Tai-Chi

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
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Tai-Chi

Beitrag von freeman » 28.08.2007, 19:31

Tai-Chi

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Originaltitel: Tai ji Zhang San Feng
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1993
Regie: Yuen Woo Ping
Darsteller: Jet Li, Michelle Yeoh, Chin Siu Ho, Fennie Yuen, Yuen Cheung Yan, Hai Yu, Lau Shun u.a.

Tjanbao und Yunbao kommen als kleine Kinder in ein Shaolinkloster, sind hier aber nur für niedere Arbeiten vorgesehen. Die beiden gewitzten Kerle beobachten allerdings die anderen Shaolinschüler und Meister genau und lernen so auch die seltensten Kampfkunstarten. Eines Tages steht eine Prüfung an, die darüber entscheidet, ob die beiden auch offiziell unterrichtet werden dürfen. Bei dieser Prüfung wird Tjanbao von einem Gegner unfairerweise geblendet und prügelt in seinem darauffolgenden Wahn auch auf einen Meister ein. Wegen dieses Ausbruches werden beide Baokinder umgehend des Klosters verwiesen und schlagen sich fortan mehr schlecht als recht durchs Leben. Insbesondere Tjanbao ist von dem Leben außerhalb der Klostermauern fasziniert und möchte vor allem eines: Ein Leben in Reichtum führen. Dieser Ehrgeiz treibt ihn in die Dienste eines Eunuchen, unter dessen Führung er zu einem großen Feldherren heranreift. Yunbao tut sich derweil mit Siu Lin und ihren Freunden zusammen und zieht als Gesetzloser durchs Land. Auf verschiedenen Seiten des Gesetzes beginnen sich Tjanbao und Yunbao allmählich auseinander zuleben. Als Tjanbao aus Karrieregründen sogar bereit ist, seinen besten Freund Yunbao an den Eunuchen zu verraten, wird eine finale Konfrontation unausweichlich ...

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Regisseur Yuen Woo Ping hat sich über die Landesgrenzen der ehemaligen Kronkolonie Hongkong hinaus vor allem in den letzten Jahren als Choreograph der Matrixtrilogie einen Namen gemacht. So sorgt inzwischen allein sein Mitwirken an einem Film bei den Kennern der Materie für ein zufriedenes Zungenschnalzen. In Hongkong selber war er obendrein einige Male als Regisseur tätig und generierte mit dem Streifen Iron Monkey einen echten Klassiker des Martial Arts Genres, der auch noch heute nichts von seinem Zauber und seiner rasanten Power verloren hat. Schon der Filmtitel allein lässt vor dem inneren Auge des Kenners den famosen Kampf auf den Holzsäulen ablaufen, der ein kleines choreografisches Wunderwerk darstellt. Auch der dieser Kritik zugrundeliegende Streifen stammt von Yuen Woo Ping, der unter dem Produzenten Jet Li sowohl die Regie als auch die Kampfchoreographie übernommen hat und diesen Film überdeutlich auf sein Talent in choreographischer Hinsicht abstellt. Denn eine echte Geschichte erzählt er hier eigentlich nicht. Zwei Freunde werden zu Feinden. Mehr bietet er nicht. Dabei geht ihm die Woosche Dramatik dieses Stoffes vollkommen ab, weil sie schlicht und ergreifend unter einer Flut an wahnwitzigen Actionszenen begraben wird.

Und so treffen hier wirklich alle fünf Minuten irgendwelche Kombattanten in rasant choreographierten Fights aufeinander und bieten Wushu, später dann antrainiertes Tai Chi, vom Feinsten. Dabei kommen sowohl "normale" Prügeleien als auch nettes Swordplay zum Einsatz. Insbesondere das Swordplay hat dann fast schon naturgemäß einige kleinere Härten zur Folge, mochten es die Chinesen doch schon immer etwas saftiger. Echte Highlights zu benennen fällt dabei dann schwer, weil alle Fights irgendetwas Besonderes/Einzigartiges aufweisen können, das den jeweiligen Kampf auszeichnet. Einmal kämpft man auf und um einen Tisch, der zunehmend seine Beine verliert, einmal macht Jet Li alles nur mit Headbutts platt, das andere mal fightet man sich einen Holzturm hoch und runter und verschiebt quasi Jengaartig dessen Grundgerüst, bis er irgendwann einstürzt. Und fast naturgemäß treffen hier immer einige wenige Kämpfer auf ganze Heerscharen von Gegnern, so dass die Fäuste immer am Fliegen sind.

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Optisch weiß ein Herr Ping natürlich, wie man derartige Elemente passend und wirkungsvoll bebildert. So setzt es viele der schrägen und effektiven Perspektiven und Einstellungen, die das Hongkongkino in seiner Hochzeit auszeichneten. Was ein wenig langweilt, sind die kaum variierenden Schauplätze. Entweder strolcht man in einer Gaststätte herum, besucht eine Herberge der Rebellen oder plättet das Feldlager des Eunuchen und damit Schauplatz Nummer drei der Handlung. Zwischen diesen Orten switcht man dann hin und her, das war es dann auch schon. Etwas befremdlich mutet der erneut ziemlich derbe Hongkonghumor an, der sich vor allem im Mittelteil einige Male zu oft Bahn bricht, durchaus aber auch zum Schmunzeln anzuregen versteht. Und obwohl es auch ordentlich splattern darf und es in den Fights teils brachialst kracht, hat der Film eigentlich immer eine locker leichte Grundnote und versuchte man offensichtlich eine Art Gleichgewicht zwischen den krachledernen, relativ ernsten Kampfeinlagen und den komischeren Handlungssequenzen zu lancieren, was ganz ordentlich funktioniert. Dabei erweist sich Ping nicht unbedingt als Schauspielerregisseur, denn selbige rangieren allesamt zwischen extrem reduziertem und vollkommen überzogenem Spiel, was nicht immer stimmig erscheint. Von besonderem Interesse ist dabei natürlich das erste gemeinsame Auftreten von Jet Li und Michelle Yeoh, die hier ganz ordentlich miteinander harmonieren. Insbesondere in den Fightszenen haben beide natürlich ihre "schauspielerischen" Höhepunkte und glänzen mit formvollendeter Körperbeherrschung, was bei den Wire Work intensiven Kampfeinlagen unabdingbar ist. Leider werden einige der Wire Work Einlagen ab und zu sehr offensichtlich enttarnt, da man sich hier in der Postproduktion bei der Retusche der Seile relativ wenig Mühe gegeben hat.

Insgesamt präsentiert sich Tai Chi als furios choreographiertes Kampfsportspektakel, das sich gar nicht erst mit Nebensächlichkeiten wie einer ordentlichen Story abquält. Und der Spaß, den man an diesem kleinen Martial Arts Happen hat, zeigt, dass Yuen Woo Ping mit seinem Film nicht viel verkehrt gemacht hat.
:liquid7:

Die FSK 16 freigegebene DVD von Splendid ist nur uncut, wenn selbiges weithin sichtbar auf dem Cover vermerkt ist! Empfohlen sei auch hier die Jet Li Edition mit den weiteren Streifen Claws of Steel, Iron Tiger und Schrift des Todes ...

In diesem Sinne:
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Beitrag von freeman » 28.08.2007, 19:34

Tai Chi II kann machen, wer immer Zeit, Lust und Muse hat bzw. den Film kennt :lol:

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Beitrag von Sir Jay » 28.08.2007, 20:29

man, jetzt hab ich gedacht Tai chi wäre ein weiteres martial arts meisterwerk, aber das hört sich ja nach dem review doch nicht so an ;)

Jetzt hab ich auch das gefühl, dass in dem Film das Tai Chi etwas zu kurz kommt.

hab erwartet, dass es in dem Film hauptsählich um Tai Chi geht...ähnlich wie bei Van Damme in Kickboxer es um Muay thai geht ôô.

nun denn trotzdem bleibt der auf meiner "muss angeguckt werden filme"-liste

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Beitrag von freeman » 28.08.2007, 20:36

Ein Meisterwerk isses definitiv NICHT, dafür aber ein hochunterhaltsamer kleiner Klopper ... wenn du ihn net kennst, wirst du ein Sichten sicher net bereuen. Und Tai Chi spielt eher eine untergeordnete Rolle ... wie in Fearless geht der Li in der Mitte des Filmes nach ner Niederlage mal in sich und lernt da eben das Tai Chi. Wirklich anwenden tut ers nur im Final Fight ...

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Beitrag von Sir Jay » 28.08.2007, 20:48

hab da mal ne tolle tai chi doku gesehen,

da war son tai chi künstler, und der hat 10 erwachsene Männer aufgefordert, sich in einer Linie aufzustellen, und mit aller Kraft zusammen, gegen ihn zu drücken.
Die männer haben alle gedrückt wie verrückt, konnten aber den Tai chi mann keinen Milimeter fortstoßen...am ende sind die kerle alle umgefallen, und der tai chi opa stand noch wie eine starke deutsche Eiche :lol:

Find ich toll sowas, und irgendwie kommt es mir vor als wäre tai chi die chinesische Version von Aikido X.x
in beiden kampfkünsten geht es ja lediglich darum angriffe locker abzuwehren, und gegen den Gegner zurückzuführen.
Tai Chi wirkt auf mich noch ein bisschen eleganter und flüssiger.

Wenn ich dann aber sehe, dass zum thai chi auch der umgang mit schwert und speer gehört, dann dämpft das ein bisschen mein bild von dieser Kunst ôô

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Beitrag von Vince » 28.08.2007, 22:56

Ja, da sind wir uns mal voll einig. Er hat so seine definitiven Schwächen und das ist nicht wirklich was Großes, aber imo einer der unterhaltsamsten Kung Fu-Klopper, die ich kenne. Macht einfach richtig Laune und hat von vorne bis hinten eigentlich keine richtigen Hänger, was auch nicht alltäglich ist bei den Chinesen. Feines Review, feiner Film.

Von mir auch :liquid7:

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Beitrag von kami » 29.08.2007, 17:18

Ignorantes Gesindel :wink: , TAI CHI ist eines der New-Wave-Martial-Arts-Highlights überhaupt. Im Gegensatz zu dem, was der Freeman schreibt, ist die Story für einen Genrefilm wie diesen sehr ordentlich und zum Teil wirklich ergreifend. Gerade die zur Feindschaft mutierende Freundschaft von Jet Li und Chin Siu Ho empfand ich als sehr überzeugend dargestellt, sowohl inszenatorisch als auch schauspielerisch. Auch in so gut wie allen anderen Bereichen weiß der Film zu überzeugen, von Tom Laus gelungener Kameraarbeit bis zu Wu Wai Laps stimmungsvollen Score. Nur wer sich auf Nonstop-TaiChi-Action freut, wird etwas enttäuscht sein, schildert der Film doch eher die (wahrscheinlich fiktiven) Umstände, die zur Entwicklung von Tai Chi führten.
Ein echtes Highlight. Hoffentlich kommt die angekündigte Doppel-DVD von DRAGON DYNASTY in Bälde raus.

:liquid9:

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Beitrag von freeman » 29.08.2007, 19:04

kami hat geschrieben:TAI CHI ist eines der New-Wave-Martial-Arts-Highlights überhaupt. Im Gegensatz zu dem, was der Freeman schreibt, ist die Story für einen Genrefilm wie diesen sehr ordentlich und zum Teil wirklich ergreifend.
:lol: :lol: :lol:

Das schreibt der kami, der mich für meine feinfühligen Worte zu Fountain disst ... Ich glaube, zum Kuscheln brauchen wir uns nie treffen :lol: ;-)

@ Jay: Also zumindest in diesem Film greift Jet Li während der eigentlichen Tai Chi Einlagen NICHT zum Schwert oder Speer. Die Bilder mit den Wushu Waffen stammen aus dem Part des Streifens vor der Genese der "neuen" Kampfsportart ...

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Beitrag von Sir Jay » 29.08.2007, 20:08

coole sache 8-)

PS: als nächstes kommt hoffentlich Fist of Legend ;)

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Beitrag von freeman » 29.08.2007, 20:19

Wie gesagt, ich hoffe ja, dass wir, da er morgen kommt und den alle hier im Forum gucken werden, mit Reviews überschüttet werden. Wenn in zwei Wochen nix da is, denk ich drüber nach ... derzeit sitze ich an Total Risk, Schrift des Todes, den beiden Frühwerken Meister der Shaolin I und II und The Master ... alles gleichzeitig. Das was fertig wird, kommt ;-)

In diesem Sinne:
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Beitrag von Sir Jay » 29.08.2007, 21:57

hast du da nicht angst plötzlich aspekte von Shaolin in Total risk unterzubringen? :lol:
ich meine da verliert man doch den überblick ._.

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Beitrag von freeman » 30.08.2007, 23:40

Neee, bin multitaskingfähig ;-) und dankenswerterweise sind die doch alle recht verschieden ...

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Beitrag von Fäb » 16.09.2007, 18:07

wow, ich merke gerade, dass sogar ich auch mal Tai Chi gesehen hab! Kommt ja nicht so häufig vor bei Martial Arts-Streifen und wenn dann nur bei den Mainstreamern wie Hero usw., was aber natürlich eine etwas andere Liga ist. Fand den ganz ok damals, gab und gibt aber 'nur' ne 6/10.

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Beitrag von Fist_of_Retro » 26.03.2018, 19:26

Habe schon zig Jahre die DVD Splendid Version von 2011 die ist Uncut. Ursprünglich wollte Splendid den Film unter den Titel Twin Warriors herausbringen. Schaut man sich den Film an sieht man den Titel "Tai Chi Master"

Meine Herren ist der Film hart, brutal und blutg also der wahr mal FSK ab 18 und wurde dann irgendwann neugeprüft und FSK ab 16 gegeben und ich bin begeistert das ist einer von Jet Li besten Filmen und Chin Siu-Ho ist hier so ein Stehaufmännchen am Schlusskampf wobei mir auch der andere Kampf von Jun Bao vs Chin Bao sehr gefallen hat als Chin Bao wegen Karriere seine Freunde verraten hat. Auch großartig der Kampf im Shaolin Tempel, die erste Schlacht gegen die Männer des Gouverneur und weitere Kämfe.

Auch der Humor ist köstlich ich stehe auf das. :liquid9: Punkte.

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