Savage Dog

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
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John Woo
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Beitrag von John Woo » 20.11.2017, 19:55

War auch eher leicht enttäuscht. Bislang konnte ich noch nie ganz nachvollziehen, warum die Johnson-Filme in der B-Film-Fangemeinde so beliebt sind, und das ändert sich auch mit diesem Film nicht. Relativ kurzweilig, aber mehr auch nicht.
Immerhin: Das Setting ist klasse, und der Fight Adkins gegen Cung Le wirklich toll gemacht. Ansonsten ist die Action in Ordnung, aber teilweise etwas seltsam geschnitten, manche Szenenübergänge wirken etwas billig und die Dialoge sind leider schwach geschrieben.
:liquid5:

Der Trailer zu Johnsons nächstem Film (mit Tony Jaa) sieht aber sehr gut aus, vielleicht erwartet uns da ein Highlight?

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Vince
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Re: Savage Dog

Beitrag von Vince » 02.06.2019, 08:00

Für eine kleine Action-Produktion muss es eine Menge Aufwand bedeuten, die Handlung in das Indochina des Jahres 1959 zu verlegen. Kostüme, Bauten, Ausrüstung und exotische Drehorte werden plötzlich vonnöten, wenn man eine halbwegs glaubwürdige Zeitreise ermöglichen will. Alles dick geschnürte Pakete der Vorproduktion, die in einer Geschichte der Gegenwart zwar nicht wegfallen, aber doch wesentlich einfacher zu beschaffen sind.

Es kommt nun auf den Blickwinkel an, ob sich der Aufwand bei "Savage Dog" gelohnt hat. Immerhin bläst das Szenario optisch wie thematisch frischen Wind unter die B-Prügler und liefert zudem ein schickes Ambiente für harte Straßenkämpfe.

Andererseits ist ein "Savage Dog" eben kein "The Deer Hunter". Nebendarsteller Keith David führt im Off-Kommentar flapsig durch die Handlung, doch seine Monologe sind einfach nicht gut genug geschrieben, um die gezeigten Bilder mit einer interessanten neuen Perspektive zu bereichern. So haftet ihnen etwas Aufgesetztes an, insbesondere, als sie ungefähr in der Filmmitte völlig unbegründet zum roten Hering umfunktioniert werden. Wesentlich größeren Vorbildern wird hier ohne Aussicht auf Erfolg nachgeeifert; eine Feststellung, die sich nicht nur auf den Erzähler bezieht, sondern auch auf die vermeintlich überraschenden Charakterentwicklungen. Da möchte man bald zu dem Urteil kommen, der Schuster solle bei seinen Leisten bleiben.

Denn im Umkehrschluss funktionieren ausgerechnet die Kampfchoreografien nicht besonders gut. Die Ringkämpfe in der ersten Hälfte wirken plump und langsam. Etwaige Einwände, die fehlende Dynamik werde mit erhöhtem Realismus-Anspruch wettgemacht, können damit abgeschmettert werden, dass sich Regie und Schnitt im Umkehrschluss so manchen Anschlussfehler erlauben. Wenn schon während eines Kampfes in einer Wassergrube die Tattoos auf der Brust des Gegners verlaufen, kann es um die Akribie nicht so weit bestellt sein. Im letzten Drittel dreht der Film plötzlich auf, liefert Explosionen und brutale Finisher am laufenden Band, aber vielleicht wird hier auch einfach nur die schwach ausgearbeitete Motivation der Charaktere überspielt (Wenn einer von Adkins' Gegnern betont, dass er Geld braucht, um seine Familie zu versorgen, dann aber in einem Zweikampf auf Leben und Tod den stolzen Hahn markiert, bleiben doch ein paar Fragen offen, die man diesem Herrn gerne stellen würde, bevor er ins Gras beißt).

Scott Adkins schlägt sich in Krieger-Pose wie üblich sehr gut und versagt stattdessen in den emotionalen Momenten; so weit bleibt alles beim Alten. Für die Aufwände bei der Alternation des Szenarios und der Erzählweise liefert "Savage Dog" aber nicht genug Kompensation in Form ausgefeilter, hochwertiger Action; und wenn, dann nur in einer sehr unausgewogenen Verteilung. Das hat der an Gangster-Epen orientierte Adkins-Streifen "Accident Man" dann doch besser hinbekommen.
:liquid4:

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Re: Savage Dog

Beitrag von freeman » 03.12.2019, 20:39

Interessant...



In diesem Sinne:
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Fist_of_Retro
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Re: Savage Dog

Beitrag von Fist_of_Retro » 10.02.2020, 12:46

Hier gibt es den Schnittbericht.
https://www.schnittberichte.com/schnitt ... ?ID=430964

Von der FSK bekommt diese Fassung sicher keine Freigabe. Aktuell ist auch nicht bekannt ob eine Prüfung vorliegt.

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Re: Savage Dog

Beitrag von freeman » 11.02.2021, 19:40

Ich habe mir die "Langfassung" endlich mal gegönnt und hatte die Szenen, um die er erweitert wurde, dank Schnittberichte noch gut im Hinterkopf. War daher nach wie vor erstaunt, wie bretthart der Film auch ohne diese Erweiterungen bereits ist. Ich saß die ganze Zeit davor und dachte nur: War das beim ersten Mal gucken auch so hart? Ist das vielleicht neu? :lol: Zudem hat mir der Film beim zweiten Durchlauf noch ein wenig besser als beim ersten Mal gefallen. Sogar das Off-Gelaber nervte nicht mehr so. Die neuen Szenen sind schon reichlich derb und kommen ein ganzes Stück zu selbstzweckhaft daher, zu dem Kessel "Extrablutiges Gulasch" passen sie aber top. :lol: Abgesehen von der erweiterten Leber-Operation. Da ist das CGI derart verunglückt, dass Johnson gut beraten gewesen wäre, die Szene rauszulassen. Sie kommt eh net an das eigentliche Finale heran :lol:

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Re: Savage Dog

Beitrag von John Woo » 11.02.2021, 22:13

Da gibts noch manch B-Actioner von welche ich gerne mal einen Director's Cut sehen würde, vor allem jene welche den Regisseuren nach den Dreharbeiten weggenommen und teilweise komplett umgeschnitten wurden. Von "The Shepherd" soll es z.B. eine Schnittfassung von Isaac Florentine geben mit welcher das Studio angeblich nicht einverstanden war und von "Kill Switch" gab es eine ursprüngliche Fassung unter anderem Titel ohne die grässlichen Szenenwiederholungen und den künstlich mit Nachdrehs verlängerten Fightszenen.
Wahrscheinlich gibts noch mehr bekannte Beispiele?
Leider scheint das vermutlich oft rechtetechnisch unmöglich das solche überhaupt erscheinen...

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