Vendetta – Alles was ihm blieb war Rache

Filme abseits des Actiongenres mit Actionhelden (irgendwie so in der Art).
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freeman
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Vendetta – Alles was ihm blieb war Rache

Beitrag von freeman » 08.11.2017, 17:57

Vendetta – Alles was ihm blieb war Rache

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Originaltitel: Aftermath
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2016
Regie: Elliott Lester
Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Maggie Grace, Kevin Zegers, Scoot McNairy, Hannah Ware, Mo McRae, Glenn Morshower, Mariana Klaveno, Kim Evans, Larry Sullivan u.a.

Als zwei Flugzeuge ineinanderrasen, verlieren zwei Männer alles: Roman verliert mit einem Schlag seine gesamte Familie. Fluglotse Jacob das Vertrauen in sich selbst, seinen Job und ebenfalls seine Familie. Allerdings nicht so endgültig, wie das Roman passiert. Der brennt darauf, den Fluglotsen zur Rede stellen, in der Hoffnung, dass ihm das beim Bewältigen seines Verlustes hilft. Doch dieser Wunsch endet in einer weiteren Katastrophe.
:liquid8:

Zur "Vendetta – Alles was ihm blieb war Rache" Kritik

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MarS
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Beitrag von MarS » 24.01.2018, 09:20

Titel, Cover und FSK-Freigabe sind tatsächlich absolut irreführend. Alles deutet auf einen Actioner in, statt dessen handelt es sich hier um ein solides Drama. Aber auch der freeman macht bei der Irreführung kräftig mit, indem er ausgerechnet einen Screenshot in das Review einbindet, auf welchen man Arnie mit Knarre am Schädel sieht. :wink:

Im Fazit sehe ich den Film aber nicht ganz so stark wie freemann. So fand ich das reduzierte Schauspiel von Arnie recht ernüchternd. Eigentlich eine hochdramatische Figur spielend, nimmt die stoische Art viel Wirkung. Mag ja sein, dass das nicht unrealistisch ist, das Schicksal des Fluglotsen wirkte auf jeden Fall wesentlich intensiver auf mich. Scoot McNairy spielt Arnie in dem Streifen so ziemlich an die Wand. Die fehlende Wirkung von Roman ist für mich auch der größte Kritikpunkt an "Vendetta", da der Film mich stellenweise nicht so packte, wie er hätte tun können.

Sehenswert ist der Film aber auf jeden Fall. :liquid7:

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Beitrag von freeman » 24.01.2018, 17:29

Aber auch der freeman macht bei der Irreführung kräftig mit, indem er ausgerechnet einen Screenshot in das Review einbindet, auf welchen man Arnie mit Knarre am Schädel sieht.
YEAH! Wobei das weniger mein Verdienst als der von KSM ist. Die haben 4 Bilder für den Film zur Verfügung gestellt. Alle mit dem Versuch, etwas knalliger rüberzukommen.

In diesem Sinne:
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Beitrag von Vince » 24.02.2018, 05:12

Von einer "Vendetta" kann in dieser freien Verfilmung der Flugzeugkatastrophe von Überlingen (verlegt in die USA, dramatisiert durch mehr Tote) natürlich nicht die Rede sein. Die deutschen Titelgeber fantasieren sich anlässlich der mit Arnold Schwarzenegger besetzten Hauptrolle einen Rachethriller der Marke "Collateral Damage" zusammen, dabei befasst sich das Drama anknüpfend an den wesentlich passenderen Originaltitel "Aftermath" mit den Auswirkungen des Unglücks auf das Leben zweier Menschen und deren Umfeld: eines Mannes, der seine Angehörigen auf dem Flug verlor, sowie des Fluglotsen, der die Katastrophe mitzuverantworten hatte.

Für Schwarzenegger ist das nach "Maggie" noch einmal eine seinem Alter angemessene Rolle, wenngleich er nicht in jeder Phase so sehr überzeugt wie in dem Zombie-Drama von 2015. Gerade, wenn er zu Beginn des Films mit Honigkuchengrinsen und Blumenstrauß bewaffnet die schlechten Nachrichten geradezu herausfordert, lässt das für die notwendigen feinen Nuancen im Hauptakt wenig Gutes erahnen.

Sobald sich die parallel verlaufenden und ein volles Jahr lang niemals kreuzenden Handlungsstränge der beiden Hauptfiguren allerdings eingefädelt haben, entfaltet "Aftermath" seinen Sog. Das liegt nicht zuletzt auch an Schwarzeneggers Konterpart Scoot McNairy, der den Lotsen nach der fatalen Kollision mit allen Facetten des Umgangs mit einem radikalen Tiefschlag ausstattet. Entsetzen, Trauer, Desorientierung, Desillusionierung und Funken von Hoffnung bringt er mit Hilfe seiner Familie (bestehend aus Maggie Grace und Judah Nelson) in eine jederzeit glaubwürdige Form, die sich durch den langen Zeitraum besonders gut entfalten kann und ein komplexes Gesamtbild annimmt.

Dieser Rolle ist es zu verdanken, dass auch Schwarzeneggers stumpfere, tiefer in Klischees versunkene Rolle am Ende ihren Zweck erfüllt. Wo andere Dramen dieser Art nämlich ganz an der Seite des trauernden Familienangehörigen bleiben würden, der von der Fluggesellschaft hingehalten wird, zeigt dieses auch die andere Seite auf und lässt den Wunsch des Trauernden nach Gerechtigkeit mit der Sehnsucht des Verantwortlichen nach einer Rückkehr in sein normales Leben kollidieren. Für den Mann, der jedem Mitarbeiter der Airline das Foto seiner getöteten Familie ins Gesicht hält, bringt man so einerseits Verständnis auf; andererseits hört es dort auf, wo der Eingriff in die Privatsphäre des ohnehin bereits genug gestraften Lotsen beginnt.

Überbordendem Pathos nimmt Javier Gullón somit effektiv den Wind aus den Segeln. Die nüchterne, vernunftgesteuerte Nachbetrachtung lässt "Aftermath" im Nachhinein gelingen, und zwar fast ohne Bilder der eigentlichen Katastrophe auffahren zu müssen, die thematisch verwandte Filme wie "Flight" und "Sully" noch nötig hatten. Geschmälert wird die Wirkung allenfalls noch durch die hollywoodgerechten Übertreibungen der realen Geschehnisse, mit denen die Geschichte letztlich auch auf dem Friedhof ein Jahrzehnt nach den Ereignissen ihr überdramatisiertes Ende findet.
:liquid6: ,5

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Re: Vendetta – Alles was ihm blieb war Rache

Beitrag von McClane » 26.02.2019, 10:10

Der deutsche Verleih weckt mit Umbetitelung und Covergestaltung falsche Erwartungen, wie auch hier schon mehrfach angemerkt, denn es handelt sich bei "Aftermath" um ein ruhiges Drama, das zeigt wie zwei Menschen auf unterschiedliche Weise an der gleichen Katastrophe zerbrechen. Da ist Arnold Schwarzenegger, nach "Maggie" erneut sehr ruhig und nuanciert als trauernder Familienvater, dessen Probleme vielfältig sind: Er verliert nicht nur seine Familie, sondern auch seinen Halt im zivilen Leben, was ihn mehr und mehr aus der Spur rutschen lässt. Und er scheitert an der Professionalität der Airline bei der Abwicklung des Ganzen. Ein paar Spiele mit Arnies Image und damit verbundene Thrillerelemente baut Elliot Lester ein. Neben den von freeman genannten etwa auch die Szene, wenn man Roman in einen Nebenraum geführt wird, man ihm nicht sagen will warum und Arnies Blick sowie die Musik eine Stimmung ähnlich zu einer Szene aufbauen, in der Schurken den Helden gleich überfallen werden. Der Überfall ist allerdings emotionaler Natur.
Vor allem aber ist es die Rolle des Fluglotsen, der mit seiner Schuld, die eigentlich nur ein Rädchen in einer Verkettung unglücklicher Umstände ist, die überzeugt: Der Mann ist sich selbst sein größter Feind, die Familie und auch die Firma sind für ihn da, aber selbst kann nicht vergessen und sich selbst nicht vergeben. Das wird von Scoot McNairy stark gespielt, sogar noch stärker als von Arnie, der aber zu seinem Alter steht, ganz uneitel. Aber nicht nur Familienvater und Fluglotse, eigentlich fast alle Figuren sind nachvollziehbar und menschlich gezeichnet, selbst die Mitarbeiter der Airline versuchen die Situation bestmöglich zu meistern. Nur deren Anwälte fallen aus dem Raster, das sind die üblichen unmenschlichen Bürokraten-Erpresser-Windhunde, aber da kann der Film wohl nicht raus aus seiner Hollywood-Haut.
Wo er da auch nicht rauskommt ist am Ende, wenn Lester und seine Crew den Film und das Geschehen nicht für sich stehen lassen können. Nach der fatalen Begegnung der beiden Hauptfiguren, die immerhin auf den realen Vorfällen beruht, wenn auch sehr zugespitzt, hätte man den Film enden lassen können. Aber nein, man dreht das Rad noch eine Runde weiter, liefert einen etwas ärgerlichen und bevormundenden Nachklapp auf dem Friedhof ab, dessen Pointe zum Thema Rache eigentlich reichlich ausgelutscht ist, zumal man sie als geübter Zuschauer in Sekundenschnelle durchschaut. Schade drum, denn sonst ist "Aftermath" ein durchaus gelungenes, kleines Drama mit zwei starken Hauptdarstellern, das sein Genre nicht neu erfindet, aber feinfühlig bedient.

:liquid6: bis :liquid6:,5
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Re: Vendetta – Alles was ihm blieb war Rache

Beitrag von McClane » 26.02.2019, 10:12

By the way. Dieser Satz in Pierres Kritik: "Und, ganz wichtig, niemand sagt Jacob, dass ihm der Vorfall leid tue." Muss es da nicht Roman statt Jacob heißen?
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Re: Vendetta – Alles was ihm blieb war Rache

Beitrag von freeman » 26.02.2019, 20:04

Örks, stimmt! Donge!

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Re: Vendetta – Alles was ihm blieb war Rache

Beitrag von John_Clark » 17.09.2019, 21:14

Arnold Schwarzenegger versucht im Herbst seiner Karriere eine Neusausrichtung seiner Filmographie. Bereits mit Maggie hat der siebzigjährige Österreicher einen Film abgeliefert, den man, trotz des Zombiethemas, als ruhiges Drama betiteln kann. In Vendetta versucht sich Schwarzenegger an einer wahren Geschichte.

Inhalt:
Der Vorarbeiter Roman Melnyk (Arnold Schwarzenegger) verliert seine Familie während eines Flugzeugabsturzes. Roman kommt mit dieser Tragödie nicht klar und sucht die Schuld bei Jacob (Scoot McNairy), dem Fluglotsen, der für den Zwischenfall sehr wohl verantwortlich war – und sich selbst kaum mehr mit seinem Leben zurecht findet.

Als erstes, dieser Streifen heisst im Original Aftermath, was soviel wie Nachwirkung bedeutet. Der “deutsche” Titel Vendetta scheint ganz klar aus Marketinggründen gewählt worden sein, denn auf einer Vendetta befindet sich keiner der Darsteller. Diese Geschichte spielt klar mit dem Erleben eines Dramas und wie die Protagonisten danach mit sich selbst wieder klarkommen – oder eben auch nicht.

Arnold Schwarzenegger macht hier einen wunderbaren Job. Sehr ruhig spielt er den trauernden Roman. Man nimmt ihm jeden Schmerz ab und kann viele seiner Taten nachvollziehen. Oder auch doch nicht? Scoot McNairy macht seine Sache fast noch besser. Wie Jacob fast schon zwanghaft versucht sein Familienleben fortzuführen, war ganz gross gespielt von McNairy. In Nebenrollen ist noch Maggie Grace zu erwähnen, die sich mehr und mehr von den nervenden Figuren in Lost und Taken entfernt. Sehr nett. Die anderen Darsteller spielen hier eigentlich eine untergeordnete Rolle. Erwähnen könnte man noch Lewis Pullman, Sohn von Bill Pullman, der gegen Ende des Films noch sehr interessante Screentime bekommt.

Vendetta ist die Verfilmung der Überlingen-Katastrophe von 2002 und die Hollywood’sche Sicht auf die Tötung von Fluglotsen Pieter Nielsen durch Witali Kalojew, der durch den Absturz seine Frau und seine beiden Kinder verloren hat. Ich finds nur generell schade, wurde die Handlung in die Staaten verlegt. Aber dies ist einer der wenigen Makeln des Films.

Ja, vielleicht ist Vendetta ein wenig zu ruhig. Und von der Story her hätte dieser Film auch als deutsche TV-Produktion durchgehen können. Aber Schwarzenegger, McNairy und Grace veredeln dieses Werk brutal. Auch interessant wie der Film geschossen wurde. Regisseur Elliott Lester benutzt sehr oft Vogelperspektiven, was dem Film einen interessanten Touch gibt. Zudem wurde der Film interessant ausgeleuchtet.

Fazit: Vendetta ist ein sehr ruhiger Film, welcher den nichtinformierten Actionfreund im Media Markt nach Sichtung völlig verstören wird. Eine interessante Aufarbeitung eines schrecklichen Tragödie. Und Arnold Schwarzenegger wird im Alter nur besser.

:liquid7:

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