Operation: Kingdom
Verfasst: 15.10.2007, 00:53
Operation: Kingdom
Originaltitel: The Kingdom
Herstellungsland: USA
Produktionsjahr: 2007
Regie: Peter Berg
Darsteller: Jamie Foxx, Chris Cooper, Jennifer Garner, Jason Bateman, Ashraf Barhom, Jeremy Piven, Kyle Chandler, Ashley Scott u.a.
Im saudi-arabischen Riad wird eine hermetisch von der Außenwelt abgeschottete Siedlung amerikanischer Mitarbeiter einer Ölfirma Opfer einer Serie verheerender Terroranschläge, in deren Verlauf auch zwei FBI Agenten ihr Leben verlieren. Nicht nur deshalb schrillen in Amerika die Alarmglocken und eifrig berät man, was in der Sache zu tun sei. Dabei läuft der Heißsporn Ronald Fleury vor eine Wand aus Bürokratie, die ihm untersagt, in das Krisengebiet aufzubrechen. Seiner Ansicht nach die einzige Möglichkeit, eventuell vorhandene Beweisspuren zu sichern und sie vor eventuellen Vertuschungsbemühungen zu schützen. Kurzentschlossen verfrachtet er sich und sein kleines Team dank gelungener Manipulation höherer Stellen nach Riad und beginnt ohne jegliche Rückendeckung des amerikanischen FBI die Suche nach den Hintermännern der Anschlagsreihe. Kein leichtes Unterfangen, prallt er doch auch in Saudi-Arabien gegen eine Mauer des Schweigens, die ihn mit läppischen Tatortbegehungen milde zu stimmen versucht. Dank des Polizisten Al-Ghazi findet sich Fleury zunehmend mehr in dem ihm sonderbarerweise recht vertraut vorkommenden, unbeweglichen Politapparat Saudi-Arabiens zurecht und auch der Kopf der Attentäter scheint alles andere als über alle Berge zu sein ... Da wird sein Teammitglied Adam Leavitt auf offener Straße entführt ...
Operation: Kingdom ist ein Film, der weh tut. Ein Film, der jedem weh tut, der sich auch nur ansatzweise für die aktuelle Zeitgeschichte interessiert. In einem kurzem, brillantem Intro bringt uns Kingdom die verfahrene Lage zwischen USA und Saudi-Arabien im Kampf um das Öl und den Preis dafür näher und hilft allen nicht Syriana Kennern, die groben Hintergründe zu verstehen. Gewappnet mit diesen Informationen rennt man als Zuschauer gegen eine Wand aus purer Beklemmung, lässt doch Peter Berg einen infernalischen Reigen aus Terroranschlägen auf uns niedergehen. Mit automatischen Waffen um sich feuernd, fährt ein Killerkommando durch die amerikanische Siedlung in Riad und meuchelt blindlings jeden, der ihm über den Weg läuft oder hinter den viel zu dünnen Wänden der "schützenden" vier Wände hockt. Gleich darauf bahnt sich ein saudi-arabischer Polizist seinen Weg durch panisch und verängstigend fliehende Menschen und ruft ihnen zu, sie mögen doch zu ihm kommen, hier seien sie sicher. Ein Stoßgebet gen Allah schickend sprengt er sich und mehrere Amerikaner in die Luft. Die nun eilig zur Hilfe herbeieilenden Rettungskräfte werden ihrerseits ebenfalls Opfer einer gigantischen Explosion. Und alles, was im Kino bleibt, ist bedrückende Stille. Fassungslosigkeit ob der seltsam vertraut wirkenden Bilder, die wir in letzter Zeit in diversen Nachrichtensendungen bereits zu Hunderten gesehen haben. Unter anderem auch von einem verheerenden Anschlag in Riad. Das war 2003. Und genau diese gnadenlose Aktualität und ihre brutale, niemals reißerische Bebilderung sind die große Stärke von Operation: Kingdom, der alleine durch den Einstieg eine Brisanz besitzt, wie sie den meisten Politthrillern zumeist vollkommen abgeht, da sie sich häufig längst vergangenen Ereignissen widmen. Die Ereignisse in Kingdom dagegen sind auch heute noch grausame Realität und nicht nur in amerikanischen Hirnen dank brutaler Enthauptungsvideos im Internet - die in Operation: Kingdom auch thematisiert werden - auf ewig eingebrannt.
Und Kingdom bietet trotz seiner Grundidee, dass vier Amerikaner in dieses Gestrüpp aus Interessenkonflikten um Öl, Land und vor allem Geld hineinfahren, keine simplen Lösungen. Am Ende werden zwar die vermeintlichen Täter ausgeschaltet, doch einen wahren, einen glorreichen Sieger gibt es nicht. Eher zwei Parteien, die trotz unterschiedlichem Glaubens einander ähnlicher sind, als sie es sich jemals eingestehen würden. Gerade diese schlussendliche Erkenntnis vom kompletten Verwischen der Grenzen, grandios umgesetzt mittels einer der leisesten und gleichzeitig erschreckendsten Schlußszenen des aktuellen Filmjahres, macht Operation: Kingdom zu mehr als einem bloßem Rumtata Säbelgerassel. Kingdom versucht beide Seiten zu beleuchten, ausgewogen zu sein und lanciert vor allem mit der Figur des Polizisten Al-Ghazi eine der komplexesten und interessantesten Figuren im Film, grandios verkörpert durch Ashraf Barhoum! Doch nicht nur Ausgewogenheit war Peter Berg wichtig, auch die kritische Sichtweise auf Amerika bleibt nicht aus. Über die saudi-arabische Polizei und deren Wahrnehmung wird die teilweise arrogant wirkende, nassforsche Vorangehensweise der Amerikaner im Land kritisiert und mehr noch: Amerika sei alles andere als perfekt, wird es irgendwann aus dem Munde eines Amerikaners heißen. Das Ergebnis ist ein Actionthriller, der sein Herz nicht zwischen den Beinen sondern am rechten Fleck trägt und obendrein eine Menge Hirn ins Spiel bringt, ohne dabei den Magen des Zuschauers zu vergessen.
Denn Operation: Kingdom präsentiert seine brisante Story in einem mitreißendem Tempo, das jedem Speed zur Ehre gereichen würde. Peter Berg türmt Aktion auf Reaktion, schraubt beständig an der Spannungsschraube und lässt zu keinem Zeitpunkt locker. So gerät sogar die für die Amerikaner recht zermürbende Spurensuche zu einem Whodunit Spiel voller Energie, Verve und trockenen One Linern, die vor allem der grandios aufspielende Chris Cooper als alter Haudegen im Team von Fleury ins Spiel zu bringen vermag. Auch der Rest der Darsteller spielt mit viel ungebremster Spielwut auf und präsentiert endlich einmal wieder einen richtig präsenten und starken Jamie Foxx, der in letzter Zeit ja vor allem durch seine unkluge Rollenauswahl auffiel, hier aber den ganzen Film physisch präsent auch durchaus im Alleingang wuchten könnte, sich aber zugunsten der anderen Darsteller auch zurückzunehmen vermag, was zeigt, dass er wirklich das Zeug zu einem ganz großen Darsteller hat. Jason Bateman als etwas linkisches Teammitglied Adam Leavitt ist für den ein oder anderen Gag zuständig und spürbar als Bindeglied zwischen Zuschauer und Film angelegt, da er es ist, der viel fragt und hinterfragt, bestimmte Sitten und Gebräuche nicht versteht und allgemein eher zu der Garde Couch Potatoe zu zählen scheint. In dieser Hinsicht funktioniert Bateman hervorragend, im Bezug auf den Film wirkt er so allerdings ein wenig bemüht und überzogen naiv. Jennifer Garner dagegen positioniert sich keuchend, schwitzend und rabiat kämpfend nach dem Ende ihrer grandiosen Actionserie Alias erneut als große Actionheroinenhoffnung der USA und macht ihre Sache hervorragend. Das wichtigste Pfund am Gelingen der Operation: Kingdom ist allerdings Al-Ghazi Darsteller Ashraf Barhoum, der, will man seine Rolle verorten, einem Ken Watanabe in Last Samurai sehr nahe kommt. Zunächst wirkt er unnahbar und sogar feindlich gesinnt, doch er wächst mit der Zeit und wird zum wichtigen Bindeglied zum Verstehen des Kampfes zwischen der USA/dem gesamten Westen und dem islamistischem Fundamentalismus, was Barhoum beinahe beiläufig und mit unglaublich viel Charme und Spielwitz gelingt und mühelos zu den größten Performances des aktuellen Kinojahres gezählt werden darf.
Zu einem weiteren Highlight des laufenden Kinojahres muss der großartige, wuchtig brachiale und sehr brutale Showdown gezählt werden, der eine der brillantesten Actionszenen auf der großen Leinwand entfesselt und mit maximalster Urgewalt alle bemühten Actionvehikel der letzten Jahre hinwegfegt. Dabei fügt er sich, und das ist imo das Wichtigste bei diesem Streifen, vollkommen schlüssig in das Geschehen ein, wirkt nicht angehangen oder bemüht und walzt so glücklicherweise auch nicht das Konzept des intelligenten Actionthrillers platt. Alles beginnt mit einem Überfall der Saudis auf die amerikanische Wagenkolonne, die in gigantischen Bildern eingefangene, Baylike durch die Gegend fliegende Autos in allerfeinster Hochglanzoptik präsentiert. Und nun wird in Operation: Kingdom durchgestartet und im weiteren Verlauf ein ganzer Straßenzug dem Erdboden gleichgemacht. Raketenwerfer, großkalibrige Waffen, beherzt und oft geworfene Handgranaten, eine unglaublich druckvolle Choreographie und eine Optik, die förmlich Amok läuft. Denn wie die Protagonisten stolpert die Kamera umher, hat kaum Platz, sich in den engen Wohnungen zu bewegen, versucht den Kugeln zu entkommen und will immer im Zentrum des Geschehens bleiben. Dabei bleibt für den Zuschauer genauso viel Übersicht, wie für die Figuren: Keine. Wild wird gezoomt und wackelt die Kamera, als hinge ihr eigenes Leben davon ab. Das mag den einen oder anderen stören, hier passt es aber grandios auf das Konzept der Szenerie. Dies gilt auch für den Rest des Streifens, denn Peter Berg inszeniert seinen ganzen Film im Bournemodus und gönnt den Augen des Zuschauers nicht für eine Sekunde eine Ruhepause. Das mutet anstrengend an, fürwahr, verpasst dem Film aber auch eine gewisse dokumentarische Note und macht den Zuschauer zu einer Art fünften Mann in Fleurys Team.
Abgesehen von der energetischen Kameraarbeit weiß Operation: Kingdom schon alleine aufgrund des unverbrauchten Settings zu überzeugen und passt sich an die örtlichen Gegebenheiten an. Eine sepiafarbene Farbpalette beherrscht dementsprechend das Geschehen. Und trotz des Wackelkameraansatzes wirken die Bilder in Kingdom optisch genauso gelackt, wie in einer Bruckheimerproduktion. Vielleicht sollte jener auch mal seine Fühler nach Peter Berg ausstrecken. Unter den vor Energie pulsierenden Bildern tönt ein Score, wie er untypischer für seinen Macher nicht sein könnte. In keiner Sekunde hört man Operation: Kingdom an, dass Danny Elfman im Soundtrackbereich federführend war und dies ist bei Leibe nicht negativ gemeint, denn Elfman liefert eine grandiose Arbeit ab. Treibend hochtourige, elektronische Elemente in den Actionmomenten und erstaunlich ruhige, fast schon melancholische E-Gitarrenklänge in den wenigen ruhigen Momenten. Nur eben den Derwisch, den fantasyerprobten Großmeister schräger Töne, den findet man hier nicht. Zum Glück.
Was bleibt ist ein großartiger Actionthriller mit erschreckend aktuellem Zeitbezug, der sich nicht in hohlen Phrasen ergeht und versucht ein einigermaßen ausgewogenes Bild zu zeichnen, ohne dabei den Zuschauer im Stich zu lassen. Operation: Kingdom ist Unterhaltung für Bauch und Hirn und damit einer der interessantesten Filme des Jahres.
In diesem Sinne:
freeman
Originaltitel: The Kingdom
Herstellungsland: USA
Produktionsjahr: 2007
Regie: Peter Berg
Darsteller: Jamie Foxx, Chris Cooper, Jennifer Garner, Jason Bateman, Ashraf Barhom, Jeremy Piven, Kyle Chandler, Ashley Scott u.a.
Im saudi-arabischen Riad wird eine hermetisch von der Außenwelt abgeschottete Siedlung amerikanischer Mitarbeiter einer Ölfirma Opfer einer Serie verheerender Terroranschläge, in deren Verlauf auch zwei FBI Agenten ihr Leben verlieren. Nicht nur deshalb schrillen in Amerika die Alarmglocken und eifrig berät man, was in der Sache zu tun sei. Dabei läuft der Heißsporn Ronald Fleury vor eine Wand aus Bürokratie, die ihm untersagt, in das Krisengebiet aufzubrechen. Seiner Ansicht nach die einzige Möglichkeit, eventuell vorhandene Beweisspuren zu sichern und sie vor eventuellen Vertuschungsbemühungen zu schützen. Kurzentschlossen verfrachtet er sich und sein kleines Team dank gelungener Manipulation höherer Stellen nach Riad und beginnt ohne jegliche Rückendeckung des amerikanischen FBI die Suche nach den Hintermännern der Anschlagsreihe. Kein leichtes Unterfangen, prallt er doch auch in Saudi-Arabien gegen eine Mauer des Schweigens, die ihn mit läppischen Tatortbegehungen milde zu stimmen versucht. Dank des Polizisten Al-Ghazi findet sich Fleury zunehmend mehr in dem ihm sonderbarerweise recht vertraut vorkommenden, unbeweglichen Politapparat Saudi-Arabiens zurecht und auch der Kopf der Attentäter scheint alles andere als über alle Berge zu sein ... Da wird sein Teammitglied Adam Leavitt auf offener Straße entführt ...
Operation: Kingdom ist ein Film, der weh tut. Ein Film, der jedem weh tut, der sich auch nur ansatzweise für die aktuelle Zeitgeschichte interessiert. In einem kurzem, brillantem Intro bringt uns Kingdom die verfahrene Lage zwischen USA und Saudi-Arabien im Kampf um das Öl und den Preis dafür näher und hilft allen nicht Syriana Kennern, die groben Hintergründe zu verstehen. Gewappnet mit diesen Informationen rennt man als Zuschauer gegen eine Wand aus purer Beklemmung, lässt doch Peter Berg einen infernalischen Reigen aus Terroranschlägen auf uns niedergehen. Mit automatischen Waffen um sich feuernd, fährt ein Killerkommando durch die amerikanische Siedlung in Riad und meuchelt blindlings jeden, der ihm über den Weg läuft oder hinter den viel zu dünnen Wänden der "schützenden" vier Wände hockt. Gleich darauf bahnt sich ein saudi-arabischer Polizist seinen Weg durch panisch und verängstigend fliehende Menschen und ruft ihnen zu, sie mögen doch zu ihm kommen, hier seien sie sicher. Ein Stoßgebet gen Allah schickend sprengt er sich und mehrere Amerikaner in die Luft. Die nun eilig zur Hilfe herbeieilenden Rettungskräfte werden ihrerseits ebenfalls Opfer einer gigantischen Explosion. Und alles, was im Kino bleibt, ist bedrückende Stille. Fassungslosigkeit ob der seltsam vertraut wirkenden Bilder, die wir in letzter Zeit in diversen Nachrichtensendungen bereits zu Hunderten gesehen haben. Unter anderem auch von einem verheerenden Anschlag in Riad. Das war 2003. Und genau diese gnadenlose Aktualität und ihre brutale, niemals reißerische Bebilderung sind die große Stärke von Operation: Kingdom, der alleine durch den Einstieg eine Brisanz besitzt, wie sie den meisten Politthrillern zumeist vollkommen abgeht, da sie sich häufig längst vergangenen Ereignissen widmen. Die Ereignisse in Kingdom dagegen sind auch heute noch grausame Realität und nicht nur in amerikanischen Hirnen dank brutaler Enthauptungsvideos im Internet - die in Operation: Kingdom auch thematisiert werden - auf ewig eingebrannt.
Und Kingdom bietet trotz seiner Grundidee, dass vier Amerikaner in dieses Gestrüpp aus Interessenkonflikten um Öl, Land und vor allem Geld hineinfahren, keine simplen Lösungen. Am Ende werden zwar die vermeintlichen Täter ausgeschaltet, doch einen wahren, einen glorreichen Sieger gibt es nicht. Eher zwei Parteien, die trotz unterschiedlichem Glaubens einander ähnlicher sind, als sie es sich jemals eingestehen würden. Gerade diese schlussendliche Erkenntnis vom kompletten Verwischen der Grenzen, grandios umgesetzt mittels einer der leisesten und gleichzeitig erschreckendsten Schlußszenen des aktuellen Filmjahres, macht Operation: Kingdom zu mehr als einem bloßem Rumtata Säbelgerassel. Kingdom versucht beide Seiten zu beleuchten, ausgewogen zu sein und lanciert vor allem mit der Figur des Polizisten Al-Ghazi eine der komplexesten und interessantesten Figuren im Film, grandios verkörpert durch Ashraf Barhoum! Doch nicht nur Ausgewogenheit war Peter Berg wichtig, auch die kritische Sichtweise auf Amerika bleibt nicht aus. Über die saudi-arabische Polizei und deren Wahrnehmung wird die teilweise arrogant wirkende, nassforsche Vorangehensweise der Amerikaner im Land kritisiert und mehr noch: Amerika sei alles andere als perfekt, wird es irgendwann aus dem Munde eines Amerikaners heißen. Das Ergebnis ist ein Actionthriller, der sein Herz nicht zwischen den Beinen sondern am rechten Fleck trägt und obendrein eine Menge Hirn ins Spiel bringt, ohne dabei den Magen des Zuschauers zu vergessen.
Denn Operation: Kingdom präsentiert seine brisante Story in einem mitreißendem Tempo, das jedem Speed zur Ehre gereichen würde. Peter Berg türmt Aktion auf Reaktion, schraubt beständig an der Spannungsschraube und lässt zu keinem Zeitpunkt locker. So gerät sogar die für die Amerikaner recht zermürbende Spurensuche zu einem Whodunit Spiel voller Energie, Verve und trockenen One Linern, die vor allem der grandios aufspielende Chris Cooper als alter Haudegen im Team von Fleury ins Spiel zu bringen vermag. Auch der Rest der Darsteller spielt mit viel ungebremster Spielwut auf und präsentiert endlich einmal wieder einen richtig präsenten und starken Jamie Foxx, der in letzter Zeit ja vor allem durch seine unkluge Rollenauswahl auffiel, hier aber den ganzen Film physisch präsent auch durchaus im Alleingang wuchten könnte, sich aber zugunsten der anderen Darsteller auch zurückzunehmen vermag, was zeigt, dass er wirklich das Zeug zu einem ganz großen Darsteller hat. Jason Bateman als etwas linkisches Teammitglied Adam Leavitt ist für den ein oder anderen Gag zuständig und spürbar als Bindeglied zwischen Zuschauer und Film angelegt, da er es ist, der viel fragt und hinterfragt, bestimmte Sitten und Gebräuche nicht versteht und allgemein eher zu der Garde Couch Potatoe zu zählen scheint. In dieser Hinsicht funktioniert Bateman hervorragend, im Bezug auf den Film wirkt er so allerdings ein wenig bemüht und überzogen naiv. Jennifer Garner dagegen positioniert sich keuchend, schwitzend und rabiat kämpfend nach dem Ende ihrer grandiosen Actionserie Alias erneut als große Actionheroinenhoffnung der USA und macht ihre Sache hervorragend. Das wichtigste Pfund am Gelingen der Operation: Kingdom ist allerdings Al-Ghazi Darsteller Ashraf Barhoum, der, will man seine Rolle verorten, einem Ken Watanabe in Last Samurai sehr nahe kommt. Zunächst wirkt er unnahbar und sogar feindlich gesinnt, doch er wächst mit der Zeit und wird zum wichtigen Bindeglied zum Verstehen des Kampfes zwischen der USA/dem gesamten Westen und dem islamistischem Fundamentalismus, was Barhoum beinahe beiläufig und mit unglaublich viel Charme und Spielwitz gelingt und mühelos zu den größten Performances des aktuellen Kinojahres gezählt werden darf.
Zu einem weiteren Highlight des laufenden Kinojahres muss der großartige, wuchtig brachiale und sehr brutale Showdown gezählt werden, der eine der brillantesten Actionszenen auf der großen Leinwand entfesselt und mit maximalster Urgewalt alle bemühten Actionvehikel der letzten Jahre hinwegfegt. Dabei fügt er sich, und das ist imo das Wichtigste bei diesem Streifen, vollkommen schlüssig in das Geschehen ein, wirkt nicht angehangen oder bemüht und walzt so glücklicherweise auch nicht das Konzept des intelligenten Actionthrillers platt. Alles beginnt mit einem Überfall der Saudis auf die amerikanische Wagenkolonne, die in gigantischen Bildern eingefangene, Baylike durch die Gegend fliegende Autos in allerfeinster Hochglanzoptik präsentiert. Und nun wird in Operation: Kingdom durchgestartet und im weiteren Verlauf ein ganzer Straßenzug dem Erdboden gleichgemacht. Raketenwerfer, großkalibrige Waffen, beherzt und oft geworfene Handgranaten, eine unglaublich druckvolle Choreographie und eine Optik, die förmlich Amok läuft. Denn wie die Protagonisten stolpert die Kamera umher, hat kaum Platz, sich in den engen Wohnungen zu bewegen, versucht den Kugeln zu entkommen und will immer im Zentrum des Geschehens bleiben. Dabei bleibt für den Zuschauer genauso viel Übersicht, wie für die Figuren: Keine. Wild wird gezoomt und wackelt die Kamera, als hinge ihr eigenes Leben davon ab. Das mag den einen oder anderen stören, hier passt es aber grandios auf das Konzept der Szenerie. Dies gilt auch für den Rest des Streifens, denn Peter Berg inszeniert seinen ganzen Film im Bournemodus und gönnt den Augen des Zuschauers nicht für eine Sekunde eine Ruhepause. Das mutet anstrengend an, fürwahr, verpasst dem Film aber auch eine gewisse dokumentarische Note und macht den Zuschauer zu einer Art fünften Mann in Fleurys Team.
Abgesehen von der energetischen Kameraarbeit weiß Operation: Kingdom schon alleine aufgrund des unverbrauchten Settings zu überzeugen und passt sich an die örtlichen Gegebenheiten an. Eine sepiafarbene Farbpalette beherrscht dementsprechend das Geschehen. Und trotz des Wackelkameraansatzes wirken die Bilder in Kingdom optisch genauso gelackt, wie in einer Bruckheimerproduktion. Vielleicht sollte jener auch mal seine Fühler nach Peter Berg ausstrecken. Unter den vor Energie pulsierenden Bildern tönt ein Score, wie er untypischer für seinen Macher nicht sein könnte. In keiner Sekunde hört man Operation: Kingdom an, dass Danny Elfman im Soundtrackbereich federführend war und dies ist bei Leibe nicht negativ gemeint, denn Elfman liefert eine grandiose Arbeit ab. Treibend hochtourige, elektronische Elemente in den Actionmomenten und erstaunlich ruhige, fast schon melancholische E-Gitarrenklänge in den wenigen ruhigen Momenten. Nur eben den Derwisch, den fantasyerprobten Großmeister schräger Töne, den findet man hier nicht. Zum Glück.
Was bleibt ist ein großartiger Actionthriller mit erschreckend aktuellem Zeitbezug, der sich nicht in hohlen Phrasen ergeht und versucht ein einigermaßen ausgewogenes Bild zu zeichnen, ohne dabei den Zuschauer im Stich zu lassen. Operation: Kingdom ist Unterhaltung für Bauch und Hirn und damit einer der interessantesten Filme des Jahres.
In diesem Sinne:
freeman