Wolf Warrior 2
Einer dieser "Sowas wird heutzutage eigentlich nicht mehr gedreht"-Filme - im Guten wie im Schlechten. Als habe Regisseur und Co-Autor Wu Jing diverse Ami-Böller der Achtziger und ganz frühen Neunziger ("Helden USA", "Navy Seals", "Delta Force I-III", "Rambo II + III") genommen und vollkommen ironie- und modernisierungsfrei auf das heutige China übertragen. Bei den klassischen Heldenmotivationen schwankte er zwischen "Rebellen aufhalten", "Geiseln retten" und "Rache für persönlichen Verlust nehmen" - und entschied sich dann für alle drei. Dementsprechend schwankt dann auch der Fokus des von ihm gespielten Helden, der auch dem gängigen Klischee entspricht: Der Beste der Besten, aufgrund seines Ehrenkodex in Ungnade gefallen, von persönlichem Verlust angefressen, jetzt als Freelancer zwischen Sauftouren unterwegs. Ein Bürgerkrieg in Afrika bringt ihn dann wieder in Action, denn der Rest der chinesischen Armee hält sich mit so lästigen Nickeligkeiten wie UN-Mandaten auf, da haben die Heroes der besagten Vorbilder auch nie einen Fick draufgegeben. Ähnlich wie jüngst "Top Gun 2" verkneift man sich aber eine genaue Benennung des Staates, man will ja niemanden vor den Kopf stoßen, weshalb der chinesische Botschafter auch so Sachen wie "China and Africa are friends" zu den Rebellen sagt.
Im Vergleich zum Erstling empfand ich den Patriotismus als etwas runtergefahren. Klar, China ist hier die Schutzmacht deluxe und tendentiell unbesiegbar, aber das war in den Cannon-Böllern der Eighties mit den USA ja genauso. Einige plump-patriotische und hemmungslos dämliche Szenen gibt es freilich auch in "Wolf Warrior 2", etwa jenes Gespräch zwischen Wu Jing und Celina Jade, in welcher der Held ungefähr fünfmal betonen muss, dass die USA samt Navy Seals den Schwanz eingekniffen haben und geflohen sind, während China noch aushält. Tonal ist der Film eh mit "uneben" noch geschönt umschrieben: Mal heuchelt man Mitgefühl und zeigt Völkermord in seiner brutalsten Form, was aber teilweise noch in der gleichen Szene konterkariert werden kann, weil man plötzlich plumpen Humor (etwa bei den Szenen mit Tundus dicker Mama) einbaut oder es "Phantom Kommado"-mäßige Einlagen aus einer comichaften Actionwelt gibt, etwa wenn der Held eine Raketen mit einem Bettfederngestellt abfängt. Manchmal rutscht der Film auch ins seltsam Splattrige, wobei man nicht genau weiß, ob die Gewaltexesse jetzt abschreckend oder als Actionhärte gemeint sind. Mit gut 127 Minuten ist "Wolf Warrior 2" dann auch ein Stück zu lang, da hätte man problemlos einige Szenen rauskürzen können, die für Hänger sorgen.
Dafür knallt die Action schon ordentlich und bringt Variation rein. Unterwasser-Martial-Arts zum Auftakt, ansonsten eine fette Verfolgungsjagd durch eine Armengegend, eine Belagerungssituation usw. usf.Inszenatorisch steigert sich Wu Jing im Vergleich zum Vorgänger ebenfalls, so hundertpro hat er die Craft, um mit Til Schweiger zu sprechen, aber doch noch nicht raus. Gelegentlich geht der Überblick verloren und mancher wichtiger Schurke bekommt einen überraschend unspektakulären, fast beiläufigen Abgang (z.B. die von Heidi Moneymaker gespielte Athena). Doch man kann insgesamt zufrieden sein mit der Melange aus Geballer und Gekloppe, die einige Over-the-Top-Ideen hat, etwa die Verwendung von Glasscherben als Messer und Wurfsterne. Da fällt es gar nicht auf, dass es schon ganz zynisch, dass ein Kind dem Helden zeigt, mit dem Saft welcher Pflanze er die Pfeile seiner Armbrust einschmieren muss, um seine Gegner ordentlich zu vergiften.
Warum das Kind dabei ist? Als lebendiger McGuffin. Warum die Schurken Jagd darauf machen, kann man schnell erahnen, der Film rückt aber erst im letzten Drittel damit raus. Genauso wie mit dem genauen Hintergrund des Projektils, das Leng Feng um den Hals trägt. Dass die Schurken Jagd auf das Kind machen, liegt auch daran, dass sie sich reichlich blöd anstellen und den eigentlich gesuchten Adoptivvater des Kindes, einen chinesischen Arzt, abknallen - dabei hätten Profis wie sie ihn doch einfach entwaffnen können. Auch an der Professionalität des Helden darf gezweifelt werden: Der crasht durch eine Wand mit einem Auto in einen Raum voller Geiseln, fährt aber dank Filmgott Zufall keine einzige davon tot - nur um die meisten davon zurückzulassen, damit sie von den Söldnern um Big Daddy (Frank Grillo) gemeuchelt werden.
Die Schurkentruppe bietet immerhin einige charismatische Fressen, allen voran Grillo, der leider viel zu wenig präsent im Film ist, aber immerhin einen gelungenen Endfight gegen Wu Jing spendiert bekommen. Weniger gelungen ist das CGI, das sich weniger schlimme Fehltritte als die Wolfshorde als Teil 1 leistet, aber immer noch nicht sonderlich gut ist, man siehe den Hubschrauberabsturz oder die Fahrphysik der Panzer im Finale, die sich irgendwo zwischen Matchbox-Auto und Flummiball bewegt.
Dank schicker Landschaften, reichlich Action und der im Vergleich zum Erstling besseren Action ist bei "Wolf Warrior 2" jedenfalls mehr Licht als Schatten. Die Endszene deutet ja bereits einen dritten Film an - und wenn sich Wu Jing dort soweit verbessert wie im Vergleich zum Erstling (oder den Regiestuhl an einen echten Könner abgibt), dann könnte der vielleicht sogar richtig geil werden.
