In den 90ern entstanden, wäre ein Film wie „Future World“ vielleicht irgendwann zum Videotheken-Klassiker avanciert. Man frage nur Kevin Costner, der mit „Waterworld“ und „The Postman“ in jenem Jahrzehnt gleich zwei solcher epochalen Querschläger gedreht hat. Doch heute, mitten in der damals noch besungenen Zukunft, lächelt man milde über derartige Ödland-Meisterwerke und skippt einfach zum nächsten Geniestreich.
James Franco lässt karge Landschaften im Zwielicht abfilmen, setzt dann im Baukastenprinzip chargierende Darsteller als jeweilige „Lords“ ihrer Disziplin in der staubigen Einöde ab und lässt sie phänomenale Grimassen-Duelle austragen, als wären sie Theaterdarsteller, die ihre Gesichtsausdrücke auch für die Zuschauer in der letzten Reihe erkenntlich machen müssen. Er selbst (als „Warlord“) und Milla Jovovich (als „Drug Lord“) spornen sich gegenseitig dazu an, dies im möglichst expressiven Ausmaß zu tun. Mit Erfolg: Wenn die Beiden sich endlich zum Duell in einer Ruine begegnen, artet es in einen Kampf der Joker aus, die vor geköpften Handlangern und ähnlichen Kollateralschäden nicht Halt machen. Dazu ertönt fortwährend der Soundtrack von Toydrum, elektronisches Gedudel, das massiv die Nerven strapaziert, zumindest wenn man es 90 Minuten lang zu den Bildern von Nirgendwo gereicht bekommt.
Harsche Momente in einem Film, dessen Entwicklung am Horizont mäandert wie eine flimmernde Fata Morgana. Dabei ist die Handlung von liebreizender Naivität: Ein junger Prinz, der sich auf der Suche nach Medizin für seine kranke Mutter in ein Abenteuer macht? Wenn man die trashige Figurenzeichnung berücksichtigt, klingt das nach Märchen auf links gedreht. Dabei steckt im Herzen des Films, den Franco nach eigener Idee umsetzte, eigentlich eine SciFi-Komponente in Form eines weiblichen Roboters. Wie man solche Zutaten verarbeitet, wenn man auch das Hirn mit Nahrung versorgen möchte, hat „Westworld“ gezeigt; Suki Waterhouse hingegen wirkt als Roboter-Gehilfin wie eine Philosophin in einer primitiven Welt, die von röhrenden Auspuffgasen oder der Musik eines Stripklubs immer dann unterbrochen wird, wenn sie etwas Wichtiges über das Menschsein zu sagen hat.
Ein Kunststück ist es fast schon, wie nah „Future World“ über seine volle Laufzeit am Abgrund der Langeweile balanciert, ohne jemals abzustürzen. Kaum sinkt die Aufmerksamkeitsspanne, wird sie mit irgendeiner Unterhaltungseinlage wieder an den oberen Pegel gebracht. Damit ist er qualitativ vielleicht gar nicht viel schlechter als so mancher Kultstreifen der auslaufenden VHS-Ära. Und trotzdem zum Vergessen verdammt.