Gate, The
Verfasst: 21.06.2006, 14:22
The Gate
Originaltitel: The Gate
Herstellungsland: Kanada / USA
Erscheinungsjahr: 1987
Regie: Tibor Takács
Darsteller: Stephen Dorff, Kelly Rowan, Jennifer Irwin, Louis Tripp, Andrew Gunn, Carl Kraines, Ingrid Veninger, Christa Denton u.a.
“The Gate” ist wie die in ihm zur Schau getragene Mode der Achtziger, nämlich schrill, bunt, cheesy und uncool. Etwas von Intelligenz, wie zum Beispiel ein Konzept, ist einfach nicht da; statt dessen ist der Ungare Tibor Takács darauf erpicht, Steven Spielbergs Gruselproduktion “Poltergeist” nachzueifern und ihn stilistisch zu kopieren, wo es nur geht. Dass man dazu aber eine halbwegs originelle Ausgangslage braucht, war wohl niemandem so recht klar.
Die kanadische Produktion entstand im Fahrwasser Dutzender Nachzügler einer Welle gepflegter Grusel-Familienunterhaltung, die das (momentan wieder auflebende) Slasher / Terrorkino rund um Carpenters “Halloween” und Hoopers “Texas Chainsaw Massacre” (und letzterer führte ja ironischerweise ausgerechnet auch bei “Poltergeist” Regie) ablöste und statt Mord und Totschlag in all seiner Rohheit lieber auflockernden Entertainment-Grusel und poppige Spezialeffekte bot.
Damit gekoppelt war leider auch ein sich zunehmend verjüngender Cast. Aus den Twens des “Texas Chainsaw Massacre” wurden im Laufe der Achtziger oft Teenies (“Lost Boys”) oder im schlimmsten Fall sogar Kinder, die gruselige Abenteuer bestehen mussten. Politisch unkorrekte Überlebensgleichheit zwischen Kindern und Erwachsenen blieben die Ausnahme (“Der Blob”, 1988), und so ging mit den jüngeren Hauptdarstellern auch die Unvorhersehbarkeit flöten... fortan war der Ausgang der Handlung schon immer vorherbestimmt. Die Kinder würden überleben, darauf sollte man besser seine Wetten abschließen.
“The Gate” ist leider so ein “Kinder gegen böse Mächte”-Nonsens, in all seiner Pracht. Die Eltern machen sich schnell aus dem Staub Richtung Urlaubsparadies und lassen eine nicht ganz 16-Jährige und ihren kleinen Bruder zu Hause alleine. Den Bruder spielt Indie-Held Stephen Dorff in seinem Filmdebüt als ziemlicher Knirps, noch etwas pausbäckig und mit einer potthässlichen 80's-Matte auf dem Kopf, die allerdings von den bizarren Frisuren der Teengirls im Film locker getoppt wird (der beste Filmmoment: Diejenige mit der hässlichsten Frisur überhaupt rollt nach einem Streit mit dem frechen Stephen die Augen und sagt: “Ist der uncool!”). Dass Stephen für seine Performance gleich zweifach als bester Jungdarsteller nominiert wurde, erschreckt mich zutiefst, denn so sehr ich seine späteren Darbietungen auch mag, in seinem ersten Film spielt er wie ‘ne Pflaume, und wann immer das Drehbuch ihm einen zynischen Spruch auf die Lippen legt, versandet dessen Wirkung in dem Moment, in dem Stephen seinen Mund öffnet.
Was sich Drehbuchautor Michael Nankin, inzwischen als Autor und Regisseur diverser TV-Serien tätig, hierbei allerdings gedacht hat, will mir nicht in den Kopf. Die Geschehnisse wirken vollkommen affektiert und darauf gerichtet, eine Gruselszene nach der anderen im Poltergeist-Lichte zu inszenieren, komme was wolle. Da die Monster irgendwoher kommen mussten, wählte Nankin wohl einfach mal die Erde (die ihm neben der Luft und dem Wasser als dritte Option offenstand), und nun gibt es nach einer unheimlich zähen Anfangsphase, in der rein gar nichts passiert, unzusammenhängende Monsterattacken zu sehen, die rein biologisch überhaupt nicht miteinander im Zusammenhang stehen - hier krabbeln mal Miniteufel aus dem Erdloch, da fliegen ein paar Motten herum, hier taucht mal eine adrige Monsterhand unter dem Bett auf, da ein Zombie, hier eine Spiegelillusion, da falsche Eltern aus Biomasse. Wenn überhaupt, wären solche unvereinbaren Angriffe eher auf eine unsichtbare Macht zurückzuführen - eben auf den Poltergeist-Ansatz. Aber es geht nun mal nicht ums Haus und einen Geist, sondern um ein Loch im Vorgarten und darin hausende Erdteufel... was eine Hand unter dem Bett damit zu tun hat, weiß ich auch nicht.
Es gibt aber ein großes Aber, und das buchstabiert sich “Spezialeffekte”. Die häufen sich zumindest ab dem zweiten Filmdrittel zunehmend in einer bewundernswerten Sorgfalt. Randall William Cook gelang es, die Miniteufel schön flüssig zu animieren, so dass sie wie eine Mischform von Stop Motion und CGI daherkommen. Es fehlt ihnen zwar alleine durch ihre verhältnismäßig kurze On-Screen-Zeit der ironische Charme der Critters und erst recht der Gremlins, die manchmal unberechtigterweise als zentrale Inspirationsquelle genannt werden, ansonsten sind das aber nette Biester. Der Riesenerdteufel am Ende ist aus effektetechnischer Sicht das Highlight, das Harryhausen hätte neidisch machen sollen. Ansonsten sorgen hübsche Matte Paintings, eine zerfasernde Hauskulisse und akzeptable Make Up-Effekte für visuelle Schauwerte, die sich vor niemandem verstecken müssen.
Die Art und Weise, wie das “Endmonster” schließlich zur Strecke gebracht wird, ist Humbug hoch drei, und davon, was passiert, als das Monster besiegt ist, will ich lieber gar nicht reden; in solchen Momenten wünscht man sich wieder das konsequente Terrorkino zurück. Aber die letzten rund 40 bis 50 Minuten sind abzüglich des Epilogs ohne Zweifel kurzweilig genug, um unterhaltend zu wirken, weil gerade das Visuelle betreffend viel Abwechslung geboten wird - auch wenn die wie gesagt im Drehbuch nicht nachvollziehbar gemacht wird. Unabhängigkeit von der Logik, hässliche Outfits, die Killer Dwarfs und versteckte Botschaften auf Heavy Metal-Alben, Stop Motion, der Weltuntergang und die Rettung durch einen kleinen Bub - das macht nicht immer einen guten Film, ist aber meistens eine Mordsgaudi. Obwohl “The Gate” nie seine Vorbilder erreicht und mehr als einmal total hirnrissig wird, wäre so ein dummes Filmchen heutzutage vielleicht mal wieder ein Riesenspaß.
Zuerst von Markenting, dann von Sunfilm wurde eine DVD veröffentlicht, die Anbetracht des Filmalters und seiner relativen Bedeutungslosigkeit für die Filmgeschichte technisch ausgesprochen gut geworden ist. Der Sound ist zwar etwas blechern, dröhnt aber aus allen Rohren in dts, und das Bild ist erstaunlich sauber. Recht gelungene DVD-Umsetzung mit FSK16 uncut.
Originaltitel: The Gate
Herstellungsland: Kanada / USA
Erscheinungsjahr: 1987
Regie: Tibor Takács
Darsteller: Stephen Dorff, Kelly Rowan, Jennifer Irwin, Louis Tripp, Andrew Gunn, Carl Kraines, Ingrid Veninger, Christa Denton u.a.
“The Gate” ist wie die in ihm zur Schau getragene Mode der Achtziger, nämlich schrill, bunt, cheesy und uncool. Etwas von Intelligenz, wie zum Beispiel ein Konzept, ist einfach nicht da; statt dessen ist der Ungare Tibor Takács darauf erpicht, Steven Spielbergs Gruselproduktion “Poltergeist” nachzueifern und ihn stilistisch zu kopieren, wo es nur geht. Dass man dazu aber eine halbwegs originelle Ausgangslage braucht, war wohl niemandem so recht klar.
Die kanadische Produktion entstand im Fahrwasser Dutzender Nachzügler einer Welle gepflegter Grusel-Familienunterhaltung, die das (momentan wieder auflebende) Slasher / Terrorkino rund um Carpenters “Halloween” und Hoopers “Texas Chainsaw Massacre” (und letzterer führte ja ironischerweise ausgerechnet auch bei “Poltergeist” Regie) ablöste und statt Mord und Totschlag in all seiner Rohheit lieber auflockernden Entertainment-Grusel und poppige Spezialeffekte bot.
Damit gekoppelt war leider auch ein sich zunehmend verjüngender Cast. Aus den Twens des “Texas Chainsaw Massacre” wurden im Laufe der Achtziger oft Teenies (“Lost Boys”) oder im schlimmsten Fall sogar Kinder, die gruselige Abenteuer bestehen mussten. Politisch unkorrekte Überlebensgleichheit zwischen Kindern und Erwachsenen blieben die Ausnahme (“Der Blob”, 1988), und so ging mit den jüngeren Hauptdarstellern auch die Unvorhersehbarkeit flöten... fortan war der Ausgang der Handlung schon immer vorherbestimmt. Die Kinder würden überleben, darauf sollte man besser seine Wetten abschließen.
“The Gate” ist leider so ein “Kinder gegen böse Mächte”-Nonsens, in all seiner Pracht. Die Eltern machen sich schnell aus dem Staub Richtung Urlaubsparadies und lassen eine nicht ganz 16-Jährige und ihren kleinen Bruder zu Hause alleine. Den Bruder spielt Indie-Held Stephen Dorff in seinem Filmdebüt als ziemlicher Knirps, noch etwas pausbäckig und mit einer potthässlichen 80's-Matte auf dem Kopf, die allerdings von den bizarren Frisuren der Teengirls im Film locker getoppt wird (der beste Filmmoment: Diejenige mit der hässlichsten Frisur überhaupt rollt nach einem Streit mit dem frechen Stephen die Augen und sagt: “Ist der uncool!”). Dass Stephen für seine Performance gleich zweifach als bester Jungdarsteller nominiert wurde, erschreckt mich zutiefst, denn so sehr ich seine späteren Darbietungen auch mag, in seinem ersten Film spielt er wie ‘ne Pflaume, und wann immer das Drehbuch ihm einen zynischen Spruch auf die Lippen legt, versandet dessen Wirkung in dem Moment, in dem Stephen seinen Mund öffnet.
Was sich Drehbuchautor Michael Nankin, inzwischen als Autor und Regisseur diverser TV-Serien tätig, hierbei allerdings gedacht hat, will mir nicht in den Kopf. Die Geschehnisse wirken vollkommen affektiert und darauf gerichtet, eine Gruselszene nach der anderen im Poltergeist-Lichte zu inszenieren, komme was wolle. Da die Monster irgendwoher kommen mussten, wählte Nankin wohl einfach mal die Erde (die ihm neben der Luft und dem Wasser als dritte Option offenstand), und nun gibt es nach einer unheimlich zähen Anfangsphase, in der rein gar nichts passiert, unzusammenhängende Monsterattacken zu sehen, die rein biologisch überhaupt nicht miteinander im Zusammenhang stehen - hier krabbeln mal Miniteufel aus dem Erdloch, da fliegen ein paar Motten herum, hier taucht mal eine adrige Monsterhand unter dem Bett auf, da ein Zombie, hier eine Spiegelillusion, da falsche Eltern aus Biomasse. Wenn überhaupt, wären solche unvereinbaren Angriffe eher auf eine unsichtbare Macht zurückzuführen - eben auf den Poltergeist-Ansatz. Aber es geht nun mal nicht ums Haus und einen Geist, sondern um ein Loch im Vorgarten und darin hausende Erdteufel... was eine Hand unter dem Bett damit zu tun hat, weiß ich auch nicht.
Es gibt aber ein großes Aber, und das buchstabiert sich “Spezialeffekte”. Die häufen sich zumindest ab dem zweiten Filmdrittel zunehmend in einer bewundernswerten Sorgfalt. Randall William Cook gelang es, die Miniteufel schön flüssig zu animieren, so dass sie wie eine Mischform von Stop Motion und CGI daherkommen. Es fehlt ihnen zwar alleine durch ihre verhältnismäßig kurze On-Screen-Zeit der ironische Charme der Critters und erst recht der Gremlins, die manchmal unberechtigterweise als zentrale Inspirationsquelle genannt werden, ansonsten sind das aber nette Biester. Der Riesenerdteufel am Ende ist aus effektetechnischer Sicht das Highlight, das Harryhausen hätte neidisch machen sollen. Ansonsten sorgen hübsche Matte Paintings, eine zerfasernde Hauskulisse und akzeptable Make Up-Effekte für visuelle Schauwerte, die sich vor niemandem verstecken müssen.
Die Art und Weise, wie das “Endmonster” schließlich zur Strecke gebracht wird, ist Humbug hoch drei, und davon, was passiert, als das Monster besiegt ist, will ich lieber gar nicht reden; in solchen Momenten wünscht man sich wieder das konsequente Terrorkino zurück. Aber die letzten rund 40 bis 50 Minuten sind abzüglich des Epilogs ohne Zweifel kurzweilig genug, um unterhaltend zu wirken, weil gerade das Visuelle betreffend viel Abwechslung geboten wird - auch wenn die wie gesagt im Drehbuch nicht nachvollziehbar gemacht wird. Unabhängigkeit von der Logik, hässliche Outfits, die Killer Dwarfs und versteckte Botschaften auf Heavy Metal-Alben, Stop Motion, der Weltuntergang und die Rettung durch einen kleinen Bub - das macht nicht immer einen guten Film, ist aber meistens eine Mordsgaudi. Obwohl “The Gate” nie seine Vorbilder erreicht und mehr als einmal total hirnrissig wird, wäre so ein dummes Filmchen heutzutage vielleicht mal wieder ein Riesenspaß.
Zuerst von Markenting, dann von Sunfilm wurde eine DVD veröffentlicht, die Anbetracht des Filmalters und seiner relativen Bedeutungslosigkeit für die Filmgeschichte technisch ausgesprochen gut geworden ist. Der Sound ist zwar etwas blechern, dröhnt aber aus allen Rohren in dts, und das Bild ist erstaunlich sauber. Recht gelungene DVD-Umsetzung mit FSK16 uncut.