
Originaltitel: Barbarians, The
Herstellungsland: USA/Italien
Erscheinungsjahr: 1987
Regie: Ruggero Deodato
Darsteller: Peter Paul, David Paul, Richard Lynch, Eva La Rue, Virginia Bryant, Sheeba Alahani, Michael Berryman u.a.
Nach dem Erfolg von „Conan“ boomten die Barbarenfilme kurz und natürlich durfte in der illustren Runde auch ein Italo-Rip-Off nicht fehlen.
Die Ragnicks sind ein friedlicher Gauklerstamm, die durch die Lande ziehen, nur Gutes im Sinn haben und als Schatz einen unendlich wertvollen Rubin besitzen. Darauf ist jedoch auch der böse Herrscher Kadar (Richard Lynch) scharf, der den Treck kurzerhand überfällt und versklavt, doch ein Ragnick entkommt mit dem Stein. Das ist noch der Teil des Films, den man halbwegs ernst nehmen kann, die Auftaktaction ist überraschend flott inszeniert und die Helden des Films sind noch nicht erwachsen.
Dabei handelt es sich um die Zwillinge Gore und Kutchek, von den Ragnicks aufgenommene Waisenkinder. Da einer der beiden Kadar bei einem Wutanfall zwei Finger wegmümmelt, dieser aber der Ragnick-Königin versprochen hat sie nicht zu töten, geht es in den Steinbruch, Gladiatorentraining nebenher. Das erinnert sehr an „Conan“ und ist dann gleich auch mit fast ähnlichen Bildern inszeniert, hinzu kommt dann noch Pavlowsche Theorie auf simpel, wenn die Brüder von behelmten Männern ausgepeitscht werden und als Erwachsene einander töten wollen, wobei jeder den Helm des Peinigers des anderen trägt.
Doch die erwachsenen Barbarenzwillinge zerdeppern einander die Helme, erkennen die Wahrheit und gehen stiften. Doch Gore (David Paul) und Kutchek (Peter Paul) beschließen Kadar zu stürzen und ihre Königin zu befreien...
„Die Barbaren“ ist ein recht spätes Produkt im Zuge der „Conan“-Welle und noch eine Spur primitiver als das Schwarzenegger-Vehikel. Mit Sinn oder Logik sollte man besser nicht an die Geschichte gehen, sonst droht man noch zu hinterfragen, warum die Barbarenbrüder erst zwecks Waffenkauf eine Siedlung aufsuchen, Armdrücken gegen den dortigen Waffenhändler (Gastauftritt George Eastman) versuchen, was in eine Kneipenschlägerei ausartet, an deren Ende ein Befreiungsversuch ohne Waffen steht. Da Ruggero Deodatos Film aber weniger als 90 Minuten dauert und recht flott vom Leder gezogen ist, wenn die Protagonisten stets von A nach B und wieder zurück hetzen, kommt immerhin keine Langeweile auf.
Natürlich kommt eine der Lieblingsbeschäftigung von Barbaren (neben eingeölt in der Gegend rumstehen und Pappmache-Felsen stemmen) zum Zuge: Sich ordentlich wemmsen. In regelmäßigen Abständen gibt es hier auf die Fresse, gelegentlich sogar zu 80er Jahre Synthie-Mucke, die kaum zum Fantasygeschehen passt. Teilweise packt man auch die Bud Spencer/Terence Hill-Prügelsounds aus, wenn man sich auf die Moppe haut, wozu dann auch durch die Luft geschleuderte Kontrahenten wunderbar passen. Gelegentlich greift man auch zu Schwert und Axt, wenn man Fabelwesen und bösen Soldaten den Garaus macht. Rasante Kampfchoreographien erwartet man dabei besser nicht, aber nett anzusehen ist das Hauen und Stechen schon.
Weiterhin zum Unterhaltungswert trägt auch der Trashfaktor des Ganzen bei. Die Barbaren stimmen ganz gerne unmotiviert eine Mischung aus Gröhlen und Grunzen an, albern mit einem abgetrennten Werwolfkopf rum, streiten sich, wer nun die Axt und wer das Schwert haben darf, versuchen ein knutschendes Paar in der Straße darzustellen usw. Hinzu kommen noch ein paar echt exotische Frisuren, der Chef der Ragnicks trägt gar 10 Jahre vor „Star Wars: Episode I“ die Frisur von Königin Amidala. Wie viel von der Komik nun gewollt ist, inwieweit man sich das als authentisches Barbarenverhalten vorstellte oder ob man damit tatsächlich Selbstironie versuchte, ist nicht leicht zu sagen: Trashig und lustig ist das dumme Treiben auf jeden Fall.
Eine Überraschung bietet „Die Barbaren“ allerdings: Das überraschend gute Set-Design. Viele Locations, vor allem der gruselige Sumpf, kommen sehr stimmungsvoll rüber und sogar einige interessante Ideen bietet die Ausstattung, z.B. Kadars Thron, der auf einer großen, von zig Sklaven getragenen Plattform steht. Was die Monstereffekte angeht, herrscht da nicht die gleiche Sorgfalt, meist sind die Kreationen als Kostüme und Attrappen zu erkennen – aber immerhin mit handmade Charme.
In den Hauptrollen tummeln sich mit den Paul-Gebrüdern zwei total überzüchtete Vollhorste, neben denen selbst Arnold Schwarzenegger schmächtig wirkt – und selbst ein Arnold Schwarzenegger zu „Conan“-Zeiten wie ein Charakterdarsteller aussieht. Das mangelnde Talent trägt aber irgendwie zur Belustigung bei, Eva La Rue in der weiblichen Hauptrolle kommt da wenig zu tun. Mal wieder charismatisch als Bösewicht vom Dienst ist Richard Lynch und Michael Berryman, der Chef-Kannibale aus Wes Cravens „The Hills Have Eyes“, ist als Handlanger des Bösen mit dabei.
Als ernsthaftes Fantasyabenteuer sollte man „Die Barbaren“ besser nie ansehen, lieber als temporeichen Italotrash, den man besser nur in größerer Runde rezipiert. Dann bekommt man recht unterhaltsamen Scheißdreck serviert, bei dem es viel zu lachen gibt und reichlich auf die Moppe, wenngleich wirklich gute Filme ganz anders aussehen. Aber lustiger als ernstgemeinte Rohrkrepierer wie „Red Sonja“ ist das allemal.

Gibt es auf DVD nur in Italien oder hierzulande als Boot, das ist aber recht gelungen und trotz aller moralischen Bedenken ist die Frage, ob irgendein Label, das die Cannon-Rechte besitzt, den rausbringt (obwohl es natürlich geil wäre diesen Trasher als MGM-DVD zu sehen).
Zur Wertung: Hätte ich ihn allein gesehen, wären 1 bis 2 Punkte weniger möglich gewesen, der Spaßfaktor mit Freunden zu gucken dürfte beinahe noch einen (vielleicht sogar zwei???) drauf addieren, aber 6/10 ist glaube ich ganz fair.