
Originaltitel: Pentathlon
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1994
Regie: Bruce Malmuth
Darsteller: Dolph Lundgren, David Soul, Renée Coleman, Roger E. Mosley u.a.
Zwischen Barett – Gesetz der Rache und Men of War, den zwei absolut ultimativen Lundgrenriffen, die noch heute ihresgleichen suchen, entstand die erste Vollgurke in der Karriere von Dolph Lundgren, der man bei aller Liebe wahrlich NICHTS abgewinnen kann.
Alles beginnt 1972 in Leipzig auf einem Kinderspielplatz der DDR. Dieser befindet sich gleich vor einem Bunker (bemannt), ist eingezäunt und wird von nem Typ mit Schäferhund bewacht. Heidewitzka, genauso war es früher, obwohl, wir hatten noch Minenfelder um unseren Sandkasten, da ist mein bester Freund Enrico einst verstümmelt wurden. Ich weiß noch wie ich mit meinen Händen versuchte seine Gedärme wieder in seinen Körper zurückzuschieben ... Aber er hatte es auch verdient, was war er auch immer so aufmüpfig. Alleine der Name. Enrico. Das klang schon wie Freiheit. Meinereiner hat seinen Originalnamen hinter der deutschen Übersetzung versteckt und ließ sich immer Peter nennen und nicht Pierre. Aber ich schweife ab. Wo waren wir? Achja, auf dem Kinderspielplatz. Mehrere Kiddies führen einen Crosslauf durch. Eine Körperertüchtigung, die mir nur zu gut bekannt ist, immerhin war ich beim ersten Schulcrosslauf dritter. Beim zweiten auch, da allerdings von hinten. Allerdings mussten wir nie mit der DDR Flagge rennen, die armen Kinder hier schon.
Eric, die Hauptfigur, stolpert leider bei dem Lauf, daraufhin wird er von seinem Trainer namens Müller erst mal ordentlich auf Spur gebracht und bekommt ne patriotische Standpauke vom allerfeinsten. Da derartige Geschichtsverfälschung ja fast schon Methode hat, muss ich erwähnen, dass ich – immerhin Gruppenratsvorsitzender und Jungpionier, ja sogar Thälmannpionier! – nicht ein einziges mal eine derartige Unterweisung in Republikliebe erhalten habe und auch keiner meiner Bekannten. Ich habe mich echt mal umgehört, weil es halt in allen Filmen über uns Ossis immer so dargestellt wird.
Egal, durch nen Schnitt sieht Eric dann aus wie Dolph, heißt aber immer noch Eric und nimmt an den olympischen Spielen in Seoul teil, freilich als Pentathlet, als Fünfkämpfer, womit der Titel des Filmes schon mal klarer wird ;-). Bei dieser Olympiade wird schon mal klar, dass DDR teamintern nicht viel stimmt, denn als Eric im Schwimmen, Schießen, Fechten und Reiten seinen Landsmann Reinhard abfettet, ist der alles andere als erfreut. Wir nannten das im Sozialismus immer Neid, eine Eigenschaft, die unserer - auf dem Kollektivprinzip basierenden - Weltordnung eigentlich ziemlich fremd war.
In Seoul rockt dann auch sein Trainer die Bude, wenn er einem afroamerikanischen Sportler gegenübersteht und diesem mit: „Immer schön höflich bleiben, du hast einen Weißen vor dir“ den Mund verbietet und als Stasi Funktionär geoutet wird. (Stasi, Durchhaltereden, eingezäunte Spielplätze, bald sind alle Klischees abgehakt, ein wichtiges fehlt aber noch ;-) ).
Auf jeden Fall hat Eric jetzt erst mal Lust auf ne gehörige Portion Kapitalismus, streift sich eine geklaute Sportjacke des amerikanischen Teams über und macht sich an eine amerikanische Sportlerin ran. Tja, so waren wir Ossis halt. Leider teilt er mein Schicksal und blitzt ab ...
Was sehen wir als nächstes? Freilich einen Funktionär, der erst mal Reinhard doped. So muss es sein! Als sein Trainer ihn zwingen will, sich auch Doping verpassen zu lassen, hat Eric die Schnauze voll! Er watscht erst mal Reinhard im abschließenden Laufwettbewerb ab (hier zeigt sich dann auch das Budget des Filmes: Alle 5 Meter steht mal ein Zuschauer an der Laufstrecke – bei Olympia wohlgemerkt!) ), schmeißt sich die Sportjacke des amerikanischen Teams über und flutsch, sitzt er im Flug gen Land der unbegrenzten Möglichkeiten. So einfach war das also ... Naja, ganz so einfach dann doch net, denn immerhin haben die Stasifunktionäre immer ne Waffe unterm Trainingsanzug, freilich auch auf Flughäfen usw. und so muss dann Erics bester sozialistischer Freund dran glauben. Aber hey, Dollar, ich komme!
Als sein Trainer dann am Boden zurückbleibend und dem Flugzeug hinterschauend „Wieso? Eric, Wieso?“ stammelt kommt einem kurz Futurama in den Sinn, wo es geht: „Wieso? Wieso? Wieso hab ich ihm nicht die Beine gebrochen?“ Doch eines ist klar, diesen Verlust wird dieser vorbildliche Funktionär NIE vergessen. Und damit ist die Marschrichtung des Filmes klar.
Dann fällt die Mauer, Stasi Bonze Müller ist arbeitslos – wie viele andere Ossis – und sieht in Eric seinen Besitz, weil er ihn „geformt“ hat. Dolphi säuft sich inzwischen mit Feuerwasser die letzten Hirnzellen weg, macht Schluß mit seiner amerikanischen Freundin und betrauert den Tod seines Vaters (killed by Müller) und seines besten Freundes. Nebenbei bejammert er sich selber auch ganz gut, wie alle Frustrierten hier in Ostdeutschland. Hier beweist der Film sehr viel Weitsicht und Menschenkenntnis, denn das zeichnete sich ja damals wahrlich noch nicht ab. Da musste ja erst nen weißhaariger Bayer kommen, um das zu erfind... äääääh ich meine, um das zu erkennen.
4 Jahre später lebt Eric allein in nem runtergekommenen Hüttlein und arbeitet in nem Burgerladen. Zur Arbeit geht er mit nem Fernseher und Bier unterm Arm. Er is halt nen echter Ossi. LOL. Hier findet er bald nen duften Kumpel (natürlich schwarz) und so ist für ihn der Verlust seines Fernsehers nicht ganz so dramatisch wie der, als Tom Hanks in Verschollen von Wilson getrennt wird. Dennoch hatte ich Tränen in den Augen, kurz zumindest.
Dann versucht der freundliche Schwarze, den sich Dolphi in der Frittenbude aufgerissen hat, unseren Eric wieder auf Vordermann zu bringen, denn rein zufällig erfährt er von Erics sportlicher Vergangenheit. Eric wird denn auch schnell wieder richtig fit. Derweil hat sich auch Müller weiterentwickelt: Vom Stasimann zum Nazihansel, der deutsche Regierungsangehörige attackiert und den „Verlust“ von Eric noch immer nicht verkraftet hat. Warum auch immer. Nebenbei will er noch irgendwas in die Luft jagen ... Naja, er is halt böse und so.
Währenddessen bandelt Eric wieder mit seiner Ex an – man sieht schon, das is nen reinrassiger Actionfuim, den wir hier vor uns haben. Bald startet Müller seinen ersten Angriff gegen Dolph, dilettantisch bis zum geht nicht mehr. Dolph weiß jetzt wenigstens, was die Uhr geschlagen hat und beginnt erst mal ein paar Kauleisten umzugestalten, um rauszufinden, wo sich Müller aufhält, denn auch dessen Knochenstruktur will er mal so richtig einer Renovierung unterziehen.
Jetzt kommt der dämlichste Auftritt im ganzen Film: Also:
Location: Die Frittenbude.
Akteur: der schwarze Buddy vom Dolphi und nen Nazischerge. Der Nazidingens stellt nen Ghettoblaster auf, dreht voll auf und tanzt zu nem Song, in dem es um ein Reinheitsgebot geht. LOL. Absolut unglaublich. Ging zwar gloobe nicht um Bier, klang aber fast so. Und dazu tanzt er, als hätten sie ihm nen Stromkabel an den Schwanz gebunden ... Mannometer, was für ein Scheiß ... und der Typ rockt dann noch weiter. Die Nazis wollen jetzt nämlich den Sack zumachen und ziehen im Tempo an. Dabei verhauen sie den Vater von Erics Freundin, besser gesagt, der Dancer verhaut den Vater, wobei er wild schreit: "Scheiß Colonel. Jaaaa, du hast Deutsche umgebracht, du hast deutsche umgebracht. Scheiß Colonel." Himmel, lass Hirn regnen, aber is ja gleich geschafft.
In nem abgelegenen Waldstück kommt es zum Anfang vom Ende. Die Nazis nehmen Dolph gefangen und wollen ihn killen. Allerdings soll er vorher zusehen, wie „Geschichte“ geschrieben wird. Achja, da war ja noch was, nämlich der Anschlag. Wie das ganze nun ausgeht, können sich hier hoffentlich alle denken. Innovationen oder Überraschungen gibbet hier nämlich auch nicht und nichtmal die Action kickt.
Die Optik des Streifens bewegt sich auf absoluten TV Niveau, wo der Müll auch hingehört. Lundgren tut einem direkt ein wenig leid, dass er hier so verheizt wird. Da er aber sogar selber mitproduziert hat, muss eigentlich irgendwas an dem Film gewesen sein, was ihn überzeugt hat, erstens hier mitzumachen und zweitens Geld reinzupumpen. Ich frage mich nur, was das gewesen sein könnte. Nach Agent Red und The Last Warrior ist dies einer der absoluten Tiefpunkte in Dolphs Filmografie. Allerdings – und das hat man ja hoffentlich an dem Review gemerkt – hat man insbesondere als Ossi hier viel zu feiern, denn wo die Wessis im Ausland immer nur als lederbehoste Volltrottel dargestellt werden, sind wir eben alle Neonazis ... Allmächt, schöne einfache Welt.
Die DVD ist ein einziger Graus und von der Qualität her dürfte wohl jede VHS mehr wert sein, sowohl bildlich als auch tonal. Eine Frechheit ist das Cover, das auf der Rückseite keine Szenenbilder präsentiert sondern Pixelhaufen! Wenigstens ist der Film uncut, wobei hier jeder Schnitt eine Wohltat gewesen wäre, immerhin geht der Mist 97 Minuten ...

In diesem Sinne:
freeman
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John_Clark sportlert mit:
Die DDR ist seit ziemlich genau 22 Jahren Geschichte. Glücklicherweise. Obwohl, nicht alle ehemaligen West-Deutschen heute so denken. Das vereinigte Deutschland hat definitiv seine wirtschaftlichen Probleme. Doch das Leben im ehemaligen Ost-Deutschland war wohl definitiv kein Zuckerschlecken. Regisseur Bruce Malmuth versuchte 1994 die Situation eines DDR-Sportlers an den Olympischen Spielen darzustellen...
Inhalt:
Eric Brogar (Dolph Lundgren), im Jahr 1988 DER Star der DDR an den Olympischen Sommerspielen in Seoul, flüchtet nach dem Gewinn der Goldmedaille in die USA. Er taucht unter und verdient seine Brötchen bei John (Roger E. Mosley) in einer Burgerbude. Einige Jahre später versucht Brogar sein Comeback - und macht so seinen ehemaligen DDR-Trainer Heinrich Müller (David Soul) auf sich aufmerksam, der jetzt seine Karriere als Neo-Nazi-Terrorist bestreitet...
Der Schwede Lundgren spielt einen Ost-Deutschen in Amerika. Ein wahrlich internationaler Film.
Mir war schon klar, was ich mir mit der "Dolph Lundgren Action Collection" gekauft habe. Wohl vielleicht nicht der grösste Filmschatz auf Erden. Aber etwas harte Action mit dem grossen Schweden, perfekte Abendunterhaltung nach einem harten Tag im Büro.
Doch "Pentathlon" war nicht nur wegen Lundgren eine (zumindeste auf dem Papier) sehenswerte Angelegenheit. Als Antagonist wurde David Soul engagiert, Kennern vielleicht noch als Hutch aus der TV-Serie "Starsky & Hutch" bekannt. Und dazu noch Roger E. Mosley, bekannt aus "Magnum P.I.". Und in Anbetracht dessen, dass Regisseur Malmuth einige Jahre zuvor noch mit Steven Seagal den Kinohit "Hard to Kill" abgeliefert und Anfang der Achtziger Jahre auch mit Sylvester Stallone einen beachtlichen Streifen ("Nighthawks") geschossen hat, waren die Vorzeichen für einen soliden B-Streifen doch wirklich gegeben.
Doch nix da. Ich sah wahrlich schon viel Schrott meiner Helden und hab grösstmöglich darauf verzichtet, irgendetwas schön zu reden. Und "Pentathlon" gab mir schlichtweg auch keine Möglichkeit dazu. Der Film ist eine einzige Aufzählung von schlechten und peinlichen Szenen, miesen Dialogen und lahmer, schlecht choreografierter Action. Alleine die Shooting Locations sind ein einziger grosser Witz. Jedenfalls kann ich mir keine Ecke der ehemaligen DDR vorstellen, welche kalifornische Hügellandschaften aufweist. Aber über diese Schwäche hätte ich noch hinweg gesehen, wäre der Film zumindest etwas unterhaltsam gewesen. So ein Niveau erwarte ich vom Schweizer Fernsehen, aber nicht von einem Hollywood-Erfahrenen Team von Filmleuten.
Dies war Bruce Malmuth's letzter Film. Weder als Regisseur, noch als Schauspieler oder Producer war der Mann anschliessend noch tätig. Er starb 2005 71jährig an Krebs.
Fazit: Was für ein Müll. Keine Ahnung, warum dieser Scheiss überhaupt je auf ein Medium gepresst wurde. Ich glaub, ich werde alt...
