Album des Jahres 2015
Das beste / tollste / geilste / genialste was 2015 veröffentlicht wurde
Steven Wilson – „Hand. Cannot. Erase.“

“Less Jazz and more Pop“ – dieser beiläufig in einem vorab veröffentlichen Promovideo gefallene Satz versetzte die Fanschar von Steven Wilson in Aufruhr. Wird er jetzt kommerziell ? Will er in die Charts ? Sofort kamen auch die Klugscheißer aus ihren Löchern, sagten das Ende von Wilsons Genie voraus und das Wilson eh nur noch ein Schatten seiner selbst sei und man das neue Album sowieso nicht hören werde...
Alles Quatsch ! Steven Wilson macht auch auf diesem Album das was er schon immer macht: Musik die zuallererst nur ihm gefallen muß. Heraus kam ein ziemlich guter Querschnitt aus allem was Wilsons Musik schon immer ausmachte: Schöne Popmelodien treffen auf harte Noiseattacken, Radiotaugliche Refrains (mehr Formatradio als im Titelsong hatte Wilson seit „Trains“ nicht mehr) paaren sich mit elektronischen Experimenten. Klar – Wilson plündert wieder einmal komplett in 40 Jahren Musikgeschichte, aber das macht er doch schon immer. Natürlich kann man ihm vorwerfen das er eine Art Trademarksound hat, aber welcher Musiker hat das nicht ?
Alle Vorwürfe nützen nix - „Hand. Cannot. Erase.“ ist das perfekte Popalbum geworden auf dem kaum Popmusik zu hören ist. Auch mit diesem Album ist Steven Wilson nicht der große Star geworden – obwohl es bis auf Platz 3 in den Charts kam. Das Gesamtkunstwerk aus Musik, Texten, Videos / Konzert, Fakewebseite samt Twitteraccount sowie visueller Aufmachung (das knapp 100 Seitige großformatige Buch ist eine wahre Augenweide geworden) ist – auch wenn es eventuell kitschig klingen mag – einfach nur eines: wunderschön.
Highlights 2015
Alben die einfach verdammt gut waren und oft abgespielt wurden
Sylvium – Waiting for the Noise

Der Preis für das beste Pink Floyd Album das nicht von Pink Floyd selber kommt geht dieses Jahr an die Niederländer von Sylvium. Große epische Klanglandschaften, lange David Gilmour Gedächnissolos – alles drin was man erwarten kann. Mir gefällts.
Spocks Beard – the Oblivion Particle

Spocks Beard bleiben Spocks Beard, keine Experimente, keine Neuerungen sondern das was man kann auf beste Weise tun. Und das tun sie auch auf ihrem neusten Album in perfekter Weise. Lange epische Soli, durchdachte Arrangements und sogar die ein oder andere Radiotaugliche Melodie hat sich eingeschlichen. Aber immer noch gilt: Wer bis dato mit Spocks Beard nix anfangen konnte wird auch hier nicht bekehrt werden....
Subsignal – the Beacons of Somewhere Sometime

Subsignal gehen den schwierigen Weg und präsentieren nach dem gefälligen „Paraiso“ einen wesentlich schwierigen Nachfolger. Das auf den ersten Blick sperrige Album entfaltet seinen Reiz erst nach mehrmaligen hören, wird aber dann zu einem ganz großen Werk. Schöne Refrains und Melodien gibt es auch – wenn man sich die Mühe macht diese zu entdecken...
Die Mitläufer 2015
Alben die gut waren aber bei denen einfach das entscheidende Etwas fehlte
Charli XCX – Sucker

Für ein fröhliches „Sucker“ ist immer Platz und Worte wie „Shit“ oder „Fuck“ sind auch alle paar Sekunden zur Stelle. Charli XCX ist immer noch die Antithese zu den chemisch reinen US Trällerbräuten der Marke Disney. Wirklich schade das sich Charli mit diesem Album auf den US Markt schielte und sie nun Musikalisch reichlich weichgespühlt klingt. Der rohe und raue Erstling war da einfach besser und – vor allen – liebenswerter.
Steve Hackett – Wolflight

Steve Hackett ist einer der wenigen Altrocker der in Würde gealtert ist und es auch heute noch schafft unpeinliche Alben zu veröffentlichen. „Wolflight“ erfindet das Rad nicht neu, ist aber schöne angenehm zu hörende Rockmusik der Marke Steve Hackett. Man sollte sich weder von dem kitschigen Cover noch von Songtiteln wie „Lovesong for an Vampire“ abschrecken lassen...
MG – MG LP

Wenn sich einer mit alten elektronischen Klangerzeugern auskennt dann Depeche Mode (Chef) Martin Gore. Wer fette Elektronikklänge alter Schule mag bekommt hier ein Füllhorn an Sounds die einem die Schuhe ausziehen. Songtechnisch ist das ganze aber eher dünn, hier zählt die Atmosphäre. Schade das viele Tracks nur sehr kurz sind, weshalb das ganze auf mich eher wie ein Demoalbum wirkt.
Little Boots – Working Girl

Mit ihrem dritten Album wagt sich Victoria Heskett an die Königsdisziplin der Musik: dem Konzeptalbum. „Working Girl“ handelt von der Rolle der Frau in der modernen Arbeitswelt und Heskett ist das Thema verdammt ernst und wichtig. Der fröhliche Pop der Anfangstage ist einem eher melancholischen Klangbild gewichen. Lustige Reime und schöne Melodien hat sie aber immer noch drauf, auch wenn man sie nicht auf Anhieb entdecken wird.
Chemical Brothers – Born in the Echos

Die Chemischen Brüder sind wieder da – tolle Sounds haben sie noch immer, wenn auch die Großtaten vergangener Tage hier nicht zu finden sind. Klar – wenn man laut aufdreht rummst es immer noch ganz dolle und nach einem wiehernden Pferd auf dem Vorgängeralbum „Further“ brummt diesmal fies eine Biene im Stereospektrum rum. Alles in allem: nett aber kein must-have.
Duran Duran – Paper Gods

In 38 Jahren ihrer Existenz haben Duran Duran alles mitgemacht, aber eine Tatsache gilt immer noch: Ein Duran Duran Album ist nur so gut wie der Produzent den sie am Mischpult haben. Diesmal dürften diverse Leute ran weswegen das Album etwas uneinheitlich klingt. Coole Refrains haben sie aber immer noch drauf, ebenso wie tolle Melodien. Die Soundmäßige Anbiederung an den modernen US Zeitgeist (Stichwort: EDM) hätten sie sich aber sparen können
David Gilmour – Rattle that Lock

Toller Klang, so breit und klar.....
Tolle Gitarrensolos, so episch breit....
Tolle Instrumentals – die richtigen Songs aber sind eher langweilig. Im direkten Vergleich hat mir das letztjährige Pink Floyd Album besser gefallen, wohl weil es fast Instrumental war und nur einen richtigen Song enthielt.
Das peinlichste Lieblingsalbum 2015
Die Überschrift sagt schon alles.....
Muse – Drones

Wenn eine Gruppe so richtig auf dicke Hose machen kann dann Muse. Alles ist hier höher, größer, breiter, lauter, dicker. Mal rockig einfach, dann wieder so mit Kitsch zugekleistert das es fast wehtut. Wenn man in der richtigen Stimmung ist macht diese dicke, laute Kitschsoße durchaus Spaß, ist man genervt dann ist der Spaßfaktor eher gering. Absolute Schmerzfreiheit beim Hörer ist aber generelle Grundvoraussetzung.
Die Enttäuschungen 2015
Tja – Alben von denen man sich viel versprochen hat und die wenig gehalten haben
Franz Ferdinand vs the Sparks – same

Manche Witze klingen auf den Papier besser als sie in Wirklichkeit sind. Das hier ist so einer – diese Kollaboration hätte ja ganz witzig werden könne, klingt aber letztendlich so als ob Franz Ferdinand Songs von den Sparks covern. „Collaborations don´t work“ heißt ein Song – stimmt !