
Originaltitel: Red Scorpion
Herstellungsland: Südafrika/USA/Namibia
Erscheinungsjahr: 1989
Regie: Joseph Zito
Darsteller: Dolph Lundgren, M. Emmet Walsh, Al White, T.P. McKenna, Carmen Argenziano, Alex Colon, Brion James u.a.
Ja, was halten denn die Fernsehzeitschriften heute von Red Scorpion? Nun, es könnte schlimmer sein: "Bitte einmal Schlachtplatte ohne Hirn ... Dröhniges Ballerfest." (TV Spielfilm)
"Primitives Machwerk ohne Sinn und Verstand. Wenig Spannung und noch weniger Handlung. Primitive Brutalo-Ballerei vom Fließband." (TV Movie)
"Dumm, faschistoid, militaristisch, sadistisch und obendrein auch noch langweilig" meint die Fernsehzeitschrift des Bildungsbürgertums (TV Today). Und na ja, was soll man(n) dazu sagen? Sie haben recht und das ist gut so!
Rallo, mein Name Nikolai. Ich Angehöriger der Speznaz und damit Spezialisti für Nahkampf und Zerstörung (=SpezNaZ). Sundata ein Konterrevolutionär soll getötet werden durch mich. Dazu muss ich mich an seinen Vertrauten Kallunda ranmachen und in sein Vertrauen einschleichen. Warum ich töten soll den Konterrevolutionär? Weil er unterdrücktes Volk von Mombaka in die Freiheit führen rotschet ... wie sagt man? ... Achja: will. Ich rabe auch schon gutes Plan. Ich werde mir Schnaps auf Sachen werfen und so nach Schnaps stinken, dann mach ich Terror in kubanischem Lager ... Wie? Kuba und Sowjetunion du nicht verstehen? Beides kommunistische Länder! Also ich mach Terror und singe dabei Nationalhymne von UdSSR! Bin guter Schauspieler, hat schon moja mamutschka ... wie sagt man? ... Mütterchen immer gesagt. So fahre ich in Gefängnis ein und schleime mich bei Kallunda ein. Jetzt alles von alleine geht.
Verdammt, kapitalistisches Arschloch aus Amiland fährt in meine Zelle ein und stellt unbequeme Fragen: Was Mütterchen Russland Mombaka antue und so Zeugs. Ich weiß nicht, was der will: Geregelte Arbeitsplatzzuteilung, soziales Netz und Wodka, was will der Kapitalist von mir? Jetzt provoziert der auch noch einen Ausbruch. Kommt mir ja ganz gelegen ... Moment mal ... *rumms, knall, zack, peng, knuff, puff* so, wieder da, hab mich mal kurz an dem Ausbruch beteiligt und befinde mich nun mit dem scheiß Kapitalistenarsch und dem Konterrevolutionär auf der Flucht. Der Dicke scheint mir aber nicht zu trauen ... muss ich noch mehr Schauspielern ... Kihi, ich habe es geschafft und versuche jetzt mal den Sundata zu killen. Mist, wo ist er? Eine Falle! Muss fliehen. Mist, ertappt. Werde ausgesetzt und von meinen Auftraggebern abgeholt. Wieso verhören die Towaritschies äääähm Genossen mich? Hab doch nichts gemacht. Iiiikse, die wollen mich mit Nadeln stechen. Was ist hier los? *pling - Idee hab* Die Russen und Kubaner sind die Bösen! Muss kaputt machen ... Free the World, free Afrika ...

Big Fucking Gun in Action ...

Fürn Liquid: explodierende Palmhütte ;-)
First he was their weapon, now he is their Punishment ...
Dass ein Film, der nach Aussagen der Produzenten Robert und Jack Abramoff nur inszeniert wurde, um Lundgren als neuen Actionstar zu etablieren und dementsprechend auch sein Hauptaugenmerk auf dessen durchtrainierten Oberkörper und sein martialisches Äußeres legt, Probleme haben würde, eine vernünftige Story zu lancieren, dürfte eigentlich von Anfang an klar gewesen sein. Der Film versucht auch gar nicht erst, dies zu kaschieren und so ist die Geschichte im Grunde alles mögliche: Nur nicht logisch, intelligent oder packend. Es geht eben um eine Kampfmaschine, die ihr Herz für die Unterdrückten entdeckt ... Rambo 3 und Konsorten lassen grüßen. Das ganze wird mit recht üblen Dialogen garniert, die schon mal ordentlich die Ohren klingeln lassen. Derb pathetisches Gelaber von der Freiheit des Menschen und Afrikas im Speziellen, Treue- und Gehorsamsgeschwafel und und und. Also lieber die Ohren anlegen. Zum Glück wird eh nicht viel geredet in dem Film. Und wer braucht das schon, es geht ja auch um was ganz anderes hier ... genau: Action! Und die geht gut ab:
Die einleitende Verfolgungsjagd macht Laune: Dicke Explosionen, nette Stunts, hoher Materialaufwand unterlegt mit Rock'n'Roll Mucke. Was will man mehr? Dass dabei schon einmal mit einem Raketenwerfer fast schon chirurgisch präzise Türen von dem Lundgren Fluchtlaster geschossen werden, ist zwar irgendwo arg seltsam, stört aber nicht wirklich ...
Der Rest der Action setzt sich aus bodycountintensiven, harten Shoot Outs und diversen Explosionseinlagen zusammen. Die Ballereien sind wahrlich ordentlich und erstaunlich kompromisslos inszeniert. Vor allem auch die Kaltschnäuzigkeit mit der Nikolai eigentlich verbündete Kubaner ummäht sorgt für große Augen. Die Hits sind bluttriefend und nett umgesetzt und setzen das I-Tüpfelchen für den actionhungrigen Fan. Zum wahren Feuerwerk wird der Film allerdings erst durch die Arbeit der Pyrotechniker und die brennen hier einige gigantische Explosionen ab! Die Actioneinlagen sind insgesamt auch recht ordentlich über den Film verteilt, so dass es kaum vollkommen actionfreie Abschnitte gibt. Den eindrucksvollen Höhepunkt setzt aber freilich der geniale Showdown, wenn Afrikaner und Kubaner im kubanischen Lager zusammenprallen und sich gegenseitig ohne jede Gnade umnieten! Wenn dann auch noch Lundgren die "Big Fucking Gun" (Trademark by Doom ;-) ) rausholt und damit ganze Landstriche befriedet und mit wenigen Salven einen gepanzerten Hubschrauber vom Himmel holt, hüpft das Actionherz freudig erregt im 3/4 Takt.

Wo is mein Arm hin?

Aaah da ... was hab ich denn da in der Hand?
Leider kann die harte und insgesamt derbe Action (die Nadelstecherei ist nur widerlich, vor allem wenn man eine Abneigung gegen Nadeln hat, wie meinereiner) den zweiten Kritikpunkt neben Story und Dialogen nicht kaschieren: Der Film hängt im Mittelteil arg. Hier lernt Lundgren einen "Buschmann" kenne, der ihn Menschlichkeit lehrt und quasi dazu dient, Lundgrens Wandlung auch für den größten Vollidioten begreifbar zu machen. Das ist beim ersten Anschauen von Red Scorpion noch ganz witzig und relativ kurzweilig, insbesondere wenn der kleine Buschmann den Hünen Lundgren immer auslacht, aber bei mehrmaligen Betrachten des Filmes zieht sich dieser Abschnitt doch arg. Positiv muss man dabei erwähnen, dass die ohnehin recht gelungen eingebundene Natur Namibias, wo man Red Scorpion drehte, hier noch mehr zur Geltung kommt. Denn optisch ist der Film grundsolide geworden. Er bedient sich einer kräftigen Farbpalette und hat auch einige ordentliche Kamerafahrten an Bord. Auch das Wesentliche ... die Action ... wird immer souverän eingefangen. Kein Wunder, hat doch Regisseur Joseph Zito schon in Missing in Action I und dem Megaknallbonbon Invasion USA bewiesen, dass er weiß, wie man blöde rockende Action einfangen muss.

Ja ist denn heute schon Silvester?

Wagenheber ...
Darstellerisch ist in dem Film freilich absolut nichts los! Lundgren war in seinen Karrierefrühwerken so etwas von brettsteif, dass man es kaum glauben mag. Er hat sich erst mit der Zeit einigermaßen mausern können. Vermutlich weil er da irgendwo gehört hat, dass man als Mensch über mehr Mimik verfügt und eben nicht nur ein schmerzverzerrtes und ein nichtssagendes Gesicht aufsetzen kann. Hier wusste er das noch nicht ...! Brion James (Cyberjack, Blade Runner) gibt ein kurzes Gastspiel als einer der Bad Ass Russen und trifft auf seinen Blade Runner Kollegen M. Emmet Walsh (Missing in Action), der als amerikanischer Reporter noch einigermaßen witzig ist - auf seine großmäulige Art.
Schlagzeilen machte Red Scorpion seinerzeit übrigens, weil die Produzenten ihr Geld für den Film aus aller Herren Länder bezogen. Darunter eben auch von der südafrikanischen Apartheid Regierung, was die Gazetten von damals fast im Dreieck springen ließ und dem Film viel Negativpublicity einbrachte. Dennoch galt hier die "Selbst schlechte Werbung ist Werbung" Regel nicht wirklich und der Film ging ziemlich unter und konnte sich erst in den Videotheken zu einem veritablen Hit mausern.
Storyloses Endlosgeballer mit enormen Bodycount, einem Berg von Lundgren, viel Rock'n'Roll Musik und dicken Explosionen. Klar, die grauen Zellen werden hier nicht stimuliert, sie werden eher aus Bad Ass Nischeln geblasen, aber wirklich stören tut das nicht, denn Red Scorpion rockt genial dämlich!

Die deutsche Fassung von M.I.B. trägt den Vermerk uncut, es fehlen hier aber einige kurze Sequenzen und eine längere "Dorf wird mit Flammenwerfern niedergebrannt" Szene ... vermissen tut man von all dem nichts. Die DVD selber ist leider nicht soooo viel wert. Es rauscht allerorten, sowohl im Bild als auch tontechnisch. Extras gibt es auch keine weiter, bis auf den coolen Originaltrailer und ein paar Texttafeln.
Für die Männer unter euch habe ich hier ein echtes Schmankerl! Ein Setbericht von Red Scorpion aus der Teeniezeitschrift Bravo, die damals noch wusste, was gut ist und von unseren Helden in fast jeder Ausgabe berichtete! Viel Spaß damit!

In diesem Sinne:
freeman