Vampires 3 - the Turning
Verfasst: 18.12.2005, 19:44
Originaltitel: Vampires: The Turning
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2005
Regie: Marty Weiss
Darsteller: Patrick Bauchau, Stephanie Chao, Colin Egglesfield, Meredith Monroe, …
John Carpenters „Vampire$“ (nach dem Roman von John Steakley) aus dem Jahre 1998 war nun wirklich kein Meisterwerk, dafür aber ein knallharter B-Film der Oberklasse mit einem fantastischen James Woods in der Hauptrolle, bei dem es um eine Art ultra-Macho-„SWAT“-Einheit des Vatikans voller abgebrühter Slayer ging. Die 4 Jahre später ins Rennen geschickte Fortsetzung „Los Muertos“ variierte die Thematik nur minimal und konzentrierte sich auf ein anderes Team (in jenem Fall eher behelfsmäßig unter der Führung von Jon Bon Jovi zusammengestellt) bei der Jagd nach einem mächtigen weiblichen Vampir.
Bei „the Turning“ (2005) ist man nun vollkommen von dem bisherigen Konzept abgewichen und hat fast alle Elemente ins Gegenteil verkehrt: Statt in Mexiko oder dem Westen der USA spielt der Film nun in Asien, die kargen weiten Wüstenlandschaften sind einer Großstadt gewichen – vor allem aber stehen nicht mehr die Slayer im Vordergrund, sondern eine friedfertige (!) Vampir-Gruppe sowie ein Touristenpärchen, das ungewollt in einen regelrechten Bandenkrieg der Blutsauger gerät…
Schon seit einiger Zeit läuft die Beziehung zwischen Amanda (Meredith Monroe: „New best Friend“) und dem Kampfsportler Connor (Colin Egglesfield: „12 Days of Terror“) nicht mehr ganz so harmonisch. Ein gemeinsamer Urlaub in Thailand soll´s daher wieder richten, doch auch dort kommt es zwischen ihnen zu einem gravierenden Streit, worauf sie ihn bei einer Sportveranstaltung sitzen lässt und zufuß zum Hotel zurückläuft – ein verhängnisvoller Fehler, wie sich herausstellt, denn auf dem Weg läuft sie dem Vampir Niran (Dom Hetrakul) förmlich in die Arme, welcher sie in eine abgelegene Gasse dirigiert, beißt und mit ins „Nest“ seiner Gruppe verschleppt, da er sie nicht töten, sondern verwandeln will…
Trotz vollem Körpereinsatz gelingt es dem herangeeilten Connor nicht, die Entführung zu verhindern, und die Polizei kann (oder besser: will) ihm nicht helfen, weshalb er sich in Folge dessen (entgegen aller Warnungen) eigenmächtig auf die Suche begibt. Diese führt ihn schließlich mitten in eine seit 800 Jahren herrschende Blutfehde zweier rivalisierender Vampir-Clans: Auf der einen Seite die Gruppe um den erfahrenen Kiko (Roger Yuan) sowie der schönen Sang (Stephanie Chao: „ZigZag“), die sich ausschließlich von Tierblut ernährt, auf der anderen Niran und seine Gefolgsleute, welche noch die „traditionelle“ menschliche Beute bevorzugen. Um Amanda zu retten, muss Connor die Entscheidung fällen, ob er sich Sang anschließen soll, was allerdings gleichzeitig heißen würde, ebenfalls ein Vampir zu werden. Dieser Zustand müsste aber nicht von Dauer sein, denn in wenigen Tagen findet eine Sonnenfinsternis statt, bei der man den Fluch mitsamt aller Vampire ein für alle Mal auslöschen könnte. Um das zu erreichen, ist Kiko sogar das Wagnis eingegangen, den erfahrenen Slayer Raines (Patrick Bauchau: „Shade“) und dessen Männer anzuheuern, um Niran zu vernichten und den Frieden zu sichern…
„Vampires 3“ ist im Endeffekt nichts weiter als ein eigenständiger Film des Sub-Genres, den man unter dem Namen des bekannten Vorgängers veröffentlicht hat. Ja, es gibt eine Jäger-Truppe, die in einer Szene sogar eines ihrer Zielobjekte mit einer Fahrzeug-Winch aus einem Haus hinaus ins Sonnenlicht zieht – aber das war es dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Dieser Trend tritt in letzter Zeit leider immer häufiger in Erscheinung (wie etwa bei den „Hellraiser“-, „Wild Things“- oder „Cruel Intentions“-Reihen) und dient im Endeffekt nur der Absatzsteigerung bestenfalls mittelprächtiger Ware unter dem aufgesetzten „Gütesiegel“ des klanghaften Titels.
Da der Carpenter-Streifen damals im Kino floppte, auf Video & DVD jedoch zu einem Hit avancierte, konzipierte man „Los Muertos“ gleich als „Direct to Video“-Veröffentlichung, „the Turning“ in dieser Hinsicht gar eine weitere Etage „tiefer“ – die Produktion feierte auf einem US-Kabelsender ihre Uraufführung. Man kann jedoch sagen, dass man hier aufgrund dieser Tatsache keine voreiligen Rückschlüsse auf die Qualität ziehen muss, denn diese zweite Fortsetzung bietet tatsächlich (trotz einer Vielzahl von Schwächen) immerhin kurzweilige, von der nur 75-minütigen Laufzeit begünstigte Unterhaltung für Fans des Genres sowie all jene Zuschauer, die sich mal wieder einen modernen Mix aus Vampir- und Kampfsport-Film gewünscht haben.
Schon im Vorfeld habe ich mich darüber gefreut, zwei (von mir) gern gesehene TV-Serien-Darsteller auf der Besetzungsliste zu entdecken: Patrick Bauchau, unvergessen als „Sydney“ in „the Pretender“, und Meredith Monroe, die „Andie McPhee“ aus „Dawson´s Creek“. Beide machen ihre Sache ganz ordentlich, werden aber im Endeffekt in Nebenrollen verheizt: Bauchau legt seine Slayer-Gruppenführer-Rolle als eine Kombination aus Geschäftsmann und grimmigen Jäger an, taucht jedoch nur am Rande auf und wirkt (gerade im Vergleich zu der damaligen Vorstellung von James Woods) etwas blass. Monroe hingegen hat noch mehr zu kämpfen, denn, abgesehen von einer noch geringeren Screen-Time, lässt der Film ihren Charakter schon beim ersten Auftritt ungewöhnlich unsympathisch wirken – diese Gefühlskälte bleibt bis zum Schluss bestehen, was Connors Rettungs-Motiv einen merkwürdigen Beigeschmack verleiht. Dafür mündet diese Stimmung zwischen ihnen in einer (im positiven Sinne) ungewöhnlichen Schlußszene – nämlich als sich das wiedervereinte Pärchen auf dem Heimflug rein gar nichts zu sagen hat, sondern sie nur unglücklich aus dem Fenster schaut: Zwar ein Happy-End im Sinne ihrer Befreiung, aber ihre Beziehung konnte das trotzdem nicht retten – ein unerwartet „guter“ Ausklang für ein ansonsten konventionelles Werk.
Die asiatischen Schauspieler sind allesamt okay – sie fallen zumindest nicht negativ ins Gewicht. Einen großen Schwachpunkt stellt jedoch Hauptdarsteller Colin Egglesfield (TV´s „Lost in Oz“) dar: Zwar sieht er ansprechend aus und beherrscht seine Kampfkunst, besitzt jedoch kaum Charisma, Charme oder mimische Ausdruckskraft, was angesichts der Rolle einfach nicht reicht.
Der im Vergleich deutlich verminderte Härtegrad rechtfertigt die „FSK-16“-Freigabe und beschränkt sich auf unblutige Vampir-Tötungen, während die Action hauptsächlich in Form von Motorrad-Verfolgungsjagden und Martial Arts Einlagen daherkommt, die zwar allesamt nicht sonderlich spektakulär sind, das Geschehen allerdings nicht langweilig werden lassen. Optisch bekommt der Zuschauer zudem die gewohnten exotischen Impressionen Thailands geboten – wie Lebensmittelmärkte, Tempel oder gar einen Kickbox-Sportkampf. Bei näherer Betrachtung fallen natürlich noch etliche Faktoren ins Auge, die nicht wirklich gelungen sind: Die Story, welche völlig ohne Charakterentwicklung auskommt, ist extrem dürftig ausgefallen, genauso wie die vorhandenen „CGI“-F/X. Außerdem gibt es eine Reihe von Szenen, die auf eine seltsame Weise misslungen wirken und fast in unfreiwilliger Komik münden – etwa als ein Vampir Connor und Sang auf einem Motorrad verfolgt und alle nacheinander aus einem Fenster springen: Anfangs ist die Sonne noch nicht aufgegangen, doch als der Verfolger dann an der Reihe ist, geschieht das (quasi in Zeitraffer) urplötzlich, so dass er verbrennt und verkohlt zu Boden stürzt. Dann wäre da noch die Sequenz, in welcher Sang Connor beißt: Natürlich geschieht das mit allen dazugehörigen sexuellen Untertönen – bis sie tatsächlich zum Geschlechtsakt übergehen, was vollkommen unpassend wirkt und zudem der Tatsache, dass er nur auf die Verwandlung eingeht, um seine große Liebe zu retten, nicht unbedingt Glaubwürdigkeit beschert…
Angesichts des schmalen Budgets hat Regie-Debütant Marty Weiss ein recht solides Werk abgeliefert, welches man zwar nicht in die Reihe hätte integrieren sollen, aber immerhin eigenständig halbwegs zu unterhalten vermag.
Fazit: Enttäuscht wird sein, wer einen gruseligen, spannenden oder knallharten Film (nicht nur im Sinne der beiden Vorgänger) erwartet. Wer sich aber in der Stimmung für einen kurzweiligen Vampir-/Martial-Arts-„Genre-Mix“ befindet sowie bereit ist, auf Anspruch zu verzichten und inhaltliche Schwächen in Kauf zu nehmen, kann ruhig mal einen Blick riskieren … aus meiner Sicht:
Die deutsche DVD von „Sony Pictures Home Entertainment“ präsentiert den Film ungeschnitten in guter Bild- und Tonqualität.