Fast Sofa

Filme abseits des Actiongenres mit Actionhelden (irgendwie so in der Art).
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Fast Sofa

Beitrag von StS » 02.12.2005, 13:51

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Originaltitel: Fast Sofa
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2001
Regie: Salome Breziner
Darsteller: Jake Busey, Jennifer Tilly, Crispin Glover, Natasha Lyonne, Adam Goldberg, Bijou Phillips, Eric Roberts, …


„Fast Sofa“, die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Bruce Craven, von dem ich noch nie zuvor gehört habe und welcher den aussagekräftigen Untertitel „Play this Novel loud“ trägt, versucht mit allen (stilistischen wie inhaltlichen) Mitteln, möglichst hip, schräg und skurril zu sein – letztendlich wird dieses Ziel jedoch nicht auf eine zufriedenstellende Art erreicht, denn das wilde Kombinieren einer Vielzahl diesartiger Ideen, Motive und Sequenzen geschah augenscheinlich ohne einen inspirierten Blick fürs Gesamtbild, wodurch das Werk uneinheitlich und fast schon zusammenhangslos wirkt. Einzelne bizarre Sequenzen ergeben noch lange kein homogenes Ganzes. Dass ein solches Konzept allerdings auch hervorragend funktionieren kann, bewies der zwei Jahre später entstandene „Spun“ eindrucksvoll – hier aber scheiterte man nahezu auf ganzer Line, was den Unterhaltungswert gen null sinken lässt…

Rick (Jake Busey: „Frighteners“), ein arbeitsloser, langhaariger Loser und begeisterter Porno-Vielseher, ist schon lange mit der liebevollen, netten Kellnerin Tamara (Natasha Lyonne: „Blade 3“) zusammen, welche (trotz ihrer starken Zuneigung) immer wieder an seinem Verhalten verzweifelt. Als sie ihn ein erneutes Mal dazu drängt, sich endlich einen Job zu suchen, versucht er mit seinem Kumpel, dem ständig Anime-konsumierenden Jack (Adam Goldberg: „Frankenstein“), eine Karriere als Ecstacy-Dealer zu starten. Am Abend begegnet ihm in einer Bar jedoch seine Lieblings-Pornodarstellerin Ginger Quail (Jennifer Tilly: „the Getaway“), worauf er quasi nicht anders kann, als sie frontal anzumachen (O-Ton: „I´ll make you cum for a dollar!“) – und tatsächlich lässt sich die nicht allzu hell wirkende Sexbombe darauf ein…

Am nächsten Morgen erzählt er Tamara ganz offen davon (schließlich ist Ginger seine persönliche Branchen-Göttin und die Sache hat ihm ja eh nichts bedeutet), doch sie wirft ihn (zu seinem Erstaunen) natürlich umgehend raus. Als er wenig später versucht, sie zurück zu gewinnen, muss er feststellen, dass sie sich inzwischen Jack auf der Suche nach etwas Geborgenheit zugewandt hat. Nur anfänglich enttäuscht und wütend, macht er sich daraufhin mit einer „was soll´s?!“-Attitüde auf gen Palm Springs, wo Ginger gerade ihren nächsten Film dreht. Unterwegs nimmt er den merkwürdigen, jungfräulichen Vogelkundler Jules (Crispin Glover: „Willard“) mit, welcher ihn zwar die meiste Zeit mit merkwürdigen Dingen zutextet (zB Paarungsverhalten der Vögel), sich aber allmählich irgendwie zu einem Freund und Begleiter entwickelt. Zusammen erleben sie diverse skurrile Abenteuer – als Rick beispielsweise von dem Freund einer 16-jährigen Bowlingbahn-Schlampe (Bijou Phillips: „Havoc“) verprügelt wird, jagen sie mit einem brennenden Pfeil per Armbrust dessen Pick-Up in die Luft…

Am eigentlichen Ziel der Reise angekommen, trifft sich Rick mit Ginger, worauf sie ihre Sex-basierte Affäre erneut aufleben lassen (u.a. in Form eines Home-Videos), bis er davon zu sprechen beginnt, tatsächlich eine Beziehung eingehen zu wollen – da stößt sie ihn von sich, doch unser „Held“ gibt natürlich nicht so einfach auf und erhält so unfreiwillig einen Blick auf die Schattenseite des Geschäfts: Es stellt sich heraus, dass Ginger nebenbei auch anschaffen geht, und dass ihr Ehemann/Produzent/Zuhälter (Eric Roberts: „Runaway Train“) anhand der Videoaufnahmen von ihrem (ertraglosen) Treiben mit Rick herausgefunden hat, weshalb er ihr nun als Strafe den Kopf rasieren will. Zwar kann er das gerade noch so verhindern, wird dafür aber selbst schwer verprügelt und bekommt seine langen Haare abgeschnitten. Nur noch Kumpel Jules scheint ihm geblieben zu sein – und nun gilt es wenigstens, dessen Trauma zu kurieren, da vor einigen Jahren ein Vogel wegen ihm in einen Ventilator geraten und aufgrund dessen verstorben ist…

Die Macher von „Fast Sofa“ hatten wohl eine „abseits der Norm“-Komödie inklusive einer Reihe ernsthafter Elemente im Sinn, deren Verknüpfung allerdings eindrucksvoll scheiterte – nicht etwa, da man dem Endergebnis das Vorhaben keinesfalls mehr anmerken würde, sondern gerade weil die Absicht durchschimmert, jene Sequenzen aber aufgrund der Herangehensweise wie Fremdkörper im Gesamtbild wirken. Mal wird die Aids-Thematik angesprochen, im nächsten Augenblick jedoch Verhütung als unnötig abgetan, Gingers Tätigkeit als Prostituierte erscheint halb so wild, da sie scheinbar Spaß an ihrer Arbeit hat, Jules Vergangenheit verblasst angesichts seiner jetzigen merkwürdigen Verfassung – zwar passen die Verhaltensweisen zu den Figuren (sorglos, dumm, naive etc), doch den Zuschauer irritiert das nichtsdestotrotz. Da der Grundtenor auf Abgedrehtheit ausgerichtet ist, wirkt die Zusammenstellung einfach nicht homogen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die im ersten Drittel angerissene Beziehung zwischen Rick und Tamara: Sie wird immer wieder von ihm enttäuscht, hält aber so lange wie möglich an der Verbindung fest, bis es einfach nicht mehr geht, worauf sie Nähe bei seinem besten Kumpel sucht und er zu seiner Reise aufbricht. Man könnte denken, er würde sich im Laufe des Trips über seine Gefühle klar werden sowie den Verlust letztendlich erkennen – nein, stattdessen taucht sie im ganzen Film nicht mehr auf, was schade ist, denn ihre Verhaltensweisen waren die einzigen, die man logisch und gefühlsmäßig nachvollziehen konnte.

Wichtig für einen Film dieser Art sind auf jeden Fall Charaktere, für die man sich interessiert, selbst wenn sie „over the top“ konzipiert wurden – leider ebenfalls Fehlanzeige, denn bis auf Tamara (sowie vielleicht Jack) sind alle absolut unsympathisch, was vor allem für die Hauptdarsteller gilt: Vielleicht war es (gerade in anbetracht des Materials) keine so gute Idee, zwei allgemein sehr nervige Vertreter ihrer Zunft zu casten, nämlich Jake Busey (TV´s“Shasta McNasty“) und Jennifer Tilly („Liar Liar“). Während Jake wenigstens in ernsten Rollen (zB „Enemy of the State“) überzeugen kann, kommt Jennifer (allein stimmlich) immerzu als eine Qual daher (siehe „Hide & Seek“) – wenn beide dann noch, wie in diesem Fall, hemmungslos überzeichnete Rollen spielen dürfen, ist das Kind sprichwörtlich bereits in den Brunnen gefallen. Ginger ist sexbesessen und dumm, was eigentlich zu Tilly passt, nur dass sie keinesfalls erotisch ist (Leute, die Frauen wie Mariah Carey toll finden, werden das vermutlich anders sehen). „Rick“ ist Busey wie auf den Leib geschrieben, doch, wie schon erwähnt, ist seine Art einfach nicht mein Fall. Dann wäre da noch Crispin Glover („Charlie´s Angels“), der (erneut) einen äußerst seltsamen Zeitgenossen verkörpert, nämlich einen scheinbar verwirrten Vogelliebhaber in einem karierten Anzug mit roter Fliege. Klar, sein ganzer Auftritt ist „off beat“ pur, doch irgendwie konnte ich mich mit ihm nicht anfreunden, was nicht gleich heißen soll, dass er seine Sache schlecht macht – nur kennt man ihn eigentlich ausschließlich in diesartigen Parts. Adam Goldberg („Salton Sea“) taucht nur kurz und unscheinbar auf, bei Bijou Phillips („Bully“) war es erneut „Typecasting“ pur, Eric Roberts´(„Dead or Alive“) Cameo ist cool, denn schmierige Gestalten verkörpert er überzeugender als kaum ein anderer. Ausnahmslos positiv fällt hingegen nur Natasha Lyonne („Madhouse“) auf, die eine warmherzige Vorstellung gibt und so in Erinnerung bleibt – selbst wenn nur in dem Sinne, dass man sich über ihre schwache Verwendung (vom Skript her) ärgert.

Von der ersten Minute an nutzt Regisseur Salomé Breziner, der seitdem keinen weiteren Film mehr drehte sowie zuvor als persönliches Highlight den bestenfalls mäßigen Berenger-/Wuhrer- Thriller „An occasional Hell“ ablieferte, diverse Stilmittel (u.a. Split-Screen, Multi-Screen, überlagerte Bildausschnitte oder Floating Inserts) und fügt zudem häufig visualisierte Veranschaulichungen bestimmter Aspekte (Ausschnitte von Pornos, Animes oder Tiersendungen) hinzu. Letztendlich wirkt alles jedoch viel zu grob, bemüht und unbeholfen, die Verbindungen zur Pornoindustrie erscheinen mit dem Holzhammer auf „verrucht“ getrimmt worden zu sein, indem man einfach verschiedene Praktiken, Stereotypen und Klischees wüst kombinierte. Und wie es in solchen Fällen oft üblich ist, geben sich echte Branchenangehörige in kleinen Nebenrollen die Ehre (Ron Jeremy spielt beispielsweise Tamaras Chef, Asia Carrera ist Jennifer Tillys Body-Double etc) – ein Gefühl von Autenzität kommt trotzdem nie auf. Zugegeben: Ein, zwei gute Gangs und Szenen lassen sich schon entdecken, können aber das misslungene Gesamtbild keinesfalls retten, vor allem da dieser „ach so abgedrehte“ Road Trip zudem nur einen arg mauen Abschluss findet.

Fazit: „You just don´t have to worry about all that storyline and underlying stuff, like the greater message of it all“, wird der Reiz eines Pornos im Verlauf erklärt – genau das trifft ebenfalls auf „Fast Sofa“ zu, was bei einem Film dieser Art allerdings nicht funktioniert. So bleibt am Ende bloß ein unsympathischer, nerviger, grob gestrickter Streifen, der nur allzu gerne „edgy & cool“ wäre, letztendlich aber nur platt und bemüht wirkt …

:liquid2:


Die deutsche DVD von „Sunrise Entertainment / Laser Paradise“ ist ungeschnitten (FSK 18) und bietet einige nette Extras.

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Beitrag von freeman » 02.12.2005, 15:07

Dem schließe ich mich vorbehaltlos an, wie ich an anderer Stelle schon einmal erwähnte:
versucht mit allen (stilistischen wie inhaltlichen) Mitteln, möglichst hip, schräg und skurril zu sein
Unerträglicher Schwachsinn. Der Mariah Carey Seitenhieb ist LOLig, wobei die Frau Tilly durchaus erotisch sein kann, wenn sie will, siehe Bound ... ihre Stimme ist aber freilich schon ein sehr abregendes Contra, da haste recht.

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Beitrag von StS » 02.12.2005, 18:54

freeman hat geschrieben:Unerträglicher Schwachsinn. Der Mariah Carey Seitenhieb ist LOLig, wobei die Frau Tilly durchaus erotisch sein kann, wenn sie will, siehe Bound ... ihre Stimme ist aber freilich schon ein sehr abregendes Contra, da haste recht.
Ja, okay - da war sie aber auch etwas ... na ja, zierlicher / schlanker (wie auch in "Getaway") ... das war Mariah aber auch mal (manche erinnern sich sogar noch dran)... :wink:

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Beitrag von freeman » 02.12.2005, 18:59

Na in Getaway war sie aber auch schon eher ne Wuchtbrumme ... wirklich dünner war die doch nie ... die Tilly. Mir gefällt die im übrigen, weil sie sich selber nicht zu ernst nimmt. Sowas ist mir wichtig.

Und ja, die Carey, ich glaube eh, du verkennst hier was. Lies mal in den Carey Fred rein und du wirst sehen, wie beliebt die hier ist ... weiß auchnet, wieso die überhaupt im Chick Bereich gelandet ist. Aber naja, Geschmäcker halt ...

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Beitrag von StS » 02.12.2005, 20:34

Solche Kommentare wie in meiner Kritik schreibe ich schon nicht, um speziell einen hier (oder sonstwo) im Forum direkt nen Wink zu verpassen - in Kritiken halte ich mich da doch zurück, wenn auch nicht in bestimmten Posts.

Ich hab das im Thread schon mitbekommen - aber einer muß sie sich ja gewünscht haben ... und ich glaube, daß es doch etliche Anhänger der Presswurst gibt! :wink:

Die Tilly mochte ich halt noch nie (die Stimme allein!)... :wink:

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