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Wer ist Hanna?

Verfasst: 31.05.2011, 08:14
von freeman
Wer ist Hanna?

Bild

Originaltitel: Hanna
Herstellungsland: Deutschland, Großbritannien, USA
Erscheinungsjahr: 2011
Regie: Joe Wright
Darsteller: Cate Blanchett, Saoirse Ronan, Eric Bana, Olivia Williams, Tom Hollander, Michelle Dockery, Álvaro Cervantes, Jessica Barden, Cyron Bjørn Melville, Nathan Nolan u.a.

Wer ist Hanna? Oder die große Frage: Warum sollte mich das interessieren? Natürlich, weil sich „Wer ist Hanna?“ in gewisser Weise anschickt, die Funktionsweisen des Actionkinos auf eher unkonventionelle Arthousebahnen zu lenken und dem Actionfilm neue Impulse zu geben. Ein ehrenvoller Ansatz ... mit einem allerdings wenig befriedigenden Ergebnis.

Irgendwo in Finnland. Ein Mann trainiert seine Tochter in karger Umgebung zur eiskalten Killerin. Als das Mädchen 17 ist, betätigt es das Signal eines Transponders und setzt damit eine Kette von Ereignissen in Gang. Ihr Vater, Erik, bricht gen Berlin auf, sie wird von einem Sondereinsatzkommando der CIA in ihrer Waldhütte gestellt und in einen CIA Komplex in Afrika verbracht. Hier verlangt sie eine Frau namens Marissa ... zu sprechen. Diese hat eine seltsame Ahnung, schickt nur eine Doppelgängerin und wird Zeugin, wie das Mädchen der Frau das Genick bricht und herbeistürmende, bewaffnete Agenten versiert und brutal tötet. Danach flieht das Mädchen aus dem Komplex und schließt sich einer britischen Familie an, die aktuell in Afrika Urlaub macht. Hier kommt das Mädchen, das sich selbst Hanna nennt, erstmals mit der wirklichen Welt in Berührung, findet eine Freundin und stellt sich ihren pubertären Trieben. Allerdings hat sie dafür nicht viel Zeit, denn Marissa setzt ein Killerkommando auf Hanna und ihren Vater an ... es kommt zum unausweichlichen Showdown ...

Doch bis der anrückt, muss der Zuschauer schon ordentlich Sitzfleisch mitbringen. Nicht weil „Wer ist Hanna?“ so lang ist, sondern eher, weil er sich so lang anfühlt. Das liegt vor allem daran, dass dieser Arthouse Actioner wirklich so gut wie keine Geschichte transportiert. Zugegeben, der Film steigt sehr spannend, zügig und atmosphärisch dicht ein und kann eine interessante Sogwirkung entwickeln. Doch sobald klar ist, dass man hier nur der x-ten, etwas verklausuliert, aber nicht reizlos erzählten Rachegeschichte aufgesessen ist, der die Macher nur wenige neue Impulse einimpfen können, fällt „Wer ist Hanna?“ in ein großes Loch. Was neu ist und durchaus Spaß macht, ist, dass „Abbitte“ Regisseur Joe Wright seinem Actionfilm Märchenmotive einimpft. Sein unschuldiges, blondgelocktes Prinzeschen Hanna muss in die große, weite Welt hinausziehen, zur Frau werden und eine böse Hexe jagen, die im Showdown aus dem Bauch eines bösen Wolfes steigt und sich der Heldin entgegenstellt. Das ist irre, keine Frage, und Charaktere, die auf den Namen Grimm hören, unterstreichen diesen reizvollen Ansatz, aber so recht konsequent umgesetzt wirkt das alles nicht.

Vor allem versäumt es Regisseur Wright, seinem Film so etwas wie Spannung einzuimpfen. Einmal in Gang gesetzt folgt ein vorhersehbarer Moment auf den nächsten. Irgendwann gesellen sich zu der Handlungsarmut grobe Logikpatzer und wird ein wirklich abstruses, nicht ansatzweise zu Ende gedacht wirkendes Genexperimentelement eingebaut, das schon sehr viel Entgegenkommen und Akzeptanz von Seiten des Zuschauers voraussetzt. Der würde vermutlich sogar auf diese seltsame Entwicklung einsteigen, wenn die Figuren, denen er folgt, wenigstens ansatzweise interessant wären. Leider sind sie das keineswegs. Vielmehr ist es so, dass keiner der Charaktere wirklich mit Motivationen oder Antrieben unterfüttert wird. Vor allem Cate Blanchetts Marissa-Rolle leidet unter diesem Missstand extrem. Doch auch Eric Banas Figur des Erik bricht dieses Konzept das Genick. Weder fiebert man mit Erik mit, noch berührt einen dessen Schicksal. Und damit der Film dann wirklich richtig schön artsy wirken darf, verkommt die Figur des Killerkommandochefs zur unfeinen Karikatur, die man keine Sekunde ernst nehmen kann. Flankiert von ein paar Skins gibt hier Tom Hollander ein peinliches Abziehbild eines Dandys, der normalerweise von seinen eigenen Mitstreitern gelyncht werden müsste. Bedrohlich oder gar als ernstzunehmenden Gegner nimmt man diesen so nie wahr ...

Einzig die Figur der Hanna kann man einigermaßen akzeptieren. Das Entdecken der großen weiten Welt, pubertäre Anwandlungen und die schockierend brutalen Gewalteruptionen der Figur wirken organisch und glaubwürdig ausgearbeitet. Wobei man aber auch zugeben muss, dass JEDES dieser Elmente auch tiefgreifender und psychologisch fundierter hätte umgesetzt werden können, wenn nicht sogar müssen. Gerade das sehr eilig abgehandelte Coming of Age Element, wäre doch mal eine interessante Sache für einen Actionfilmcharakter gewesen. Zumindest ist die „Abbitte“ Darstellerin Saoirse Ronan genial in ihrer Rolle und haucht Hanna ordentlich Leben ein.

Das Drehbuch zu „Wer ist Hanna?“ findet derweil leider keinen wirklichen Dreh, aus dem Film ein echtes Actionfest zu machen. Die Actionintermezzos sind allesamt recht kurz und wenig innovativ ausgefallen. Die Choreographien wirken durchweg sehr gebremst und unfertig, wenigstens bemühte man sich um einen direkten und rauen Look der Gewalteinlagen. Und auch der Ansatz, große Teile der Actioneinlagen als One Shot Sequenzen zu präsentieren, gefällt, aber im Großen und Ganzen kann man in Sachen Action nur konstatieren: Zu wenig, zu unspektakulär, nicht packend genug und schon gar nicht neu oder bahnbrechend.

Man sieht, es fällt schwer, „Wer ist Hanna?“ grundsätzlich zu verreißen. Die Story ist kein Reißer, hat aber interessante Momente, die Figuren sind ein schlechter Witz, aber ihre Darsteller mühen sich nach Kräften. Und die Action rockt nicht wirklich, ist aber auch kein Totalausfall. Keinerlei Grund zu Beanstandung gibt es dann in Sachen Optik: Das Ding ist nämlich, dass „Wer ist Hanna?“ einfach genial ausschaut! Rau und roh in den Handlungsszenen. Angereichert um nette Perspektiven und Kameraeinfälle, die man so noch nicht im Actiongenre sah. Die Bilder des Einstiegs aus dem hohen Norden strotzen vor Schönheit und Anmut, die sich überschlagende Kamera in den Actionszenen und die von den Sounds der Chemical Brothers angetriebene Schnittfrequenz in hektischeren Verfolgungsszenen sind großartig. Und erneut schafft es ein ausländischer Streifen, deutsche Metropolen so verkommen und kaputt wirken zu lassen, dass man sich nur fragen kann, wieso einheimische Genreproduktionen nicht von derartigen Vorzügen Gebrauch machen. Was wir für heftige Nachmahre produzieren könnten, wenn wir nur wollten ... Großartig auch die Szenen, wenn Hanna sich und die Welt entdeckt. Die Irritationen aufgrund der Modernismen setzt Wright schwindelerregend genial um und die Freundschaftsbekundung zwischen Hanna und Sophie ist so intim und einzigartig inszeniert, dass es einem die Gänsehaut den Körper runterjagt.

Wenn man den Film von seiner Machart her betrachtet, muss man noch einmal zu den Chemical Brothers zurückkommen. Diese untermalen den Streifen mit Wucht und aller Bassurgewalt. Sie erschaffen irre Klangteppiche, die man so selten zu hören bekommt und die in einigen Szenen die gewünschten Intentionen noch einmal deutlich verstärken (etwa den Effekt der Irritation, wenn Hanna die Elektrizität entdeckt). Leider gelingt ihnen keine Großtat wie Daft Punk bei „Tron Legacy“. Es gibt Momente, da wirken die Sounds der Band sogar deplaziert und fast schon nervend oder sie gehen im allgemeinen Waffen- und Geschreigetöse unter. Ein interessantes Experiment ist der Score aber in jedem Fall.

Wie eben der ganze Film. Im Grunde hat man erwartet, dass hier das Actiongenre vielleicht noch einmal eine Adrenalinspritze bekommt, wie von den Bournestreifen damals. Leider gelingt dies hier nicht wirklich. Die Story ist arg beliebig und mancher 80s Hammer wirkt dagegen fast schon komplex. Alleine die Tatsache, dass es keinerlei interessanten oder gar überraschenden Handlungstwist gibt und auch keine irgendwie ambivalent angelegten Figuren existieren, enttäuscht doch nachhaltig. Dafür enthält die Geschichte reizvolle Elemente, die man durchaus noch verstärken hätte können (das Märchenelement und das Coming of Age Element) bzw. nicht nur als Behauptung in den Raum hätte werfen sollen, weil dann alle die Ohren aufstellen und sagen „Voll der wichtige/aktuelle Film“ (Genexperimente). Die Figurenzeichnung ist größtenteils eine Katastrophe und im Grunde ist es nur den versierten Darstellern zu verdanken, dass man wenigstens halbwegs so etwas wie Interesse für die Figuren abseits von Hanna entwickelt. Und schlussendlich ist nicht einmal die Action des Streifens der – Achtung Wortspiel – Bourner ;-). So bleibt „Wer ist Hanna?“ ein interessantes, aber meines Erachtens gescheitertes Experiment, das in fast allen Belangen nachgebessert gehört und nach packendem Einstieg ziemlich an Faszination verliert. Eines allerdings kann der Film für sich beanspruchen: er ist für einen Actionfilm wunderschön anzuschauen ...
:liquid6:

In diesem Sinne:
freeman

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C4rter setzt dagegen:

Hanna (Saoirse Ronan) ist zwar gerade einmal 16 Jahre alt, doch sie beherrscht bereits diverse Nahkampftechniken, den Umgang mit Waffen und etliche Fremdsprachen. Sie lebt mit ihrem Vater (Eric Bana) in der Einöde Finnlands, weit ab vom Schuss und jeglicher Zivilisation.
Eines Tages erzählt sie ihm, dass sie endlich bereit sei. Kurz darauf händigt er ihr einen Peilsender aus, den sie drückt und der dazu führt, dass die CIA bald schwer bewaffnet vor der Tür steht. Hanna wird von einer Gruppe maskierter gefangen genommen, von Erik findet sich aber keine Spur mehr, da er rechtzeitig floh.
Nach der Ausführung ihres Auftrags wollen sich die beiden in Berlin wiedertreffen. Hanna soll die CIA-Agentin Marissa (Cate Blanchett) um die Ecke bringen. Als sie in Gefangenschaft ist und um ein Gespräch mit ihr bittet, ahnt Marissa einen Hinterhalt und schickt eine Doppelgängerin von sich in Hannas Zelle. Hanna murkst die Doppelgängerin ab und flieht aus dem unterirdischen Komplex. Sie denkt, sie habe ihren Auftrag erfolgreich ausgeführt und macht sich nun auf den Weg nach Berlin. Doch Marissa und ihre Schergen sind ihr auf den Fersen...

„Hanna“ kann wohl am ehesten als eine Mischung aus Arthouse-Film und Action-Thriller bezeichnet werden. Dem Film liegt grundsätzlich ein bekanntes und bereits des Öfteren verwendetes Storykonstrukt zu Grunde. Aber was Drehbuchautor und Regie daraus machen, ist zwar nicht gänzlich neu, kann dem Genre aber die ein oder andere gewichtige neue Seite abgewinnen.

Dabei kommt der Film die meiste Zeit mit einer enorm dünnen Handlung aus. Die Titelgebene Hanna wurde von ihrem Vater in jahrelangem Training auf einen Stichtag vorbereitet, der Tag an dem sie sich der CIA-Agentin stellen. Wieso, weshalb, warum und wer Hanna nun ist wird bewusst unklar gehalten und auch nur nach und nach in kleinen Häppchen vermittelt.

„Hanna“ lebt zu großen Teilen vom tollen Schauspiel der jungen Darstellerin Saoirse Ronan die Hanna spielt. Mit ihrer stets etwas naiven Art gegenüber alltäglichem aber totaler Abgeklärtheit wenn es um Kampf und Überleben geht, ist sie immer wieder für eine Überraschung gut. Angefangen beim albinomäßigen Look bis hin zu ihren enormen körperlichen Fähigkeiten bleibt ihre Figur bis zum letzten Drittel ein schwer einzuschätzender Faktor des Films, mit dem man sich aber schnell anfreunden kann, denn Sympathiepunkte strahlt sie ebenfalls reichlich aus.
Aber neben der Hauptrolle sind auch die weiteren Rollen mit viel Gespür besetzt und ebenso gut gespielt. Besonders Cate Blanchett als völlig kalte Jägerin von Hanna, deren Rolle ähnlich mysteriös ist wie Hanna selbst, jagt dem Zuschauer dann und wann schon einmal einen Schauer der Verachtung über den Rücken.

„I just missed your heart“ Hanna

Etwas Besonderes ist der manchmal etwas eigenwillige Look des Films sowie der Soundtrack. Der Film wirkt an mehreren Stellen wie ein Märchen. Ein Haus mitten im Wald, ein stillgelegter Freizeitpark mit einem Gebrüder Grimm Setting. „Hanna“ spielt stets mit Schein und Sein und man merkt das der Film mit seiner Bildsprache viel vermitteln will und dies auch schafft, wenn man denn gewillt ist genauer hinzuschauen. Dabei unterstützt der stets gegen den Strich gespielte Soundtrack der Chemical Brothers. Die Gruppe schafft es die reichlich vorhandenen Actionszenen mit den passenden Klängen zu begleiten, aber 08/15 ist die Musik in diesen Szenen nie. Meist wirkt alles mystisch verklärt und unterstreicht dadurch den generell etwas mysteriösen, unwirklichen Touch des Films.

Kritikpunkte gibt es nur wenige. Der Film lässt sich nach einem mehr als gelungenen Start dann und wann etwas zu viel Zeit und es entsteht immer mal wieder etwas Leerlauf. Dieser wird aber meist kurz danach durch eine enorm intensive Sequenz direkt wieder vergessen gemacht. Zudem ist die Story zwar bewusst knapp gehalten, aber insgesamt dann auch doch etwas schwach auf der Brust. Zwar vermittelt der Film reichlich Elemente rund um Hanna auf anderen Ebenen als im Dialog, aber etwas mehr erklärender Dialog hätte an manchen Stellen nicht geschadet.

Insgesamt aber ist “Hanna” ein erfrischend anderes Genre-Erlebnis, was sich besonders durch den Look und die Hauptdarstellerin auszeichnet. Zudem erzählt der Film für Nichtkenner der Geschichte eine packende Handlung die zum mit fiebern einlädt. Klare Empfehlung.

:liquid8:

Verfasst: 02.06.2011, 17:24
von StS
Joe Wright´s „Hanna” ist nicht nur ein ziemlich interessanter, sondern auch ein relativ guter Film geworden – und zwar einer, bei welchem diverse reizvolle (inhaltliche wie stilistische) Motive zu einem anregenden, sich wohlig von dem „üblichen Einheitsbrei“ abhebenden Gesamtpaket zusammengeschnürt wurden. Dieses Mal hat der Regisseur von solch Werken wie „Pride & Prejudice“ und „Atonement“ einen dramatischen Action-Thriller vorgelegt, der primär jedoch als Coming-of-age- und „Märchen-Geschichte“ funktioniert. Wie diese Beschreibung im Prinzip schon andeutet, bewegt sich der Film dabei stets zwischen zwei sprichwörtlichen „Stühlen“ – nämlich zwischen einem fürs Arthouse-Publikum und einem für die breitere, eher auf vordergründige Action und Thrills ausgerichtete Masse. Mag sein, dass dem fertigen Ergebnis dieser „Spagat“ in keinem optimalen Maße gelingt – aber gerade diese unebene Beschaffenheit erzeugt in diesem Fall (zumindest meiner Meinung nach) einen keineswegs unattraktiven Eindruck (sprich: Ecken und Kanten sind mir deutlich lieber als eine fade Stromlinienform). Klar ist die Geschichte recht konstruiert, nicht übermäßig originell und mit vereinzelten Klischees durchsetzt – aber sie verärgert einen nie irgendwie und wird von den ihre Parts allesamt sehr gut ausfüllenden Akteuren (allen voran Saoirse Ronan) hervorragend getragen. Die überstilisierte Inszenierung passt dabei prima zu den vielen metaphorischen Märchen-Elementen, worüber hinaus der Soundtrack der Chemical Brothers die kreierte Atmosphäre ein zusätzliches Stück weit ergänzt und unterstreicht. Unterdessen bilden die ruhigeren, teils humorvollen Momente (z.B. im Rahmen von Hanna´s Zeit mit der „Urlauberfamilie“) eine harmonische Balance mit den (jeweils stark in Szene gesetzten) Action-Sequenzen – doch unterm Strich es ist vor allem der Entdeckungs- und Reifeprozess der jungen Hauptfigur, der das Interesse am Gebotenen konstant in einem erfreulich ansprechenden Maße aufrecht erhält…

Fazit: Ein ebenso unebenes wie reizvolles, angenehm abseits des „klassischen Mainstreams“ zu verortendes Sehvergnügen, welches sein volles Potential zwar nicht auszuschöpfen vermag, nichtsdestotrotz aber sowohl hochwertig gespielt als auch umgesetzt wurde und den geneigten Zuschauer im Rahmen der gesamten Laufzeit durchweg anständig zu unterhalten weiß…

knappe :liquid8:

Verfasst: 03.06.2011, 14:17
von McClane
Wollte eigentlich schon Mittwoch rein, aber als eher off-mainstreamiger Film ist der in unserem O-Ton-Kino im kleinsten Saal gelandet und der war dann ausverkauft, also habe ich dann mit Freunden gestern ein Kino Double Feature eingelegt (erst "Hannah", danach "Hangover 2"). Bin auch sehr angetan von dem Film, gerade die Tatsache, dass ein Nicht-Actionregisseur den Film gedreht hat, erlaubt ihm einen unverbrauchten, ungewohnten Blick auf das Genre, der natürlich auch von dem Script getragen wird, das mit seine Figuren punkten kann (ein Killer, der vornehmlich in häßlicher Freizeitkleidung unterwegs ist, das hab ich selten gesehen). Die Action ist zurückgenommen, kann aber mit Ideen punkten (z.B. der Einsatz des Containerkrans), auch wenn man hier Wrights Genrefremdheit merkt, gelegentlich hätte man inszenatorisch noch mehr rausholen können als die typische Bourne-Optik, die stellenweise etwas sehr verwackelt und zerschnitten daherkommt. Doch vor allem die Titelfigur, die manchen Dingen komplett erwachsen, in anderen komplett kindisch ist, punktet mit ihrer Vielschichtigkeit, der Coming-of-Age-Part ist einfühlsam gemacht, gerade das Gespräch der Freundinnen unter der Decke hat echte emotionale Wärme. Und die Musik der Chemical Brothers ist echt top.
Schreiberisch ist zwar nicht alles rund, wer Hanna ist bzw. woher sie kommt hat man bereits nach der Laborsequenz überdeutlich erkannt, bei Blanchetts Figur hätte mir gerne eine noch etwas greifbarere Motivation als Pflichterfüllung gewünscht, denn man merkt einen persönlichen Touch in ihrem Handeln, der aber leider nie ganz greifbar wird: *SPOILER* War sie persönlich von Banas Charakter enttäuscht oder hatte unter Umständen Gefühle für ihn? Ihre Mimik in der Rückblende deutet es ja an. *SPOILER ENDE* Tatsächlich wäre mir da etwas weniger Geradlinigkeit auf der Plotebene lieb gewesen, aber insgesamt bin ich doch sehr angetan von dem einfallsreich in Szene gesetzten Film - das bisher Beste, das ich dieses Jahr auf Großleinwand sah.

:liquid8:

PS: Wieso kommst du, freeman, eigentlich darauf, dass die beiden Handlanger Neonazis sind? Skinheads ja, aber von Nazi hab ich da nix gesehen.

Verfasst: 03.06.2011, 16:21
von StS
McClane hat geschrieben:PS: Wieso kommst du, freeman, eigentlich darauf, dass die beiden Handlanger Neonazis sind? Skinheads ja, aber von Nazi hab ich da nix gesehen.
Ich auch nicht. :wink:

Und für einen Film, der in erster Linie weder ein Actionfilm ist noch sein will, gehst Du mir persönlich in Deiner Besprechung etwas zu stark auf die Action ein, Pierre... :wink:

Verfasst: 06.06.2011, 08:31
von freeman
Ich gehe auf die Action ein, weils für mich der Versuch eines Arthouseactioners ist. Und ich denke, das ist noch das reizvollste an der ganzen Grundidee ...

Skins und Neos wurden getauscht ... da fehlt die Trennschärfe bei den Begriffen, das ist wahr ...

In diesem Sinne:
freeman

Verfasst: 05.01.2012, 21:53
von Vince
In seiner Bildsprache mit ureigener Handschrift gesegnetes und vollständig geglücktes Filmexperiment. So wenig Neues der reine Plot bieten mag; in der kühlen Optik, den gewagten Schnitten und Licht- und Schattenspielen, dem unkonventionellen (und doch perfekt sitzenden) Soundtrack der Chemical Brothers und den Nuancen der großartig aufspielenden Saoirse Ronan findet man dafür reichlich Entschädigung.
:liquid8:

Verfasst: 05.01.2012, 22:00
von C4rter
*Edit Vince: Kritik wurde nach oben verschoben und freemans 6 ist jetzt mutterseelenallein, hähähä*

Verfasst: 06.01.2012, 07:52
von StS
C4rter hat geschrieben:*Edit Vince: Kritik wurde nach oben verschoben und freemans 6 ist jetzt mutterseelenallein, hähähä*
Tja, "New Kids" ist der Film halt nicht... :lol:

Verfasst: 06.01.2012, 08:35
von freeman
Er ist aber auch bei weitem nicht das, was ihr drin sehen wollt ... ich erlaube mir, schwächere Filme mit gutem aber nicht zu Ende gedachtem Ansatz schwächer zu finden. Muss keine Filme mögen, die nur aufm Papier richtig gut sind ... dann wären ja wirklich alle Boll Filme Meisterwerke, die klingen im Audiokommentar nämlich auch immer genial ...

@ Stefan: Nein, denn New Kids rockt! Und die Fortsetzung wird erst rocken ... boah ey! Junge, das wird geil!

In diesem Sinne:
freeman

Verfasst: 06.01.2012, 10:17
von StS
Nee, is klar. :lol:

Verfasst: 07.01.2012, 16:23
von freeman
Nee doch, war mehr Stimmung als bei Hanna im Kino ... da wollte man die Schlafenden net wecken, bei New Kids konnte man net schlafen :lol:

In diesem Sinne:
freeman

Verfasst: 29.12.2014, 18:48
von Cinefreak
sehe den doch eher in der Region vom Freeman.
Wenig Action, Thrill war ganz ok, aber leider streckenweise furchtbar langweilig.
Immerhin - Soirse Ronan haut es mit ihrem Charme und ihrer Schlagkräftigkeit wieder raus, aber dem Streifen fehlt es zwischendrin meiner Meinung nach an Pepp & guten Einfällen.

extrem knappe :liquid5:

Verfasst: 30.12.2014, 09:42
von McClane
Cinefreak hat geschrieben:aber dem Streifen fehlt es zwischendrin meiner Meinung nach an Pepp & guten Einfällen.
Komisch, das wären genau die Stichwort, die ich "Hanna" zuschreiben würde. Gerade was Bildgestaltung und Soundtrack angeht, in Verbindung mit dem konsequent durchgezogenen Märchenthema, ist das mit einer der einfallsreichsten Genrefilme der letzten Jahre IMO.

Verfasst: 30.12.2014, 10:19
von Cinefreak
McClane hat geschrieben:
Cinefreak hat geschrieben:aber dem Streifen fehlt es zwischendrin meiner Meinung nach an Pepp & guten Einfällen.
Komisch, das wären genau die Stichwort, die ich "Hanna" zuschreiben würde. Gerade was Bildgestaltung und Soundtrack angeht, in Verbindung mit dem konsequent durchgezogenen Märchenthema, ist das mit einer der einfallsreichsten Genrefilme der letzten Jahre IMO.
mag sein, aber er hatte meiner Meinung nach einfach zuviel langweilige Szenen...ist halt auch Geschmackssache. Höchstwertung hatte ich eh von anfang an nicht erwartet ;)