
Originaltitel: American Cyborg: Steel Warrior
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1994
Regie: Boaz Davidson
Darsteller: Joe Lara, Nicole Hansen, John P. Ryan, Joseph Shiloach, Uri Gavriel, Hellen Lesnick u.a.
Trash as Trash can be oder was sonst soll man zu einem Film sagen, der einen Albert Pyun Klassiker zum Vorbild hat und seine meisten Story”einfälle” aus Terminator zusammenklaut? Und dennoch kann ich diesem Film nie widerstehen, wenn er mal wieder im TV kommt. Fragt sich nur warum ...
Im 17. Jahr nach dem Nuklearkrieg wurden alle menschlichen Überlebenden in Städte getrieben, die jetzt von einem Computersystem, welches mit künstlicher Intelligenz ausgestattet ist, wie Gefängnisse kontrolliert werden. Anstatt die unfruchtbaren Überlebenden zu eliminieren, lässt das System sie leben bis sie aussterben. Die kybernetischen Organismen, einst erdacht, um für ihre menschlichen Schöpfer zu arbeiten, arbeiten jetzt als Vollstrecker der neuen Ordnung.
Mary ist die einzige Frau mit einem lebenden Fötus. Diesen trägt sie nicht in ihrem Inneren, das würde ja nen hässlichen Bauch machen. Nein sie trägt ihn in einem Brutbehälter mit sich herum, in dem der Fötus obendrein auch nur wenige Zeit überlebensfähig ist, wenn er nicht ständig gewartet ääääh gefüttert wird. Net schlecht, gelle? ;-). Egal, das Kind soll nun nach Europa verbracht werden, weil man hier die Möglichkeit hat, das Kind unter Beobachtung und in schadstofffreier Umgebung groß zu ziehen. Also will Mary ihr Kind zu einem Boot bringen, dass den kleinen Racker dann in die alte Welt bringen soll, doch die kybernetischen Wächter riechen Lunte und schicken einen Cyborg los, der mit stoischer Ruhe erstmal das ganze Team um Mary kalt stellt. Mary kann zwar entkommen, aber der Cyborg will beenden, was er angefangen hat. Glücklicherweise trifft Mary bald den Menschen Austin, der sie – freilich wider Willen – zum Hafen bringen will und sie vor Ungemach beschützt. Als Austin von dem Cyborg mal eben ein Arm abgerissen wird (derbe Szene) kommt eine unfassbare Wahrheit ans Licht ...
Yeah, das Ding rockt einfach derbe. Klar, die Story klingt nach Terminator + Cyborg und geübte Genrefans werden sicher noch mehr Vorbilder zitieren können, aber dieser Film ist einer jener Fälle, der irgendwie alles richtig macht:
Die Settings sind beeindruckend, abgerissen, vermüllt und als Postnuklearkriegsgebiet mehr als nur glaubwürdig. Alles ist von blauen Licht durchflutet, die Optik ist richtig schön düster, die Effekte sind erstaunlich gelungen (und vollkommen handgemacht) und die Schauplätze reichen von Kanalisationssystemen über alte Bruchbuden hin zu riesigen Lagerhallen und Aufnahmen in freier Natur wo ebenfalls alles herrlich kaputt aussieht. Grandios, vor allem für so eine kleine Produktion.
Wenn dann noch Dialoge kommen wie der hier:
Warst du schon mal am großen Hafen?
Ja!
Wie war es?
Groß und blau ...
Dann verdrückt der Genrefan schon mal heimlich eine kleine Träne. Und wenn das ganze dann noch garniert wird mit teils sehr schrägen Ideen (Held näht sich an die Stelle, wo mal sein Arm war, den eines Cyborgs an, Radkappen dienen als Wurfgeschosse und Cyborgs kratzen sich schon mal selber ein Auge aus) ist man nur noch am frohlocken.
Schauspielerisch ist freilich nicht sooooviel los, aber jeder ist für sich gesehen absolut passend für seine Rolle. John P. Ryan als Cyborg is einfach mal ne coole Sau, die alles und jeden platt macht und den Härtegrad oben hält. Sein Bodycount ist wahrlich beachtlich und sein musikalisches Thema (wie die Mucke im allgemeinen) der Oberhammer und wenn er dazu Gegner mit Messern an die Wand nagelt, um sie dann genüsslich und jetzt bewegungsunfähig abzuknallen, frohlockt der Zyniker in mir ... ! Joe Lara als unfreiwilliger Helfer wird mit einem coolen Westernthema eingeführt und ist im Grunde für die Kickereinlagen zuständig. Leider ist er nicht so der Überkicker und die Kämpfe selber sehen daher nicht so berauschend aus, dafür sind sie ziemlich brutal (Armbrüche im Akkord) und zahlreich. Highlight ist sein Kampf gegen eine Gruppe degenerierter Kannibalen, bei dem es mehr als herzhaft zur Sache gehen darf: Durchschüsse, Zermalmungen, Aufspießungen, Macheten quer durch Köpfe und Knochenbrüche en masse. Alles drin, was so ein Film an blöd brutal rockender Gewalt braucht. Nicole Hansen als Weltenrettermutti ist gelinde gesagt nen bissel überfordert, sieht dafür aber wenigstens halbwegs gut aus. Und ansonsten muss sie halt nur rennen und erstaunt gucken, wenn Joe Lara kickt.
Wundervoller B-Reißer erster Kajüte. Kurzweilig, mit einem mehr als gesunden Härtegrad, cooler Mucke, düsteren, genial passenden Sets und einer mehr als stimmigen Atmo, der einfach Spaß macht und immer wieder geguckt werden kann, ohne sich abzunutzen. Einer meiner absoluten Favs im TV Nachtprogramm, wo dieses Riff erstaunlicherweise immer uncut kommt!

Eine deutsche DVD gibt es nicht, auch keine uncut VHS Fassung. Uncut gibt es nur im TV oder über den Import (Hongkong soll eine DVD haben).
In diesem Sinne:
freeman