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Prison on Fire I + II

Verfasst: 11.10.2005, 22:43
von freeman
Prison on Fire

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Originaltitel: Gaam yuk fung wan
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1987
Regie: Ringo Lam
Darsteller: Roy Cheung, Chow Yun-Fat, William Ho Ka-Kui, Tony Leung Ka Fai, Shing Fui On

Lo Ka Yiu fährt – nachdem er einen der Kerle, die seinen Vater beklaut und verprügelt haben – im Affekt vor einen anrollenden Bus geschubst hat und dieser den Frontalcrash nicht überlebt – ein. Im Gefängnis angekommen wird der extrovertierte junge Mann schnell zum Spielball der Triadenbanden und kann sich auch gegen den Oberaufseher Hung nicht durchsetzen. All das ändert sich, als ihn Ching unter seine Fittiche nimmt und ihm zeigt, wann man gegen das System aufbegehren darf und wann man(n) die Schnauze halten darf.

So schafft es Lo sich bald im Knast zu etablieren und er hat bald auch einen ansehnlichen Freundeskreis, doch der Konflikt mit einem Triadenboss, der es immer wieder schafft, Lo ans Bein zu pinkeln, schreit nach Klärung und diese wird es sehr bald geben ...

Ja, auch die Chinesen können Knastfilme drehen. Dabei fahren sie alle Klischees auf, die die Amis mit Filmen wie Papillon oder der Gefangene von Alcatraz geprägt haben und zeigen, dass sie damit auch hervorragend umgehen können. Es gibt den Einzelgänger mit Herz, seinen Mentor, den gnadenlos fiesen Oberaufseher, die ohnmächtige Knastleitung, die sich der unmenschlichen Zustände bewusst ist, aber nichts ändern kann/will, Knastaufstände, Einzelhaft und und und. Dabei lassen die Chinesen selbstverständlich die für sie typische Emotionalität einfließen, die manche Szenen mehr als pathetisch werden lassen, ohne dabei jedoch in Kitsch zu verfallen.

Die wundervollsten Szenen sind dabei:
Die Weihnachtsfeier, bei dem alle Konflikte für einen Tag vergessen zu sein scheinen und Freund und Feind einfach einmal miteinander tanzen. (Woher wohl Joint Security Area seine Ausgangsidee bezogen hat? ;-) ) Und mittendrin Chow Yun Fat mit seinem spitzbübischen Lächeln. Er dominiert auch Szene Nummer zwei, die an Intensität kaum noch zu überbieten ist: Der Showdown in dessen Verlauf Yun Fat das Lächeln ziemlich vergehen soll!

Chow Yun Fat ist der emotinale Backbone des Filmes und vereint – trotz Mörderbackground – alle Sympathien auf sich. Seine darstellerische Leistung in diesem Film ist schlichtweg grandios. Ebenfalls überzeugen kann Tony Leung Ka Fei als Lo, der die Passivität seiner Figur beeindruckend transportieren kann und im Grunde die grandiose Leistung von Tim Robbins bei den Verurteilten vorwegnimmt. Auch der Rest des Castes agiert mehr als nur solide, wobei auf Overacting verzichtet wurde, denn dies ist eines der Hauptmerkmale des Filmes: Alles ist auf Realismus ausgerichtet.

So sind die Auseinandersetzungen innerhalb der Gefängnismauern hart, rau und ungeschliffen. Es gibt kein Gekicke, nur dreckige, kurze Infights. Auch Optik und Kameraarbeit genügen diesem realistischen Anspruch. Das der Film zu einer Reformation des Hongkonger Strafvollzugsystems geführt haben soll, wage ich jetzt erst einmal zu bezweifeln, aufrütteln tut der Film aber alle mal. Zudem ist er sehr rasant inszeniert, lässt Reaktion auf Aktion in hohem Tempo folgen und ist stringent auf die Zuspitzung der Konflikte ausgerichtet, um ein befriedigendes Ende zu finden. Top.

Die DVD von EMS präsentiert den Film in erstaunlicher Bildqualität mit gelungener Synchro und uncut.

:liquid8:

In diesem Sinne:
freeman

Verfasst: 11.10.2005, 22:46
von freeman
Prison on Fire 2

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Originaltitel: Tao fan
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1991
Regie: Ringo Lam
Darsteller: Roy Cheung, Chow Yun-Fat, Elvis Tsui, Tommy Wong, Victor Hon u.a.

In Teil zwei gerät Ching mit dem neuen Oberaufseher des Knastes zusammen. Dieser möchte ihn als Spitzel in einem Konflikt zwischen inhaftierten Festlandchinesen und Hongkongchinesen einsetzen. Doch Ching weigert sich und wird daraufhin gedemütigt, wo es nur geht.

Dann stirbt die Mutter von Ching, die bisher auf seinen Sohn aufpasste. Dieser muss nun in ein Kinderheim, flieht von da, wird wieder eingefangen und tritt daraufhin in den Hungerstreik. Da der Oberaufseher Ching auf keinen Fall einen Freigang gewähren will, sieht dieser nur noch einen Ausweg: Ching flieht aus dem Knast, um sich daraufhin wieder freiwillig zu stellen.

Da der Aufseher – auch genannt Schweinefresse – daraufhin den Ton extrem verschärft und Ching dem sicheren Tod ausliefern will, bleibt jenem nur eine weitere Flucht ohne Wiederkehr ...

Dem zweiten Teil fehlt so ziemlich alles, was die eins gut machte. Zwar konzentriert man sich vollkommen auf den Sympathieträger aus der eins, schafft es aber nicht eine mitreißende Geschichte für ihn zu lancieren. Ziellos laviert der Film umher, ohne eine erzählerische Linie zu finden. Der Film verlässt sich komplett auf Chow Yun Fats Charisma und er ist es denn auch, der den Film vor der vollkommenen Bauchlandung bewahren kann. Allerdings kommt er auch nur begrenzt gegen das miese Drehbuch an. Leider ... Was wiederum – wie in der eins – wieder sehr krass geworden ist, ist der harte Showdown in dem die Fronten zwischen Schweinefresse und Ching eindeutig geklärt werden.

Es bleibt ein spannungsfreier, wenig dramatischer, storytechnisch nicht funktionierender aber zumindest schauspielerisch guter Film. Die DVD von EMS ist angeblich uncut (wirkt aber in zwei Szenen des sehr brutalen Showdons geschnitten) und in Bild und Ton recht ansprechend geraten.
:liquid4:

In diesem Sinne:
freeman

Verfasst: 11.10.2005, 23:12
von StS
freeman hat geschrieben: Von mir sind nur die lächerlichen 2 Prison on Fire Kritiken ... :-(
Sind doch gut - weiß gar nicht, was Du hast (gezielte Selbstunterschätzung in der Öffentlichkeit, was? :wink:) ... die Filme kenn ich allerdings nicht - wären auch sicher nicht mein Fall

Verfasst: 11.10.2005, 23:17
von freeman
Danke, Kihi ;-) Fishing for Compliments ;-)
Ich denke, die 1 könnte jedem hier gefallen. Wenn man die Amistreifen aus dem Knastmilieu nur halbwegs gut findet, wird man sich hier auch schnell heimisch fühlen. Nur die 2, die is eben nen Stinker im Vergleich zur 1. Leider.

In diesem Sinne:
freeman

Verfasst: 31.10.2007, 12:55
von Vince
Mal nach "Sonstiges" verschoben, wie schon vor dem Systemabsturz geschehen.

Kommentar zu Prison on Fire:
Sehr klassisches, auch für eher an Westliches gewöhnte Zuschauer gut verdauliches Gefängnisdrama, das sein Metier mit Sicherheit nicht neu erfindet, aber sehr ordentlich strukturiert ist, keine Längen hat und stets interessant bleibt. Das Zusammenspiel von Tony Leung und Chow Yun Fat zündet auf Anhieb und die Atmosphäre ist auch klasse, insbesondere im behutsam aufgebauten Finale, das von Blitz und Donner begleitet wird.
:liquid7:

Inzwischen auch Prison on Fire II gesehen: Wirkt leider etwas erzwungen und wäre ganz einfach nicht nötig gewesen. Natürich wird jetzt alles auf Chow Yun Fat ausgelagert, der in seiner passiveren Rolle im ersten Teil aber wirksamer war. Sehr bemüht werden da jetzt zudem die Gangbildungen herausgehoben und verschiedene Muster, inkl. hochdramatisches Finale im Gemeinschaftssaal, wiederholen sich unmotiviert. Ist nicht wirklich unspannend, aber halt eben relativ überflüssig...
:liquid5:

Verfasst: 01.11.2007, 13:29
von kami
Och, Teil 2 ist zwar tatsächlich etwas überflüssig, aber trotzdem spannend und gut inszeniert. Schade, dass es weltweit keine ungeschnittene Fassung (mit der vollständgen Zahnbürste ins Auge-Szene) gibt, die dt.DVD ist aber Klasse und hat sogar ein paar nette Extras.