Sindbad - Herr der sieben Meere
Originaltitel: Sinbad of the Seven Seas
Herstellungsland: USA/Italien
Erscheinungsjahr: 1989
Regie: Enzo G. Castellari, Tim Kincaid, Luigi Cozzi
Darsteller: Lou Ferrigno, John Steiner, Roland Wybenga, Ennio Girolami, Hal Yamanouchi, Yehuda Efroni, Alessandra Martines, Teagan Clive, Leo Gullotta, Stefania Girolami Goodwin, Donald Hodson, Melonee Rodgers, Daria Nicolodi u.a.
Wie viel noch von Enzo G. Castellari noch in „Sindbad of the Seven Seas“ steckt ist schwer zu sagen, da noch ein ausbleibendes Budget während des Drehs und die Mitwirkung zweier Co- bzw. Nachdrehregisseure da doch einiges verwässerten.
Putzig ist bereits der Vorspann, der das Ganze auf Edgar Allan Poes „The Thousand-Second Tale of Sheherazade“ zurückführt, doch mit der Kurzgeschichte hat der Film allerdings nur die Tatsache gemein, dass Sindbad mit von der Partie ist. Aus der Kurzgeschichte ist hier dann ein ganzes Buch geworden, das eine Mutter, gespielt von Dario Argento Muse Daria Nicolodi, ihrer Tochter vorm Einschlafen vorliest. Das gibt immer wieder Off-Kommentare während des Films, meist vom quengelnden Blag, womit er wie das unfreiwillig komische Gegenstück zu Rob Reiners gewollt witzigem „Die Braut des Prinzen“ wirkt.
Im Gegensatz zu den Vorlagen von Sheherazade und Poe hat man die Crew von Sindbad (Lou Ferrigno), dem Seefahrer, etwas gepimpt, denn nur Matrosen wär ja langweilig. Also besteht sie aus einem Samurai (Hal Yamanouchi), einem Wikinger (Ennio Girolami), dem Zwerg Poochie (Cork Hubbert), dem Koch Saropoulis und dem Prinzen Ali (Roland Wybenga). Ali will daheim seine geliebte Prinzessin Alina (Alessandra Martines) ehelichen, was dem Zauberer Jaffar (John Steiner) gar nicht passt. Dabei sind die beiden ja füreinander bestimmt, Ali und Alina, was ein Wortspiel.
Also macht sich Jaffar den Kalifen per Hypnose Untertan und bringt die Stadt Basra unter seine Kontrolle. Die zu seiner Bezwingung notwendigen Juwelen versteckt er, natürlich auf Inseln, denn wo sollte man sie wohl besser vor einem Seefahrer verstecken...
„Sindbad of the Seven Seas“ ist ein kein Klassiker wie „Sindbads 7. Reise“, als Film an sich er ist eigentlich sogar ziemlich gescheitert. Die Helden stehen vor Aufgaben, die sie meist in Minuten lösen können, einen echten Spannungsbogen sucht man vergebens. Durch die Produktionsquerelen häufen sich dann die Anschlussfehler, z.B. wenn es das Schiff mit Sindbads ganzer Mannschaft wegweht, obwohl drei der Leute gerade noch am Strand kämpften. Die Rahmenhandlung mit der Erzählerin versucht die Lücken dann zu füllen, aber das mehr schlecht als recht.
Auch actiontechnisch ist das Ergebnis mehr als durchwachsen, wobei einige gute Szenen dabei sind, z.B. der Kampf gegen die untoten Krieger. Nett die Martial Arts Einlagen des Samurai, auch wenn dieser gelegentlich sichtbar vorbeitritt, hölzern das Bud Spencer-artige Gekloppe des muskulösen Helden, aber teilweise recht ansprechend abgefilmt. Bis auf den Finalkampf, in dem Sindbad gegen sein eigenes Ebenbild antreten muss und die konfuse Montage teilweise verwirrt, welcher den nun gerade der echte Sindbad ist.
Doch „Sindbad of the Seven Seas“ macht richtig Spaß und zwar als der Trash, der er nun mal ist. Das wird schon in den Dialogen klar, wenn Sindbad zum hypnotisierten Kalifen „Hey, ich hab dich was gefragt“ sagt, die modernen Worte „Branchenbuch“ und „Biorhythmus“ fallen oder Jaffar ein affektiertes „Ich gewiiineeee“ kreischt. Da bleibt kaum ein Auge trocken, wenn der Samurai andauernd Konfuzius zitieren will und der Zwerg einen misslungenen Oneliner nach dem anderen raushauen will.
Die irgendwo zwischen pompös und albern liegenden Setbauten verstärken den Eindruck nur, die Gehirn-Dominierungsmaschine ist ein Kracher vor dem Herrn, ähnlich die offensichtlich ins Bild eingemalten Spezialeffekte, die man 1989 definitiv was besser hinbekommen hätte. Wenn dann noch die Gummi-Piranhas aus dem Becken schnappen oder der Held zum Entkommen aus dem Verlies beruhigend auf die dortige Schlangen-Population einredet, um sich aus den Biestern ein Seil zu knoten, dann ist das Trash Galore.
In der Tradition von Herkules, Maciste und Ator ist Sindbad auch hier ein muskelbepackter Bodybuilder, verkörpert durch „Hulk“-Darsteller Lou Ferrigno, der wahlweise verführerisch (den Ladies gegenüber), angepisst (den Feinden gegenüber) oder grinsend (den Freunden gegenüber) guckt. John Steiner als grell overactender Jaffar ist eine Lachnummer, die zum Rest des Filmes passt, Daria Nicolodi kommt kaum zum Tragen (und wusste vermutlich gar nicht wie der Rest vom Film aussieht) und die restlichen Knallchargen fügen sich passend in das Bild ein.
Als seriöser Film ist „Sindbad of the Seven Seas“ eine ziemliche Katastrophe, als Trashperle allerdings die Wucht in Tüten. Am besten im Double Feature mit „Die Barbaren“ genießen, ebenfalls von Cannon produzierter Fantasy-Trash über Muskelmänner und deren Alltagsprobleme – aber bloß nicht ernstnehmen.
Bisher als TV-Aufnahme aus dem deutschen Fernsehen gesichtet, vielleicht check ich bei Gelegenheit mal die US DVD - auch auf die Gefahr hin, dass der Film da nicht so lustig ist wie in der deutschen Synchro.
Sindbad - Herr der sieben Meere
Sindbad - Herr der sieben Meere
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Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
Re: Sindbad - Herr der sieben Meere
Vince hat sich der Wucht in Tüten ebenfalls angenommen und das Mediabook von Wicked Vision unter die Lupe genommen.
Zur Kritik
Film liegt direkt unter der Herkules Blu von Cannon auf meinem Pile of Shame.
In diesem Sinne:
freeman
Zur Kritik
Film liegt direkt unter der Herkules Blu von Cannon auf meinem Pile of Shame.
In diesem Sinne:
freeman
Re: Sindbad - Herr der sieben Meere
Hier wären wirklich mal epische Neuinterpretationen angebracht, wie auch ein neuer Ali Baba Film.
Re: Sindbad - Herr der sieben Meere
Die Rezis machen Lust, die Blu-ray ob ihrer Extras auch, allerdings würde ich ungern viel Geld ausgeben wollen für einen Trashfilm, zu dem ich keine nostalgische Beziehung habe. Allerdings wird mir die Entscheidung eh abgenommen, denn das rezensierte Mediabook scheint inzwischen schon vergriffen zu sein.
Re: Sindbad - Herr der sieben Meere
Nein, das ist noch verfügbar, aber halt Wicked-shop-exklusiv:
https://www.wicked-shop.com/de/sinbad-h ... tueck.html
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