richtig gut geraten. Selbst in den Nachtszenen ist alles bestens zu sehen und auch mit den ansonsten beliebten Halbschatten in Seagals Gesicht hält man sich in Grenzen. Blau- und Gelbfilter bei einigen Nachtszenen geben dem Film einen extrem edlen Look.
Jeff King und sein Kameramann Thomas M. Harting haben in der Hinsicht sicher tolle Arbeit geleistet.
Von miefigen Hinterhofschauplätzen hält man sich trotz des düsteren Themas interessanterweise grösstenteils fern und präsentiert stattdessen viele abwechslungsreiche, farbige Locations. Das ist mit Sicherheit einer der Gründe, warum der Film unterhält und nie langweilig wird. Stock Footage Einsätze gibt es mit ziemlicher Sicherheit nicht ein einziges mal.
Abseits von den Fights beschränkt sich die restliche Action auf Schiessereien und Verfolgungsjagden (diesmal vor allem zu Fuss). Die Schiessereien überzeugen im Gegensatz zu den Kampfszenen mit einer guten Choreographie und einem geschickten Schnitt. Davon hätte ich gerne mehr gesehen, und dafür ein bisschen weniger von den *ähem* "Fights"…
Fazit: Gut aufgelegte Darsteller, abwechslungsreiche Locations, ein passender, sich nie in den Vordergrund drängender Filmscore und eine offensichtlich dank Regisseur Jeff King starke Optik haben mit zwar zahlreichen und harten, aber sehr schlecht choreographierten und erbärmlich übertrieben zusammengeschnittenen Fightsequenzen, die obendrein mit viel Doubles aufgebessert worden sind, zu kämpfen. Und wenn mich nicht alles täuscht, wurden Seagals Sätze eventuell mal wieder mit Voice Dubbing aufgebessert...es könnte aber auch Seagal sein, mit einem etwas südlicheren Akzent.
Von den neuen drei Filmen gefällt mir "Pistol Whipped" am besten, aber die Meinungen dürften hiezu wieder deutlich auseinander gehen.
Trotz einigen Enttäuschungen und in der Hoffnung, dass Regisseur Jeff King für den nächsten, derzeit sich in der Post-Produktion befindlichen Seagal-Film „Ruslan“ einen besseren Fightchoreographen angestellt hatte und sich Nu Image nicht schon wieder einmischt, vergebe ich für diesen Film hier
ganz knappe
Release der Code 1 DVD ist der 7. Oktober 2008. Ein deutscher Termin ist noch unbekannt.
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John_Clark seagalt:
Die Vorfreude auf den nächsten Seagalstreifen war nach "Urban Justice" und "Pistol Whipped" für Seagalfreunde verständlicherweise gross. Kann Kill Switch den Aufwärtstrend halten?
Inhalt:
Steven Seagal ist Jacob King, ein knallharter Polizist, stationiert in der US-Stadt Memphis. Ein brutaler Serienkiller macht ihm und der Polizei jedoch das Leben schwer. Jacob lässt jedoch nichts unversucht, den bösen Buben zu kriegen und jagt ihn durch die ganze Stadt.
Konnte "Urban Justice" viele Fights, dafür ebenso viele technische Mängel aufweisen, war "Pistol Whipped" beinahe das Gegenteil - gute Regie, ordentliche Story, jedoch für manchen Geschmack beinahe zu zahm. Kill Switch ist nicht zahm.
Let's face the truth - wir schauen einen Seagalfilm. Und, wollen wir Fans es wahrhaben oder nicht - Seagalfilme sind oberflächlich betrachtet alle gleich. Seagal ist gut - die Bösen sind böse und müssen dran glauben. Kill Switch ist keine Ausnahme.
Die erste Szene jedoch erinnerte mehr an einen Film M. Night Shyamalans - eine gespenstische Traumsequenz flimmert über den Bildschirm - jedoch nach ein paar Minuten hat Steven schon seine erste richtiger Fight. Leicht irritierend ist jedoch, dass der Regisseur des bösen Buben Kopfes manchmal gleich dreimal hintereinander auf die Tischplatte oder gegen die Wand krachen lässt - ebenso wird der Sprung/Fall des bösen etwa dreimal gezeigt. Das funktioniert vielleicht bei Ong-Bak - jedoch nicht bei einer Seagal-Prügeloper.
War trotzdem der erste Fight noch ganz ordentlich, wirds etwa 10 Minuten später schon nervend. Seagal wird in einer Bar (was eigentlich immer eine ordentliches Gros an gebrochenen Knochen verspricht) von zwei Bad Guys dumm angemacht - daraufhin folgt ein gut fünfminütiges Geprügle - bei welchem jedoch vorwiegend der Stuntman Seagals seine Arbeit erledigen darf - die Kamera filmt Jacob stets von hinten und mischt diese Aufnahmen mit Close-Up's von Seagals Gesicht. Der Fight ist zu lang - ich will auch nicht den Stuntman fighten sehen, sondern Bone-Crusher Seagal. Der bekommt in dieser Szene übrigens mal ordentlich was auf die Fresse - steht jedoch wieder problemlos auf, topfrisiert, keinen Kratzer - amazing...
Auf die Barszene folgt ziemlich schnell eine ordentliche Schiesserei auf offener Strasse, in welcher bewiesen wird, was für ein Action-Gott Seagal doch ist, scheint er es nicht mal nötig zu haben, das Magazin seiner Pistole zu wechseln und trotzdem gut dreissig bis vierzig Schuss auf die Bad Guys auf der anderen Strassenseite zu ballern. Action rockt - wer jedoch sein Hirn nicht ganz ausgeschaltet hat, kann sich ab solchen Szenen richtig abnerven.
Seagal jedenfalls verfolgt seinen Gegner schweren Schrittes durch die ganze Stadt. Das macht mal echt Spass. Klar, Seagal ist längst nicht mehr in der Form seines Lebens - trotzdem nimmt man ihm die Jagd ab. Jedoch auch hier bekommt der Steven mal eine Eisenstange über die Fressleiste gezogen - schön, dass sein Gesicht gegen Schläge jeder Art immun zu sein scheint. Keine blauen Flecken, kein Blut, nix. Gut, er bekommt einen Kratzer an der Hand ab, was jedoch der Story dienen soll, also zählt das nicht.
Bei Seagalfilmen ists wie mit Videogames - am Ende wartet der/die Endgegner. Dieser Kampf geht bei als der am besten durch-choreografierte Fight durch und erinnert an den Fight mit Penn gegen Ende von "Under Siege 2". Jedoch auch hier wurde ein wenig gemurkt, sieht man des öfteren Seagals Gesicht spiegelverkehrt (!!) und ich meine beim Endfight ein wenig Voice-Dubbing zu vernehmen. Dafür wird Seagal dem Ruf als Knochenbrecher speziell in diesem Fight mehr als nur gerecht. Stichworte: Hammer auf Knochen...
Seagal machte seine Sache ganz ordentlich, schien zudem engagiert zu Werke zu gehen, was bei ihm beinahe schon die halbe Miete ausmacht. Für die teils sehr offensichtlichen Stuntmänner, die seine Arbeit übernehmen, scheint er keine Schuld zu haben, wurden diese Szenen soviel ich nun gehört habe, nachgedreht. Murksstudio halt. Der Rest des Casts wirkt ebenfalls grundsolide. Schön, dass Seagal wieder auf Mark Collie trifft, dem er schon in "Fire Down Below" eine Holzstange über den Schädel zog. Bekanntester Nebendarsteller ist wohl Isaac Hayes. Schade, kann man nie einen Schauspieler diesen Kalibers als Gegner für Seagal casten. Zu erwähnen ist vielleicht noch, dass Seagal in diesem Film mal wieder einen Partner an seiner Seite hat - und schön, ist es ausnahmsweise kein zweitklassiger Rapper, sondern Chris Thomas King, der seinen Part wirklich ordentlich spielte - und dessen Rolle ihn nicht zum Sidekick à la Robin verkommen lies.
Positiv sei noch zu erwähnen, dass die Atmosphäre des Films recht düster gehalten wurde - was jedoch nicht auf die Farben des Films zutrifft. Der Film wirkt dank vieler Locations sehr abwechslungsreich. Langatmige Phasen gab es beinahe keine. Zudem gibt es eine richtig gorige Kannibalenszene, welche vom Stil her irgendwie an "SAW" erinnert. Ja, Regisseur Jeff King hat mit "Kill Switch" kein schlechtes Stück abgeliefert - ein Meisterwerk des B-Movies ist es allerdings auch nicht.
Musikalisch wurde der Film ganz gut unterlegt. Gewiss über "Gebrüder Wurst"-Niveau.
Schlussendlich gilt es ein Fazit zu ziehen. Ist "Kill Switch" nun besser als "Urban Justice" und "Pistol Whipped", oder gehts wieder bergab. Ich würde mal sagen, weder noch. Niveau gehalten. Seagal war bei der Sache, der Film und die Story machen genug her, um den Zuschauer neunzig Minuten lang ganz gut zu unterhalten. Jedoch hatte das Filmstudio Nu Image einfach mal wieder gepfuscht und liess Stuntmänner Stevens Job erledigen, was stellenweise wirklich auffallend nervte und den Film so leicht unter das gute "Pistol Whipped"-Niveau fallen lässt.
Da bekannt ist, dass Regisseur Jeff King ebenso für Seagals nächsten Streifen "Ruslan" engagiert wurde, schaue ich weiterhin positiv auf Seagal nächstes Projekt