
Originaltitel: The 6th Day
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2000
Regie: Roger Spottiswoode
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Michael Rapaport, Tony Goldwyn, Terry Crews u.a.
Götterdämmerung für den vielleicht größten Action-Star aller Zeiten...
Arnold Schwarzenegger ist sicherlich ein Phänomen, dass einem mitunter auch etwas unheimlich vorkommen kann. Nicht nur, dass er durch Fleiß, Veranlagung und vielleicht auch etwas chemischer Beihilfe zum bekanntesten Bodybuilder überhaupt wurde, nein, auch im Filmgeschäft schaffte er ohne große schauspielerische Fähigkeiten, dafür aber mit einer ordentlichen Portion Charisma und komödiantischem Talent, den Durchbruch ganz nach oben. Dafür verantwortlich waren aber wohl auch die Leute, mit denen sich der Österreicher umgab. So schaffte er es, sei es Zufall oder einfach das richtige Gespür, mit innovativen und kreativen Köpfen zusammenarbeiten, etwas, dass beispielsweise einem Sylvester Stallone nie gelungen ist, obwohl dieser in den 80er-Jahren um einiges erfolgreicher war als sein großer Konkurrent aus Tyrol, da der "italienische Hengst" bekannt dafür war, seinen eigenen Kopf durchzusetzen, um mit seinen Starallüren so jeden Regisseur zu vergraulen. Und so mag es nicht verwundert, das Arnold langsam aber sicher an ihm vorbeizog. Seien es nun James Cameron (Terminator 2), John McTiernan (Stirb Langsam), Paul Verhoeven (Total Recall) oder mit Abstrichen auch ein Walter Hill (Nur 48 Stunden) oder John Milius (Conan der Barbar), sie alle förderten diesen Aufstieg bzw. wurden durch die Kollaboration mit Schwarzenegger selbst zu großen Nummern im Hollywood-Business. Den allmählichen Abstieg an Qualität und Einspielergebnissen dagegen konnte man ebenfalls an den Namen der Regisseuren festmachen, die für die Arnold-Projekte ab Mitte der 90er Jahre zuständig waren. Chuck Russell (Der Blob), Peter Hyams (2010), Roger Spottiswoode (Der Morgen stirbt nie) oder Andrew Davis (Alarmstufe Rot) sind allenfalls als solide Handwerker bekannt, unter Genieverdacht standen sie alle nie.
Man kann sich die Denkprozesse durchaus vorstellen, die stattfanden, als das Projekt "The 6th Day" gestartet wurde. Herr Schwarzenegger brauchte wieder mal einen richtig großen Erfolg; "Matrix" war der große Überraschungshit und begeisterte das Publikum weltweit mit seiner Mischung aus Science-Fiction und Action. Und welche Filme gehören zu Arnolds bekanntesten, legendärsten und erfolgreichsten Werken? Natürlich Total Recall, Predator, Terminator 1 und 2. Besonders ersterem wollte man wohl zumindest im Geiste nacheifern und was lag also näher, dass damals sehr heiße Thema "Klonen" aufzugreifen, um dies als intelligenten und durchdachten Hintergrund für einen Action-Film zu verwenden?
So übernimmt unsere Action-Ikone die Rolle des Adam Gibson, einem treusorgenden Familienvater im mittleren Alter, der als Hubschrauberpilot arbeitet. Er lebt in einer Welt der Zukunft, indem Gedächtnisdownloads und Laserwaffen zum Alltag gehören, lediglich das Klonen von Menschen wird durch die "6th Day" Gesetze verboten. Gibsons Leben wird durcheinander gebracht, als er Michael Drucker (gespielt von Tony Goldwin), einem Industriemagnaten, dessen Firma sich auf das Klonen spezialisiert hat, herumfliegen soll. Vorher wird Gibson eine DNA-Probe abgenommen, sowie ein angeblicher Augentest durchgeführt, der in Wahrheit nur ein Vorwand ist, um ihm sein Gedächtnis downzuladen. Auf den Industriellen wird im Rahmen des Flugs ein Anschlag von einem Anti-Klon-Fanatiker durchgeführt, bei dem alle Insassen des Helikopters ums Leben kommen - doch Gibson hat Glück, denn da er seine Geburtstagsfeier vorbereiten wollte, sprang kurzzeitig ein Kollege von ihm ein. Als er jedoch daheim ankommt, bekommt er jedoch den Schock seines Lebens: Durch das Fenster sieht er eine Person, die mit seiner Familie feiert und seinen Geburtstagskuchen verschlingt. Das wäre tendenziell eher unproblematisch, doch sieht dieser exakt aus wie er! Bevor er jedoch die Lage klären kann, wird er bereits von einer Gruppe Killern attackiert, die das Geheimnis bewahren wollen: Drucker und alle Insassen des Flugs wurden ins Leben zurückgeholt, um den Tod des Unternehmers zu vertuschen; es werden also bereits heimlich gegen das Gesetz Menschen geklont, denen dann die entsprechenden Gedächtnisengramme aufgespielt werden: Das ewige Leben ist Realität geworden und Arnold steckt mittendrin, denn diese Wahrheit darf niemals an die Öffentlichkeit kommen und folgerichtig muss er zum Schweigen gebracht werden...
Beim ersten Sehen fällt gleich auf, dass der Film für die Zeit in der er gemacht ist, überraschend "old school" inszeniert wird. Zumindest am Anfang herrschen echte Stunts und Effekte vor, erst zu Ende wird der CGI-Einsatz etwas erhöht. Bullet Time, Zeitlupenschießereien, wackelende Kamera, all diese Dinge gibt es hier nicht. Dies kann man sowohl als Vor- oder auch als Nachteil ansehen, für mich steht jedenfalls fest, dass die Action-Szenen insgesamt kaum im Gedächtnis bleiben. Hinzu kommt, dass dieser Film in den USA ein sogenanntes "PG-13"-Rating bekommen hat, während die sonstigen Schwarzenegger-Action-Streifen grundsätzlich unter dem härteren "R" eingestuft wurden. Dadurch wird die Gewaltdarstellung zwangsläufig runtergefahren, was auch an den futuristischen Laserhandfeuerwaffen liegt, hier hätte ich doch eher traditionelle Projektilwaffen vorgezogen, schließlich ist das Setting nicht ZU futuristisch. Trotz allem geht es hier stellenweise nicht zu zimperlich zu, auch hier werden Finger abgetrennt, um sie dann später als Identifikationsmittel zu nutzen, um verschlossene Türen zu öffnen. Die Schauspieler bleiben kaum in Erinnerung, der Hauptdarsteller liefert eine seine vielleicht durchwachsenste Leistung seit "Herkules in New York " ab, der Bösewicht hat schon prinzipiell das Problem, dass seine eigentliche Absicht, entgegen seiner Mittel, gar nicht so verwerflich erscheint. Jedenfalls wirkt er kaum bedrohlich und wenig erinnerungswürdig. In einer kleineren Rolle entdeckt man auch Terry Crews, der durch "The Expendables" im Action-Fandom etwas populärer geworden ist, hier aber auch gänzlich unauffällig. Die Handlung ist tendenziell nicht so schlecht geraten, auch wenn der Funke nicht so recht überspringen will. Gegen Ende gibt es auch nochmal einen kleinen "Plot Twist", der aber wenig überraschend daherkommt und auch kaum schockiert oder gar den Film komplett auf den Kopf stellt. Im Allgemeinen wirkt der Film einfach etwas erzwungen. Die "One-Liner" gelingen nicht, wirken eher wie auf dem Reisbrett entworfen, von Kultverdacht keine Spur, die futuristische Welt wirkt weitestgehend seelenlos, Einfälle wie die Hologramm-Gespielin reißen einen kaum vom Hocker.
"The 6th Day" war an den Kinokassen kein großer Hit, es wurde nicht viel mehr als das Budget einspielt. Mit veranwortlich dafür, war sicherlich auch der Trend der Zeit; die klassischen Actionhelden waren nicht mehr so gefragt, "normale" Menschen wie Keanu Reeves, Tom Cruise oder Nicolas Cage hatten die Hauptrollen in den modernen Krawall-Blockbustern übernommen. Dies soll aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film nicht nur schlicht zu altmodisch für das breite Publikum rüberkam (aber selbst nach diesen Old-School-Maßstäben dafür dann nicht konsequent oder gut genug) war, sondern es einfach an Qualität gefehlt hat. Er ist sicherlich ein unterhaltsames Machwerk, aber kommt an die wahren Genre-Größen nichtmal ansatzweise heran, der Vergleich zu Meisterstücken wie "Total Recall" verbietet sich automatisch. Denoch muss ich sagen, dass mir der Film immer noch besser gefällt als seelenlose Werke des Genres, wie der zeitnah erschienene "Minority Report" oder der thematisch ähnliche "Die Insel". Als Fazit kann man sagen: "Der Film war stets bemüht".
Für Herrn Schwarzenegger folgte dann kurze Zeit später der Totalschaden "Collateral Damage" und selbst "Terminator 3" blieb in jeder Hinsicht unter den Erwartungen, wenn er auch zum Ende seiner (bisherigen) Schauspielkarriere einen kleine Aufwärtstrend symbolisierte. "The 6th Day" fällt in die Kategorie "kann man sich ansehen, verpassen tut man aber auch nichts."
