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Soldier Boyz

Verfasst: 14.06.2005, 21:34
von freeman
Soldier Boyz

Originaltitel: Soldier Boyz
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1995
Regie: Louis Morneau
Darsteller: Michael Dudikoff, Cary-Hiroyuki Tagawa, Tyrin Turner, Channon Roe u.a.

Bild

Er brauchte die härtesten, mutigsten Männer, die er finden konnte ... Er fand sie im Gefängnis von L.A.!

Derartig tönt die deutsche DVD von Soldier Boyz. Wofür er diese Teufelskerle braucht? Nunja, zunächst ist ER der Ex Marine Howard Tolliver, seines Zeichens eine Art Aufseher in dem oben erwähnten Knast. An ihn tritt der Millionär Prescott heran, dessen Tochter – die für die UN arbeitet – von „vietnamesischen Terroristen“ LOL entführt wurde. Toliver sagt zu, die Gute zu retten, aber nur wenn den Herzchen, die ihn begleiten, Straffreiheit gewährt wird und irgendeine Bildungseinrichtung 10 Mille bekommt. Dieser Versuch so etwas wie gesellschaftliche Relevanz in den Film hineinzutragen ist genauso billig wie unfreiwillig komisch, aber hey, Dudikoff hat schon für weniger ganze Völker ausgerottet.

Sein Team stellt er zusammen zu cooler Mucke, die jedem Tarantinostreifen zur Ehre gereichen würde. Hier werden die härtesten und mutigsten Männer auch charakterisiert: Es sind allesamt verzogene, gerade dem Teenageralter entwachsene Möchtegerne, denen eigentlich nur mal der Hosenboden strammgezogen gehört. Politisch korrekt sind sie aus allen Bevölkerungsschichten der USA zusammengestellt, freilich ohne „Schlitzaugen“, die stellen ja die Bösen. So bekommt man folgenden hirnverbrannten Haufen zusammengestellt – ungelogen - Ein Nazi, ein Latino, dem nichts über seinen Respekt geht, ein obercooler Schwarzer mit hipper Sonnenbrille, eine Latinabitch, die sich von nieman(n)den mehr eine einschenken lässt und da mer halt ne Frau dabei hat, nimmt man auch noch nen mehrfachen Vergewaltiger mit, der nicht mal einen Satz gerade rausbekommt *Bauch halt*

Im Dschungel angekommen beschnuppert – sprich verdrischt - sich Tolivers Team erst mal richtig. Und Dudikoff mittendrin ... Das nenn ich mal Gruppenzusammenhalt. Nach einem megadämlichen Training – vermutlich um die 85 Minuten Laufzeit vollzubekommen – gibbet nen paar kurze „Wir knallen paar Vietnamesen im Wald ab“ Intermezzos, bei dem es ein paar nette Blutwolken zu bestaunen gibt. Hätte den Vietnamesen mal einer gesagt, dass der Krieg schon vorbei ist, sie könnten noch leben. Tja ja, is halt schwer im Dschungel Nachrichten zu hören. Dann wird die Truppe getrennt und ein paar nette Folterspielchen ins Spiel gebracht (nette Referenz an die Ratte im Sack aus Missing In Action 2), die den insgesamt eh schon bedenklichen Grundton des Filmes noch mehr in Richtung Zynismus abrutschen lässt.

Da es auch Städte in Vietnam geben soll, kommt man freilich auch in Soldier Boyz mal in einer an. Hier ist erst mal ein B-Filmüblicher Besuch im Puff angesagt. Als die vietnamesischen Terroristen auch mal im Puff vorbeigeguckt kommen, wird erst mal das Dorf befriedet. Hier ist meines Erachtens das Action-Highlight des Filmes zu finden, denn die Ballerei in der Stadt ist nett choreographiert, sehr blutig und mit Zeitlupensequenzen an den richtigen Stellen versehen worden. Hier darf dann auch erstmals schön pathetisch gestorben werden. Yeah, für Ruhm und Vaterland. Ein riesen Brüller ist der coole Schwarze, der seine M19 im Ghettostyle abfeuert, also einhändig, schräg gehalten und mit Armbewegungen, die wohl die Kugel zusätzlich beschleunigen sollen ...

Beim Finale fuhren dann die Pyrotechniker offensichtlich Sonderschichten, denn hier explodiert dann wirklich alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Und alles, was niet- und nagelfest ist, explodiert auch. In einer Sequenz zeigt man dann auch mal Triple X und Konsorten, wo der Bauer den Most holt. Wer bei dieser Szene nicht johlend in der Ecke liegt hat den Film schon entnervt ausgemacht oder ist tot. An einem, an einem Stahlseil lose befestigten, M-19 rutscht einer aus Dudikoffs Platoon mit einer Hand an dem M 19 und mit der anderen Hand eine Beretta leerrotzend gut 30 Meter von einem gut 6 Meter hohen Wachturm auf den rettenden Boden. Um ihn herum explodierts in einer Tour und der Turm, von dem er losgerutscht ist, geht freilich auch in Flammen auf. Unglaublich ...

Was ein Film. Für eine strunzdoofe Handlung, enddämliche Dialoge und menschenverachtende Foltereien, Metzelszenen, Geiselmisshandlungen und Zivilistenumrußszenen wird man mit hervorragend inszenierter Action, einem hohen Blutgehalt und einer wahrlich gelungenen Optik belohnt. (Regisseur Louis Morneau sollte insbesondere mit dem genialen Retroactive zwei Jahre später zeigen, dass wenn das Drehbuch stimmt, er auch richtig gute Filme drehen kann. Hier hats halt den einen großen Stolperstein und der heißt: Handlung ...). Insgesamt ist der Film wohl eine ziemliche Frage des eigenen Geschmackes, für die einen ist es ein gewaltverherrlichender beschissener Abklatsch des Dreckigen Dutzends. Für die anderen ist es grundsolide Action für zwischendurch. Ich liege da irgendwo dazwischen, daher gibbet:

:liquid5:

Die DVD von Laser Paradise bietet den Film ancat in Vollbild (allerdings open matte) und mit – vor allem zu Beginn – ziemlichen Qualitätsschwankungen. Im Dschungel angekommen ist das Bild dann ganz ordentlich, mit satten Farben. Die Action tönt dann in Stereo aus den Boxen und man hat – glücklicherweise - auf den hauseigenen Superduperspecial 8.3 Upmix verzichtet.

Dialoghighlights:
1. Hör auf dein Gewissen, es wird dir den Weg weisen.
2. Platoonmitglied 1: „Sind das nicht alles unsere Feinde? Wenn wir jetzt ein paar töten, haben wir am Ende weniger zu tun.“
Dudikoff: „Hm, okay, wer will hier noch sein Leben riskieren?“
Platoonmitglied 2: „Ich!“
Platoonmitglied 3: „Ich!“
Platoonmitglied 4: „Ich hab sowieso immer Lust zu töten.“ Allmächt.

In diesem Sinne:
freeman

Verfasst: 13.08.2006, 21:04
von Cyborg Cop
Grad gesehen und war doch positiv überrascht. Ich weiß nicht, wie Leute in der ofdb dem Film eine 1/10 geben können. Ok, muß zugeben, erst habe ich nach 10 Minuten wieder ausgemacht, aber dann gedacht, na, vielleicht wirds ja doch noch was und so wars auch. Nach ca. 20 Minuten steigert sich der Film permanent und im Showdwon krachts echt derbe. Außerdem ist der Film recht blutig (teilweise extrem blutige Einschüsse, auch einige Blutwolken, aber klasse gemacht).

Natürlich gibts nicht nur Positives, sonst könnte man dem Film die volle Punktzahl geben. Das Drehbuch ist doch sehr grob gestrickt. Hätte man noch mehr Zeit und Mühe in die Dialoge investiert, sie etwas intelligenter und tiefgründiger gestaltet, wäre das ein Super-Film geworden.

So vergebe ich

6/10

Bester Spruch für mich:
"Haben wir denn kein Fahrzeug?"
"Nein"
*kurze Pause*
"Ich besorg uns einen Panzer" :lol:

Verfasst: 14.08.2006, 13:09
von kami
Die Handlung ist zwar strunzdämlich, die Inszenierung dafür aber so gut, aufwändig und actionreich, dass ich SOLDIER BOYZ trotzdem als glatte B-Empfehlung und als Highlight in Dudikoffs etwas zweifelhafter Filmographie betrachte.
Ist eigentlich der Flugzeugabsturz zu Beginn für den Film gedreht oder Stock Footage? Sieht sehr fett aus, fast schon zu fett, hatte zuerst gedacht, die Szene wäre aus AIR AMERICA, ist sie aber nicht.

Verfasst: 14.08.2006, 14:15
von freeman
kami hat geschrieben:Ist eigentlich der Flugzeugabsturz zu Beginn für den Film gedreht oder Stock Footage? Sieht sehr fett aus, fast schon zu fett, hatte zuerst gedacht, die Szene wäre aus AIR AMERICA, ist sie aber nicht.
Das ist so ein Ding, dass ich mich auch permanent frage, wenn ich den Film sehe. Vielleicht ist es doch aus Air America aber eben Alternativmaterial von ner B-Roll oder so? Weil der Crash ist doch imo ähnlich vom ablauf her, wenn ich mich recht erinnere ... Also Explosion eines Flügels usw.

In diesem Sinne:
freeman

Verfasst: 20.01.2007, 02:24
von Joker6686
Bodycount

Extra für euch im KJ Bereich :!:

Verfasst: 08.08.2010, 16:44
von Mr_Pink
Soldier Boyz dürfte mit Sicherheit einer der Menschenverachtendsten Filme in meinem Besitz sein. Aber hey, die Action rockt wie sonst was. Dudi seh ich eh gern und die einzige Frau im Team (ich frag mich immer noch was ne Frau im Männerknast macht...) sieht gar nicht so übel aus. Außerdem gibts selten geniale Sprüche: Schlage im Sack: 'Was gibts zum Dessert du ...' naja irgendeine rassistische Beleidigung für die Asiaten eben.

:liquid7:

Verfasst: 08.08.2010, 17:13
von C4rter
Fand den einst auch recht launig, habe den aber ewig nicht mehr gesehen. Wäre mal wieder an der Zeit.

Verfasst: 08.08.2010, 19:55
von Cinefreak
wie, der Streifen ist von Louis Morneau??? Shit, man sollte doch mal nen Blick riskieren :wink:

Verfasst: 09.08.2010, 10:23
von McClane
Der wohl einzige gute Film aus Dudikoffs Post-Cannon-Ära, was vor allem an Louis Morneaus Inszenierung und den schönen Kulissen liegt... und den derbe blutigen Shoot-Outs, bei denen es ordentlich suppt. Über die Geschichte denkt man besser nicht nach (ein Team aus Schwarzen, Mexikanern und Rassisten - was ne töfte Mischung), die Dialoge sind teilweise herrlich beknackt (super die Szene, in welcher der Knasti der Schlange den Kopf abbeißt und anschließend den Fiesling beleidigt), aber der Film hat Drive und ist ein nett anzuschauende und vor allem wunderbar actionreiche "Das dreckige Dutzend"-Variante. Cary-Hiroyuki Tagawa war schon mal besser, ist aber als Bösewicht doch mal wieder eine mehr als solide Bank.

:liquid7:

Verfasst: 25.10.2010, 21:32
von Cinefreak
Sorry, Louis Morneau, aber auch die dicksten Feuerbälle können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das ne ziemlich trashige Kopie von Das dreckige Dutzend war. Und die Rekrutierungsszenen waren gegen das Original mal richtig doof. Hinzu kommt, dass die Spannung gering ist, wenn man lauter Unsympathen losschickt. Ok, ein zwei Ausnahmen, aber da selbst der Dudikoffsche Tod mich nicht berührt hätte (selbst schuld, wenn man nur anderthalb Gesichtsausdrücke beherrscht?, war die Spannung beim Arsch. Und dass das ne ziemlich derbe Machokotze war, naja, darüber muss man glaube ich nicht diskutieren. Immerhin ging der Nazi drauf...wenigstens etwas...

:liquid5:

Fast schade ums Geld, aber nun hab ich ihn mal gesehen, den Wirbel, der drum gemacht wird um den Film hier, verstehe ich allerdings nicht. Ab 1997 lief Morneau endlich zu großer Form auf und inszenierte nur noch Brecher: Retroactive, Made men, Hitcher Returns, Joyride 2...also sei ihm dieser halbe Fehltritt nochmal verziehen :roll: :wink:

Verfasst: 26.10.2010, 07:41
von StS
"Hitcher Returns" ist ein "Brecher"? Findste echt? :shock:
Fand den persönlich eher mau... :wink:
http://www.liquid-love.de/forum/viewtop ... 8651#18651

Re: Soldier Boyz

Verfasst: 02.06.2022, 21:01
von freeman
Habe mir das Mediabook gegönnt und selbiges gefällt mir ziemlich gut in Aufmachung und Bookletgestaltung. Bildqualität der Blu-ray ist ebenfalls sehr in Ordnung. Hat Momente, da sieht der Streifen aus, als sei er keine zwei Jahre alt. Vom Sound hätte ich mir mehr Druck erwartet. Als Extras gibts ein Interview von irgendeiner Filmbörse, bei dem die Interviewerin Dudikoff drängende Fragen zu Dallas, Tron und ähnlichen Filmen/Serien stellt, in denen Dudikoff nur mal ein paar Sekunden zu sehen war und bei denen man im Gesicht von Dudikoff wirklich sieht, dass sich schon vor der nächsten Frage fürchtet: "Was kommt jetzt? Radioactive Dreams?" :lol:

Weils im Fred thematisiert wurde: Der Absturz ist ganz klar aus Air America. Auch gut daran zu erkennen, dass das Flugzeug, das die Rebellen nach dem Absturz durchsuchen, eine vollkommen andere Maschine (Typ, Größe) ist :lol:

In diesem Sinne:
freeman

Re: Soldier Boyz

Verfasst: 10.06.2022, 21:02
von John_Clark
Hab mir das Mediabook ebenso gegönnt. Der Film ist ja mal ein lauter Billigstactioner voller wirklich mieser Nebendarsteller. Also... naja... Aber das Mediabook ist relativ gelungen. Riesiges Booklet, und wie von Freeman erwähnt, das Interview mit Dudi ist ja wohl der grösste Fremdschammoment seit langem. Man nehme irgendeine optisch halbwegs ansprechende Frau, das wird schon Zuschauer generieren, und lässt diese Dudi wahllos irgendwelche Fragen stellen. :00000694

:liquid3:,5 für den Film.

Re: Soldier Boyz

Verfasst: 14.06.2022, 20:59
von freeman
Aber zumindest war süß, wie die Dame sich dann im Nachgang als total nervös outet und für das Interview entschuldigt und Dudikoff ihr versichert, dass schon alles okay sei. :lol:

In diesem Sinne:
freeman