Mit der Attestierung von Talent geht fast immer auch eine Behauptung von dessen Verschwendung einher. Je massiver das Talent, desto tragischer der Werdegang des Talentierten; insbesondere, wenn es sich um einen gestandenen Profi wie Nicolas Cage handelt.
Dessen umfangreiches Wirken der 2010er und 2000er wird in der selbstreferenziellen Meta-Parodie „The Unbearable Weight of Massive Talent“, die eher eine Abhandlung über Cages massive Persönlichkeit als über sein Schauspieltalent geworden ist, tunlichst gemieden. Vielmehr sind es „Con Air“, „The Rock“ und „Face/Off“, deren Memorabilia hier im Glaskasten ausgestellt werden – manchmal im übertragenen Sinne, manchmal auch wörtlich.
Entgegen eines Jean-Claude Van Damme, der bereits 2008 mit „JCVD“ sein Abbild eines Actionhelden selbstironisch durch den Zerrspiegel geschleift hatte, lässt sich ein Nicolas Cage aber kaum über einen einzelnen Rollentypus oder ein Genre definieren, somit also auch kein reiner Genrefilm über ihn realisieren. Es ist vielmehr er selbst, samt seiner Ticks, seiner Begeisterung für allerhand Kulte, der zwangsläufig im Zentrum stehen muss. Pedro Pascal ist es zwar, der in „Massive Talent“ Cages größten Fan spielt, doch er hat unvorhergesehene Konkurrenz: nämlich Cage selbst.
Wo Cage mit seiner Begeisterung für obskure Randbereiche der Kunst sein direktes Umfeld (mitsamt der eigenen Familie) überstrahlt, wo sich also der Star im planetaren System zur alles verschluckenden Sonne entwickelt, da lodert dieser Film lichterloh. Flammende Plädoyers für „hundert Jahre alte deutsche Stummfilme“ und leidenschaftlich vorgetragener Instant-Jazz („Nic Fuckiiiiiiyeaooowww-wow-Cage!“) inbegriffen. Gerade Cage im hitzigen Austausch mit seinem Alter Ego der Achtziger debattieren zu sehen, ist nicht einfach ein schräges Gimmick zum Austesten von De-Aging-Software, sondern eine erwärmende Visualisierung der alles verschluckenden Sonne, denn die Umwelt spielt in diesen Momenten keine Rolle mehr. Nur Cage spielt eine. Nein, er tanzt sie... mit sich selbst als Partner.
So sehr er sich als begnadeter Schauspieler und magnetisierende Persönlichkeit für einen Meta-Ausritt dieser Art anbietet, so sehr kollidiert er mit den Story-Basics, die ein Spielfilm normalerweise liefern sollte. Cage und Pascal ergeben zwar ein unheimlich knuddeliges Pärchen mit toller Chemie, sie bedienen definitiv alle Grundlagen für eine gut balancierte Buddy Comedy, doch wie könnte man einen Nicolas Cage in ein einen gewöhnlichen Plot zwängen? Tom Gormican tut gut daran, die verzweifelte Suche nach einer sinnvollen Filmhandlung als Problemstellung in das Drehbuch einzuarbeiten, nur leider gelingt es ihm nicht vollständig, sich von der realen Problematik dahinter zu lösen. Nur weil er explizit signalisiert, dass er nicht weiß, wohin die Reise führen soll, löst das noch nicht das eigentliche Problem. All die Swimming Pools, der Sonnenschein und die Partys bringen etwas Träges in die Handlung, das nach der Erleuchtung der Figuren mit Autorasereien und anderen Action Pieces gestützt werden soll, ein festgesetztes Ziel bleibt die Navigationsanzeige aber schuldig. Wenn auch genau das zum Meta-Konzept gehört, ist es letztlich auch ein Mangel des Films, der vielmehr in Details und einzelnen Sequenzen brilliert, weniger als Gesamtwerk.
Elvistollen, Beatles-Platten, Schlangenlederjacken, Vampirzähne und Rock'n'Roll... wenn man die ersten Dekaden von Nicolas Cages Karriere durchblättert, stellt man schnell fest, dass er es war, der seinen Filmen einen Stempel aufdrückte und nicht umgekehrt. Das hat sich im Grunde auch bei seinen Auftritten der letzten Jahre der Fall nicht geändert, als die Geldsorgen des Stars der Allgemeinheit vertrauter waren als seine Filme. Tom Gormican findet mit dem ziellosen Buddy Adventure auf Abwegen nicht immer die richtigen Worte, um es auszudrücken... aber in einigen Momenten kommt er der Faszination „Nicolas Cage“ erstaunlich nah.
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