Originaltitel: La Guerra del Ferro
Herstellungsland: Frankreich, Italien
Erscheinungsjahr: 1983
Regie: Umberto Lenzi
Darsteller: Sam Pasco, Elvire Audray, George Eastman, Pamela Prati, William Berger u.A.
Uh, Barbarenquatsch? Und dann auch sichtlich gut gefilmt? Wow. Aber fangen wir mal beim Regisseur an:
Regiesseur Umberto Lenzi ist neben einigen großartigen Italo-Polizeifilmen besonders bekannt für seinen flotten 80er Jahre Gore-Dreier: "Lebendig gefressen", "Großangriff der Zombies" und "Die Rache der Kannibalen", wobei Lenzi ansonsten selber mit "Mondo Cannibale" (mit sehr, sehr wenig Kannibalen und viiiel Mondo) bereits 1972 schon die Standarts des Menschenfresser-Horrors etablierte.
Hier lässt man den ohne Frage gekonnten Regisseur eben auf die Barbarenwelle los, wobei hier doch so ein paar kleinere Unbekannten in der Story liegen. So spielt "Barbaren - Stärker als Feuer und Eisen" in der frühen Vorzeit. Erste Menschen rennen mit ulkigen Leder-Bikinis durch die Gegend, sehen aus wie frisch vom Friseur und posieren auch schonmal vor großangelegten Modell-Landschaften mit etwas außer Kontrolle geratenen Elefanten-Modellen:
(Sieht man aber erst in Bewegung so richtig, lädt dann aber durchaus zum Ablachen ein.)
Überhaupt muss man vor allem mal auf die sehr hochwertige Produktion hinweisen. Modell-Aufnahmen und Stock-Footage werden bis auf kleinere Ausfälle ordentlich verwendet, die generelle Inszenierung ist flüssig und weißt viele originelle Zutaten auf, seien es jetzt schöne Bildkompositionen oder generelle Momente wie eine Schnitt-Collage, die mit schrammeligen Gitarrenriffs unterlegt ist. Budget-mäßig wie auch atmosphärisch spielt "Er - Stärker als Feuer und Eisen" (so der deutsche Titel der Erstveröffentlichung) in einer ganz anderen Liga als etwa noch "Thor - Der unbesiegbare Barbar". Ich würde sogar soweit gehen, dass beide Spiele nicht einmal im selben Stadion stattfinden.
Held gegen Bösewicht, blonde Mähne gegen Löwen-Mähne: Das Duell der Giganten!
Aber "Stärker als Feuer und Eisen" ist dann nicht ganz problemfrei, kommen wir also zur Story und vor allen den Darsteller. Im Film geht es darum, dass Ela und Vood beide an erster Stelle stehen, um neuer Clanführer zu werden. Also haut Vood bei der erstbesten Gelegenheit den Hauptling um, was Ela aber mitkriegt, ihn anklagt und nach einem kleinen Gefecht, in dem auch der Dorfpriester draufgeht, auch (sprichwörtlich) aus der Höhle wirft.
Doch leider entdeckt Vood bei nem aktiven Vulkan schnell DAS EISEN und hebelt sich gleichmal ein Schwert aus dem Fels, mit dem er dann gleich einen Löwen besiegt, um dessen Birne von nun an als Kopfschmuck zu benutzen.
Und ja, Vood wird von everybodys Italo-Darling Luigi Montefiori dargestellt, den man ansonsten wohl besser unter seinem Pseudonym George Eastman kennen und lieben gelernt hat. Keiner ist so fies, keiner guckt so verrückt und es wäre wohl auch keiner besser für diese Rolle des kriegstreibenden, waffenschmiedenden Irren gewesen. Da haben wir dann auch unser erstes Problem: "Urzeitfeeling" kommt zwar durch die dolle Inszenierung auf, aber wenn da unsere Höhlenmenschen von Null auf Schmied in zwei Stunden gehen, nehme ich dem Film sein Geschehen doch nicht ganz so ab.
Natürlich wird auch Ela vom zurückgekehrten Vood dann seinerseits aus der Höhle geworfen. Oder anders gesagt: An ein Holzkreuz gefesselt und den Affenmenschen zum Fraß vorgeworfen! Gut für Ela, dass er Muskeln en masse mit sich rumträgt, so sind Holzkreuz und Affendresche kein Problem mehr.
Ein großes Problem dürfte ansonsten der Hauptdarsteller Sam Pasco sein, der eine wallende, blonde Mähne zur Schau trägt, immer nur im Lendenschurz auftritt und ansonsten aussieht, als hätte man einem jungen Christopher Walken für drei Jahre Anabolika gespritzt. Leider hat Pasco aber nicht den guilty-pleasure-Acting-Bonus des Walken-Masters, sondern schaut oftmals sogar so deppert in die Kamera, dass wir uns im Partykeller gefragt haben, ob zu Anfangs bewusst Eastman viel mehr im Bild war. So frei nach dem Motto: "Schau ihn dir an, dass können wir unseren Zuschauern doch nicht in Großaufnahme zumuten!"
Aber keine Sorge, blöde Gesichtsausdrücke gibt es noch genug , dafür sorgt dann auch noch die weibliche Unterstützung in Form von Elvire Audray als Isa, die nachher noch die Hauptrolle in "Amazionia", besser bekannt als "Cannibal Holocaust 2" spielen durfte, bevor sie auch heimlich still und leise wieder wieder den Weg des filmisches Vergessens ging. Ok, sie hatte noch ein paar mehr Filme auf der Darstellerkarte als Pasco, der durfte nur in "Stärker als Feuer und Eisen" sein Antlitz in die Kamera halten.
Auf der Seite der Bösen unterstützt Pamela Prati den "Man-Eater" nach besten Wissen und Gewissen als fiese Manipuliererin im Hintergrund, der scheinbar ständig die linke Titte aus dem Urzeit-BH hüpft. Naja, soll mich ja nicht weiter stören und Prati, die nachher die nackte Carmen in "Die nackte Carmen" spielte, eigentlich erst recht nicht.
Aber weiter gehts im Text: Isa findet Ela im Wald und bringt diesen zu ihrem Vegetarier-Hippie-Stamm (oh ja!) mit. Der wird auch noch regiert von Mogo, einem nach Alt-68er aussehenden William Berger, der sich schon durch zig verschiedene Italo-Western geballert hat und der wohl mit Abstand das Beste ist, was man hier an Schauspieler aufgetischt bekommt. Derweil metzelt sich Vood mit seinen Mannen durch die Steinzeit, treibt per Rauch die Affenmenschen gar aus ihren Höhlen und macht sich generell so ziemlich alles Untertan, was da so kreucht und fleucht. Wohin die Chose am Ende hinaus laufen wird, dürfte ja jetzt schon ziemlich klar sein.
Zwischendurch findet sich auch immer ne Gelegenheit um was zu verprügeln, seien es jetzt nun andere Stämme, die aussehen als wollte Lenzi seine Kannibalen-Make-Up-Reste nicht ungenützt liegenlassen, oder auch schonmal ganz verrückt aus ner Mischung aus Zombie- und Leprakranker daherkommen. Hier wird halt so ziemlich alles auf hohem Niveau verdroschen, was das Italo-Cinema bislang so in die Finger gekriegt hat.
Lepra-Zombie-Whatevers zur Linken und Felskannibalen mit Bolas zur Rechten.
Dabei ist das Geschehen, wie gesagt, konsequent auf hohem Niveau inszeniert, was sicherlich auch für viele "Vorher-Nicht-Trashfans" den Streifen attraktiv macht. Atmosphärische Musik, teils aufwendige Modellbauten und gekonnt eingesetzte Slow-Motion-Aufnahmen sprechen da eine deutliche Sprache. Inhaltlich, tja, inhaltlich ist es immer noch ein Barbarenfilm und als solcher nicht nur Geschmackssache sondern von Haus aus trashig. Aber was will man schon von einem Genre erwarten, dessen seriösester Ableger "Conan - Der Barbar" heißt und Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle bietet!?!
Ela und Isa machen ein Päuschen, während der weise Hippie-Führer Mogo nicht mehr weiter weiß...
Fazit: Hat man sich einmal an die Fresse unseres Haupt-Barbaren gewöhnt hat und sich auch nicht mehr durch den inhaltlichen Irrsinn samt Anachronismusen aus der Fassung bringen lässt, der findet mit "Barbaren - Stärker als Feuer und Eisen" entweder einen gemütliche Zeitvertreib, oder vielleicht sogar ne Einstiegmöglichkeit für den Barbarentrash, abseits von "Conan".
,5(Mit etwas mehr inhaltlicher stringenz hätte es durchaus noch mehr werden können. Aber da sich auch der Trash etwas(!) in Grenzen hält... Die 0,5 abschließenden Bonuspunkte kommen für die großartige Kill-Kollage samt irrem Eastman!)
Auch "Barbaren - Stärker als Feuer und Eisen" ist wie "Thor - Der unbesiegbare Barbar" von MIG in der tollen "Barbaren-Box Vol. 1" erschienen und bietet sogar eine extremst gute Bild- und Tonqualität.
Zugreifen lohnt sich, besonders bei diesem unschlagbaren Preis!
"Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!"
