
Originaltitel: Zero Tolerance
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1993 (imdb)/1994 (ofdb)
Regie: Joseph Merhi
Darsteller: Robert Patrick, Titus Welliver, Mick Fleetwood, Miles O’Keeffe, Kristen Meadows, Barbara Patrick u. a.
Es sah alles nach Routine-Arbeit aus. FBI-Beamter Jeff Douglas (Robert Patrick) fährt mit zwei Kollegen von Los Angeles an die mexikanische Grenze, um den hochkarätigen Drogenhändler Ray Manta (Titus Welliver) aus mexikanischer Haft in die USA zu überführen. Während der Rückfahrt wird das Fahrzeug der FBI-Beamten mit Manta jedoch auf einmal beschossen. Douglas’ Kollegen müssen mit dem Leben bezahlen, Douglas selbst überlebt nur mit viel Glück. Manta kann fliehen, Douglas schlägt sich irgendwie zur nächsten Ortschaft durch und berichtet seinem Vorgesetzten von dem Vorfall. Der verspricht, zwei Kollegen zu schicken, die Douglas beim Papierkram unterstützen und ihn nach L.A. zurückbringen sollen.
Während Douglas sich bis zur Ankunft seiner neuen Kollegen in einem Hotelzimmer eingerichtet hat, stürmt Ray Manta mit Gefolge in sein Zimmer. Zeitgleich bringen Mantas Leute in L.A. Douglas’ Frau und seine beiden Kinder in ihre Gewalt. Douglas hat gerade mit seiner Frau telefoniert, als dies geschieht, die Verbindung besteht noch. Manta erpresst Douglas. Manta verlangt, dass Douglas ihn mit einer Ladung einer hochgefährlichen Droge in die USA einfliegt, ihn über die Grenze bringt. Manta ist Mitglied der „Weißen Hand“, einer Gruppe mächtiger Drogenhändler, die die gefährliche Droge bereits erwarten, um sie unter die Leute zu bringen.
Dummerweise sind Mantas Leute in L.A. wohl ziemliche Sadisten, die Douglas’ Frau misshandeln und schließlich töten. Douglas weiß davon noch nichts. Er lässt sich auf den Deal ein und bringt Manta sicher in die USA, nach Las Vegas. Dann überstürzen sich die Ereignisse. Manta will Douglas loswerden, weil er ihn nicht mehr braucht. Douglas, knapp einem Anschlag entkommen, ruft zuhause an und erfährt dass seine Frau und seine beiden Kinder tot sind.
Douglas’ Wut und Trauer wandeln sich in Rache. Er will die 5 Mitglieder der „Weißen Hand“ töten.
Die ersten drei Absätze der Handlung spielen sich etwa in der ersten halben Stunde des Films ab, der letzte Absatz nimmt dagegen die meiste Zeit des Films in Anspruch (etwa eine Stunde).
Wir haben es hier mit einem Paradebeispiel eines PM-Films zu tun, noch nicht unbedingt in puncto Action (aber auch), doch der Film repräsentiert absolut treffend die Merkmale der mittlerweile untergegangenen Actionschmiede.
Wollte eigentlich ein bisschen allgemein zu PM-Produktionen schreiben, was deren Merkmale sind, überlasse es aber lieber dem interessierten Fan, sich selbst ein Bild zu machen. Wir sind ja keine Filmwissenschaftler.
Man kann diese Filme eigentlich recht kurz reviewen, ohne dabei Wesentliches zu unterschlagen. Oftmals, wie auch bald bei geplanten weiteren Reviews von PM-Filmen noch deutlich werden wird, dient die Geschichte nur dazu, die Actionszenen zusammenzuhalten und zu rechtfertigen. Über eins muß man sich im Klaren sein, wenn man beabsichtigt, sich eingehender mit PM-Filmen zu beschäftigen. Diese Filme befriedigen Bedürfnisse, etwa das Bedürfnis nach spektakulärer Action, nach Eye-Candy. Fast nichts anderes. Wer Action erwartet, der bekommt sie in der Regel auch und das nicht zu knapp, sondern teilweise exzessiver und sogar handwerklich besser, als in manchem Big-Budget-Film.
Ich will trotzdem noch kurz auf die Story von Zero Tolerance eingehen. Irgendwie ist das alles eine recht eindimensionale Angelegenheit, hier sogar noch mehr, als bei anderen PM-Filmen. Die Story und die Dialoge scheinen nach dem Baukasten-Prinzip zusammengesetzt sein. Die Macher ziehen irgendwelche Karteikarten und stricken daraus eine Story und einigermaßen sinnvolle Dialoge zusammen. Apropos eindimensional: Sorgt die erste halbe Stunde noch einigermaßen für Abwechslung in der Handlung, so ist die letzte Stunde wirklich eindimensional. Robert Patrick spürt die Mitglieder der weißen Hand auf und tötet sie. Als das beim zweiten nicht auf Anhieb klappt, gibt’s einen Schnitt und *schwupps* hat Patrick den Kerl schon wieder aufgespürt, er weiß einfach, wo er ist. Da wird keine langwierige Nachforschungsarbeit gezeigt oder so. Muß man eigentlich selbst sehen, um es zu glauben.
Das nur mal als Beispiel für die grobe, holzschnittartige Handlung. Will euch auch nicht weiter damit langweilen und komme zur Action.
Jo, da geht einiges. Der Film ist hier in vielen Details noch nicht so ausgedehnt und over-the-top, wie einige spätere Produktionen, so etwa zwischen Last Man Standing und Recoil, aber schon sehr ordentlich. Jedenfalls gibt es mengenmäßig und auch qualitativ genug Action, um den Film etwas über den Durchschnitt zu heben. Nach der mittlerweile zweiten Sichtung hatte ich den Eindruck, daß die Actionszenen recht abwechslungsreich und gut über den Film verteilt sind. Sicher ahnt ihr schon, welches die erste Actionszene des Films ist, genau, die Befreiung des Drogenhändlers aus dem Auto mit den FBI-Jungs. Recht abwechslungsreiche Action gibt es dort. Verfolgung, Schusswechsel, Stunts, Explosionen, kann man schwer adäquat beschreiben.
Im weiteren Verlauf kommen derartige Kombinationen noch öfters vor, kann man beliebig kombinieren Klopperei/Schießerei, Kloppereien/Schießereien/Explosionen usw.
Es gibt schon eine ganze Reihe, für PM-Produktionen charakteristische Einfälle, Actionspitzen, wie immer man es nennen will. Mal so einige Beispiel: Als Robert Patrick in der Limousine von Manta sitzt, merkt er, dass sich nach und nach alle Leute von der Limousine entfernen (also jetzt nicht Unbeteiligte, sondern erst Manta, dann dessen rechte Hand Omar, dann einige Leibwächter…quasi auf den letzten Drücker springt Patrick aus der Limousine, bevor diese explodiert. Dabei wird er meterhoch durch die Luft geschleudert, kommt auf dem Asphalt auf, tut benommen, steht aber recht schnell auf und entfernt sich fluchtartig zu Fuß.
Anderes Beispiel: Nachdem Patrick das erste Mitglied der „Weißen Hand“ erledigt hat, wird er verfolgt, sein Motorrad gerät ins Schleudern, er landet auf dem Boden. Seinen Verfolgern entledigt er sich folgendermaßen: Mit seiner Waffe schießt er eine Neonreklame ab, die direkt das heranrasende Auto trifft.
Noch eins: In der zweiten Hälfte gibt’s eine Szene, wo Patrick mit einem Auto volle Kanne auf einen stehenden Hubschrauber zurast. Er kollidiert mit dem Hubschrauber, Hubschrauber explodiert und auf der anderen Seite des Hubschraubers fährt Patrick mit dem Auto unbeschadet weiter.
Jaja, so sind sie, die PM-Filme.
Schauspielerisch hat mich ebenfalls Robert Patrick am meisten überzeugt (wenn man bei einem solchen Film schon das Wort „überzeugen“ benutzt), alle anderen Darsteller erfüllen ihre Pflicht, machen das, wofür sie bezahlt werden, spielen einfach die ihnen zugedachten Rollen, ohne großen künstlerischen Anspruch. Filme werden eben oft gemacht, weil Leute damit Geld verdienen können.
Fazit: Story, Darsteller, Optik und einige weitere Parameter sind grade mal Mittel zum Zweck, um eine ganze Reihe recht ansehnlicher bis guter, teils sogar spektakulärer Actionszenen zu zelebrieren. Für den geneigten Actionvielfraß auf jeden Fall ein etwas überdurchschnittlicher Film.
Satte

Das deutsche 18er-Tape von MVW ist ungeschnitten und in Vollbild. Falls man dem Medium VHS nicht abgeneigt ist und das Tape noch irgendwo billig bekommt, kann man getrost zuschlagen. Eine deutsche DVD ist bislang nicht in Sicht.
Ungeschnittene DVDs gibt’s beispielsweise aus Holland oder den USA, natürlich dann ohne deutschen Ton.