"Der Admiral" hätte sich selbst gut und gerne 60 Minuten mehr Laufzeit befehlen sollen. Das ist schon irre, mit welchem Tempo da durch die Zeit gerast wird. Infolgedessen bleibt leider vieles schwammig, wenig greifbar. Etwa die Motivation de Ruyters, weiter für die Krone zu arbeiten. Allgemein hätte man gerne mehr von ihm erfahren. Das kann man sich zwar irgendwo anlesen, es hätte dem Film selbst aber sehr gut gestanden. Auch seine Frau hätte man gut und gerne mehr in den Fokus rücken dürfen. Und die allgemeinen Ränkespiele hätten mehr Fett auf den Rippen ebenfalls gut vertragen. Vielleicht ist das bei den Niederländern aber so bekannt, dass man es einfach weglassen kann. Außerhalb des Landes wirds aber sicher schwer mit den größeren Zusammenhängen auf Du und Du zu bleiben.
Inszenatorisch ist "Der Admiral" feinstes Augenfutter, wenngleich man Reine schon vorwerfen könnte, alles ein wenig zu hollywoodesk aufzuziehen. Vor allem in Verbindung mit dem prinzipiell guten, aber halt doch schwer vom US-Pathos geprägten Score fallen einige Szenen auf, die man sich lieber ein wenig "europäischer" gewünscht hätte. Auch fand ich die Schauplätze für die bebilderte Zeit immer einen Tick zu steril und sauber.
Das fällt besonders im Zusammenhang mit der wirklich mal krass entgleisenden Lynchmobszene auf, die ja so krass um Authentizität bemüht ist, dass einem nur der Mund offen stehen bleibt und die Einordnung als Massaker im weiteren Verlauf des Filmes mehr als stimmig ist. (Da ist der Film exakt so dreckig, wie ich mir die Zeit allgemein vorgestellt hätte)
Actiontechnisch knallt es einige Male amtlich. Hier schaltet mir Reine zwar auch ein wenig zu sehr in seinen Amilook aus Zeitlupen und Kameraflügen, aber so wirken die Einlagen auch krass bombastisch. Von den Taktikeinlagen hätte ich auch gerne ein wenig mehr gesehen. Und prinzipiell fand ich es meist leider ein wenig schwierig, zu erkennen, wer hier nun gerade halb versenkt wird. Da fehlte mir ein wenig der Überblick.
Und da das bis hierhin wie ein großer Meckermarathon klingt, muss ich auch anmerken, dass Rutger Hauer zu kurz zu sehen ist.
Doch - Yeah, unvorhersehbare Wendung!!! - in der Summe seiner Teile ist "Der Admiral" echt ein fettes Stück Kintopp, das derart kurzweilig unterhält, dass die 128 Minuten Laufzeit förmlich an einem vorbeifliegen und man eben - Bogen zum Anfang - gerne Nachschlag hätte!
In diesem Sinne:
freeman