freeman meint ...
Ocean's Thirteen
Originaltitel: Ocean's Thirteen
Produktionsjahr: 2007
Herstellungsland: USA
Regie: Steven Soderbergh
Darsteller: Brad Pitt, George Clooney, Matt Damon, Elliott Gould, Ray Xifo, Al Pacino, Don Cheadle, Shaobo Qin, Casey Affleck, Scott Caan, Bernie Mac, Carl Reiner, Ellen Barkin, Julian Sands, Vincent Cassel, Andy Garcia u.a.
Vor einigen Jahren kam mit Ocean's 11 die ultimative Fingerübung in Sachen Stil, Lässigkeit und Eleganz in die Kinos. Eine Starriege sondergleichen wertete das Remake von Frankie und seine Spießgesellen weiterhin auf und schlug sich selbstironisch und hochgradig vergnüglich durch einen leger durchgezogenen Coup. Das Ergebnis wird filmgeschichtlich niemals irgendwelche Relevanz haben, ABER es unterhält sein Publikum gar prächtig. Der Fortsetzung schlug dann ein harter Wind ins Gesicht. Allgemein wurde der Film als übereilter Nachklapp abgestraft. Die Story erschien vielen zu sperrig und überladen und irgendwie wurde man mit den eigentlich vertrauten Figuren nicht mehr so recht warm. Stil und Eleganz des Streifens schadete das zwar null, dem Image und dem Einspielergebnis allerdings deutlich mehr. Und so kann wohl kaum davon ausgegangen werden, dass die Menschheit auf einen weiteren Danny Ocean Film gewartet hat. Und dennoch ist dieser nun in unseren Kinos gelandet. Zum Glück, kann man da nur sagen!
Reuben, Förderer und Kumpan von Danny Ocean, wurde bei einem Deal um ein neues Multimillionen Dollar Hotel mit angeschlossenem Casino in Las Vegas von seinem Geschäftspartner Willie Banks massiv über den Tisch gezogen. Und obwohl Reuben meint, er habe bereits alles erlebt, nimmt ihn dieser Verrat ziemlich mit und er erleidet einen Herzinfarkt. Danny und seine Kumpane versammeln sich daraufhin umgehend an Reubens Krankenbett und schwören ihm Rache. Keine Gewalttätige. Das hätte keinen Stil. Oh nein, man will Willie Banks ausnehmen. Und zwar so richtig. Innerhalb von dreieinhalb Minuten will man ihn um 500 Millionen Dollar erleichtern. Ein gewagter Coup, der einiger ungewöhnlicher Hilfsmittel bedarf: der Bohrer, mit dem der Eurotunnel gebohrt wurde, eine falsche Nase, der Arbeitskampf in Mexiko und Danny Ocean's Intimfeind Terry Benedict ...
Rien ne va Plus ...
Ocean's 13 erweist sich im Endeffekt als einzig logische Konsequenz aus dem eher schwach angekommenen Ocean's 12. Der Schauplatz wurde zurück ins glamouröse Las Vegas verlegt. Die Geschichte konzentriert sich ausschließlich auf die Vorbereitung und die Durchführung des Coups, ohne sich in Nebenschauplätzen oder Wettkämpfen mit anderen Gaunern zu verheddern. Obendrein konzentriert sich der Film wieder verstärkt auf das gesamte Team. So wird die Screentime von beispielsweise Matt Damon massiv zurückgefahren und auch Clooney und Pitt werden zugunsten des grandiosen Ensembles zurückgenommen. Des weiteren wurde der Faktor Frauen komplett negiert, indem die große Catherine Zeta Jones und Julia Roberts - der größte Störfaktor aus den beiden vorhergehenden Teilen - aus dem Cast gekegelt wurden. Eine, wie ich finde, hervorragende Entscheidung, da auch das Ausbleiben von dem Beziehungsschmuh dem Ensemble zu Gute kommt. Im Endergebnis ist nun die gesamte Handlung und der ganze Aufbau von Ocean's 13 auf Unterhaltung ausgelegt und funktioniert dahingehend so hervorragend, dass auch manche Logiklöcher von der Größe des Eurotunnelbohrers ;-) nicht großartig ins Gewicht fallen.
Hauptgrund für die durchgehend relaxte und coole Unterhaltung ist erneut der großartige Cast. Insbesondere George Clooney und Buddy Brad Pitt, die fast keine einzige Szene ohne das jeweilige Gegenüber absolvieren, sind dabei in ihrem brillant lässigen Zusammenspiel erneut die halbe Miete. Wenn die Beiden wieder traumwandlerisch die Sätze des anderen vollenden, ohne dass das für den Zuschauer einen echten Sinn ergeben muss, merkt man einfach, dass beide eigentlich nur am Set waren, um Spaß zu haben. Und das überträgt sich eben unisono auf die Mitstreiter und den Zuschauer. Der Rest des Castes um Matt Damon, Bernie Mac, Elliott Gould, Don Cheadle, Andy Garcia und Carl Reiner hat seine Rolle ebenfalls genug verinnerlicht, um mit viel Larmoyanz und Selbstironie aufspielen zu können. Die besten Gags haben dann Casey Affleck und Scott Caan abbekommen, die bisher immer eher stiefmütterlich als Erfüllungsgehilfen abgewatscht wurden, diesmal allerdings mit ihrer Mexikoepisode den Brüller des Filmes abliefern dürfen. Wie schon in Ocean's 12 wurde auch diesmal der Cast um einige bekannte Namen erweitert und alle fügen sich mehr als ordentlich in das eingespielte Team um Clooney und Co. ein. Als da wären Julian Sands als Sicherheitschef des neuen Casinos, eine starke Ellen Barkin als Assistentin von Willie Banks und freilich Al Pacino himself als Willie Banks. Pacino nimmt sich für seine Rolle ungemein zurück, ohne irgendwie gelangweilt oder zurückhaltend zu wirken und schafft es geradezu spielend, den Schmierlappen Banks zu einem absolut hassenswerten Gegner von Danny Ocean zu machen. Gerade in seinen Szenen mit Clooney und Pitt spürt man förmlich, wie viel Spaß auch der alte Hase an dem Spaßprojekt seiner jungen Kollegen hatte.
Das alles bebildert Hollywoods einstiges Wunderkind Steven Soderbergh, der sich nun schon zum dritten Mal ganz dem bösen Mainstream hingibt und dafür wohl wieder einiges an Kritik einfahren wird, mit viel Sinn für kleine Details und eben viel Stil. Die Ausstattung ist extraedel, der Look des neuen Hotelkomplexes der absolute Hammer, die Darsteller erinnern an echte Dressman und die Optik wird wieder von der Glitzerwelt Las Vegas komplett vereinnahmt. In der Mexikoepisode schaltet er dann auch kurz in einen Farbfiltermodus, hält sich ansonsten, abgesehen von einigen wenigen Steadycamaufnahmen, allerdings mit großen Spielereien stark zurück. Die musikalische Untermalung ist dann wie in den Vorgängern ungemein funky geraten und unterstreicht den schlitzohrigen Charakter der Serie erneut absolut treffend.
Somit ist Ocean's 13 im Endeffekt die bedeutend bessere Fortsetzung zu Ocean's 11. Er ist enorm witzig, kommt ohne große Längen daher, hat ein beeindruckendes Ensemble auf der Habenseite zu verbuchen und gibt zu keiner Sekunde vor, mehr im Sinn zu haben, als gute und vor allem entspannte Unterhaltung für sein Publikum abzuliefern. Dass dabei nicht jeder Gag zielgenau verwertet wird, verzeiht man dem sympathischen Cast um Coolschrank Clooney nur zu gerne. Die Kerle sind halt einfach Kumpeltypen, denen man eigentlich nichts krumm nehmen kann und mit denen man gerne einmal zusammenkommen würde, um mit ihnen einen gemeinsamen Coup zu bequatschen ... oder einfach nur um mal enorme Mengen Alk mit ihnen zu vernichten ... stilvoll, versteht sich. Mehr davon!
In diesem Sinne:
freeman
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Vince begibt sich auch mal wieder in Non-Arthaus-Gefilde:
So hat modernes Unterhaltungskino zweifellos auszusehen.
Wenn es zwischendurch mal etwas geistloser sein darf, ist es nicht das Schlechteste, wenn man sein Publikum in ein dichtes Geflecht versetzt, aus dem es bis zum Abspann nicht mehr herausfindet und vor allem auch gar nicht herausfinden will. Das hört sich eigentlich ganz einfach an: Klotzen, klotzen, klotzen, das muss die Devise sein. Keine Zeit anbieten für Verschnaufpausen. Der Plot muss eine gerade Linie sein, die so effizient beschritten werden soll wie die Stadionlaufbahn vom 100-Meter-Läufer.
Manche Blockbusterregisseure drehen auf ihrem eigenen Terrain manchmal aber ein paar Umrundungen zu viel, so dass sie - wie beispielsweise zuletzt Gore Verbinski mit seiner “Pirates of the Caribbean”-Trilogie” - orientierungslos auf die Nebenbahn rutschen, Schlenker machen, kontraproduktive Ellipsen drehen. Erwartungsgemäß ist das auch Steven Soderbergh mit “Ocean’s Twelve” passiert, nachdem er mit “Ocean’s Eleven” ein beachtlich gut funktionierendes Ensemblestück für die Masse vorgelegt hat. Und was “Pirates of the Caribbean 3" nicht gelang (nicht gelingen konnte, weil er zeitgleich mit dem zweiten Teil gedreht wurde), vermeidet Soderbergh nun. “Ocean’s 13" ist definitiv die weit bessere Fortsetzung als “Ocean's 12", weil “Ocean's 13" einfach “Ocean's 11" kopiert und nicht so dringend eigene Wege erkunden will wie “Ocean's 12". Na sowas.
Der dritte Auftritt der Gaunerbande Danny Oceans ist gewissermaßen noch mal weiter komprimiert worden, die Charaktere sind noch zweidimensionaler als ohnehin schon und überhaupt, der Streifen hat die schmale Form eines Blatt Papiers, ist dazu noch kontinuierlich und glatt, also eher sogar von der Form einer Rolle seidenweichen Klopapiers. Alles ist Handlung, alles läuft vorwärts, nichts dagegen geht in den dreidimensionalen Raum. Zum Guy Ritchie-Soundalike-Soundtrack wird der Coup zuerst motiviert (durch den Prolog), dann geplant, dann durchgeführt. Für die Konsequenz muss man Soderbergh loben, denn der lässt echt kein Tröpfchen über das Fass rollen. Eine effiziente Unterhaltungsmaschine ist sie geworden, die Franchise, gelackt und geölt, bereit zur Konsumtion.
Dabei läuft alles so glatt am Schnürchen, dass man gar nicht mitkriegt, was für einen Tanz auf dem seidenen Faden man da geboten bekommt. Mit den ohnehin schon reduzierten Charakterexpositionen und der sublimen Love Story des ersten Teils werden auch die letzten Griffe wegsubtrahiert, an denen man sich als empathisches Wesen irgendwie festklammern könnte, und in der verschwenderischen Abfolge von Starauftritten - den kompletten Cast samt Pitt, Clooney & Co. kann man als Cameo-Kollektion abhaken, der wie beim Staffellauf vonstatten geht - wird in Windeseile ein Konstrukt errichtet, dessen technische Feinheiten sich dem Zuschauer niemals erschließen.
Und so droht “Ocean’s 13" mehr noch als “Ocean’s 11" einen Ausschluss des Publikums aus seiner Handlung billigend in Kauf zu nehmen. Wozu das führen kann, hat das “Vermächtnis der Tempelritter” eindrucksvoll bewiesen. Doch Soderbergh fängt den abdriftenden Gucker wieder ein, er umhüllt ihn mit einer atmosphärischen Schicht namens “Las Vegas”.
Wo “Ocean’s 12" noch ein offenes Gebilde war, in dem man sich schnell verlaufen hatte, besinnt man sich jetzt wieder auf alte Stärken und beschränkt alles auf eine Location. Die einzelnen Interessengruppen müssen sich nicht mehr gegenseitig suchen, sie laufen praktisch in Vollzeit aneinander vorbei. Gespielt wird zweifellos ein Spiel mit offenen Karten, weil alle Mitspieler ja schließlich noch je ein Ass im Ärmel haben. Und auch oder gerade weil man nicht versteht, wie dieser und jener Job erledigt wird, man versteht aber doch, was dieser Job für den Casinobesitzer und sein Geschäft bedeutet.
Auf dieser Konstellation basiert auch die starke Leistung des endlich mal wieder durch und durch überzeugenden Al Pacino: ein chargierender und dennoch vollends kontrollierter Geschäftsmann. Das ist ein Anzug, der Pacino nach wie vor passt wie angegossen. Insbesondere insofern, als seine unnachahmliche Präsenz (als so ziemlich einziger aller Darsteller bleibt von ihm ein Eindruck zurück) hier so und nicht anders gefordert wird.
Pacinos letzte Szene ist dann auch ganz große Komödienkunst und fasst zusammen, was im Grunde bereits alle wussten: der große Coup ist gar keiner mehr. Es geht längst nur noch um den Weg. In einem höchst oberflächlichen Kalkül von Film ist der nämlich schon das Ziel.
