Fantasy Mission Force

Schlimmer als Kickboxer Filme? Der wahre Abschaum des Films -> bitte keine Comicverfilmungen.
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Vince
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Fantasy Mission Force

Beitrag von Vince » 08.02.2006, 23:06

Fantasy Mission Force

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Originaltitel: Mai nei dak gung dui
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1983
Regie: Kevin Chu Yin-Ping
Darsteller: Jackie Chan, Wang Yu, Brigitte Lin, Yung Shao Chin, Shin Bu Lia, Adam Cheng, Paul Chang Chung, Pearl Cheung Ling, Chen Hung Lieh, Suen Yuet, Hui Bat Liu, Chin Ti, Lam Maan Cheung, Lee Kwan, David Tao Da Wei u.a.

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Na? Verwirrt?

Dass der Krieg aus Sicht der Beteiligten oftmals ein surreales Gesicht annimmt, hört man immer wieder. Künstler wie Otto Dix, die an Kriegen teilgenommen haben, verarbeiten ihre Eindrücke oft in Form von bizarren Linien, verschrobenen Proportionen, zermürbenden Horrorlandschaften und reinstem Antinaturalismus.

Die Pappkameraden, die für den Über-Trash “Fantasy Mission Force” verantwortlich sind, ziehen diese Sache ein wenig ins Lächerliche, denn der Kriegshintergrund wird hier auch surreal dargestellt; jedoch nicht als Symbolik für die Schrecken des Krieges, sondern um mit billigen Mitteln ein kleines Spaßfilmchen zu produzieren, einen bunten Ninja-Kriegsaction-Fantasy-Schrott, dem leider die nötigen Gehirnzellen fehlen, um die Kriegsthematik zu persiflieren, geschweige denn sensibel oder respektvoll anzugehen.

Hat man dies einmal verziehen und verfügt über einen Trash-Faible, so wird schon recht schnell der zweifellose Unterhaltungswert greifbar. Von Beginn an haftet dem Film auf jeden Fall ein gewisser Überraschungseffekt an, was daran liegt, dass er mit Nebendarsteller Jackie Chan etikettiert ist und mit ihm auch überall beworben wird; nur ist der Streifen für seinen Star eine äußerst untypische Angelegenheit - wenigstens, was gewisse Elemente betrifft, die hier mit Genuss zelebriert werden und die man in keinem anderen Chan-Film in der Form zu sehen bekommt. Das ist damit zu erklären, dass Chan seinem Co-Star Wang Yu durch die Teilnahme einen Gefallen tat, “Fantasy Mission Force” also nicht wirklich ein Projekt ist, das sich Chan ausgesucht hätte. Und so wirkt er im gesamten Film auch eher wie ein Fremdkörper, was aber nicht tragisch ist, denn die dutzendfach vorhandenen Fremdkörper sind es, die den Film mit einer gewissen Abwechslung belegen und damit ansehnlich machen. Trash halt. Viel los, nix passt, und das ist gut so.

Das Konzept erinnert zu Beginn ein wenig an die A-Team-Konstellation. Und tatsächlich ging das A-Team in den USA fast zeitgleich in Produktion, was nun nicht notwendigerweise auf direkte Einflüsse aus den Vereinigten Staaten hinweist, was aber wohl auch nicht undenkbar wäre. Immerhin werden für die Rettung der Generäle zunächst einige Superagenten, die größtenteils aus dem Westen stammen, aus verschiedensten Gründen verworfen: James Bond, Snake Plissken, ja sogar Kodyjack aus der westlich angehauchten Mad Mission-Reihe. Der japanische General, der seine Kontrahenten als Geiseln nimmt, mutet an wie eine Hitler-Parodie, und insgesamt ist in dieser Anfangsphase fast noch heitere Satire zu vermuten.

Recht schnell verdünnisiert sich dieser Eindruck jedoch, wenn sich dann die sinnfreien Handlungsstränge aufbauen und ein Team aus Spezialisten zusammengestellt wird, jeder ganz klassisch einzeln vorgestellt und schließlich zu einem schrullig-bunten Haufen zusammengesetzt. Der Look des letztendlich zusammengesetzten Teams ist Kasperquark Deluxe: Der eine trägt ‘ne Ritterrüstung, der nächste ‘nen Schottenrock, wieder ein anderer verfügt über ein fast bayrisches Aussehen, was auch zu Beginn durch eine grausige Verschmelzung bayrischer und fernöstlicher Kultur mit einem beinahe ohrwurmartigen Gekrächze verdeutlicht wird. Anleihen verschiedenster Epochen verschiedenster Länder verschiedenster Genres werden ohne Rücksicht auf optische Harmonie zusammengepanscht. Im Gesamtbild hat der knallig-bunte Ninja-Trash noch die stärkste Wirkung auf den Endlook, was speziell an einer gelungenen Szene liegen mag, in der sich vier vermummte Kämpfer per exzessiv eingesetzter Wirework-Technik in die Lüfte begeben und mit farbigen Stoffen um sich werfen, um die Gegnerschar zu bezwingen. Man fühlt sich hier ein wenig an den späteren “A Chinese Ghost Story” erinnert, der das schillernde Farbenspiel mit Kostümen und künstlichen Körperverlängerungen auf die Spitze trieb und natürlich mit dem vorliegenden Film unvergleichbar perfektionierte.

Hier wird auch klar, weshalb Jackie Chan nur bedingt in diesen Film zu passen scheint. Wie gewohnt zeigt er in einigen wenigen Szenen feinste Körperakrobatik, die aber eben vollkommen auf sich selbst bezogen ist und sich frei von jedem Firlefanz nicht mit dem Rest der Martial Arts deckt. Sein Stil steht vollkommen auf verlorenem Posten, aber da quasi jedes verwendete Element das gleiche Schicksal erleidet, fällt diese Unregelmäßigkeit nicht einmal auf.
Die Folge ist eine unzusammenhängende Story mit gigantischen Storylöchern und eine optische Reizüberflutung, die sich durch den stetigen Wechsel der Stile ergibt - seien es nun Kampfstile, der Look von Kostümen und Sets, verwendete Stilmittel (sehr häufig wird Fast Motion angewandt) oder was auch immer. Während sich Puristen speziell bezogen auf den Aufhänger “Zweiter Weltkrieg” (der praktisch nicht gegenwärtig ist) die Haare raufen wegen der stetigen Ruhelosigkeit der Inszenierung, erfreuen sich jene, die sich schnell gelangweilt fühlen, an diesem fliegenden Wechsel. Verstößt mal etwas gegen den eigenen Geschmack, so kann man sich sicher sein, es wird in der nächsten Minute durch ein neues Motiv ersetzt. Wir sehen eine Gemeinde von Kampfamazonen, wir sind zu Gast in einem Geisterhaus und am Ende lässt der Krieg in einer finalen Schlacht doch noch mal grüßen. In Sachen Gewalt lässt man sich dabei nicht lumpen und zeigt so manche Brutalität, was der sowieso vorhandenen Effekteversiertheit nur zugute kommt. Erstaunlich ist der Umstand, dass die meisten Genrefragmente prinzipiell gelungene Sequenzen zu bieten haben - so hat das Geisterhaus eine ganze Palette guter Einfälle zu bieten, die fast schon in den Aufgabenbereich der “Ghostbusters” reichen würden.

Schade ist es, dass “Fantasy Mission Force” emotional eine Flachpfeife bleibt. Die Akteure, in den westlichen Übersetzungen sowieso zu dummbratzigen Einzellern degradiert (und das gilt nicht nur für die hundselende deutsche Synchronisation, nein, auch die Amis werden ganz schön von ihren Synchronsprechern verarscht), bewegen das noch undefinierte “Gefühl” des Zuschauers keinen Zentimeter näher zum Herzen; was schon in Ordnung ist, aber dass Emotionen geweckt werden sollten, bemerkt man zumindest in der finalen Schießerei. Nur wie gesagt, dieser Film symbolisiert nicht etwa die Sinnlosigkeit des Krieges, er schafft es nicht einmal, sie zu karikieren; nein, er albert lediglich mit ihnen herum.

Wie auch immer, möchte man sagen; wer eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Krieg sehen will, sollte sowieso woanders nachschauen. So funktioniert dieser “Fantasy Mission Garbage” als simples Vergnügen für zwischendurch, als Zeitvertreib. Er ist ein Film zum drüber lustig machen, er ist quasi wie der Kerl, der in Arnies “Herkules in New York” im Bärenkostüm steckte: er gibt vor, etwas zu sein, das er nicht ist - und zwar so schlecht, dass es jeder sieht - und das weiß er auch selbst, er ist ja nicht blöd... oder doch?
:liquid5:

Seit Ende 2005 ist der Film in einer "Classic Collection" von EuroVideo erhältlich - erstmals ungeschnitten, allerdings in recht mieser Qualität.

Screenshots

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Jackie hat Hunger auf Fleisch
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Eine sexy Tarnhütte mit sexy Schottensoldaten im sexy Zweiten Weltkrieg
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Die Spezi-Truppe für den Geheimauftrag
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Was so Seidentücher alles ausrichten können
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Amazon Women in the Hood
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Ein Geisterkopf schaut zu...
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...wie seine sterblichen Überreste herumgetragen werden
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Das deutsche Volk braucht Autobahnen...holt euch euren KdF-Wagen!

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Beitrag von freeman » 14.12.2008, 20:53

Holy Shit, der lief dieses Wochenende als die Superfaust auf Tele 5 und präsentierte sich als witziger Mix aus:
Nichtsynchronisierten, nichtuntertitelten englischen Abschnitten + Nichtsynchronisierten, untertitelten Abschnitten und Synchronisierten Abschnitten, was dem Film per se schon einen abartig zerfahrenen Gesamteindruck bescherte. Witzigerweise war es vollkommen egal, was man da nun lesen oder hören konnte, es war immer zum Steinerweichen schlecht. Eine derartig miese Synchronisation hab ich ja schon lange net mehr gesehen. Da schauen Leute mit geschlossenem Mund in die Kamera, reden aber! Genial. Und Jackie als Chickenboy war ja mal ein echter Kracher ... und erst seine Dialoge mit den Frauen im Film. Cool auch, dass das "Gefangenenlager" von Amazonen und (wie nennt man männliche Amazonen?) Barbaren bewacht wurde, grundsätzlich jeder Scheiße laberte und ich dann irgendwann net mehr gewillt war durchzuhalten ;-)

Der Jackie hat schon ein paar echt coole Filme :lol:

In diesem Sinne:
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Beitrag von Cyborg Cop » 14.12.2008, 21:14

Wußt gar nicht, daß wir da ein Review zu haben. Finde den höchst spaßig (Unterhaltungswert so 7/10 würde ich mal sagen), die Asiaten in Schottenröcken, die sexsüchtigen Wilden und zum Schluß noch Nazis im Mad-Max-Outfit :lol: ...das hat schon für ne Menge Lacher bei mir gesorgt. Die deutsche DVD ist immerhin annehmbar, das meiste ist synchronisiert, wenige Stellen sind OmU.

Edit: Mein Lieblingscharakter die Frau mit der Panzerfaust. :wink: :mrgreen:
Sieht sogar ganz schnuckelig aus.

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Beitrag von Sir Jay » 14.12.2008, 21:25

shit, und ich hab ihn verschlafen :lol:

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Beitrag von Ed Hunter » 14.12.2008, 23:15

Und ich hab ihn verpasst. :?
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Beitrag von Vince » 15.12.2008, 10:31

Ah geil, danke fürs Hochholen der Kritik... so weiß ich, dass ich nix Unbekanntes verpasst hab. Als nämlich ein Jackie Chan-Film namens "Die Superfaust" im Fernsehprogramm angekündigt wurde, hab ich gerätselt, ob ich den kenne oder nicht - und ihn dann verpasst. Aber anscheinend hab ich ihn ja schon auf DVD. :lol:

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Beitrag von freeman » 15.12.2008, 13:44

Da kommt die Tage noch so ein Klopper, der seine Deutschlandpremiere feiern wird ... auch mit dem Jackie in ner Minirolle. Titel ist mir leider grad net geläufig, ich schau aber gerne nochmal ...

In diesem Sinne:
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Beitrag von Vince » 15.12.2008, 13:45

Ich glaub das ist der Billigstreifen, wo Jackie den Gangster mit der Warze spielt... der kürzlich mit sehr gutem Bild in D veröffentlicht wurde (und ich hab diese beschissene ausländische DVD). Review ist auch schon hier irgendwo.

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Beitrag von Sir Jay » 15.12.2008, 18:06

das wird police woman sein, oder auch "rumble in Hong Kong" :lol:

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Beitrag von Vince » 15.12.2008, 18:17

Genau der... meidet ihn, als wär er die Pest!

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Beitrag von freeman » 16.12.2008, 08:39

Neee, das Bild verspricht eher so nen historisch veranlagten Streifen ... ich guck heute mal ...

In diesem Sinne:
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kami
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Beitrag von kami » 19.01.2009, 15:41

Cyborg Cop hat geschrieben:Wußt gar nicht, daß wir da ein Review zu haben. Finde den höchst spaßig (Unterhaltungswert so 7/10 würde ich mal sagen), die Asiaten in Schottenröcken, die sexsüchtigen Wilden und zum Schluß noch Nazis im Mad-Max-Outfit :lol: ...das hat schon für ne Menge Lacher bei mir gesorgt. Die deutsche DVD ist immerhin annehmbar, das meiste ist synchronisiert, wenige Stellen sind OmU.

Edit: Mein Lieblingscharakter die Frau mit der Panzerfaust. :wink: :mrgreen:
Sieht sogar ganz schnuckelig aus.
Ich mag den Film auch recht gerne, eine völlig kaputte Filmwundertüte, deren Actionszenen aber erstaunlich kompetent und aufwändig inszeniert wurden.

Die Frau mit der Panzerfaust dürfte doch die gute Brigitte "BRIDE WITH WHITE HAIR" Lin sein, oder? Die ist natürlich sehr schnuckelig, auch wenn ihre Frisur (Perücke?) die Schönheit nicht gerade betont.
Objektiv sind natürlich selbst die 5 Punkte vom Vince noch geschmeichelt, amüsiert hab ich mich aber für :liquid7:

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