Tai-Chi
Verfasst: 28.08.2007, 19:31
Tai-Chi
Originaltitel: Tai ji Zhang San Feng
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1993
Regie: Yuen Woo Ping
Darsteller: Jet Li, Michelle Yeoh, Chin Siu Ho, Fennie Yuen, Yuen Cheung Yan, Hai Yu, Lau Shun u.a.
Tjanbao und Yunbao kommen als kleine Kinder in ein Shaolinkloster, sind hier aber nur für niedere Arbeiten vorgesehen. Die beiden gewitzten Kerle beobachten allerdings die anderen Shaolinschüler und Meister genau und lernen so auch die seltensten Kampfkunstarten. Eines Tages steht eine Prüfung an, die darüber entscheidet, ob die beiden auch offiziell unterrichtet werden dürfen. Bei dieser Prüfung wird Tjanbao von einem Gegner unfairerweise geblendet und prügelt in seinem darauffolgenden Wahn auch auf einen Meister ein. Wegen dieses Ausbruches werden beide Baokinder umgehend des Klosters verwiesen und schlagen sich fortan mehr schlecht als recht durchs Leben. Insbesondere Tjanbao ist von dem Leben außerhalb der Klostermauern fasziniert und möchte vor allem eines: Ein Leben in Reichtum führen. Dieser Ehrgeiz treibt ihn in die Dienste eines Eunuchen, unter dessen Führung er zu einem großen Feldherren heranreift. Yunbao tut sich derweil mit Siu Lin und ihren Freunden zusammen und zieht als Gesetzloser durchs Land. Auf verschiedenen Seiten des Gesetzes beginnen sich Tjanbao und Yunbao allmählich auseinander zuleben. Als Tjanbao aus Karrieregründen sogar bereit ist, seinen besten Freund Yunbao an den Eunuchen zu verraten, wird eine finale Konfrontation unausweichlich ...
Regisseur Yuen Woo Ping hat sich über die Landesgrenzen der ehemaligen Kronkolonie Hongkong hinaus vor allem in den letzten Jahren als Choreograph der Matrixtrilogie einen Namen gemacht. So sorgt inzwischen allein sein Mitwirken an einem Film bei den Kennern der Materie für ein zufriedenes Zungenschnalzen. In Hongkong selber war er obendrein einige Male als Regisseur tätig und generierte mit dem Streifen Iron Monkey einen echten Klassiker des Martial Arts Genres, der auch noch heute nichts von seinem Zauber und seiner rasanten Power verloren hat. Schon der Filmtitel allein lässt vor dem inneren Auge des Kenners den famosen Kampf auf den Holzsäulen ablaufen, der ein kleines choreografisches Wunderwerk darstellt. Auch der dieser Kritik zugrundeliegende Streifen stammt von Yuen Woo Ping, der unter dem Produzenten Jet Li sowohl die Regie als auch die Kampfchoreographie übernommen hat und diesen Film überdeutlich auf sein Talent in choreographischer Hinsicht abstellt. Denn eine echte Geschichte erzählt er hier eigentlich nicht. Zwei Freunde werden zu Feinden. Mehr bietet er nicht. Dabei geht ihm die Woosche Dramatik dieses Stoffes vollkommen ab, weil sie schlicht und ergreifend unter einer Flut an wahnwitzigen Actionszenen begraben wird.
Und so treffen hier wirklich alle fünf Minuten irgendwelche Kombattanten in rasant choreographierten Fights aufeinander und bieten Wushu, später dann antrainiertes Tai Chi, vom Feinsten. Dabei kommen sowohl "normale" Prügeleien als auch nettes Swordplay zum Einsatz. Insbesondere das Swordplay hat dann fast schon naturgemäß einige kleinere Härten zur Folge, mochten es die Chinesen doch schon immer etwas saftiger. Echte Highlights zu benennen fällt dabei dann schwer, weil alle Fights irgendetwas Besonderes/Einzigartiges aufweisen können, das den jeweiligen Kampf auszeichnet. Einmal kämpft man auf und um einen Tisch, der zunehmend seine Beine verliert, einmal macht Jet Li alles nur mit Headbutts platt, das andere mal fightet man sich einen Holzturm hoch und runter und verschiebt quasi Jengaartig dessen Grundgerüst, bis er irgendwann einstürzt. Und fast naturgemäß treffen hier immer einige wenige Kämpfer auf ganze Heerscharen von Gegnern, so dass die Fäuste immer am Fliegen sind.
Optisch weiß ein Herr Ping natürlich, wie man derartige Elemente passend und wirkungsvoll bebildert. So setzt es viele der schrägen und effektiven Perspektiven und Einstellungen, die das Hongkongkino in seiner Hochzeit auszeichneten. Was ein wenig langweilt, sind die kaum variierenden Schauplätze. Entweder strolcht man in einer Gaststätte herum, besucht eine Herberge der Rebellen oder plättet das Feldlager des Eunuchen und damit Schauplatz Nummer drei der Handlung. Zwischen diesen Orten switcht man dann hin und her, das war es dann auch schon. Etwas befremdlich mutet der erneut ziemlich derbe Hongkonghumor an, der sich vor allem im Mittelteil einige Male zu oft Bahn bricht, durchaus aber auch zum Schmunzeln anzuregen versteht. Und obwohl es auch ordentlich splattern darf und es in den Fights teils brachialst kracht, hat der Film eigentlich immer eine locker leichte Grundnote und versuchte man offensichtlich eine Art Gleichgewicht zwischen den krachledernen, relativ ernsten Kampfeinlagen und den komischeren Handlungssequenzen zu lancieren, was ganz ordentlich funktioniert. Dabei erweist sich Ping nicht unbedingt als Schauspielerregisseur, denn selbige rangieren allesamt zwischen extrem reduziertem und vollkommen überzogenem Spiel, was nicht immer stimmig erscheint. Von besonderem Interesse ist dabei natürlich das erste gemeinsame Auftreten von Jet Li und Michelle Yeoh, die hier ganz ordentlich miteinander harmonieren. Insbesondere in den Fightszenen haben beide natürlich ihre "schauspielerischen" Höhepunkte und glänzen mit formvollendeter Körperbeherrschung, was bei den Wire Work intensiven Kampfeinlagen unabdingbar ist. Leider werden einige der Wire Work Einlagen ab und zu sehr offensichtlich enttarnt, da man sich hier in der Postproduktion bei der Retusche der Seile relativ wenig Mühe gegeben hat.
Insgesamt präsentiert sich Tai Chi als furios choreographiertes Kampfsportspektakel, das sich gar nicht erst mit Nebensächlichkeiten wie einer ordentlichen Story abquält. Und der Spaß, den man an diesem kleinen Martial Arts Happen hat, zeigt, dass Yuen Woo Ping mit seinem Film nicht viel verkehrt gemacht hat.
Die FSK 16 freigegebene DVD von Splendid ist nur uncut, wenn selbiges weithin sichtbar auf dem Cover vermerkt ist! Empfohlen sei auch hier die Jet Li Edition mit den weiteren Streifen Claws of Steel, Iron Tiger und Schrift des Todes ...
In diesem Sinne:
freeman
Originaltitel: Tai ji Zhang San Feng
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1993
Regie: Yuen Woo Ping
Darsteller: Jet Li, Michelle Yeoh, Chin Siu Ho, Fennie Yuen, Yuen Cheung Yan, Hai Yu, Lau Shun u.a.
Tjanbao und Yunbao kommen als kleine Kinder in ein Shaolinkloster, sind hier aber nur für niedere Arbeiten vorgesehen. Die beiden gewitzten Kerle beobachten allerdings die anderen Shaolinschüler und Meister genau und lernen so auch die seltensten Kampfkunstarten. Eines Tages steht eine Prüfung an, die darüber entscheidet, ob die beiden auch offiziell unterrichtet werden dürfen. Bei dieser Prüfung wird Tjanbao von einem Gegner unfairerweise geblendet und prügelt in seinem darauffolgenden Wahn auch auf einen Meister ein. Wegen dieses Ausbruches werden beide Baokinder umgehend des Klosters verwiesen und schlagen sich fortan mehr schlecht als recht durchs Leben. Insbesondere Tjanbao ist von dem Leben außerhalb der Klostermauern fasziniert und möchte vor allem eines: Ein Leben in Reichtum führen. Dieser Ehrgeiz treibt ihn in die Dienste eines Eunuchen, unter dessen Führung er zu einem großen Feldherren heranreift. Yunbao tut sich derweil mit Siu Lin und ihren Freunden zusammen und zieht als Gesetzloser durchs Land. Auf verschiedenen Seiten des Gesetzes beginnen sich Tjanbao und Yunbao allmählich auseinander zuleben. Als Tjanbao aus Karrieregründen sogar bereit ist, seinen besten Freund Yunbao an den Eunuchen zu verraten, wird eine finale Konfrontation unausweichlich ...
Regisseur Yuen Woo Ping hat sich über die Landesgrenzen der ehemaligen Kronkolonie Hongkong hinaus vor allem in den letzten Jahren als Choreograph der Matrixtrilogie einen Namen gemacht. So sorgt inzwischen allein sein Mitwirken an einem Film bei den Kennern der Materie für ein zufriedenes Zungenschnalzen. In Hongkong selber war er obendrein einige Male als Regisseur tätig und generierte mit dem Streifen Iron Monkey einen echten Klassiker des Martial Arts Genres, der auch noch heute nichts von seinem Zauber und seiner rasanten Power verloren hat. Schon der Filmtitel allein lässt vor dem inneren Auge des Kenners den famosen Kampf auf den Holzsäulen ablaufen, der ein kleines choreografisches Wunderwerk darstellt. Auch der dieser Kritik zugrundeliegende Streifen stammt von Yuen Woo Ping, der unter dem Produzenten Jet Li sowohl die Regie als auch die Kampfchoreographie übernommen hat und diesen Film überdeutlich auf sein Talent in choreographischer Hinsicht abstellt. Denn eine echte Geschichte erzählt er hier eigentlich nicht. Zwei Freunde werden zu Feinden. Mehr bietet er nicht. Dabei geht ihm die Woosche Dramatik dieses Stoffes vollkommen ab, weil sie schlicht und ergreifend unter einer Flut an wahnwitzigen Actionszenen begraben wird.
Und so treffen hier wirklich alle fünf Minuten irgendwelche Kombattanten in rasant choreographierten Fights aufeinander und bieten Wushu, später dann antrainiertes Tai Chi, vom Feinsten. Dabei kommen sowohl "normale" Prügeleien als auch nettes Swordplay zum Einsatz. Insbesondere das Swordplay hat dann fast schon naturgemäß einige kleinere Härten zur Folge, mochten es die Chinesen doch schon immer etwas saftiger. Echte Highlights zu benennen fällt dabei dann schwer, weil alle Fights irgendetwas Besonderes/Einzigartiges aufweisen können, das den jeweiligen Kampf auszeichnet. Einmal kämpft man auf und um einen Tisch, der zunehmend seine Beine verliert, einmal macht Jet Li alles nur mit Headbutts platt, das andere mal fightet man sich einen Holzturm hoch und runter und verschiebt quasi Jengaartig dessen Grundgerüst, bis er irgendwann einstürzt. Und fast naturgemäß treffen hier immer einige wenige Kämpfer auf ganze Heerscharen von Gegnern, so dass die Fäuste immer am Fliegen sind.
Optisch weiß ein Herr Ping natürlich, wie man derartige Elemente passend und wirkungsvoll bebildert. So setzt es viele der schrägen und effektiven Perspektiven und Einstellungen, die das Hongkongkino in seiner Hochzeit auszeichneten. Was ein wenig langweilt, sind die kaum variierenden Schauplätze. Entweder strolcht man in einer Gaststätte herum, besucht eine Herberge der Rebellen oder plättet das Feldlager des Eunuchen und damit Schauplatz Nummer drei der Handlung. Zwischen diesen Orten switcht man dann hin und her, das war es dann auch schon. Etwas befremdlich mutet der erneut ziemlich derbe Hongkonghumor an, der sich vor allem im Mittelteil einige Male zu oft Bahn bricht, durchaus aber auch zum Schmunzeln anzuregen versteht. Und obwohl es auch ordentlich splattern darf und es in den Fights teils brachialst kracht, hat der Film eigentlich immer eine locker leichte Grundnote und versuchte man offensichtlich eine Art Gleichgewicht zwischen den krachledernen, relativ ernsten Kampfeinlagen und den komischeren Handlungssequenzen zu lancieren, was ganz ordentlich funktioniert. Dabei erweist sich Ping nicht unbedingt als Schauspielerregisseur, denn selbige rangieren allesamt zwischen extrem reduziertem und vollkommen überzogenem Spiel, was nicht immer stimmig erscheint. Von besonderem Interesse ist dabei natürlich das erste gemeinsame Auftreten von Jet Li und Michelle Yeoh, die hier ganz ordentlich miteinander harmonieren. Insbesondere in den Fightszenen haben beide natürlich ihre "schauspielerischen" Höhepunkte und glänzen mit formvollendeter Körperbeherrschung, was bei den Wire Work intensiven Kampfeinlagen unabdingbar ist. Leider werden einige der Wire Work Einlagen ab und zu sehr offensichtlich enttarnt, da man sich hier in der Postproduktion bei der Retusche der Seile relativ wenig Mühe gegeben hat.
Insgesamt präsentiert sich Tai Chi als furios choreographiertes Kampfsportspektakel, das sich gar nicht erst mit Nebensächlichkeiten wie einer ordentlichen Story abquält. Und der Spaß, den man an diesem kleinen Martial Arts Happen hat, zeigt, dass Yuen Woo Ping mit seinem Film nicht viel verkehrt gemacht hat.
Die FSK 16 freigegebene DVD von Splendid ist nur uncut, wenn selbiges weithin sichtbar auf dem Cover vermerkt ist! Empfohlen sei auch hier die Jet Li Edition mit den weiteren Streifen Claws of Steel, Iron Tiger und Schrift des Todes ...
In diesem Sinne:
freeman